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{"created":"2022-01-31T14:44:47.924154+00:00","id":"lit29774","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 9: 412-413","fulltext":[{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nLitteraturbericht.\nNervenmasse nach jeder Einwirkung auf dieselbe unzersetzt zur\u00fcckbleibt, um so \u00f6fter kann ein und derselbe Vorgang wiederholt werden. Diese bewufst verlaufenden ZersetzungsVorg\u00e4nge werden vom Verfasser als positive bezeichnet. F\u00fcr die wiederherstellende, als negativer Vorgang zu benennende und ohne Beteiligung des Bewufstseins vor sich gehende Th\u00e4tigkeit ist die aufserhalb unseres Denkverm\u00f6gens liegende und alle organischen Vorg\u00e4nge \u00fcberhaupt bewirkende Ursache anzunehmen, die wir Seele nennen. Von diesen Gesichtspunkten geleitet, sucht Verfasser die Fragen nach der Entstehung der einfachen Empfindung (\u201ejede Faser ist Sitz einer einfachen Empfindung, d. h. dafs jede Spannung einer einfachen sensorischen Nervenfaser eine Empfindung f\u00fcr das Bewufstsein bedeutet\u201c), der aktiven und passiven Bilder (= Empfindungsgruppen, denen innere oder \u00e4ufsere Ursachen zu Grunde liegen), des Ged\u00e4chtnisses, der Aufmerksamkeit, der Affekte, der einfachen und begrifflichen Apperzeption etc. zu l\u00f6sen. Im Schlufsparagraphen (18) stellt Verfasser auf einer Seite die \u00fcber das Bewufstsein und die Seele gewonnenen Anschauungen nochmals in gedr\u00e4ngter K\u00fcrze zusammen. \u201eDie Seele ist nicht der unmittelbare Tr\u00e4ger des geistigen Lebens. Sie ist, indem sie den Nervenorganismus auf baut und stetig erneuert, der mittelbare Tr\u00e4ger und Erzeuger alles dessen, was sich an bewufsten Vorg\u00e4ngen in uns zutr\u00e4gt.\u201c\nAbgesehen von der mannigfach abweichenden Deutung, welche Verfasser den in der Psychologie meist acceptierten Terminis unterschiebt, fordert insonderheit die v\u00f6llig hypothetische Grundlage, auf welcher sich die vorgetragenen Anschauungen auf bauen, zu vielfachen Widerspr\u00fcchen heraus. Obwohl nicht verkannt werden soll, dafs die Arbeit aus ernstem Streben hervorging und dieselbe zudem in der bescheidenen Form, in der die ganze Darstellung gehalten ist, mehr den Eindruck eines sch\u00fcchternen Versuches zur Erkl\u00e4rung der in Bede stehenden Erscheinungen, als den endg\u00fcltiger Behauptungen macht, mufs angesichts der \u00fcberaus schwierigen Behandlung derartiger Fragen immer wieder hervorgehoben werden, dafs exakt ausgef\u00fchrte Einzelstudien innerhalb der mit unseren heutigen H\u00fclfsmitteln erforschbaren Grenzen des Seelenlebens uns dem Endziele doch um vieles n\u00e4her f\u00fchren, als Theorien, die von vornherein auf schwankenden F\u00fcfsen stehen.\nF. Kiesow (Leipzig).\nF. H. Bradley. What do we mean by the Intensity of Psychical States ?\nMind. N. S. IV. No. 13. S. 1\u201427. (1895.)\nDie Frage, was wir unter Intensit\u00e4t eines psychischen Zustandes, z. B. einer Empfindung oder Vorstellung zu verstehen haben, ist sicherlich einer allgemeinen Beantwortung wert. Die neueren Theorien der Helligkeits- und Farbenempfindung haben sie wieder nahegelegt. Man braucht nur einen Blick auf die verschiedenen Auffassungen der Helligkeitsempfindung zu werfen (insbesondere auf die Ausf\u00fchrungen von J. ton Kries, Helmholtz, Wundt gegen\u00fcber denen von Hering, Hillebrandt, Ebbinghaus, K\u00fclpe etc.), um ihre Dringlichkeit zu erkennen. Ein empirischer Psychologe w\u00fcrde nun die vom Verfasser gestellte Frage","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n413\nso verstehen: Wann reden wir von absoluter Intensit\u00e4t oder von Intensit\u00e4tsunterschieden bei einer bestimmten Art von psychischen Zust\u00e4nden, und mit welchem Hechte und in welchem Sinne legen wir den peripherisch oder zentral erregten Empfindungen, die aus den ein* zelnen Sinnesgebieten stammen, absolute Intensit\u00e4ten oder Intensit\u00e4tsunterschiede hei? Die Methode der Beantwortung dieser Frage w\u00fcrde etwa die sein, dafs man die verschiedenen Sinnesgebiete untereinander vergliche, dafs man innerhalb der einzelnen zus\u00e4he, ob sich bei der Erkl\u00e4rung der konkreten Thatsachen mit der einen oder anderen Annahme, der Leugnung oder Billigung von Intensit\u00e4tsstufen am besten auskommen liefse, dafs man endlich nach sekund\u00e4ren Merkmalen der intensiveren Bewufstseinszust\u00e4nde suchte, etwa ihrer Beziehung zu den Gef\u00fchlen, der Aufmerksamkeit, den Behexen, um danach die Entscheidung der obigen Frage zu treffen.\nGanz anders der Verfasser. F\u00fcr ihn hat die Frage lediglich den Sinn: Was bezeichnet der abstrakte Begriff der Intensit\u00e4t eines psychischen Zustandes \u00fcberhaupt? Und die Methode seiner Beantwortung ist die der Begriffsanalyse etwa im Sinne neuhegelscher Spekulation.\nZu diesem Zwecke wird zun\u00e4chst auf 12 Seiten die Vorfrag\u00e9 er\u00f6rtert, ob psychische Zust\u00e4nde mefsbar seien, und zwar nicht nur in dem Sinne psychischer Inhalte, sondern auch in dem ihres \u201epsychischen Seins\u201c. In ersterer Hinsicht wird die Mefsbarkeit psychischer Zust\u00e4nde als bekannt vorausgesetzt, ganz besonders, soweit es die r\u00e4umlichzeitlichen Inhalte betrifft. Wenn psychische Inhalte nicht mefsbar sind, was w\u00e4re dann \u00fcberhaupt mefsbar? meint der Verfasser. Aber auch eine Mefsbarkeit des psychischen Seins m\u00fcsse in abstracto, prinzipiell angenommen werden, wenn sie auch nicht in praxi ausf\u00fchrbar sei. Denn wir k\u00f6nnen von einer verschieden grofsen \u201eArea\u201c des Bewufst-seins reden, welche ein Zustand einnimmt, und das im Sinne einer quantitativen Bestimmung. Damit ist denn auch ein vorl\u00e4ufiger Sinn des Begriffes psychischer St\u00e4rke oder Intensit\u00e4t gegeben, der st\u00e4rkere Zustand ist derjenige komplexe Bewufstseinszustand, welcher eine gr\u00f6fsere \u201eArea\u201c des Bewufstseins einnimmt oder welcher mehr psychische Einheiten oder Teile komplexer Zust\u00e4nde umfafst. Wer sich f\u00fcr derartige Abstraktionen interessiert, mag die genaueren Unterscheidungen und H\u00fclfsannahmen (insbesondere die Unterscheidung psychischer Kraft, \u201eforce\u201c, und Intensit\u00e4t, \u201estrength\u201c), mit denen der Verfasser seine Grundannahme weiter ausf\u00fchrt, im Original nachles en.\nMeumann (Leipzig).\nJohn A. Bergstr\u00f6m. Experiments upon physiological memory by means of the interference of associations. Americ. Journ. of Psychol. V. 3. S. 356-370. (1893.)\n\u2014 An experimental study of some of the conditions of mental activity.\nEbenda. VI. 2. S. 247\u2014274. 5 S. (1894).\nEinstellungserscheinungen, verwandt mit den von M\u00fcller und Schumann in ihrer Arbeit \u00fcber das Vergleichen gehobener Gewichte bereits dargelegten, sind es, denen Verfasser eine Beihe von Artikeln","page":413}],"identifier":"lit29774","issued":"1896","language":"de","pages":"412-413","startpages":"412","title":"F. H. Bradley: What do we mean by the Intensity of Psychical States? Mind. N. S. IV. No. 13. S. 1-27. 1895","type":"Journal Article","volume":"9"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:44:47.924160+00:00"}