Open Access
{"created":"2022-01-31T14:46:25.749133+00:00","id":"lit29752","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 316-317","fulltext":[{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nLitteraturbericlit.\nForm vorzuf\u00fchren und uns so in den Stand zu setzen, eine volle \u00dcbersicht der wichtigen Frage zu gewinnen.\tPelm an.\n1.\tFuchs. Die Bedeutung der Hypnose in forensischer Hinsicht. Bonn, 1895.\n2.\tGrashey, Hirt, v. Schrenck-Notzing, Preyer. Der Prozefs Czynski. Thatbestand desselben und Gutachten \u00fcber Willensbeschr\u00e4nkung durch hypnotisch-suggestiven Einflufs. Stuttgart, Ferd. Enke. 1895.\n3.\tW. Preyer. Ein merkw\u00fcrdiger Fall von Fascination. Stuttgart, Ferd. Enke, 1895.\nDer Prozefs Czynski, der zu den genannten Publikationen Veranlassung gab, hat das allgemeine Interesse in hohem Grade gefesselt, weil in ihm zum ersten Male in Deutschland die hypnotische Suggestion in ihrer forensischen Bedeutung an einem konkreten Falle vor Gericht eingehend er\u00f6rtert wurde. Der Thatbestand darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden. Den f\u00fcnf Verfassern als Sachverst\u00e4ndigen war die Frage vor gelegt worden, ob die als Zeugin fungierende Freiin von Z., als sie sich dem Angeklagten, dem Hypnotiseur Cz., geschlechtlich hingegeben habe, sich in einem Zustande der Willenlosigkeit befunden habe, wobei an einen von Cz. herbeigef\u00fchrten Zustand von Hypnose oder an posthypnotische Suggestion gedacht worden war.\nFuchs geht in seinem Gutachten nicht auf den vorliegenden Fall ein, sondern begr\u00fcndet nur im allgemeinen sein durch eine fr\u00fchere \u2014 hier nochmals abgedruckte \u2014 Arbeit bekanntes, verwerfendes Urteil \u00fcber Hypnose und hypnotische Suggestion. Die Ansicht von F. ist in nuce in dem Titel dieser Arbeit: \u201eDie Kom\u00f6die der Hypnose\u201c enthalten. Auch wer seinen extremen Standpunkt nicht teilt, wird seinen scharfsinnigen, durch Humor gew\u00fcrzten Ausf\u00fchrungen gern folgen. Grashey bejaht die gestellte Frage. Er behauptet, dafs Cz. bei der Baronin die Liebe zu ihm durch fortgesetzte hypnotische Suggestionen hervorgerufen und sie dadurch willenlos gemacht habe. Mit vollem Becht betont demgegen\u00fcber Hirt, dafs die gew\u00f6hnlichen, bei einer Verf\u00fchrung in Wirkung tretenden Motive auch in diesem Falle zur Erkl\u00e4rung v\u00f6llig ausreichten, und dafs die M\u00f6glichkeit, durch hypnotische Suggestionen einen solchen dauernden pathologischen Geisteszustand herbeizuf\u00fchren, wie Grashey ihn bei der Baronin supponiert, keineswegs bewiesen sei. v. Schrenck-Notzing dagegen und Preyer kommen zu fast demselben Besultate, wie Grashey. Immerhin giebt v. Schrenck-Notzing zu, \u201edafs die in Frage stehende Willenlosigkeit \u201ezum Teil aus der nat\u00fcrlichen Pr\u00e4disposition der Freiin, ihrer intellektuellen Widerstandsarmut\u201c stammt, und P. sagt in demselben Sinne, dafs die \u201eImmunisierung gegen ihre eigenen sittlichen, religi\u00f6sen, und sozialen Bedenken\u201c nur m\u00f6glich war durch die geistige Minderwertigkeit der Gesch\u00e4digten. Preyer betont st\u00e4rker, als die anderen Sachverst\u00e4ndigen, den Einflufs der Wachsuggestion. Er spricht von einem Zustande der Fascination, der durch den Blick, durch die Stimme, durch Handauflegen und \u00e4hnliches herbeigef\u00fchrt werde. Die an dritter Stelle genannte Arbeit Preyers berichtet ausf\u00fchrlichst \u00fcber die Geschichte einer Frau, die durch \u00e4hnliche Mittel von einem Freunde ihres Mannes","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n317\nin einen Zustand v\u00f6lliger H\u00f6rigkeit versetzt worden war und ihm, wie der Hund seinem Herrn, folgen \u201emufste\u201c, ohne irgendwelche Neigung zu dem Betreffenden zu hegen, und ohne dafs angeblich ein Verh\u00e4ltnis sexueller Art sich entwickelte. Wenn die mitgeteilten Thatsachen und ihr kausaler Zusammenhang sich wirklich so verhielten, wie P. es dar-steilt, so m\u00fcfste uns allerdings ein Grauen erfassen, \u00e4hnlich dem, das unsere Vorfahren hei dem Gedanken an Hexen und Hexenmeister beschlich. W\u00e4ren wir doch alle an Leib und Leben, Ehre und Verm\u00f6gen mehr oder weniger dem Belieben gewisser Mitmenschen preisgegeben, vor deren \u201eBasiliskenblick\u201c auch die heiligsten Bande wie Strohhalme zer-reifsen. Herr Preyer geh\u00f6rt, wie er uns selbst mitteilt, zu den gl\u00fccklichen Besitzern dieses Basiliskenblickes, Hoffen wir, dafs er uns bald \u00fcber seine eigenen Versuche, die er mit ihm angestellt hat, weiteres mitteilt.\tLiebmann (Bonn).\nA. S. Warthin. Some Physiologie Effects of Music in Hypnotized Subjects. Medic. News. (Philadelphia.) 28. Juli 1894. S. 89.\nVerfasser ist auf den gl\u00fccklichen Gedanken gekommen, den emotionalen Effekt der Musik an hypnotischen Personen zu erproben. Er erreichte dadurch, wie ich glaube, eine weit nat\u00fcrlichere und wahrheitsgetreuere Auskunft, als sie bisher durch blofse Spekulation oder durch die direkte Frage und Massenexperimente mit einem psychologisch ungeschulten Publikum erreicht wurde. Er hat bisher nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl von Experimenten (7) gemacht, aber die Besultate sind doch schon jetzt wertvoll, zumal es der Verfasser verstanden hat, alle k\u00fchnen Schlufsfolgerungen und unn\u00fctzen Hypothesen zu vermeiden. Er untersuchte zun\u00e4chst die Wirkung des Walk\u00fcrenritts und konstatierte erh\u00f6hte Pulsfrequenz (von 60 auf 120) und Atmung (18\u201432). Die Hypnotisierten erkl\u00e4rten, von der Musik zun\u00e4chst einen Gef\u00fchlseindruck erhalten zu haben, sie stellten sich ein Pferderennen vor, das sie als Zuseher und Teilnehmer mitmachten. Manche verbanden diese vermeintlichen Erlebnisse auch mit k\u00f6rperlichen Bewegungen. Nur eine Versuchsperson kannte schon vorher die Musik und die mit ihr verbundene dramatische Scene. Aus der Hypnose erwacht, hatten die Versuchspersonen den Eindruck vergessen und hatten dann auch im normalen Zustande nicht denselben Eindruck, wie w\u00e4hrend der Hypnose. Das pl\u00f6tzliche Anschl\u00e4gen des H-rnoll-Akkordes w\u00e4hrend des sonst aas H-dur gehenden Teiles des St\u00fcckes hatte die Folge, dafs die Versuchsperson erschreckt und blafs dastand und zugleich ihr Puls von 120 auf 40 herabging. Sie erkl\u00e4rte, den Eindruck gehabt zu haben, dafs jetzt alles pl\u00f6tzlich einem unerwarteten Ende entgegeneile. F\u00fcr sich selbst aber hatte der H-moll-Akkord keinen Effekt, es w\u00e4re also lediglich eine Folge des Verh\u00e4ltnisses zur \u00fcbrigen Harmonie der Komposition. Auch der Prozefs des Hypnotisierens selbst wurde durch Musik erleichtert, und ein Patient konnte nur durch ein bestimmtes St\u00fcck, den Pilgerchor aus Tannh\u00e4user, hypnotisiert werden, was auch schon beim f\u00fcnften Takt gelang. Auch die Frage wurde untersucht, ob gewisse diesbez\u00fcglich ber\u00fcchtigte Stellen WAGNERScher Kompositionen eine geschlechtliche Erregung ver-","page":317}],"identifier":"lit29752","issued":"1896","language":"de","pages":"316-317","startpages":"316","title":"1. Fuchs: Die Bedeutung der Hypnose in forensischer Hinsicht. Bonn, 1895 / 2. Grashey, Hirt, v. Schrenck-Notzing, Preyer: Der Proze\u00df Czynski. Thatbestand desselben und Gutachten \u00fcber Willensbeschr\u00e4nkung durch hypnotisch-suggestiven Einflu\u00df. Stuttgart, Ferd. Enke, 1895 / 3. W. Preyer: Ein merkw\u00fcrdiger Fall von Fascination. Stuttgart, Ferd. Enke, 1895","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:46:25.749139+00:00"}