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{"created":"2022-01-31T14:46:50.006040+00:00","id":"lit29753","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 317-318","fulltext":[{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n317\nin einen Zustand v\u00f6lliger H\u00f6rigkeit versetzt worden war und ihm, wie der Hund seinem Herrn, folgen \u201emufste\u201c, ohne irgendwelche Neigung zu dem Betreffenden zu hegen, und ohne dafs angeblich ein Verh\u00e4ltnis sexueller Art sich entwickelte. Wenn die mitgeteilten Thatsachen und ihr kausaler Zusammenhang sich wirklich so verhielten, wie P. es dar-steilt, so m\u00fcfste uns allerdings ein Grauen erfassen, \u00e4hnlich dem, das unsere Vorfahren hei dem Gedanken an Hexen und Hexenmeister beschlich. W\u00e4ren wir doch alle an Leib und Leben, Ehre und Verm\u00f6gen mehr oder weniger dem Belieben gewisser Mitmenschen preisgegeben, vor deren \u201eBasiliskenblick\u201c auch die heiligsten Bande wie Strohhalme zer-reifsen. Herr Preyer geh\u00f6rt, wie er uns selbst mitteilt, zu den gl\u00fccklichen Besitzern dieses Basiliskenblickes, Hoffen wir, dafs er uns bald \u00fcber seine eigenen Versuche, die er mit ihm angestellt hat, weiteres mitteilt.\tLiebmann (Bonn).\nA. S. Warthin. Some Physiologie Effects of Music in Hypnotized Subjects. Medic. News. (Philadelphia.) 28. Juli 1894. S. 89.\nVerfasser ist auf den gl\u00fccklichen Gedanken gekommen, den emotionalen Effekt der Musik an hypnotischen Personen zu erproben. Er erreichte dadurch, wie ich glaube, eine weit nat\u00fcrlichere und wahrheitsgetreuere Auskunft, als sie bisher durch blofse Spekulation oder durch die direkte Frage und Massenexperimente mit einem psychologisch ungeschulten Publikum erreicht wurde. Er hat bisher nur eine beschr\u00e4nkte Anzahl von Experimenten (7) gemacht, aber die Besultate sind doch schon jetzt wertvoll, zumal es der Verfasser verstanden hat, alle k\u00fchnen Schlufsfolgerungen und unn\u00fctzen Hypothesen zu vermeiden. Er untersuchte zun\u00e4chst die Wirkung des Walk\u00fcrenritts und konstatierte erh\u00f6hte Pulsfrequenz (von 60 auf 120) und Atmung (18\u201432). Die Hypnotisierten erkl\u00e4rten, von der Musik zun\u00e4chst einen Gef\u00fchlseindruck erhalten zu haben, sie stellten sich ein Pferderennen vor, das sie als Zuseher und Teilnehmer mitmachten. Manche verbanden diese vermeintlichen Erlebnisse auch mit k\u00f6rperlichen Bewegungen. Nur eine Versuchsperson kannte schon vorher die Musik und die mit ihr verbundene dramatische Scene. Aus der Hypnose erwacht, hatten die Versuchspersonen den Eindruck vergessen und hatten dann auch im normalen Zustande nicht denselben Eindruck, wie w\u00e4hrend der Hypnose. Das pl\u00f6tzliche Anschl\u00e4gen des H-rnoll-Akkordes w\u00e4hrend des sonst aas H-dur gehenden Teiles des St\u00fcckes hatte die Folge, dafs die Versuchsperson erschreckt und blafs dastand und zugleich ihr Puls von 120 auf 40 herabging. Sie erkl\u00e4rte, den Eindruck gehabt zu haben, dafs jetzt alles pl\u00f6tzlich einem unerwarteten Ende entgegeneile. F\u00fcr sich selbst aber hatte der H-moll-Akkord keinen Effekt, es w\u00e4re also lediglich eine Folge des Verh\u00e4ltnisses zur \u00fcbrigen Harmonie der Komposition. Auch der Prozefs des Hypnotisierens selbst wurde durch Musik erleichtert, und ein Patient konnte nur durch ein bestimmtes St\u00fcck, den Pilgerchor aus Tannh\u00e4user, hypnotisiert werden, was auch schon beim f\u00fcnften Takt gelang. Auch die Frage wurde untersucht, ob gewisse diesbez\u00fcglich ber\u00fcchtigte Stellen WAGNERScher Kompositionen eine geschlechtliche Erregung ver-","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nLitteraturbericht.\nUrsachen. Musik allein hat jedoch diesen Effekt nie zur Folge gehabt, sondern immer nur in Verbindung mit Worten. Die Details der Experimente m\u00fcssen wohl in dem Artikel selbst nachgelesen werden, und es w\u00e4re sehr zu w\u00fcnschen, dafs die Musik-\u00c4sthetiker, deren \u201ePhilosophie\u201c schon so viel mit der Wirkung und Ausdrucksf\u00e4higkeit der Musik gestritten, gedichtet und verdorben hat, sich mit den hier niedergelegten Resultaten bekannt machen w\u00fcrden. Wahrscheinlich wird das nicht der Fall sein und die dialektische Methode und Metaphysik der Musik weiterleben, aber ich glaube trotzdem, dafs diese Art der Experimente dem \u00c4sthetiker die erw\u00fcnschte (oder vielleicht nicht erw\u00fcnschte) wissenschaftliche Basis geben w\u00fcrde. Der vorl\u00e4ufige Schlufs Warthins ist: der Effekt der Musik ist emotional, aber rein individuell, indem jede Versuchsperson den Eindruck mit ihrer pers\u00f6nlichen Erfahrung verbindet (92). In die Sprache der \u00c4sthetik \u00fcbersetzt, kann man also sagen, Musik ist keine objektive Darstellung der Gef\u00fchle, die sie nicht bestimmt, begrenzt und beschreibt, sie ist auch nicht ein rein formelles Spiel ohne Gef\u00fchlswirkung, sondern sie veranlafst, dafs wir f\u00fchlen; wie wir das thun, mit welchen Vorstellungen, Erfahrungen, Scenen wir das Gef\u00fchl verbinden, das ist dem rein individuellen psychischen Leben des betrachtenden Subjekts \u00fcberlassen. Begreiflicherweise haben diese Resultate in mir auch eine rein pers\u00f6nliche Befriedigung wachgerufen, denn sie sagen in ihrer originellen Weise dasselbe, was ich seit zehn Jahren leider ohne Experiment, aber sonst auf allen m\u00f6glichen Wegen \u00fcber den Ausdruck und die Wirkung der Musik zu predigen bem\u00fcht war. Ich kann diesen Bericht nicht schliefsen, ohne f\u00fcr etwaige Wiederholungen dieser Experimente den Ruf des Verfassers nach Vorsicht zu wiederholen. Die Gef\u00fchlswirkung in der Hypnose ist eine so intensive, dafs sie in gewissen F\u00e4llen und bei manchen Personen eine derartige pl\u00f6tzliche \u00c4nderung des Pulsschlages hervorruft, dafs eine Gefahr nicht ausgeschlossen ist, wenn der Experimentator nicht sorgf\u00e4ltig beobachtet, zu grelle \u00dcberg\u00e4nge vermeidet und im Falle eintretender Gefahr den Versuch einzustellen oder herabzustimmen in der Lage ist.\nWallaschek (London).\nMeschede. \u00dcber den Entwickelungsgang der Psychiatrie und \u00fcber die Bedeutung des psychiatrischen Unterrichtes f\u00fcr die wissenschaftliche und praktische Ausbildung der \u00c4rzte. Dtsch. med. Wochenschr. 1895. No. 3 u. 4.\nIn seiner bei Er\u00f6ffnung der neubegr\u00fcndeten psychiatrischen Universit\u00e4tsklinik zu K\u00f6nigsberg gehaltenen Antrittsvorlesung giebt Verfasser einen geschichtlichen Abrifs \u00fcber die Irrenheilkunde und das Irrenanstaltswesen und begr\u00fcfst als einen erfreulichen Fortschritt der Jetztzeit die Einrichtung psychiatrischer Kliniken, durch die man im Interesse der Erkrankten und der \u00c4rzte dem Postulate eines obligatorischen Unterrichtes in der Psychiatrie n\u00e4her trete. Peretti (Grafenberg).\nW. Lloyd Andrlezex. On some of the newer aspects of the pathology of insanity. Brain. Part. LXVIII. Winter. 1894. S. 548\u2014692.\nVerfasser giebt einen \u00dcberblick \u00fcber die Umw\u00e4lzungen, welche dank den motorischen Ergebnissen der GoLoischen Silbermethode in der","page":318}],"identifier":"lit29753","issued":"1896","language":"de","pages":"317-318","startpages":"317","title":"A. S. Warthin: Some Physiologic Effects of Music in Hypnotized Subjects. Medic. News. (Philadelphia.) 28. Juli 1894. S. 89","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:46:50.006045+00:00"}