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{"created":"2022-01-31T14:41:58.735813+00:00","id":"lit29762","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 389-390","fulltext":[{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Litt er aturb ericht.\nForel. Gehirn und Seele. Ein Vortrag, gehalten bei der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und \u00c4rzte in Wien, am 26. September 1894. Bonn 1894. 32 Seiten.\n\u201eMenschliches Bewufstsein, Seele, Bewufstseinsinhalt, Gehirnth\u00e4tig-keit und Gehirnmaterie sind nur Erscheinungsformen eines und desselben Dinges und nur f\u00fcr unseren abstrahierenden Verstand, nicht aber an sich, voneinander trennbar. Man kennt kein Bewufstsein ohne Inhalt, kein lebendes Gehirn ohne seine Th\u00e4tigkeit, keine Gehirnth\u00e4tigkeit ohne Seelenerscheinungen. Es giebt kein Gehirn ohne Seele und keine komplizierte, der unseren analoge Seele ohne Gehirn.\u201c Wir sind gezwungen \u201ezu der Annahme einer im wahren Sinne des Wortes g\u00f6ttlichen, monistischen Weltpotenz, die sich hinter unseren abstrahierten, k\u00fcnstlichen Begriffen verbirgt, die zugleich Bewufstsein, Stoff und Kraft sein mufs, und die die fortschreitende Evolution der Weiten und speziell der unorganischen wie der organischen Natur unserer Erde aus sich her vor bringt.\u201c \u201eEs liegt kein Grund vor, einen besonderen dualistischen Seelenhegriff einem anderen Begriff, den man seelenlose Materie nennen will, entgegenzustellen\u201c, \u201eda wir Kraft, Stoff und Bewufstsein nicht f\u00fcr verschiedene Dinge, sondern f\u00fcr Abstraktionen aus den Erscheinungen des Dinges an sich halten\u201c. \u201eAlles ist Seele so gut, wie Kraft und Stoff. Urspr\u00fcnglicher und h\u00f6her ist keiner dieser untrennbaren Begriffe, da sie eins sind.\u201c Referent mufs sich mit Anf\u00fchrung dieser wenigen S\u00e4tze begn\u00fcgen, w\u00fcnscht aber, dafs der Leser sich damit nicht begn\u00fcgt, vielmehr im Original den ganzen Vortrag bis zu den Schlufss\u00e4tzen verfolgt, in denen sich Forel zu der Ansicht bekennt, dafs seine monistische Weltanschauung \u201egeeignet erscheint, die Grundlagen einer wahren Religion und Ethik mit der Wissenschaft zu vers\u00f6hnen, wenigstens beide wieder n\u00e4her zu bringen, wozu es freilich n\u00f6tig ist, dafs die Theologie ihren Glaubensdogmatismus verl\u00e4fst, und dafs die Naturwissenschaft und vor allem die Medizin ihren heute so gangbaren cynisehen, auf rein egoistische Genufssucht hinzielenden Materialismus preisgiebt.\u201c\nPeretti (Grafenberg).\nGeorge Trumbull Ladd. President\u2019s address before the New York meeting of the American Psychological Association. Psychol. Bern Vol. I. S. 1\u201421. 1894.\nVor der am 27. und 28. Dezember 1893 im Columbia College zu New York stattgefundenen Versammlung der amerikanischen psycho-","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nLitter a turbericht.\nlogischen Gesellschaft hielt der um die Verbreitung der LoTZESchen Philosophie in den Vereinigten Staaten verdiente, sowie durch seine eigenen umfangreichen Werke philosophischen und psychologischen Inhalts bekannte Gelehrte einen Vortrag, in welchem er zun\u00e4chst das Verh\u00e4ltnis bespricht, in welchem die auf statistischem Wege und durch experimentelle Untersuchung gewonnenen Ergebnisse der psychologischen Forschung nach seiner Auffassung zum Gesamtgebiete dieser Wissenschaft stehen. Er sucht sodann seine Anschauungen \u00fcber die Stellung zu entwickeln, welche die Psychologie der Philosophie sowohl, wie den Einzelwissenschaften gegen\u00fcber einzunehmen habe, und hebt zum Schl\u00fcsse die Bedeutung derselben f\u00fcr das praktische Leben und das Wohl des Menschen hervor. Wie mit Bezug auf die Aufgaben, welche die Philosophie als solche zu erf\u00fcllen habe, weicht Professor Ladd auch hinsichtlich derjenigen der Psychologie von anderen modernen Anschauungen in manchen Punkten ab. Die psychologische Wissenschaft bleibt ihm mit der Philosophie enger verbunden, als jede andere, im weiteren und weitesten Sinne umfafst sie nach L. auch die Probleme der Logik, wie die der Ethik und der \u00c4sthetik. Der experimentellen Beobachtung sind mannigfache Grenzen gesetzt, die beispielsweise bei der Untersuchung der h\u00f6heren Gef\u00fchle, der religi\u00f6sen sowohl, wie der ethischen\nund \u00e4sthetischen, bald erreicht sind, das Willensproblem ist nach L. \u00fcber-\n_\u2022 \u2022\nhaupt experimentell nicht zu l\u00f6sen. Ubergiebt somit die Psychologie ihrerseits die von ihr nicht l\u00f6sbaren Probleme der Philosophie, so hat sie andererseits eine eminente Bedeutung f\u00fcr die Einzelwissenschaften: \u201ea scientific psychology is the handmaid of all the sciences.\u201c Da die hier zum Ausdruck gebrachten Gedanken bereits ausf\u00fchrlicher in Professor Ladds gr\u00f6fserem Werke : Introduction to Philosophy er\u00f6rtert sind, so kann zum weiteren Verst\u00e4ndnisse seines Systems auf dieses verwiesen werden.\tFriede Kiesow (Leipzig).\nG. John Eomanes. Die geistige Entwickelung beim Menschen. Ursprung der menschlichen Bef\u00e4higung. Autorisierte deutsche Ausgabe. Leipzig Ernst G\u00fcnthers Verlag, 1$98. 432 S.\nDas von der exakten Forschung zur\u00fcckgesetzte Gebiet der psychischen Entwickelung verdankt kaum einem anderen Gelehrten unserer Zeit eine so eifrige Behandlung, wie dem j\u00fcngst verstorbenen Verfasser dieses Buches. Nach einer besonderen Untersuchung \u00fcber tierische Intelligenz erschien die eingehende Darstellung der geistigen Entwickelung im Tierreich, und das vorliegende Werk sollte nur der erste Band eines umfassenden Ganzen sein, in dem nacheinander der Verstand, die Gem\u00fctsbewegungen, der Wille, Moral und Beligion geschildert werden sollten. Leider ist hiervon nur der grundlegende, den Ursprung der menschlichen Geisteskraft behandelnde Teil erschienen.\nDer Grundgedanke, von dem alle Arbeiten des Verfassers auf diesem Gebiete beherrscht sind, ist die Annahme, dafs der physischen, von Darwin aufgezeigten kontinuierlichen Entwickelung die psychische genau entspreche, und dafs demnach insbesondere kein qualitativer, sondern nur ein quantitativer Unterschied zwischen dem Seelenleben des","page":390}],"identifier":"lit29762","issued":"1896","language":"de","pages":"389-390","startpages":"389","title":"George Trumbull Ladd: President's address before the New York meeting of the American Psychological Association. Psychol. Rev. Vol. I. S. 1-21. 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:58.735819+00:00"}