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{"created":"2022-01-31T14:35:48.821653+00:00","id":"lit29704","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Siebeck, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 289-290","fulltext":[{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturberichl.\n289\nauch solchen Th\u00e4tigkeiten unseres Zentralnervensystems (R\u00fcckenmark, Oblongata etc.), die niemals unserem Subjekt im Wachzust\u00e4nde bewufst werden, ein, wenn auch untergeordnetes, Bewufstsein zu.\nUmpfenbach (Bonn).\nRoman Pade. Die Affektenlehre des Johannes L\u00fcDOVicus Vives. Ein\nBeitrag zur G-eschichte der Psychologie. M\u00fcnster i. W. 1898. 51 S\u00bb\nEine Dissertation, die sich als Vorl\u00e4ufer einer umfassenderen Arbeit \u00fcber die Psychologie des Vives kennzeichnet und dieser zum voraus zur Empfehlung gereicht. Seit der Zeit, worin die aristotelische Affektenlehre eine folgenreiche Gegnerschaft an der der Stoiker fand, ist f\u00fcr die Entwickelung dieses ganzen Gebietes der Psychologie bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts keine Periode bedeutender gewesen, als der Zeitraum, welcher durch die methodischen Versuche zur Neubegr\u00fcndung der Lehre bei Vives, Descartes und Spinoza bezeichnet wird. Vives selbst ist von Alb. Lange (in der ihm gewidmeten Darstellung in Schmids Encyclop\u00e4die des ges. Erziehungs- u. Unterrichtswesens. 1878. IX. S. 770) als der Vater der neueren Psychologie bezeichnet worden, weil er bereits mit Bewufstsein davon ausgeht, dafs es nicht sowohl darauf ankomme, zu wissen, \u201ewas die \u201eSeele\u201c sei, als vielmehr, welche Eigenschaften sie habe, und wie sie wirke\u201c. Die Darstellung des Verfassers, der in pr\u00e4ziser Knappheit und doch ausf\u00fchrlich das Charakteristische der Lehre heraushebt, l\u00e4fst allerdings diesen Umstand weniger ins Licht treten. Er h\u00e4tte nach dieser Seite hin u. a. auf die interessante Analogie aufmerksam machen k\u00f6nnen, worin die Theorie des V. zu der entsprechenden bei D. Hartley und der beiden Mill steht, in der Art n\u00e4mlich, wie jener das Herauswachsen unselbstischer Zuneigung aus dem egoistischen Grundtriebe aufzuzeigen, die \u201epsychologische Br\u00fccke zwischen Selbst er haltung und Aufgeben des Selbst\u201c (vergl. H\u00f6eeding, Psychol. 1887. S. 308) zu schlagen sucht, wobei auch, wie bei den Genannten, die \u00c4hnlichkeitsassoziation eine Rolle spielt. Der vergleichende Blick des Verfassers nimmt, aufser auf Descartes und Spinoza, namentlich Bezug auf den H\u00f6hepunkt der mittelalterlichen Psychologie bei Thomas von Aquino, und dies allerdings, nach Lage der Sache, mit guter Berechtigung. Denn V. geh\u00f6rt thats\u00e4chlich zu denjenigen Sp\u00e4tlingen der Renaissance, die das gelobte Land einer neuen philosophischen und fachwissenschaftlichen Erkenntnis mit Eifer suchten, ohne doch \u00fcber das bisher innegehabte endg\u00fcltig hinauszukommen. Diesen Charakter tr\u00e4gt auch seine bedeutendste theoretische Leistung, die Affektenlehre. Sie giebt gut beobachtete Z\u00fcge aus der Erfahrung, sucht aus dem Verhalten der Seele gegen\u00fcber dem Gut und dem \u00dcbel die grundlegenden Zust\u00e4nde, Liebe und Abneigung, und weiter aus den Modifikationen dieser die \u00fcbrigen Affekte zu bestimmen. Bei aller Selbst\u00e4ndigkeit der Methode ist dabei im einzelnen die Abh\u00e4ngigkeit vom Alten \u00fcberall zu erkennen. V. h\u00e4lt sich nicht mehr so ausschliefslich wie Thomas an den unzureichenden Begriff der Passion, sondern an den des Affekts im Sinne des Aktiven und kann daher von vorn herein der thomistischen Einteilung in konkupiszible und iraszible Zust\u00e4nde entraten. Aber auch\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie IX.\t19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nLitteraturbericht.\nihm fallen noch, wie seinem Vorg\u00e4nger, verschiedenartige Zust\u00e4nde (Gef\u00fchle, Affekte, Begehrungen, Leidenschaften) in dem einen ungekl\u00e4rten Haupthegriff ineinander. Dafs er Thomas trotz des vielen Gemeinsamen niemals nennt, h\u00e4lt der Verfasser f\u00fcr ein bewufstes und deshalb unberechtigtes Verschweigen seiner Quelle. Mir ist dies zweifelhaft. Die wissenschaftlichen Vertreter der \u00dcbergangszeit, der auch ein Vives angeh\u00f6rt, sind, wo sie \u00fcber die Negation des Alten hinausgehen, doch aller Orten, oft ohne es zu wissen und zu wollen, von den \u00fcberlieferten Best\u00e4nden der Antike und der Scholastik beeinflufst. Einen Beleg dazu liefert der Verfasser selbst, da n\u00e4mlich, wo er in dem beurteilenden Abschnitte die Beziehungen einerseits zu Descartes, andererseits zu Aristoteles ins Auge fafst:' wobei sich u. a. herausstellt, dafs, wo Descartes und V. \u00fcbereinstimmen, dies auf ihrer gemeinsamen Abh\u00e4ngigkeit von der antiken Quelle (.Aristoteles\u2019 Rhetorik) beruht.\nH. Siebeck (Giefsen).\n/\nKarl Marbe. Vorrichtungen zur successiven Variierung der Sektoren rotierender Scheiben und zur Ablesung der Sektorenverh\u00e4ltnisse w\u00e4hrend der Rotation. Centralbl. f. Physiol 1894. No. 25. S. 1\u20144.\nDer sinnreiche, auf einem einfachen Prinzip beruhende und leicht zu bedienende Apparat erm\u00f6glicht durch die Variierung des Sektorenverh\u00e4ltnisses zweier mittelst Federspannung ineinander verschiebbarer Farbenscheiben Mischungs\u00e4nderungen der jeweils verwandten Pigmente w\u00e4hrend der Potation der Scheiben. Zur Pegulierung dieser nach Angabe des Verfassers innerhalb der Grenzen von 10\u2014860\u00b0, bezw. 350\u20140\u00b0 erzielbaren, praktisch v\u00f6llig ausreichenden Ver\u00e4nderungen dient eine Schlittenvorrichtung, welche, l\u00e4ngs einer graduierten Schiene verschiebbar, durch einen Schnurlauf mit den rotierenden Scheiben in Verbindung steht. Der Apparat kann durch einen Wassermotor oder durch ein Uhrwerk in Betrieb gesetzt werden. Vom Mechaniker Zimmermann in Leipzig (Emilienstrafse 21), der den Apparat zum Patent anmeldete, wird die Vorrichtung mit Einschlufs eines Statives zum Preise von ca. 60 Mk., mit einem Uhrwerk versehen f\u00fcr ca. 100 Mk. geliefert. Das Uhrwerk ist jedoch ausschaltbar, so dafs die Einrichtung auch in dieser Form mit einem Wassermotor verbunden werden kann. Der ausf\u00fchrlichen Beschreibung des Verfassers sind zwei schematische Zeichnungen seines Apparates beigegeben.\tF. Kiesow (Leipzig).\nL. Hermann. Beitr\u00e4ge zur Lehre von der Klangwahrnehmung. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 56. S. 467\u2014499. (1894).\n\u2014 Phonophotographische Mitteilungen. V. Die Kurven der Konsonanten, VI. Nachtrag zur Untersuchung der Vokalkurven. Ebenda. Bd. 58, S. 255-263 u. 264-279. (1894).\nDie erstere Abhandlung er\u00f6rtert zun\u00e4chst die Beziehungen zwischen Klangcharakter und Phasenverschiebungen. P. K\u00f6nig hat bekanntlich durch Versuche mit der Wbllensirene nachweisen wollen, dafs entgegen","page":290}],"identifier":"lit29704","issued":"1896","language":"de","pages":"289-290","startpages":"289","title":"Roman Pade: Die Affektenlehre des Johannes Ludovicus Vives. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie. M\u00fcnster i. W. 1893. 51 S.","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:48.821660+00:00"}