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{"created":"2022-01-31T14:43:02.117311+00:00","id":"lit29765","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Anonymous","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 395-404","fulltext":[{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturberi dit.\n395\nAnregung auf diesem Wege. Doch hat ihr das keineswegs zum Nachteil gereicht. Ihre Polemik ist nicht har der positiven Ergebnisse, sondern f\u00fchrt die Sache um beachtenswerte, wohldurchdachte Schritte weiter. \u00dcberdies st\u00fctzt sie sich zum Teil auf eine grofse Zahl neuer, sorgf\u00e4ltiger Versuche, die (nach der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle und der der Gleichheits- und Ungleichheitsf\u00e4lle, beide angewendet auf die Methode der mittleren Abstufungen, zum Teil mit interessanter Elimination der Kontrast- und der Nachwirkung durchgef\u00fchrt) ihren Wert unter allen Umst\u00e4nden bewahren. Dennoch macht es mir auch bei dieser Arbeit nicht den Eindruck, dafs der alte Streit \u00fcber die G\u00fcltigkeit der FECHNERSchen Mafsformel und alles dessen, was daran h\u00e4ngt und daran geh\u00e4ngt wurde, durch sie in jenem Mafse der Entscheidung n\u00e4her gebracht worden w\u00e4re, das ihrer Breite und Gr\u00fcndlichkeit entspr\u00e4che.\tWitasek (Graz).\nL. Eding-er. \u00dcbersicht der Leistungen auf dem Gebiete der Anatomie des Zentralnervensystems im Laufe der Jahre 1893 und 1894. Auf\nGrund des Berichtes in Schmidts Jahrb\u00fcchern. Bd. CCXLVI. 54 S. Leipzig 1894.\nIn den Jahren 1893 und 1894 sind 345 Arbeiten erschienen, welche sich mit Anatomie des Zentralnervensystems besch\u00e4ftigen. Das Interesse an der weiter sehenden Behandlung des Stoffes hat entschieden zugenommen, denn die vergleichend - anatomisch angestellten Studien sind in erfreulichem Wachstum gegen fr\u00fchere Jahre. Im ganzen ist \u00fcberall eine gr\u00f6fsere Vertiefung und eine, vielfach das Bisherige best\u00e4tigende Nachpr\u00fcfung erfolgt. Mehr und mehr wendet man sich auch zur Benutzung des Materials, welches sekund\u00e4re Degenerationen liefern. Gerade diese Methode hat f\u00fcr Vorderhirn und Thalamus, f\u00fcr den Hirnschenkel-fufs, f\u00fcr das B\u00fcckenmark und das Mittelhirn manches Neue beigebracht. Zum ersten Male seit langer Zeit hat auch die Biechnervenfaserung wieder Ber\u00fccksichtigung gefunden. Wichtig sind die Untersuchungen \u00fcber den Hirnmantel, und ganz besonders soll hervorgehoben werden, dafs in die Berichtszeit das Aufbl\u00fchen der l\u00e4nger schon begonnenen Studien \u00fcber die feineren Ver\u00e4nderungen f\u00e4llt, welche im Innern der Ganglienzelle selbst eintreten k\u00f6nnen durch Funktion, durch Buhe, durch Alter und durch Erkrankungen. Hier liegt ein Feld, das noch reiche Fr\u00fcchte verspricht.\nWir haben zun\u00e4chst eine grolse Anzahl von Gesamtdarstellungen in Lehr- und Handb\u00fcchern (21 Nummern) erhalten. Erw\u00e4hnt seien besonders ein Buch von Sachs \u00fcber das Grofshirn,1 welches die Beziehungen des Anatomischen zur Physiologie und Pathologie, dann die Seh- und\n1 Heinrich Sachs, Vortr\u00e4ge \u00fcber Lau und Th\u00e4tigkeit des Grofshirns und die Lehre von der Aphasie und Seelenblindheit f\u00fcr \u00c4rzte und StudierendePreufs & J\u00fcnger, Breslau 1894.\t8. VH, 290 S. mit 80 Abbild., 16 Taf. in Licht-\ndruck und 11 Taf. in Photolithogr.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nLitteraturbericht.\nSprachst\u00f6rungen und bestimmte Formen der Denkst\u00f6rung gut abhandelt* Dann ein grofser Atlas von Bbissaud,1 der erste Teil des K\u00f6LLiKERschen Handbuchs,2 3 4 5 wohl die ausf\u00fchrlichste Darstellung, welche vom feineren Bau des Gehirns bisher erschienen ist, und die vierte Auflage der Vorlesungen des Referenten,8 9 welche wesentlich nach der vergleichend-anatomischen Seite hin erweitert ist.\nDie Methoden der Untersuchung (22 Nummern) bringen neben einigem spezifisch Technischen ein Referat \u00fcber \u201edie zweckm\u00e4fsigste Art der Gehirnsektion\u201c4\u20145 und ein neues, von Nissl6 erfundenes Verfahren, das sich darauf gr\u00fcndet, dafs Ganglienzellen, welche von ihrer Faserung durch einen Schnitt abgetrennt sind, in k\u00fcrzester Zeit Ver\u00e4nderung in ihrer f\u00e4rbbaren Substanz erleiden. Dadurch wird schon 8\u201415 Tage nach dem Abtrennen eines Hirnteiles f\u00e4rberisch nachweisbar, welche grauen Massen mit ihm in Verbindung gestanden haben. Wichtig erscheint noch eine vortreffliche kritische Darstellung der Prinzipien der F\u00e4rbetechnik, welche Weigert 7 brachte, und die Thatsache, dafs wir durch Blum8 endlich im Formol ein vortreffliches neues H\u00e4rtungsmittel f\u00fcr Gehirne erhalten haben, das jegliche Nachf\u00e4rbung gestattet.\nNicht weniger als zehn Darstellungen, welche den histologischen Bau auf Grund der neueren Untersuchungen zusammenfassen, sind gegeben worden, von denen namentlich die von Ram\u00f6n y Cajal 9 und der Vortrag von His10 erw\u00e4hnt werden sollen, weil sie geeignet sind, rasch und klar in das betreffende Gebiet einzuf\u00fchren.\n1\tBrissaud, Anatomie du cerveau de l\u2019homme, morphologie des h\u00e9misph\u00e8res c\u00e9r\u00e9braux ou cerveau proprement dit. Texte. Atlas. G. Masson, Paris 1894. 8 et 4.\n2\tA. K\u00f6lliker, Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 6. Aufl. Bd. 2.\nHeft 1: Elemente des Nervensystems, des R\u00fcckenmarks des Menschen und der Tiere, verl\u00e4ngertes Mark, Urspr\u00fcnge der Hirnnerven, Br\u00fccke, Hirnstiele und kleines Gehirn. Wilh. Engelmann, Leipzig 1894.\t8. II\nund 372 S.\n3\tL. Edinger, Vorlesungen \u00fcber den Bau der nerv\u00f6sen Zentralorgane. 4. Aufl. F. C. W. Vogel, Leipzig 1893.\n4\tE. Siemerling, Die zweckm\u00e4fsigste Art der Gehirnsektion. Nach einem in der Versammlung der deutschen Irren\u00e4rzte in Frankfurt a. M. am 26. Mai gehaltenen Referate. Arch. f. Psych, u. Nervenkrankh. XXV. 2. S. 530. 1894.\n5\tEdinger, Korreferat zu No. 4. Referat und Korreferat auch in Centralbl. f. Nervenkrankh. 1894. (Bearbeitung des Zentralorgans nach der Sektion enth.)\n6\tFranz Nissl, \u00dcber eine neue Untersuchungsmethode des Zentralorgans, speziell zur Feststellung der Lokalisation der Nervenzellen. Centralbl. f. Nervenheilkde u. Psychiatrie. Juli 1894.\n7\tC. Weigert, Artikel \u201eTechnik\u201c in Ergebnisse der Anatomie und Entwickelungsgeschichte, herausg. von Merkel und Bonnet III. 1894.\n8\tF. Blum, Das Formoldehyd als H\u00e4rtungsmittel. Vorl\u00e4ufige Mitteilung. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie. X. S. 314. 1893.\n9\tS. Ramon y Cajal, Neue Darstellung vom histologischen Baue des Zentralnervensystems. % Arch. f. Anat. u. Physiol. (Anat. Abt.) S. 319. 1893.\n10\tWilhelm His, \u00dcber den Aufbau unseres Nervensystems. Verh. d. Ges. deutscher Naturf. u. \u00c4rzte I. S. 1. 1893. \u2014 Perl. klin. Wochenschr. XXX. 40 S. 957; 41. S. 996 1893. 28 Fig. \u2014 Wien. med. Presse. XXXIV. 38. S. 1477; 39, S. 1521. 1893. \u2014 Wien. med. Bl XVI. 38. S. 483; 39. S. 497. 1893.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n397\nZwanzig Arbeiten besch\u00e4ftigen sich mit den Ganglienzellen selbst. Es ist hervorzuheben, dafs die direkte Verbindung von zwei Zellen, die man immer wieder geleugnet hatte, schliefslich doch durch Dogiel1 2 3 mit aller Sicherheit nachgewiesen worden ist. Nissl2-3 giebt zum ersten Male eine ganz genaue anatomische Schilderung der Strukturelemente, welche die Zellen aufbauen, und Hodge,4 Vas5 und Mann6 bringen sehr interessante Beobachtungen \u00fcber die Ver\u00e4nderungen, welche jener Aufbau durch Funktion, durch Alter, durch Ruhe, durch Erm\u00fcdung etc. erleidet.\nUber die Neuroglia sind mehrere (13) Mitteilungen erschienen, ohne dafs man sagen k\u00f6nnte, dafs die Fragen, welche hier noch offen stehen, wesentlich gef\u00f6rdert worden w\u00e4ren.\nDie Windungen auf der Oberfl\u00e4che des Vorderhirns (17Arbeiten) sind in der Berichtszeit mehrfach, teils einzeln, teils zusammenfassend, studiert worden. Erw\u00e4hnt sei eine \u00dcbersicht von Benedikt7 8 \u00fcber die wichtigsten Furchen am S\u00e4ugergehirne und besonders eine eingehende Arbeit von K\u00fcckenthal und Ziehen 8 \u00fcber die Hirnfurchen beim Menschen und den Affen, eine Arbeit, die, sowohl was Exaktheit des Studiums, als F\u00fclle des verwandten Materials angeht, bisher auf diesem Gebiete fast einzig dasteht.\nDer feinere Bau der Hirnrinde (10 Arbeiten) ist speziell durch Studien von Ramon y Cajal9 \u00fcber die Struktur des Ammonshorns und die Rinde des unteren Hinterhauptlappens gef\u00f6rdert worden, die namentlich im ersteren einen Reichtum von Verbindungsm\u00f6glichkeiten aufgedeckt haben, den man selbst jetzt, wo so viel Einschl\u00e4giges bekannt geworden ist, noch unerwartet grofs finden mufs. Dann seien Arbeiten von\n1\tA. S. Dogiel, Zur Frage \u00fcber das Verhalten der Nervenzellen zu einander. Arch. f. Anat. u. Physiol 1893, S. 429.\n2\tFranz Nissl. \u00dcber die sog. Granula der Nervenzellen. Neurol. CentralU. XIII. 19. 21. S. 676. 781. Okt.-Nov. 1894.\n3\t\u2014 Mitteilungen zur Anatomie der Nervenzellen. \u00c4llg. Zeitschr. f. Psychol L. S. 42.\n4\tC. F. Hodge, Die Nervenzelle bei der Geburt und beim Tode an Altersschw\u00e4che. Anat. Ans. IX. 23. S. 706. 1894.\n5\tFriedrich Vas, Studien \u00fcber den Bau des Chromatins in der sympathischen Ganglienzelle. Arch. f. mikroskop. Anat. XL. 3. S. 375. 1892.\n6\tGustav Mann, Histological changes, induced in Sympathetic, Motor and Sensory Nerve Cells by functional activity. (Preliminary Note.) Journ. of Anat. and Physiol XXIV. S. 100. 1894.\n7\tM. Benedikt, Zur vergleichenden Anatomie der Gehirnoberfl\u00e4che. Wien. med. Klub, Sitzung vom 8. Febr. 1893. \u2014 Wien. med. Wochenschr. XLIII. 7. S. 299. 1893. \u2014 Internat. Min. Bundsch. VII. 8. S. 294. 1883. \u2014 Real-Encyklop., Encyklop. Jahrb. (Eulenburg). in. 1894. 18 Fig.\n8\tK\u00fcckenthal und Ziehen, Untersuchungen \u00fcber die Grofshirn-furchen der Primaten. Zeitschr. f. Naturwissensch. XXX. S. 122. 34 Abbild.\n9\tRamon y Cajal, Beitr\u00e4ge zur feineren Anatomie des grofsen Hirns. Aus dem Spanischen d. Anales de la socied. Espah. de histor. natur. XX\u00cf\u00cf. mit Zustimmung und auf. Wunsch des Verfassers durch A. K\u00f6lliker besorgte \u00dcbersetzung. I. \u00dcber die feinere Struktur des Ammonshorns. Zeitschr. f. wiss. Zool XLVI. 4 S. 615. Mit 4 Tafeln. H. \u00dcber den Bau der Rinde des unteren Hinterhauptslappens der kleinen S\u00e4ugetiere. Ebenda S. 664. Mit 4 Fig. auf 1 Tafel.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLitteraturbericht\nKaes1-8 hervorgehoben, welche sich mit den markhaltigen Fasern in der Hirnrinde besch\u00e4ftigen nnd zum ersten Male den bisher nur postulierten Beweis erbringen, dafs diese Fasern in einzelnen Schichten noch im Mannesalter st\u00e4ndig zunehmen. Schliefslich sei noch eine sehr gute Arbeit von Botazzi1 2 3 4 5 \u00fcber die markhaltigen Fasern der Hirnrinde, die von niederen Wirbeltieren bis hinauf zu den S\u00e4ugern studiert wurden, erw\u00e4hnt.\nFlechsig 5 teilt auf Grund von Untersuchungen an kindlichen Gehirnen die Windungen des Vorderhirns mit B\u00fccksicht auf ihre leitenden Verbindungen in zwei grofse Gruppen ein. Die Sehsph\u00e4re, die Biechsph\u00e4re, das Gebiet der Zentralwin d\u00fcngen und die Basis der Stirnwindungen enthalten neben Assoziationssystemen und Balkenfasern zahlreiche Stabkranzb\u00fcndel zu tiefer unten liegenden Hirnteilen, und diese Sph\u00e4ren bezeichnet er als Sinneszentren. Hier entwickeln sich die Markscheiden fr\u00fcher, als in allen \u00fcbrigen Bindengebieten. Dann giebt es Hirnteile, welche wahrscheinlich gar keine Stabkranz-, sondern im wesentlichen nur Assoziationsfasern enthalten. Diese nennt er Assoziationszentren. Sie bilden vier grofse Gebiete; im vorderen Stirnhirn, im Schl\u00e4fenlappen, in der Insel und im hinteren Scheitellappen. Die Assoziationssysteme, welche diese Bezirke mit je zwei und noch mehr benachbarten Sinnessph\u00e4ren verkn\u00fcpfen, sind viel zahlreicher, als die, welche innerhalb der Sinnessph\u00e4ren selbst verlaufen. Zweifellos beruht die \u00dcberlegenheit des menschlichen gegen\u00fcber dem Tiergehirn, soweit die Hemisph\u00e4ren in Betracht kommen, auf der unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig viel st\u00e4rkeren Entwickelung der Assoziationszentren. Die Sprachzentren scheinen s\u00e4mtlich in den Grenzgebieten von Sinnes- und Assoziationszentren zu liegen.\nAuch \u00fcber die Assoziationsbahnen selbst haben wir Untersuchungen von Brissatjd6 und von Vialet7 erhalten, namentlich auch\n1\tTh. Kaes, \u00dcber die markhaltigen Nervenfasern in der Grofshirn-rinde des Menschen. Neurol. Centralbl. XIII. 11. 1894.\n2\t\u2014 Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Beichtums der Grofshirnrinde des Menschen an markhaltigen Nervenfasern. Arch. f. Psych, u. Nervenkrankh. XXV. 3. S. 695. 1893. Mit 2 Tafeln.\n3\t_ \u00dcber den Faserreichtum der 2. und 3. MEYNERTSchen Schicht, sowie \u00fcber vergleichende Messungen der gesamten Hirnrinde und deren einzelne Schichten. Neurol. Centralbl. XII. 4. 1893.\n4\tBotazzi, Intorno alla corteccia cerebrale e specialmente intorno alle fibre nerv\u00f6se intracorticali dei vertebrati. Bicerche fatte nel laboratorio die anatomia normale della r. univers. Borna ed in altri laboratori biologici. III. 3. 1893.\n5\tP. Flechsig. \u00dcber ein neues Einteilungsprinzip der Grofshirn-Oberfl\u00e4che. Neurol. Centralbl. XIII. 19. 1894\n6\tBrissatjd, Du faisceau dit: \u201eBandelette sous-optique\u201c dans la racine post\u00e9rieure du thalamus. Nouv. Iconogr. de. la Salp\u00eatr. No. 2 S. 99. 1894.\n7\tVialet, Note sur l\u2019existence \u00e0 la partie inf\u00e9rieure du lobe occipital, d\u2019un faisceau d\u2019association distincte, le faisceau transverse du lobule lingual. Compt. rend, de la Soc. de. Biol. S. 9. V. 28. S. 793. 1894.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n399\nsolche \u00fcber den Balken von M\u00fcratoff1\u201d2 3 4 (Degenerationsmethode) und von Martin 3\u20144 (Entwickelungsgeschichtliches).\n\u00dcber die Faserung, welche aus dem m\u00e4chtigen Corpus striatum stammt, war bisher sehr wenig bekannt. Es ist dem Deferenten5 gelungen, durch Anwendung der experimentellen und der vergleichend-anatomischen Methode hier einiges Licht zu schaffen. Er konnte zeigen, dafs bei allen Tieren, von den Fischen hinauf bis zum Hund, aus dem Schwanzkern und Linsenkern ein m\u00e4chtiges Fasersystem stammt, das in den Kernen des Thalamus und des Hypothalamus bis hinab zur Substantia nigra endet. Andere Fasern schickt das Stammganglion nicht aus, und es bildet diese Faserung, zu welcher beim S\u00e4uger die Linsenkernschlinge und ein grofser Teil- der Felder der Zwischenschicht geh\u00f6rt, eine Verkn\u00fcpfung von Stammganglion und Thalamusganglien. Bei entrindeten Hunden war sie allein erhalten geblieben. Verletzungen des Stammganglions (Hunde und V\u00f6gel) bringen sie zur Degeneration. Auch beim Menschen scheint es sich nicht anders zu verhalten, wenigstens beschreibt Mahaim6 Degeneration im gleichen Gebiet nach einem Erweichungsherd im Stammganglion. Wir k\u00f6nnen also in unser Hirnbild dieses neue Fasersystem, welches mit m\u00e4chtigen Z\u00fcgen die zwei gr\u00f6fsten Ganglien an der Hirnbasis untereinander verkn\u00fcpft, vollberechtigt einf\u00fcg en. \u00dcber die Zellen des Corpus striatum selbst haben wir durch S. Damon t Cajal7 und durch Gebuchten\n(Fische)8 Heues und Wichtiges erfahren.\nAuch der Die chap par at ist endlich im Berichtsjahre von mehreren Seiten untersucht worden, und es gelang, ihn einheitlicher und vollst\u00e4ndiger als bisher zu \u00fcbersehen. Deferent9 hat das in Dede stehende\n1\tWladimir M\u00fcratoff, Sekund\u00e4re Degeneration nach Durchschneidung\ndes Balkens. Neurol. Centra\u00efbl. XII. 21. 1893.\n2\tP. M\u00fcratoff, Sekund\u00e4re Degenerationen nach Zerst\u00f6rung der motorischen Sph\u00e4re des Gehirns in Verbindung mit der Frage von der Lokalisation der Hirnfunktionen. Arch. f. Anat. u. Physiol. (Anat. Abt.)\nS. 97. 1893.\t.\t, \u201e\t. . ,\t__\n3\tP. Martin, Zur Entwickelung des Gehirnbalkens bei der Katze.\nAnat Am. IX. 5 und 6. S. 156. 1893.\n4\t_ Bogenfurche und Balkenentwickelung bei der Katze. Dissert.\nG. Fischer, Jena 1894. Mit 1 Tafel und 13 Figuren im Text.\n5\tL. Edinger, Vergleichend-anatomische und entwickelungsgeschichtliche Studien im Bereiche der Hirnanatomie. Ho. 4. Die Faserung aus dem Stammganglion Corpus striatum. Vergleichend-anatomisch und experimentell untersucht. Verhandl. d. anat. Gesellseh. auf der VIII. Versanwil.\nin Strafsburg vom 13. bis 16. Mai 1894.\n6\tA. Mahaim, Ein Fall von sekund\u00e4rer Erkrankung des Thalamus\nopticus und der Degio subthalamica. (Aus dem hirnanat. Laboratorium v. Monakows in Z\u00fcrich.) Arch. f. Psychiatrie. XXV. 2. 1893.\n7\tS. Damon y Cajal, Cuerpa estriato. Einzelaufsatz aus Alcunas contribuciones dl conoscimento de los ganglios del encephalo. J. Boliver,\nMadrid 1894.\t,\t_\t_\t,\n8\tA. van Gehuchten, Contribution \u00e0 l\u2019etude du syst\u00e8me nerveux\ndes t\u00e9l\u00e9ost\u00e9ens. Communication pr\u00e9liminaire. La Cellule. X. 2.\n9\tL. Edinger, Vorlesungen \u00fcber den Bau der nerv\u00f6sen Zentralorgane.\n4. Aufl. F. C. W. Vogel, Leipzig 1893.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nLitteraturbericht\nGebiet vollst\u00e4ndig neu durchgearbeitet, auch eine Nomenklatur, die bessere Einsiebt gestattet, angewendet. Als wesentlich neu mag hervorgehoben sein, dafs es gelang, die Taenia thalami, welche im Ganglion habenulae endigt, vorw\u00e4rts in den Riechapparat zu verfolgen. Dadurch bekommt dieses bei allen Wirbeltieren vorhandene m\u00e4chtige Ganglion, \u00fcber dessen Funktion bisher gar nichts bekannt war, eine neue Bedeutung, es steht irgendwie in funktioneller Beziehung zum Geruch. Wenn man alle Teile des Vorder- und Zwischenhirns, welche direkt oder indirekt mit dem Riechapparat in Verbindung stehen, also Riechlappen, Ammonshorn, Fornix, Corpus mammillare und die ganze zu ihm ziehende Faserung in einen Hirnschnitt einzeichnet, so erkennt man mit Erstaunen, welch grofse Rolle in der Zusammensetzung des Gehirns dieses Element spielt. Lotheissen1 hat im wesentlichen die Abstammung der Taenia aus dem Riechapparat best\u00e4tigt, konnte aber keine Gr\u00f6fsenbeziehungen zwischen Ganglion habenulae und Entwickelung des Riechapparates auffinden.\nMan wird sich aus fr\u00fcheren Referaten erinnern, dafs Referent die in der Wirbeltierreihe zuerst auftretende Hirnrinde wesentlich f\u00fcr Ammonsrinde erkl\u00e4rt hat. Da sich nun in neuerer Zeit die Beweise, dafs die Ammonsrinde und die Rinde des Lobus pyriformis die psychischen Riechzentren enthalten, geh\u00e4uft haben, so erschien es wichtig, diese Frage nochmals einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Best\u00e4tigte sich die erste Annahme, so war der Schlufs gerechtfertigt, dafs die erste Hirnrinde, welche in der Tierreihe auftritt, zum Riechen in Beziehung steht, und da wir wissen, dafs an die Existenz einer Hirnrinde h\u00f6here seelische Th\u00e4tigkeiten gekn\u00fcpft sind, so war auch der weitere Schlufs berechtigt, dafs solche Th\u00e4tigkeiten da, wo sie in der Tierreihe einsetzen, zun\u00e4chst dem Ger\u00fcche dienen.2 An der Riesenschildkr\u00f6te, Chelone mydas, wurden diese Punkte nochmals eingehender untersucht, und hier konnte die engste Beziehung zwischen Riechapparat und Hirnrinde der Reptilien nachgewiesen werden. In neuerer Zeit ist Referent der Nachweis gegl\u00fcckt ( Verhandlungen des Badener Neurologentages 1895), dafs sich bei V\u00f6geln zu diesen Riechverbindungen zun\u00e4chst eine Rinden-Vierh\u00fcgelbahn gesellt, welche, ungew\u00f6hnlich m\u00e4chtig, das Vorderhirn der V\u00f6gel mit den Endigungen des Opticus verbindet. Den V\u00f6geln mufs also im Gegensatz zu Reptilien bereits eine h\u00f6here seelische, an den Sehakt gekn\u00fcpfte Th\u00e4tigkeit m\u00f6glich sein. In der That weist das Verhalten beider Klassen darauf\nhin, dafs die Reptilien vorwiegend Riechtiere, die V\u00f6gel Sehtiere sind.\n_ \u2022 \u2022\nUber den Riechapparat sind dann noch Arbeiten von K\u00f6lliker3 und\nG. Lotheissen, \u00dcber die Stria medullaris thalami optici und ihre Verbindungen. Anat. Hefte. I. 12. 1894.\n2\tL. Edinger,^ Vergleichend - entwickelungsgeschichtliche und anatomische Studien im Bereiche der Hirnanatomie. III. Riechapparat und Ammonshorn. Anat. Am. JUL 10 u. 11. 1893. Mit 6 Abbild.\n3\tA. von K\u00f6lliker, \u00dcber den Fornix longus von Forel und die Riechstrahlungen im Gehirn des Kanin chens. Yerhandl. der anat. Gesellsch. auf der VIII. Versamml. in Strafsburg vom 13. bis 16. Mai 1894.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Littetaturbericht.\n401\neine besonders wichtige Arbeit von Calleja1 * 3 \u00fcber die Einde an der Hirnbasis erschienen. Auch ist die Histologie der Ammonswindung durch eine vortreffliche Monographie von S. Bamon y Cajal8 und durch Studien von Lugaro8 besser bekannt geworden. Ebenso haben wir \u00fcber die Kommissuren innerhalb des Riechapparates, speziell \u00fcber das Psalterium, durch Herrick4 und durch Elliott Smith5 Neues erfahren.\nAlles, was in diesem Jahre \u00fcber die Sehbahn berichtet wird, ist durchweg in Einklang mit den bisherigen Annahmen. Nirgendwo besteht ein ernster Gegensatz, und das Bekannte wird nur weiter vertieft und ausgebaut. So d\u00fcrfen wir annehmen, dafs dieser Teil der Hirnfaserung vollst\u00e4ndig bekannt sei, ein Triumph, der errungen ist durch die Kombination der experimentell-anatomischen und der klinischen Beobachtung. Selbst\u00e4ndige Durcharbeitung und gute Darstellung zeigen die Arbeiten von Vialet6 und von Angelucci ;7 aufserdem sind zahlreiche Arbeiten \u00fcber Histologica auf diesem Gebiete erschienen.\n\u00dcber die B\u00fcndel im Hirnschenkelfufs haben wir durch D\u00e9j\u00e8rine,8 der an einem ausgedehnten Degenerationsmaterial gearbeitet hat, Neues und Wichtiges erfahren, und auch die Ganglien im Mittelhirn, das Corpus geniculatum mediale und der rote Kern, sind, beide durch Mahaim,9 besser bekannt geworden.\n\u00dcber das Kleinhirn und die Br\u00fccke liegen zahlreiche (14) Untersuchungen vor, die sich alle mit dem histologischen Aufbau und Verhalten der Axenzylinder in den einzelnen Kleinhirnarmen besch\u00e4ftigen. Wohl die wichtigste ist die von S. Bamon y Cajal.10\n1 C. Calleja, La r\u00e9gion olfactoria del cerebro. Madrid 1893. 40. S. 8. 13 Fig.\n* S. Bamon y Cajal, Estructura dei asta de Ammon y fascia dentata. Estructura de la corteza occipital inferior de los pequenos mamiferos. Ann de la Soc. Espagn. de Hist. Hat. XXII. S. 1. 22 Fig.\n3\tE. Lugaro, Contributo alia fina anatomia del gran piede d\u2019hippo-campo. Arch, per le science med. XVIII.\n4\tC. L. Herrick, The callosum and hippocampal regial in the marsupial and lower brains. .2 PL Notes from the Denison Univers. Journ. of compar. Neurol. III. S. 176. Dez. 1893.\n\u00b0 Elliott Smith, Preliminary communication on the cerebral commissures of the mammalia with special reference to monotremata and mar-supialia. Proceed, of the Linnean Soc. of New South Wales. 31. Okt. 1894.\n6\tU .Vialet, Les centres c\u00e9r\u00e9braux de la vision et Vappareil nerveux visuel intrac\u00e9r\u00e9bral. Paris 1893. 4. 835 S. avec pl.\n7\tArnaldo Angelucci, Untersuchungen \u00fcber die Sehth\u00e4tigkeit der Netzhaut und des Gehirns. Mit 2 Taf. Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere, herausgegeben von Jac. Moleschott, Giefsen. XIV. 3. 1894.\n8\tD\u00e9j\u00e8rine, Sur l\u2019origine corticale et le trajet intrac\u00e9r\u00e9bral des fibres de l\u2019\u00e9tage inf\u00e9rieur ou pied du p\u00e9doncule c\u00e9r\u00e9bral. Bev. Neurol. II. 9. S. 267. 1894.\n9\tA. Mahaim, Ein Fall von sekund\u00e4rer Erkrankung des Thalamus opticus und der Regio subthalamica. (Aus dem hirnanatomischen Laboratorium v. Monakows in Z\u00fcrich.) Arch. f. Psychiatrie XXV. 2. 1893.\n10\t#S. Ram\u00f6n y Cajal, Puente de varolio. \u2014 Ganglios cerebelosos. \u2014 Conexiones distantes de los celulos de Purkinje in: Alcunas contr. al conosc. de los ganglios del encephalo. Ann. de la soc. espahola de historia natural. 2. Ser. III. Madrid 1894.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie IX.\n26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nLitteraturbericht.\nOb die Schleife direkt von der Grofshirnrinde bis zum Hinterstrangkern zieht, oder ob die in der Binde entspringende Bahn zun\u00e4chst im Thalamus endigt, wo dann eine neue Thalamus-Oblongata-Bahn entspr\u00e4nge, dar\u00fcber ist im Berichtsjahre ein lebhafter Streit ausgefochten worden. H\u00f6sel 1\u20143 ist ebenso entschieden f\u00fcr die erstere Auffassung eingetreten, als M ah aim 1 2 3 4 und Monakow5 die zweite zu beweisen gesucht haben- Beferent mufs sich nach Untersuchungen, die Dr. Bielschoffsky unter seiner Leitung an von Goltz entrindeten Hunden angestellt hat, der Ansicht von Monakow anschliefsen. Es ist im Laufe des Jahres auch eine grofse Litteratur \u00fcber die sekund\u00e4re Degeneration der Schleife erwachsen, von der aufser den erw\u00e4hnten Arbeiten in der Berichtszeit namentlich noch eine Arbeit von Brijce6 7 8 angef\u00fchrt sei. Durch Boyce7-8 haben wir Kenntnis von einigen Faser system en in der Haube, die bisher nur geahnt waren, bekommen, und Mingazzini9 hat diesmal die Bogenfasern in der Oblongata genauer studiert.\nDie gesamte Oblongata hat w\u00e4hrend der Berichtszeit zwei eingehende Durchforschungen erfahren. Die erste ist in dem K\u00f6LLiKERSchen Handbuche10 niedergelegt, die zweite stammt von Cramer.11 Sie st\u00fctzt sich wesentlich auf Untersuchungen mit der Markscheidenmethode. Aufser-dem ist eine wichtige Arbeit von Held 12 (GoLGi-Methode) \u00fcber verschiedene\n1\tH\u00f6sel, Ein weiterer Beitrag zur Lehre vom Verlaufe der Binden-schleif'e und zentraler Trigeminusfasern beim Menschen. Aus dem Laboratorium der vereinigten kgl. Landesanstalten zu Hubertusburg. 1 Taf. Arch. f. Psych, u. Nervenkrankh. XXV. 1. S. 1. \u2014 Neurol. Centralbl. XII. 17. S. 576.\n2\t\u2014 In Sachen \u201eBindenschleifeu. Neurol. Centralbl. XII. 17. Sep. 1894.\n3\t\u2014 Beitr\u00e4ge zur Anatomie der Schleifen. Nach einem Vortrage, gehalten auf dem XI. internationalen Kongrefs in Born am 2. April 1894. Neurol. Centralbl. XIII. 15. Aug. 1894.\n4\tMahaim, Zur Frage \u201eBindenschleife\u201c. Eine Erwiderung. Neurol. Centralbl. XII. 20. 1893.\n5\tv. Monakow, Zur Lehre von den sekund\u00e4ren Degenerationen im Gehirn. LXV. Versamml. deutscher Naturforscher und \u00c4rzte in N\u00fcrnberg vom 11. bis 15. September 1893.\n6\tAlexander Bruce, On a case of descending degeneration of the lemniscus, consequent on a lesion of the cerebrum. Brain. Part. IV. S. 465. 1893.\n7\tBubert Boyce, A contribution to the study of some of the decussating tracts of the mid- and interbrain and of the pyramidal system in the mesencephalon and bulb. Ptvceed. of the Boy. Soc. Vol. 56. No. 337. S. 305.\n8\t\u2014 A contribution to the study of descending degenerations in the brain and spinal cord and the seat of origin and paths of conduction of the fits in absinthe epilepsy. Proceed, of the Boy. Soc. Vol. 55. \u2014 Neurol. Centralbl. Juli 1894.\n9\tG. Mingazzini, Ulteriori ricerche intorno aile fibrae arciformes ed al raphe della Oblongata nell\u2019uomo. Hal laborat. anatomo-patolog. del Manicomio diBoma. 2 tav. \u2014Internat. Monatsschr. f. Anat.u. Physiol. XX. 4. S. 105.\n10\tS. 479. Anm. 3.\n11\tA. Cramer, Beitr\u00e4ge zur feineren Anatomie der Medulla oblongata mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des 3. bis 12. Hirnnerven. Gust. Fischer, Jena 1894. Mit 46 Abbild, im Texte.\n12\tHans Held, Die zentrale Geh\u00f6rleitung. Mit 1 Tafel. Anat. u. Entwickelungsgesch. 3. u. 4. S. 201. 1893.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n403\nKerne hervorzuheben. Dann sind eine sehr grofse Anzahl von Arbeiten \u00fcber einzelne Nervenkerne und Anordnungen erschienen, von denen hier nur derjenigen speziell gedacht sein soll, die sich mit dem Acusticus besch\u00e4ftigen, weil es den Anschein hat, als w\u00fcrden die Ursprungs-Verh\u00e4ltnisse dieses verwickeltsten aller Hirnnerven jetzt endlich klarer. Die vorerw\u00e4hnte Arbeit von Held und die experimentelle Arbeit von Bumm,1 welche die eingehendsten sind, stehen miteinander in guter ' \u00dcbereinstimmung. Es ist nicht m\u00f6glich, in kurzem Referat das, was sie bringen, wiederzugeben. Allein mit dem Acusticus haben sich acht Arbeiter im letzten Jahre besch\u00e4ftigt.\nNerven und R\u00fcckenmark. Bekanntlich hat His vor einigen Jahren die sch\u00f6ne Entdeckung gemacht, dafs die Gef\u00fchlsnerven samt ihren Wurzeln und den Hinterstr\u00e4ngen v\u00f6llig unabh\u00e4ngig vom Zentralorgan einzig und allein aus den Spinalganglienzellen erwachsen und erst sekund\u00e4r mit dem R\u00fcckenmark, resp. Gehirn in Verbindung treten. Nun hat Fr\u00e4ulein von Leonowa2 eine Mifsbildung untersucht, die \u00fcberhaupt kein R\u00fcckenmark und Hirn, wohl aber sch\u00f6ne Spinalganglien hatte. Von diesen gingen sowohl peripherw\u00e4rts sensible Nerven, als zentral-w\u00e4rts lange Wurzelfasern aus, die letzteren erf\u00fcllten zum Teil die ganze L\u00e4nge des Spinalkanals. Das ist eine wunderbar einfache Best\u00e4tigung der His\u2019schen Entdeckung\nDas R\u00fcckenmark selbst ist w\u00e4hrend der Berichtszeit mehr als je in einem fr\u00fcheren Jahre durchforscht worden. Ganz vorwiegend hat man sich der Degenerationsmethode bedient. Von den 19 hierher geh\u00f6rigen Arbeiten seien die sehr ausf\u00fchrliche Studie\u2019 von L\u00f6wenthal,3 4 5 dann die von Schaffee, 4 und die umfassende Arbeit von Gombault und Philippe 5 erw\u00e4hnt. Durch alle diese bekommen wir in den Aufbau der Str\u00e4nge einen viel genaueren Einblick, als wir ihn bisher hatten. Die Hinterstr\u00e4nge sind wesentlich komplizierter, als man sie sich bisher vorstellte, und die auf- und absteigenden Kollateralen der Wurzeln spielen eine viel gr\u00f6fsere Rolle, als man es bisher gewufst hat. Es zeigt sich, dafs fast in allen Bahnen Fasern vorhanden sind, welche aufsteigend, und solche, welche absteigend degenerieren.\n1\tA. Bumm, Experimentelle Untersuchungen \u00fcber das Corpus trapezoides und den H\u00f6rnerven der Katze. Festschrift zur l\u00f6Oj\u00e4hr. Stiftungsfeier der \u00fcniv. Erlangen. J. F. Bergmann, Wiesbaden. 4. 31 S. mit 21 Abbild auf 2 Tafeln.\n2\t0. v. Leonowa, Zur pathologischen Entwickelung des Zentraineryensystems. Ein Fall von Anencephalie, kombiniert mit totaler Amyelie. Aus dem hirnanatomischen Laboratorium von C. v. Monakow\nin Z\u00fcrich. Neurol. Centralbl. XII. 7. 1893.\n3\tN. L\u00f6wenthal, Neuer experimentell-anatomischer Beitrag zur Kenntnis einiger Bahnen im Gehirn und R\u00fcckenmark. 2 Tafeln. Internat.\nMonatsschr. f Anat. u. Physiol. XX. 5. 6. 7.\n4\tKarl Schaffer, Beitrag zur Histologie der sekund\u00e4ren Degeneration. Zugleich ein Beitrag zur R\u00fcckenmarksanatomie. Arch. f. mikrosk. Anat XLIII. 2. S. 252. 1894.\n5\tGombault et Philippe, Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude des l\u00e9sions syst\u00e9matis\u00e9es dans les faisceaux blancs de la moelle epini\u00e8re. Arch. de. M\u00e9d. exp\u00e9rim. et d\u2019Anat. path. VI. 3 et 4. 1894.\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nLitteraturbericht.\nAuch die Topographie der einzelnen Nervenzellen und der Kerne im R\u00fcckenmark hat wieder Beachtung erfahren, so u. a. in der Arbeit von Collins.1\nSehr erfreulich ist die Zunahme des Interesses an der allge meinen Morphologie und an der vergleichenden Anatomie von Gehirn und R\u00fcckenmark. Nicht weniger als 63 hierher geh\u00f6rige Arbeiten verzeichnet der Jahresbericht. Neben Studien zur vergleichenden Entwickelungsgeschichte des Gehirns, die man namentlich Kupffer2 3 4 5 6 7 8 und Bus3-4 verdankt, haben wir jetzt ganze monographische Bearbeitungen einzelner Tiergehirne bekommen, so namentlich eine vortreffliche Arbeit von Pedro Ram\u00f6n y Cajal 5 \u00fcber das Amphibien- und Reptiliengehirn und Studien von Brandis6-8 \u00fcber die Hirnnerven der V\u00f6gel, sowie von Gebuchten9 \u00fcber das Nervensystem der Knochenfische.\n1.\tH. E. Hering. Erwiderung auf Herrn Prof. Gaules Bemerkungen \u00fcber die bei gefesselten Kaninchen vorkommenden Muskelzerreifsungen.\nCentralbl. f. Physiol. 24. M\u00e4rz 1894. Heft 26.\n2.\tJ. Gaule. Die Unterscheidung der trophischen Ver\u00e4nderungen und der Muskelzerreifsungen. Centralbl. f. Physiol. 2. Juni 1894. Heft 5.\n3.\tJ. Gaule. Die trophischen Funktionen des Nervensystems. Dtseh. med. Wochenschr. 1894. No. 24 u. 25.\nDie wissenschaftliche Kontroverse zwischen J. Gaule und H. E. Hering \u00fcber die Existenz trophischer Zentren im Ggl. cervicale inf. sympathici ist erst vor nicht langer Zeit in diesen Spalten zum Gegenstand einer ausf\u00fchrlichen Besprechung gew\u00e4hlt worden. Referent glaubt sich daher verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kurz fassen zu d\u00fcrfen, um so mehr, als wesentlich neue\n1\tJ. Collins, Contribution to the arrangement and functions of the cells of the cervical spinal cord. New York med. Journ. No. 789. 1893.\n2\tC. v. Kupffer, Studien zur vergleichenden Entivickelungsgeschichte des Kopfes derKranioten. (1. Heft: Die Entwickelung des Kopfes von Acipenser sturio, an Medianschnitten untersucht.) J. F. Lehmann. M\u00fcnchen u. Leipzig 1893.\n3\tW. His, \u00dcber das frontale Ende und \u00fcber die nat\u00fcrliche Einteilung des Gehirnrohres. Yerhandl. der anatom. Gesellsch. VII. Vers, in G\u00f6ttingen. S. 95. (Disk.: v. Kupffer, Strasser, v. Kupffer, Strasser, v. Kupffer,His, v. Kupffer, Waldeyer, Strasser. S. 100.)\n4\t\u2014 \u00dcber die Vorstufen der Gehirn- und der Kopfbildung bei\nWirbeltieren. Arch. f. Anat u. Physiol. (Adat. Abt.) S. 313.\t1894.\n5\tRam\u00f6n y Cajal (Zaragoza), Investigaciones microgr\u00e2ficos en el enc\u00e9falo de los batr\u00e2ceos y reptiles. Cuerpos geniculados y tuberculos cuadrigeminos de los mamiferos. Zaragoza. Tip. La Derecha 4. S. 380. 1 PI.\n6\tF. Brandis, Untersuchungen \u00fcber das Gehirn der V\u00f6gel. I. Teil. Das Kleinhirn. 1 Tafel. Arch. f. mikrosk. Anat. XLHI. 4. S. 787. (F\u00fcr n\u00e4chsten Bericht.)\n7\t\u2014 Untersuchungen \u00fcber das Gehirn der V\u00f6gel. I. Teil. \u00dcbergangsgebiet vom R\u00fcckenmark zur Medulla oblongata. 1 Tafel. Ebenda. XLI. 2. 4. S. 168. 623.\n8\t\u2014 II- Teil. Ursprung der Nerven in der Oblongata. Ebenda. XXHI. S. 96.\n9\tA. v. Gehuchten, Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude du syst\u00e8me nerveux des t\u00e9l\u00e9ost\u00e9ens. Communication pr\u00e9liminaire. La Cellule. X. 2.","page":404}],"identifier":"lit29765","issued":"1896","language":"de","pages":"395-404","startpages":"395","title":"L. Edinger: \u00dcbersicht der Leistungen auf dem Gebiete der Anatomie des Zentralnervensystems im Laufe der Jahre 1893 und 1894. Auf Grund des Berichtes in Schmidts Jahrb\u00fcchern. Bd. CCXLVI. 54 S. Leipzig 1894","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:43:02.117316+00:00"}