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{"created":"2022-01-31T14:42:22.747579+00:00","id":"lit29745","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kurella","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 307-308","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n307\nversteht. Verfasser untersuchte schliefslich 50 Idioten. 30 davon fanden Gefallen an Musik, 20 waren indifferent. 15 pfiffen und sangen ohne Text (5 davon konnten artikulieren, aber ohne Verst\u00e4ndnis), 9 sangen mit Text; ein Patient, den man f\u00fcr taubstumm hielt, fing eines Tages pl\u00f6tzlich zu singen an. 4 zeichneten, 25 fanden Gefallen an Bildern. In Komposition haben Idioten nichts geleistet (375). Verfasser macht gelegentlich auch die Bemerkung, dafs kein S\u00e4ugetier, das niederer steht als der Mensch, die Tonh\u00f6he genau wahrnehme ; eine Ausnahme bilde nur der singende Affe (the singing monkey). Gemeint ist wahrscheinlich der von Darwin (Verfasser sagt: Romanes) erw\u00e4hnte Hylo-bates agilis (braune oder schwarze Gibbon). Obgleich es Verfasser abermals auf ein Experiment nicht ankommen liefs, ist der von Darwin erw\u00e4hnte Hylobates schon l\u00e4ngst als ein sehr hypothetischer S\u00e4nger erkannt worden. Wenn Verfasser aber unter dem Ausdruck \u201edelicate perception of pitch\u201c lediglich die Thatsache meint, dafs sie die Tonh\u00f6he treffen, so ist doch wohl zu bedenken, dafs viele V\u00f6gel das Wenige, was sie k\u00f6nnen, immer in derselben Tonh\u00f6he Vorbringen.\nIm allgemeinen ist das vom Verfasser gebrachte Thatsachenmaterial sehr willkommen und wertvoll, aber man bedauert doch, dafs er sich nicht die M\u00fche genommen, sich in der vorhandenen Litteratur ein bischen umzusehen und sich mit den Methoden der experimentellen Psychologie vertraut zu machen. Er h\u00e4tte sich dann manche spekulative Hypothese und wohl auch manchen Schnitzer (wie den mit der Tontaubheit) erspart.\tWallaschek (London).\nW. James. The physical basis of emotion. Psychol. Beview I. S. 516 bis 529. (1894.)\nEs hat recht lange gedauert, ehe die von James und Lange ziemlich gleichzeitig (1885) ver\u00f6ffentlichte Reflextheorie der Affekte das Interesse der Psychologen geweckt hat. Nachdem Wundt 1891 gegen dieselbe aufgetreten ist, haben sich neuerdings einzelne englische und amerikanische Autoren mit ihr besch\u00e4ftigt. (Ich m\u00f6chte beil\u00e4ufig sagen, dafs ich beim Lesen der LANGESchen Schrift von ihr eine Revolution der Psychiatrie erwartete. Ich konnte aber weder Meynert noch Westphau daf\u00fcr interessieren, und meine \u00dcbersetzung derselben ist ganz unbeachtet geblieben.)\nGegen seine Kritiker \u2014 Wundt, Irons, Worcester \u2014 wendet sich nun James in dem vorliegenden Artikel. Der Haupteinwand Wundts \u2014 den alle anderen Kritiker wiederholen \u2014 besteht in der Frage: Wenn ein Eindruck einen Affekt ausschliefslich durch die Ausl\u00f6sung von Reflexen hervorruft, warum hat ein anderer, dem ersten ganz gleicher Reiz nicht denselben Effekt, wenn seine psychische Wirkung nicht dieselbe ist? \u2014 \u00c4hnlich sagt Irons, dafs nicht das Objekt als solches die k\u00f6rperliche Wirkung hervorruft. \u201eWenn ich nicht erschreckt w\u00e4re, so w\u00fcrde der Gegenstand nicht schrecklich sein.\u201c Und Worcester sagt, man liefe nicht ohne weiteres erschreckt beim blofsen Anblick eines wilden Tieres weg, sondern erst, wenn man sich f\u00fcrchte, gefressen zu werden, k\u00e4men die Symptome der Angst (Weglaufen u. a.) zumVorschein.\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLitteraturbericht.\nJames erwidert, dafs bei einiger Erfahrung nicht das blofse Objekt die Affektsymptome hervorruft, sondern die G-esamtsituation, von der es ein Element ist. Die den Affekt konstituierenden Reflexe sind auch dann eine instinktive Reaktion auf das vital wichtigste Element der Situation.\nLehmann hat gegen die LANGESche Theorie eingewendet, es g\u00e4be Affekte, die bei wechselnden organischen Symptomen gleich blieben, was unm\u00f6glich w\u00e4re, wenn die Symptome den Affekt machen. James erwidert darauf, dafs in solchen F\u00e4llen doch wohl auch der Affekt sich \u00e4ndert, dafs sich diese M\u00f6glichkeit jedenfalls bei dem heutigen Stande der Kenntnis von den subjektiven Schwankungen der Affekte nicht aus-schliefsen liefse.\nEine sehr wichtige Bemerkung macht James gegen\u00fcber dem Ein-wande von Worcester, dafs gewisse, zu den Affektsymptomen geh\u00f6rende spasmodische Muskelaktionen (Lachen, Schluchzen, Schauern, Erbrechen) hervorgerufen werden k\u00f6nnen, ohne dafs die Affekte, deren Teilerscheinung sie sonst bilden, auftreten. James sagt: \u201eIn keinem dieser F\u00e4lle findet eine vollst\u00e4ndige Reproduktion einer diffusen Affektwelle statt. Es fehlen dabei die schwer lokal hervorrufbaren visceralen Faktoren, und diese scheinen die wesentlichsten von allen zu sein. Wo diese aus irgend einem inneren Grunde hinzutreten, da erhalten wir den Affekt.\u201c\nDiese Bemerkung wird durch alle pathologischen Erfahrungen \u00fcber viscerale Neurosen, Hypochondrie und das Gem\u00fctsleben Darmleidender voll best\u00e4tigt.\tKurella (Brieg).\nJ. Dewey. The Theory of Emotion. Psychol. Beview. I. 6. S. 553\u2014569 u. II. S. 13\u201432 (1894 u. 1895).\n1. Emotional Attitudes. Die Arbeit soll Darwins Lehre vom Affektausdruck und die jAMES-LANOEsche Theorie \u201ein einen gewissen organischen Zusammenhang bringen\u201c. Darwins Darstellung der emotionellen \u201eAttit\u00fcden\u201c wird nicht klarer durch die R\u00fcckf\u00fchrung derselben auf den Affekt als Ursache, vielmehr werden die Attit\u00fcden v\u00f6llig verst\u00e4ndlich durch Beziehung auf biologisch n\u00fctzliche Bewegungen, von denen sie abstammen ; D. f\u00fchrt das f\u00fcr die durch Lachen charakterisierte N\u00fcance des Lustaffektes aus. Darwins Prinzip der \u201ezweckm\u00e4ssigen assozierten Gewohnheiten\u201c erkl\u00e4re die Thatsachen nur, wenn man es formuliert : Gewohnheiten, die n\u00fctzlich sind als Teile eines Aktes, der als Bewegung n\u00fctzlich ist. En passant macht D. eine f\u00fcr Psychiater interessante Bemerkung, welche das Zustandekommen von Wahnvorstellungen bei prim\u00e4ren Stimmungsanomalien (Manie, Melancholie) besser beleuchtet, als die noch vielfach verbreitete Behauptung, der Wahn w\u00e4re in diesen F\u00e4llen ein Erkl\u00e4rungsversuch. Er sagt: Die unmittelbare Korrelation des Affektes zu einem \u201eObjekt\u201c und seine Tendenz, wo ein Objekt nicht vorliegt, eins anzunehmen, bedeutet nur, dafs emotionelle Attit\u00fcden ihrem Inhalte nach rationell sind, und selbst in pathologischen F\u00e4llen ihrer Form nach so teleologisch, um f\u00fcr sich ein Objekt zu supponieren.\u201c","page":308}],"identifier":"lit29745","issued":"1896","language":"de","pages":"307-308","startpages":"307","title":"W. James: The physical basis of emotion. Psychol. Review I. S. 516 bis 529. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:22.747585+00:00"}