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{"created":"2022-01-31T14:41:21.832257+00:00","id":"lit29772","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 409-411","fulltext":[{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"IAtteraturbericht.\n409\nscMiefsen, Die Erscheinung verschwindet bald, kann aber dureh Schliefsen und abermaliges \u00d6ffnen der Augen einige Male, jedoch mit stets abnehmender Deutlichkeit, hervorgerufen werden. Nach der Sch\u00e4tzung des Verfassers entspricht der Seitenlange der Quadrate etwas weniger als ein Millimeter auf der Netzhaut. Die Neigung der Quadrate gegen die scheinbare Horizontale \u00e4ndert sich mit der Richtung der Blicklinie.\nEine anatomische und physiologische Deutung wird vergeblich versucht.\nEs sei hier darauf hingeweisen, dafs neuerdings Hr. W. von Zehender (Klin. Monatsbl. f. Augeriheilkde. Bd. 33. S. 446) bei Gelegenheit der Besprechung der Abhandlung von Wagner {diese Zeitschrift Bd. IX. S. 17) \u00fcber die ungef\u00e4hr gleichzeitige Beobachtung einer mindestens sehr \u00e4hnlichen, wenn nicht gar v\u00f6llig identischen Erscheinung berichtet.\nArthur K\u00f6nig.\nR. Wallaschek. On the Difference of Time and Rhythm in Music.\nMind. N. S. IV. No. 13. S. 28-35. (1895.)\nEs sind zwei Hauptgedanken, die der Verfasser im vorliegenden Aufsatze behandelt : Alle prinzipiellen Fragen der Rhythmik lassen sich leicht erledigen, wenn man Takt, Metrum, musikalisches Zeitmafs u. s. w. auffafst als eine besondere Art von \u00c4ufserungen unseres Zeitsinnes. Demgegen\u00fcber unterscheidet Verfasser mit einer sachlich unzutreffenden Terminologie \u201eRhythmus\u201c als \u201edie Form der objektiven Bewegung\u201c, worunter einerseits die objektiven Veranstaltungen verstanden werden, auf Grund deren wir rhythmisch geordnete Eindr\u00fccke erleben, \u00bbandererseits auch solche (insbes. tierische) Ausdrucksbewegungen oder Stimm\u00e4ufse-rungen, in denen unser Ohr nichts Taktm\u00e4fsiges vernimmt. Daneben wird der Gedanke ausgef\u00fchrt: F\u00fcr die \u201eprimitive Musik\u201c, f\u00fcr die Entwickelung der Musik und f\u00fcr das Wesen der musikalischen Kunst \u00fcberhaupt ist nicht das charakteristische Merkmal das Hervorbringen von T\u00f6nen, sondern das taktm\u00e4fsige Hervorbringen von T\u00f6nen und damit in engem Zusammenhang stehend das Zusammenwirken mehrerer Personen im Chor, das erst durch die Taktgleichheit erm\u00f6glicht wird.\nDie psychologische Er\u00f6rterung, mit welcher der Verfasser seine Zur\u00fcckf\u00fchrung alles Rhythmus auf den Zeitsinn begr\u00fcndet, h\u00e4lt sich im Rahmen einer ganz kurzen Skizze, bei der, wohl nicht ohne Absicht, sehr viel Selbstverst\u00e4ndliches gesagt wird. Der Verfasser scheint durchweg mit einem philosophisch wenig vorgebildeten Leserkreis zu rechnen. Hier, wie wiederholt im Laufe der folgenden Darstellung, lehnt Verfasser mit Recht jede Zur\u00fcckf\u00fchrung des Zeitsinnes auf ein bestimmtes Sinnesorgan ab, er will ihn im Sinne eines \u201ekortikalen\u201c Prozesses denken.\n\u00dcber das \u201ewie\u201c wird nichts Bemerkenswertes gesagt. Auf Grund dieser Vorer\u00f6rterung sucht Verfasser sodann die unter Musikern viel er\u00f6rterte Frage zu entscheiden, ob und inwieweit der Komponist in","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nLitteraturbericht.\nder Wahl des vorgeschriebenen Taktes durch den Charakter des Tonst\u00fcckes gebunden sei. Auch diese Frage macht er sich zu leicht, indem er auf Grund wenig stichhaltiger Argumente einer relativ grofsen Willk\u00fcr in der Taktwahl das Wort redet; er denkt den Takt mehr durch die Technik des Notenlesens und -Schreibens bedingt, als durch den Charakter der musikalischen Motive. Hier wird wohl nicht klar genug zwischen dem Rhythmus des Tonst\u00fcckes und dem geschriebenen \u201eTakt\u201c unterschieden \u2014 eine Unterscheidung, die sich der Verfasser durch seine Terminologie verschlossen hatte. Gerade die Thatsache, dafs der Komponist sich in gewissen Grenzen mit ungenauen Vorschriften \u00fcber den Rhythmus des Tonst\u00fcckes begn\u00fcgen kann, indem er sich darauf verl\u00e4fst, dafs der Spielende instinktiv den von ihm beabsichtigten Rhythmus trifft, beweist doch eine weitgehende Bedingtheit des Rhythmus durch die musikalischen Motive. Ganz unzureichend ist die \u00dcberlegung des Verfassers : \u201eEs ist mit dem Takt wie mit der Symmetrie, es giebt nicht zwei Arten von Symmetrie, eine zweifache und eine dreifache\u201c u. s. w. Ganz gewifs giebt es sowohl im Gebiete des Gesichtssinnes wie des \u201eZeitsinnes\u201c einen Kanon einfachster \u00e4sthetischer Grundformen, und die Wahl der rhythmischen Grundformen, aus denen sich ein Tonst\u00fcck aufbaut, wird bestimmend f\u00fcr den \u00e4sthetischen Eindruck desselben.\nAnsprechender als die bisher angedeuteten Ausf\u00fchrungen ist die zweite H\u00e4lfte des Aufsatzes. In Ankn\u00fcpfung an seine Forschungen \u00fcber \u201eprimitive Musik\u201c f\u00fchrt der Verfasser hier aus, dafs der Ursprung der Musik als Kunst im Zeitsinn, speziell in der Begabung des Menschen f\u00fcr Taktgleichheit (f\u00fcr \u201eRhythmus\u201c w\u00fcrde ich in meiner Terminologie sagen) zu suchen ist, und nicht in der reflektorischen Hervorbringung von T\u00f6nen, ebensowenig wie der Tanz in Ausdrucksbewegungen irgendwelcher Art seinen alleinigen Ursprung haben kann. Es ist sehr verdienstlich, dafs hier endlich einmal darauf hingewiesen wird, wie ungen\u00fcgend diese beiden Erkl\u00e4rungsversuche sind. Von der Ausdrucksbewegung, vom reflektorisch ausgel\u00f6sten Schrei, vom Gesang der V\u00f6gel bis zur rhythmischen Bewegung und Tonerzeugung ist ein bedeutender Schritt, ein v\u00f6llig Neues mufs hinzukommen, die Wiederkehr sich entsprechender Tonstufen, Tonst\u00e4rken, Bewegungen in gleichen Zeiten. Das erm\u00f6glicht dann das zweite Element aller musikalischen Kunst\u00fcbung, das Zusammenwirken mehrer Personen zu einem \u201eChor\u201c oder einem \u201eReigen\u201c. (Das letztere scheint dem Verfasser so wichtig, dafs er definiert, Musik ist \u201eune facult\u00e9 d\u2019ensemble\u201c.) Auch das Tier hat Ausdrucksbewegung und \u201eGesang\u201c, aber der Gesang keines Vogels l\u00e4fst sich auf Takteinheiten bringen und kein \u201eVogelkonzert\u201c hat einen \u201eChorgesang\u201c. Woher kommt es schliefslich, dafs f\u00fcr allen Rhythmus das Einhalten der Taktgleichheit so wesentlich ist? Daf\u00fcr sucht Verfasser lediglich eine motorische Ursache. In der originalen Verbindung von Tanz und Musik soll diese liegen. Aber warum ist im Tanz die ungeregelte Bewegung zum Einhalten gleicher Zeiten fortgeschritten? Es ist erstaunlich, dafs der Verfasser hier auf einmal sein Prinzip, nach \u201ekortikalen\u201c Ursachen des Rhythmus zu suchen, verl\u00e4fst und die Taktgleichheit im Tanz auf die nichtssagende Erkl\u00e4rung ver-","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberichi.\n411\nweist, \u201edafs wir zwei Beine haben\u201c! Es wird erst die Aufgabe der experimentellen Forschung sein, f\u00fcr die Taktgleichheit nach tieferen Ursachen zu suchen, dabei wird man sich nicht mit Schlagworten \u00fcber \u201eEinstellung\u201c zu begn\u00fcgen haben, was darauf hinausk\u00e4me, alle Rhythmus-thatsachen als Pr\u00e4dikate des Subjekts \u201eEinstellung\u201c zu formulieren.\nDen Schlufs der Arbeit machen einige sehr zutreffende Bemerkungen \u00fcber Muskelsinn und seine Beziehungen zu Tanz und Musik; \u00fcber die Unm\u00f6glichkeit, aus dem Herzschlag den Sinn f\u00fcr Rhythmus abzuleiten ; \u00fcber die soziale Bedeutung von Tanz und Musik, \u2014 Ausf\u00fchrungen, die manche Ber\u00fchrungspunkte mit den Ansichten von Ernst G-rosse (Die Anf\u00e4nge der Kunst, Freiburg 1894) aufweisen. Referent erlaubt sich schliefslich, auf einige von den Ansichten des Verfassers prinzipiell abweichende eigene Ausf\u00fchrungen zu verweisen: (Philos. Studien X. S. 317 ff. 404 ff.)\tMeumann (Leipzig).\nDer Mechanismus des Bewufstseins. Grundz\u00fcge zur mechanischen\nErkl\u00e4rung der Thatsachen des Bewufstseins. Gustav Fock, Leipzig. 1895.\nAuf 47 Vs Seiten will die anonym erschienene Schrift auf rein mechanischem Wege eine Erkl\u00e4rung der einfacheren Bewufstseins-erscheinungen entwerfen. Ausgehend von der Thatsache, dafs alle Vorg\u00e4nge unseres Bewufstseins an die Th\u00e4tigkeit des Nervensystems gebunden sind, sucht Verfasser durchzuf\u00fchren, dafs man einen Unterschied anzuerkennen habe zwischen denjenigen Vorg\u00e4ngen, die in den Nervenzellen verlaufen, und denen, die den Nervenfasern eigent\u00fcmlich sind. Nur die letzteren stehen nach seiner Annahme in irgend welcher Beziehung zum Bewufstsein, w\u00e4hrend die Vorg\u00e4nge in den ersteren unabh\u00e4ngig von demselben und demnach unbewufst vor sich gehen. Die Nervensubstanz ist als Tr\u00e4ger eines gewissen Quantums von Energievorrat der Ausgangspunkt aller nerv\u00f6sen Th\u00e4tigkeit. An die Zelle gebunden entl\u00e4dt sich derselbe nach Analogie eines Explosivstoffes infolge eines von innen oder aufsen wirkenden mechanischen Stoffes und str\u00f6mt in die Nervenfaser, deren Querschnitts\u00e4nderung dann je nach der Beschaffenheit der ihr im Organismus entgegentretenden Hindernisse als Druck oder Spannung empfunden wird. Dies ist nach Verfasser der gew\u00f6hnliche Verlauf in den sensorischen Bahnen; in den zum Muskel ziehenden motorischen Fasern dagegen machen sich diese Hindernisse und die damit verkn\u00fcpften bewufsten Vorg\u00e4nge weniger geltend. Da die Nervenfasern hier zwischen nachgiebigeren Gewebsteilen eingespannt sind, so wird die Formver\u00e4nderung derselben nur empfunden, wenn die ausgel\u00f6ste Anregung in irgend einer Weise gehemmt und unterdr\u00fcckt wird. Unter dem Gegendruck der elastischen Faserw\u00e4nde verschwindet die auf diese Weise frei gewordene Energie, um in der Umgebung als W\u00e4rme aufzutreten, wie dies am th\u00e4tigen Muskel oder bei geistiger Anstrengung nach Verfasser nachweisbar ist. \u201eDie Zersetzungsprodukte, die neu entstandenen Verbindungen verlieren ihr vorheriges Volumen \u2014 vielleicht, dafs sie erst Dampfform haben und nun wieder in die fl\u00fcssige \u00fcbergegangen sind. Sie werden vom Gefafssystem aufgesogen.\u201c Je mehr","page":411}],"identifier":"lit29772","issued":"1896","language":"de","pages":"409-411","startpages":"409","title":"R. Wallaschek: On the Difference of Time and Rhythm in Music. Mind. N. S. IV. No. 13. S. 28-35. 1895","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:21.832265+00:00"}