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{"created":"2022-01-31T14:47:10.329113+00:00","id":"lit29773","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 411-412","fulltext":[{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberichi.\n411\nweist, \u201edafs wir zwei Beine haben\u201c! Es wird erst die Aufgabe der experimentellen Forschung sein, f\u00fcr die Taktgleichheit nach tieferen Ursachen zu suchen, dabei wird man sich nicht mit Schlagworten \u00fcber \u201eEinstellung\u201c zu begn\u00fcgen haben, was darauf hinausk\u00e4me, alle Rhythmus-thatsachen als Pr\u00e4dikate des Subjekts \u201eEinstellung\u201c zu formulieren.\nDen Schlufs der Arbeit machen einige sehr zutreffende Bemerkungen \u00fcber Muskelsinn und seine Beziehungen zu Tanz und Musik; \u00fcber die Unm\u00f6glichkeit, aus dem Herzschlag den Sinn f\u00fcr Rhythmus abzuleiten ; \u00fcber die soziale Bedeutung von Tanz und Musik, \u2014 Ausf\u00fchrungen, die manche Ber\u00fchrungspunkte mit den Ansichten von Ernst G-rosse (Die Anf\u00e4nge der Kunst, Freiburg 1894) aufweisen. Referent erlaubt sich schliefslich, auf einige von den Ansichten des Verfassers prinzipiell abweichende eigene Ausf\u00fchrungen zu verweisen: (Philos. Studien X. S. 317 ff. 404 ff.)\tMeumann (Leipzig).\nDer Mechanismus des Bewufstseins. Grundz\u00fcge zur mechanischen\nErkl\u00e4rung der Thatsachen des Bewufstseins. Gustav Fock, Leipzig. 1895.\nAuf 47 Vs Seiten will die anonym erschienene Schrift auf rein mechanischem Wege eine Erkl\u00e4rung der einfacheren Bewufstseins-erscheinungen entwerfen. Ausgehend von der Thatsache, dafs alle Vorg\u00e4nge unseres Bewufstseins an die Th\u00e4tigkeit des Nervensystems gebunden sind, sucht Verfasser durchzuf\u00fchren, dafs man einen Unterschied anzuerkennen habe zwischen denjenigen Vorg\u00e4ngen, die in den Nervenzellen verlaufen, und denen, die den Nervenfasern eigent\u00fcmlich sind. Nur die letzteren stehen nach seiner Annahme in irgend welcher Beziehung zum Bewufstsein, w\u00e4hrend die Vorg\u00e4nge in den ersteren unabh\u00e4ngig von demselben und demnach unbewufst vor sich gehen. Die Nervensubstanz ist als Tr\u00e4ger eines gewissen Quantums von Energievorrat der Ausgangspunkt aller nerv\u00f6sen Th\u00e4tigkeit. An die Zelle gebunden entl\u00e4dt sich derselbe nach Analogie eines Explosivstoffes infolge eines von innen oder aufsen wirkenden mechanischen Stoffes und str\u00f6mt in die Nervenfaser, deren Querschnitts\u00e4nderung dann je nach der Beschaffenheit der ihr im Organismus entgegentretenden Hindernisse als Druck oder Spannung empfunden wird. Dies ist nach Verfasser der gew\u00f6hnliche Verlauf in den sensorischen Bahnen; in den zum Muskel ziehenden motorischen Fasern dagegen machen sich diese Hindernisse und die damit verkn\u00fcpften bewufsten Vorg\u00e4nge weniger geltend. Da die Nervenfasern hier zwischen nachgiebigeren Gewebsteilen eingespannt sind, so wird die Formver\u00e4nderung derselben nur empfunden, wenn die ausgel\u00f6ste Anregung in irgend einer Weise gehemmt und unterdr\u00fcckt wird. Unter dem Gegendruck der elastischen Faserw\u00e4nde verschwindet die auf diese Weise frei gewordene Energie, um in der Umgebung als W\u00e4rme aufzutreten, wie dies am th\u00e4tigen Muskel oder bei geistiger Anstrengung nach Verfasser nachweisbar ist. \u201eDie Zersetzungsprodukte, die neu entstandenen Verbindungen verlieren ihr vorheriges Volumen \u2014 vielleicht, dafs sie erst Dampfform haben und nun wieder in die fl\u00fcssige \u00fcbergegangen sind. Sie werden vom Gefafssystem aufgesogen.\u201c Je mehr","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nLitteraturbericht.\nNervenmasse nach jeder Einwirkung auf dieselbe unzersetzt zur\u00fcckbleibt, um so \u00f6fter kann ein und derselbe Vorgang wiederholt werden. Diese bewufst verlaufenden ZersetzungsVorg\u00e4nge werden vom Verfasser als positive bezeichnet. F\u00fcr die wiederherstellende, als negativer Vorgang zu benennende und ohne Beteiligung des Bewufstseins vor sich gehende Th\u00e4tigkeit ist die aufserhalb unseres Denkverm\u00f6gens liegende und alle organischen Vorg\u00e4nge \u00fcberhaupt bewirkende Ursache anzunehmen, die wir Seele nennen. Von diesen Gesichtspunkten geleitet, sucht Verfasser die Fragen nach der Entstehung der einfachen Empfindung (\u201ejede Faser ist Sitz einer einfachen Empfindung, d. h. dafs jede Spannung einer einfachen sensorischen Nervenfaser eine Empfindung f\u00fcr das Bewufstsein bedeutet\u201c), der aktiven und passiven Bilder (= Empfindungsgruppen, denen innere oder \u00e4ufsere Ursachen zu Grunde liegen), des Ged\u00e4chtnisses, der Aufmerksamkeit, der Affekte, der einfachen und begrifflichen Apperzeption etc. zu l\u00f6sen. Im Schlufsparagraphen (18) stellt Verfasser auf einer Seite die \u00fcber das Bewufstsein und die Seele gewonnenen Anschauungen nochmals in gedr\u00e4ngter K\u00fcrze zusammen. \u201eDie Seele ist nicht der unmittelbare Tr\u00e4ger des geistigen Lebens. Sie ist, indem sie den Nervenorganismus auf baut und stetig erneuert, der mittelbare Tr\u00e4ger und Erzeuger alles dessen, was sich an bewufsten Vorg\u00e4ngen in uns zutr\u00e4gt.\u201c\nAbgesehen von der mannigfach abweichenden Deutung, welche Verfasser den in der Psychologie meist acceptierten Terminis unterschiebt, fordert insonderheit die v\u00f6llig hypothetische Grundlage, auf welcher sich die vorgetragenen Anschauungen auf bauen, zu vielfachen Widerspr\u00fcchen heraus. Obwohl nicht verkannt werden soll, dafs die Arbeit aus ernstem Streben hervorging und dieselbe zudem in der bescheidenen Form, in der die ganze Darstellung gehalten ist, mehr den Eindruck eines sch\u00fcchternen Versuches zur Erkl\u00e4rung der in Bede stehenden Erscheinungen, als den endg\u00fcltiger Behauptungen macht, mufs angesichts der \u00fcberaus schwierigen Behandlung derartiger Fragen immer wieder hervorgehoben werden, dafs exakt ausgef\u00fchrte Einzelstudien innerhalb der mit unseren heutigen H\u00fclfsmitteln erforschbaren Grenzen des Seelenlebens uns dem Endziele doch um vieles n\u00e4her f\u00fchren, als Theorien, die von vornherein auf schwankenden F\u00fcfsen stehen.\nF. Kiesow (Leipzig).\nF. H. Bradley. What do we mean by the Intensity of Psychical States ?\nMind. N. S. IV. No. 13. S. 1\u201427. (1895.)\nDie Frage, was wir unter Intensit\u00e4t eines psychischen Zustandes, z. B. einer Empfindung oder Vorstellung zu verstehen haben, ist sicherlich einer allgemeinen Beantwortung wert. Die neueren Theorien der Helligkeits- und Farbenempfindung haben sie wieder nahegelegt. Man braucht nur einen Blick auf die verschiedenen Auffassungen der Helligkeitsempfindung zu werfen (insbesondere auf die Ausf\u00fchrungen von J. ton Kries, Helmholtz, Wundt gegen\u00fcber denen von Hering, Hillebrandt, Ebbinghaus, K\u00fclpe etc.), um ihre Dringlichkeit zu erkennen. Ein empirischer Psychologe w\u00fcrde nun die vom Verfasser gestellte Frage","page":412}],"identifier":"lit29773","issued":"1896","language":"de","pages":"411-412","startpages":"411","title":"[Anonymous]: Der Mechanismus des Bewu\u00dftseins. Grundz\u00fcge zur mechanischen Erkl\u00e4rung der Thatsachen des Bewu\u00dftseins. Gustav Fock, Leipzig. 1895","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:10.329119+00:00"}