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{"created":"2022-01-31T14:41:10.095737+00:00","id":"lit29767","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohnstein, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 406-407","fulltext":[{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nLitter aturbericht.\nbetreffenden zerrissenen Muskeln vermifst, w\u00e4hrend ja gerade in den charakteristischen Ver\u00e4nderungen histologischer und chemischer Art das Typische der trophischen St\u00f6rung beruhe.\nW. Cohnstein (Berlin).\nH. E. Hering. \u00dcber die nach Durchschneidung der hinteren Wurzeln auftretende Bewegungslosigkeit des R\u00fcckenmarkfrosches. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 54. S. 614.\nVerfasser ventiliert in der vorliegenden Abhandlung die Erage, oh die M\u00f6glichkeit einer Bewegung an das Fortbestehen zentripetaler Fasern gebunden ist, oder ob auch ohne die letzteren durch alleinige, spontane Th\u00e4tigkeit des Zentralorgans Bewegungen hervorgerufen werden k\u00f6nnen. Die Physiologen stehen im allgemeinen auf dem letzteren Standpunkt und bezeichnen diejenigen Bewegungen, welche das Zentralorgan spontan, etwa infolge von Stoffwechsel\u00e4nderungen in seinem Inneren, ausl\u00f6st, als automatische. Als automatisch wirksam wird z. B. das Atemzentrum, das Herzhemmungszentrum, das vasomotorische Zentrum etc. angesprochen. \u2014 Verfasser erhebt nun den gewifs berechtigten Einwand, dafs m\u00f6glicherweise die Zentralorgane nur insofern von Einflufs f\u00fcr das Zustandekommen von Bewegungen seien, dafs ihre Erregbarkeit schwanke, w\u00e4hrend der eigentliche Bewegungsreiz sehr wohl von den peripherischen Enden der zentripetalen Fasern ausgel\u00f6st werden k\u00f6nne. \u2014 Um diese Frage experimentell zu pr\u00fcfen, w\u00e4re es notwendig, einem Individuum s\u00e4mtliche zentripetal leitende Fasern zu durchschneiden und dann zu pr\u00fcfen, ob von dem Zentralorgan aus spontan Bewegungen ausgel\u00f6st werden k\u00f6nnen. Eine derartige Operation ist nun mit technisch kaum zu \u00fcberwindenden Schwierigkeiten verkn\u00fcpft, und daher hat Verfasser die Frage vereinfacht, indem er nur die angebliche Automatie des R\u00fcckenmarks zu studieren sich anschickte.\nTrennt man einem Frosch das R\u00fcckenmark vom G-ehirn, so beobachtet man, dafs der zun\u00e4chst platt auf dem Bauch liegende Frosch sich allm\u00e4hlich aufrichtet und eine sitzende Stellung einnimmt. (Beugeph\u00e4nomen. Robert Whytt). \u2014 Aber auch aufser dieser Bewegung sieht man an dem betreffenden Frosch oft Bewegungserscheinungen (Kriech-, Springbewegungen etc.).\nVerbindet man aber nun \u2014 wie Verfasser es gethan hat \u2014 mit der R\u00fcckenmarksdurchschneidung die Abtrennung s\u00e4mtlicher sensibler Wurzeln, so bleibt jetzt jede spontane Bewegung des Frosches aus, er liegt wie tot v\u00f6llig unbeweglich da, und nur der Reflex, den man durch Reizung des zentralen Stumpfes der durchschnittenen Wurzel auszul\u00f6sen vermag, beweist, dafs in dem bewegungslosen K\u00f6rper noch Leben vorhanden ist. Es folgt hieraus, dafs beim Frosch das R\u00fcckenmark und der nahe bis zum Abgang des zehnten Hirnnerven reichende Theil der Medulla oblongata, wenn deren Zusammenhang mit den peripheren Endorganen der zentripetalen Nerven aufgehoben ist, selbst\u00e4ndig keine Bewegungen ausl\u00f6st.\nEs lag nun der Einwand nahe, dafs bei den so operierten Fr\u00f6schen","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n407\nvielleicht die Erregbarkeit des R\u00fcckenmarks abnorm tief gesunken gewesen w\u00e4re. Daher wiederholte Verfasser die Versuche bei Fr\u00f6schen, die mit Strychnin oder Pikrotoxin vergiftet worden waren, und deren Erregbarkeit dadurch betr\u00e4chtlich gesteigert worden war. Aber auch hier blieb jede spontane Bewegung aus, und erst die Reizung des zentralen Stumpfes der hinteren Wurzel l\u00f6ste Bewegungen, bezw. Kr\u00e4mpfe aus. Hierdurch ist der Beweis erbracht, dafs die genannten Grifte nur die Erregbarkeit des Zentralorgans steigern, ohne aber Bewegungsreize von demselben ausgehen zu lassen.\nEs er\u00fcbrigt noch, hinzuzuf\u00fcgen, dafs Fr\u00f6sche, deren hintere Wurzeln einseitig durchschnitten waren, die Aufhebung d\u00e9r spontanen Bewegung nat\u00fcrlich nur auf der l\u00e4dierten Seite zeigten. War versehentlich auch nur eine sensible Wurzel stehen geblieben, so gen\u00fcgte diese, um die spontane Beweglichkeit der betreffenden Extremit\u00e4t zu erhalten.\nW. Cohnstein (Berlin).\nE. H. Beyer. Experimenteller Beitrag zur sekund\u00e4ren Degeneration der Pyramidenbahn. Dissert. Jena 1894.\nVerfasser hat unter Leitung des Referenten die sekund\u00e4re Degeneration bei zwei Hunden untersucht, welchen der Gyrus sigmoideus fast vollst\u00e4ndig ein-, bezw. doppelseitig exstirpiert worden war. Die Hauptergebnisse sind:\n1.\tAuch bei dem Hund findet sich eine zentrifugal degenerierende V or der strangbahn.\n2.\tAufser dieser und der Pyramidenseitenstrangbahn findet sich \u2014 etwa dem GowERsschen B\u00fcndel entsprechend \u2014 in der Peripherie des Seitenstranges ein Degenerationsstreifen, welcher zentralw\u00e4rts bis nahe an die Austrittstelle der vorderen Wurzel reicht*\n3.\tIn der Oblongata findet sich eine Degeneration im Randgebiet zwischen Olive und Corpus rectiforme.\n4.\tIm Hirnschenkelfufs findet sich Degeneration im ersten, zweiten\nund dritten Viertel (das medialste ist als erstes gez\u00e4hlt), sowie in einem der Substantia nigra anliegenden Feld.\tZiehen (Jena).\nE. Uhry. Beitrag zur Kasuistik der Blau - Grelbblindheit. Inaug.-Diss.\nStrafsburg 1894. 36 S. u. 2 Taf.\nNach einer ziemlich ausf\u00fchrlichen Einleitung, welche das bisher \u00fcber die Blau-Gelbblindheit (nach Hering), oder die Blau-, resp. Violettblindheit nach Young-Helmholtz bekannt Gewordene anf\u00fchrt, teilt der Verfasser seine eigenen Beobachtungen an einem hierher geh\u00f6rigen Falle mit. Die Resultate stimmen im allgemeinen mit den fr\u00fcher erhaltenen \u00fcberein. Die zwei beigegebenen farbigen Tafeln sind lehrreich, denn sie stellen eine ganze Reihe von Verwechslungsfarben dar, und man kann aus ihnen im ganzen 36 Farbengleichungen entnehmen.\nLeider ist die Unparteilichkeit der Darstellung sehr getr\u00fcbt durch eine unbedingte Voreingenommenheit f\u00fcr die Anschauungen und Unter-","page":407}],"identifier":"lit29767","issued":"1896","language":"de","pages":"406-407","startpages":"406","title":"H. E. Hering: \u00dcber die nach Durchschneidung der hinteren Wurzeln auftretende Bewegungslosigkeit des R\u00fcckenmarkfrosches. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 54. S. 614","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:10.095742+00:00"}