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{"created":"2022-01-31T13:30:30.882153+00:00","id":"lit29688","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 155-156","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberichi.\n-\u00e9 ** **\nloo\nd\u00fcrfte derselbe, zumal die Kranke G-. f\u00fcr die Hypnose stark disponiert war, wobl noch keine Verallgemeinerung erfahren. Jedenfalls m\u00f6chte die PFL\u00fcGERSche Theorie hiermit noch nicht entkr\u00e4ftigt sein. Am Schl\u00fcsse der Abhandlung sucht Verfasser noch darzuthun, dafs auch der normale Schlaf vielfach erst durch Selbsthypnose eingeleitet wird, und warnt in diesem Sinne vor der \u00fcblen Sitte, kleine Kinder durch Einwiegen in den Schlaf zu bringen. Nach einer \u00fcbersichtlichen Zusammenstellung der verwerteten Litteratur fafst Verfasser seine Hauptergebnisse in folgende drei Thesen zusammen:\n\u201e1. Bei totaler An\u00e4sthesie ist der Gesichtssinn allein, sobald er nur ein feststehendes Objekt zum Fixieren hat, im st\u00e4nde, die aufrechte Stellung des K\u00f6rpers zu \u00fcberwachen und zu erhalten.\n2.\tDie Motilit\u00e4t, d. h. die F\u00e4higkeit, alle Muskeln willk\u00fcrlich zu innervieren, ist bei reiner An\u00e4sthesie nicht betroffen.\n3.\tDie bekannten Hypnose erzeugenden Manipulationen haben nicht allein einen rein suggestiven Einflufs, sondern es werden dabei auf dem Wege der Sinnesnerven dem Gehirn Beize zugef\u00fchrt, welche unabh\u00e4ngig vom Bewufstsein erregend auf gewisse Hirnteile einwirken.\u201c\nDeferent erlaubt sich, dem Vorstehenden hinzuzuf\u00fcgen, dafs die Heilung der kranken Ida G. auch nach ihrer zweiten Entlassung aus der Leipziger Klinik keine dauernde war, dafs sie infolge erneuter Anf\u00e4lle in dieselbe zur\u00fcckgenommen werden mufste und sich noch jetzt daselbst befindet.\tF. Kiesow (Leipzig).\nBrugsch-Pascha. Die Hypnose im Altertum. Zeitschr. f. Hypnot. April 1894.\nVerfasser beweist aus dem gnostischen Papyrus, der zum Teil in London, zum Teil in Leyden sich befindet und aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammt, dais die alten \u00c4gypter die Hypnose bereits vor mindestens 2000 Jahren kannten und anwendeten. Sie benutzten mit Vorliebe Streichungen, um meist unschuldige Knaben einzuschl\u00e4fern, die sie dann zum Hellsehen benutzten. Mit aller Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dafs die Hypnose noch viel \u00e4lter ist, wenn auch aus der Keilschrift nichts hierher Geh\u00f6riges bekannt ist.\nUmpfenbach (Bonn).\nW. Gessmann. Magnetismus und Hypnotismus. 2. Aufl. Wien, A. Hartleben, 1895.\nDer Hartlebensche Verlag hat diesem neuen Wissensgebiete Aufnahme gew\u00e4hrt in seine elektro-technische Bibliothek. In der Beihe der Handb\u00fccher \u00fcber angewandte Elektrizit\u00e4t nimmt sich der Hypnotismus freilich, namentlich f\u00fcr einen Skeptiker, etwas sonderbar aus. Doch mufs man es G. zugestehen, dafs er es verstanden hat, in seinem \u00fcber 200 Seiten fassenden Buche das Wissenswerte knapp und doch ausf\u00fchrlich zusammenzustellen, wenn er auch haupts\u00e4chlich nur die Beziehungen zwischen dem mineralischen Magnetismus, dem sog. tierischen Magnetismus und dem Hypnotismus ber\u00fccksichtigen will. Das Meiste ist ans bereits bekannt, doch findet man auch Neues, wie z. B. die von G. konstruierten Hypnoskope, mit deren H\u00fclfe man beweisen kann, dafs","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLitteraturhericht.\neine direkte magnetische Einwirkung auf den menschlichen K\u00f6rper besteht, und dafs es sogar den Anschein hat, dafs auch die Polarit\u00e4t des ein wirkend en Magnets nicht gleichg\u00fcltig ist. \u2014 Zur Erkl\u00e4rung der somnambulen Vorg\u00e4nge kann Gr. auch nichts beitragen. Ein endg\u00fcltiges Urteil dar\u00fcber h\u00e4lt Gr. \u00fcberhaupt noch f\u00fcr verfr\u00fcht. Das Beobachtungsmaterial m\u00fcsse noch vermehrt werden, und bed\u00fcrfe das Vorhandene noch einer wiederholten Beglaubigung durch vorurteilsfreie Forscher! \u2014 Das Werkchen liest sich glatt und enth\u00e4lt manches \u00dcberraschende.\nUmpfenbach (Bonn).\nGeorges Dumas. Les \u00e9tats intellectuels dans la m\u00e9lancolie. Paris, F. Alcan. 1895. 142 S.\nBei der Definition der Melancholie streiten sich die Gelehrten bekanntlich bis auf den heutigen Tag, ob die depressive Gem\u00fctsverstimmung oder die Hemmung des Vorstellungsablaufes das Prim\u00e4re sei. W\u00e4hrend man sich aber bei uns auf Grund der klinischen Beobachtung mehr und mehr in der Auffassung vereinigt, dafs Depression und Hemmung koordinierte Parallelsymptome und beide prim\u00e4r seien, die sich allerdings wechselseitig verst\u00e4rken k\u00f6nnen, ist Dumas mehr geneigt, sich f\u00fcr die letztere Entstehungsweise zu erkl\u00e4ren, so weit er den Begriff der Melancholie \u00fcberhaupt noch bestehen lassen will, denn eigentlich ist er der Ansicht, dafs es eine Melancholie als Krankheitseinheit gar nicht gebe, und sich das, was man bisher so genannt habe,\nin Empfindungs- und Hemmungsvorg\u00e4nge aufl\u00f6sen l\u00e4fst.\n\u2022 \u00ab\nDas ganze \u00dcbel beruht in letzter Linie auf der Ern\u00e4hrung, es ist die mangelhafte Ern\u00e4hrung des Organismus, die von dem Ich in seiner Weise synthetisch erkl\u00e4rt und als Melancholie ge\u00e4ufsert wird, sei es, dafs diese mangelhafte Ern\u00e4hrung direkt, auf Grund einer Kachexie, wobei die Infektionskrankheiten besonders zu vermerken sind, oder dadurch entstanden sei, dafs depressive Gem\u00fctsbewegungen auf den K\u00f6rper einwirkten und zu seiner Schw\u00e4chung f\u00fchrten.\nDie Abulie, die Unm\u00f6glichkeit, sich entscheiden zu k\u00f6nnen, bildet neben der Traurigkeit das Hauptsymptom der Melancholiker. Sie k\u00f6nnen nicht wollen, daher auch keine Handlung ausf\u00fchren, und dies selbst dann nicht, wenn sie den Gedanken dazu fassen k\u00f6nnen. In anderen F\u00e4llen ist auch der Entschlufs nicht mehr m\u00f6glich. Nun herrscht aber das Gesetz der Synthese, der Zwang der Logik, und das denkende Ich sucht nach einer Erkl\u00e4rung, nicht absichtlich und bewufst, sondern wie im Traum durch unbewufste Geistesth\u00e4tigkeit, und es findet einen Grund f\u00fcr die traurige Verstimmung wie f\u00fcr die Behinderung des Wollens und die Zwangsvorstellungen.\nDem Bed\u00fcrfnisse, die fremden und unerkl\u00e4rlichen Zust\u00e4nde dem Verst\u00e4ndnisse n\u00e4her zu bringen, entspringt die Vorstellung des Besessenseins, von einer \u00e4ufseren Macht, welche die Kranken zu verkehrtem Denken und Handeln zwingt. So lange das Ich besteht, unterliegt es diesem Zwange, die Leere auszuf\u00fcllen und die Breschen auszubessern, die ihm das mangelhaft ern\u00e4hrte Gehirn geschlagen.\nDie intellektuellen Zust\u00e4nde bauen sich auf den k\u00f6rperlichen auf","page":156}],"identifier":"lit29688","issued":"1896","language":"de","pages":"155-156","startpages":"155","title":"W. Gessmann: Magnetismus und Hypnotismus. 2. Aufl. Wien, A. Hartleben, 1895","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:30:30.882158+00:00"}