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{"created":"2022-01-31T13:24:53.770350+00:00","id":"lit29859","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 127-129","fulltext":[{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"IAtteraturberichk\n127\nMethoden genau vertraut machten und dieselben, wo immer m\u00f6glich, bei ihren Z\u00f6glingen in Anwendung br\u00e4chten.\nTheodor Heller (Wien).\nFr. Kib8ow.. Beitr\u00e4ge sur physiologischen Psychologie des Geschmackssinnes. (Fortsetzung.) Philos, Stud, X. S. 523\u2014562. (1894.)\nDie vorliegende Fortsetzung behandelt als Kapitel IH \u201eDie Qualit\u00e4t der Geschmacksempfindungen\u201c. Die Feststellung der reinen Gesohmacksqualit\u00e4ten wird dadurch erheblich erschwert, dafs sich den meisten Geschmackssensationen Tasteindr\u00fccke, vielen auch Geruchseindr\u00fccke beimischen, die oft nicht ganz leioht von jenen zu trennen sind. K. gelangte zu dem Ergebnis, dafs alle unsere Geschmacks-eindr\u00fccke von Tastsensationen begleitet sind, am ausgepr\u00e4gtesten der saure Geschmack, bei welchem schon unterhalb der Geschmacksschwelle schwach adstringierende Wirkung sich bemerken l\u00e4fst, welche mit steigender Konzentration zunimmt, schliefslich schmerzhaft brennend wird und den Geschmackseindruck \u00fcbert\u00f6nt. Beim Salzigen tritt die Tastempfindung erst diesseits der Geschmacksschwelle als schwach brennende Begleitempfindung auf; sie vermag die Geschmacksempfindung hier nie ganz zu \u00fcbert\u00f6nen. Auch das S\u00fcfse und Bittere findet K. regelm\u00e4fsig von .Tastsensationen begleitet und f\u00fchrt als Beispiel den schl\u00fcpfrigen glatten Eindruck starker Zuckerl\u00f6sungen an. Auch \u00e4tzende, reizende Empfindungen kann Zucker ausl\u00f6sen. Beim Bitteren sind nach K. die Schwellenwerte deutlich von einer Sensation des Fettigen begleitet, h\u00f6here Konzentrationen von Chininverbindungen k\u00f6nnen wiederum brennend empfunden werden.\nDie Frage, ob das Alkalische eine besondere Geschmacksqualit\u00e4t sei oder nicht, l\u00e4fst der Verfasser vorl\u00e4ufig noch offen, stellt aber Mitteilung der Ergebnisse einer planm\u00e4fsigen Untersuchung hier\u00fcber in Aussicht, womit in der That einem dringenden Bed\u00fcrfnisse entsprochen w\u00fcrde.\nVop erheblichem Einfl\u00fcsse auf die Geschmacksempfindungen sind Assoziationen und eine gewisse Eigent\u00fcmlichkeit des Geschmacksorganes, infolge deren schwache Geschmacksein dr\u00fccke von einem den einzelnen Begionen des Mundes eigent\u00fcmlichen Beigeschm\u00e4cke begleitet werden, wodurch die vom Verfasser sog. \u201eDoppelempfindungen\u201c zu st\u00e4nde kommen. Schon Beizung mit destilliertem Wasser pflegt von Geschmackseindr\u00fccken begleitet zu sein, die an der Zungenbasis \u00fcbereinstimmend bei mehreren Personen den Charakter des Bitteren trugen, w\u00e4hrend der gleiche Beiz an der Zungenspitze einzelner Personen als s\u00fcfs, am Zungenrande als s\u00e4uerlich erschien (auch der Beferent befindet sich in diesem Falle). Die den einzelnen Zungenteilen spezifischen Geschm\u00e4cke treten auch neben den abklingenden, durch den ad\u00e4quaten Beiz ausgel\u00f6sten Geschm\u00e4cken auf und wirken als Nachgeschmack fort, wenn jene bereits verschwunden sind.\nMechanische Beizung der Zungenbasis mit einem Glasstabe erregt","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nLitteraturberieht.\nbei vielen Personen bitteren Geschmack; in den anderen Zungenteilen wird auf diese Weise kein Geschmack ausgel\u00f6st.\nBei Schwellenbestimmungen findet man oft, dafs vor dem Auftreten der ad\u00e4quaten Geschmacksempfindung unbestimmte Geschmackseindr\u00fccke auftreten, die zuweilen eine gewisse Begelm\u00e4fsigkeit zeigen. Z. B. bei Applikation von Salz hat mah zun\u00e4chst den Eindruck, dafs ein bestimmter Geschmacksstoff appliziert sei, ohne dafs man denselben jedoch zu erkennen vermag. Kurz vor der Schwelle geht dann die Empfindung durch S\u00fcfs hindurch, und dann erst tritt die ad\u00e4quate Empfindung des Salzigen auf.\nAuffallender noch sind die Assoziationen mit Ger\u00fcchen, die dann auftreten, wenn ein bestimmter Geschmack k\u00fcrzere Zeit zuvor gleichzeitig mit einem bestimmten Ger\u00fcche eingewirkt hatte, oder auch dann, wenn ein intensiver Geruch einige Zeit zuvor perzipiert worden war. Verfasser erinnert hier auch an die jedem Mediziner bekannten Nachwirkungen des Pr\u00e4pariersaalgeruches. (Ob in der Mehrzahl dieser F\u00e4lle nicht in der Nasenh\u00f6hle zur\u00fcckgebliebene Biechstoffpartikelchen, also ein objektiv vorhandener ad\u00e4quater Beiz die Hauptrolle spielen sollte ? Bef.)\nVon besonderem Interesse sind die Untersuchungen des Verfassers \u00fcber Kontrasterscheinungen auf dem Gebiete des Geschmackes. K. f\u00fchrt den Kontrast mit Wundt auf zentrale Vorg\u00e4nge zur\u00fcck. Die Thatsache, dafs er selbst, wie fr\u00fchere Untersucher, Geschmackskontraste konstatieren konnte, verwendet K. zur Widerlegung des OzHaw^LLschen Satzes, dafs die bisher als verschiedene Qualit\u00e4ten innerhalb des Geschmackssinnes aufgefafsten Wahrnehmungen, S\u00fcfs, Bitter, Salzig, Sauer, in Wahrheit ebensoviele getrennte Sinne bedeuten. Auf die hierbei ber\u00fchrten Fragen von der spezifischen Energie beabsichtigt der Verfasser im vierten Kapitel seiner Arbeit einzugehen.\nExistieren im Gebiete des Geschmackssinnes Kontrastverh\u00e4ltnisse, so mufs sich dies darin offenbaren, dafs: 1. eine indifferente Fl\u00fcssigkeit, destilliertes Wasser, durch den Kontrast in eine bestimmt wahrnehmbare Qualit\u00e4t verwandelt wird; 2. mufs eine unterhalb der Schwelle liegende Qualit\u00e4t auf diese Weise \u00fcber dieselbe gehoben werden ; 3. mufs eine bereits \u00fcbermerkliche Empfindung durch den Kontrast verst\u00e4rkt werden.\nDie Einzelheiten der interessanten Versuche lassen sich hier in K\u00fcrze nicht mitteilen, die Hauptsache ist, dafs, abgesehen von einzelnen Personen, bei denen wegen zu geringer Empfindlichkeit des Geschmacksorganes \u00fcberhaupt kein Kontrast auftrat, mannigfaltige Kontrasterscheinungen festgestellt werden konnten.\nSalz hebt S\u00fcfs deutlicher, als umgekehrt; die Kontrastwirkung tritt am Zungenrande, wie an der Spitze auf, simultan, wie successiv. Z. B. 0,3% Na CI an einem Zungenrande appliziert, liefs destilliertes Wasser am anderen Bande schwach s\u00fcfs erscheinen, 0,5% Na CI deutlich und st\u00e4rker s\u00fcfs u. s. f. Ebenso wurde eine an und f\u00fcr sich nicht merklich s\u00fcfse Zuckerl\u00f6sung durch Kontrast mit Kochsalz deutlich s\u00fcfs. Eine l%ige Zuckerl\u00f6sung, die an sich schon deutlich s\u00fcfs ist, wurde durch 0,4 bis 0,8% Na CI am anderen Zungenrande noch erheblich s\u00fcfiser.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c0ttera turberich t.\n129\nW\u00e4hrend Salz destilliertes Wasser in S\u00fcfs \u00fcberf\u00fchrt, f\u00fchrt S\u00fcfs dasselbe im allgemeinen in die eigene Qualit\u00e4t \u00fcber, d. h. Zucker an einem Zungenrande l\u00e4fst Wasser am anderen Rande ebenfalls s\u00fcfs er\u00ab scheinen, zum Teil auch salzig und bittersalzig.\nIn \u00e4hnlicher Weise, wie S\u00fcfs und Salzig, kontrastieren Sal2ig und Sauer, S\u00fcfs und Sauer, letztere nur bei suocessiver Applikation auf der gleichen Schmeckfl\u00e4che, die beiden ersten Paare aufserdem auch bei simultaner Reizung homologer Zungenteile.\nInnerhalb der Reihen S\u00fcfs-Bitter, Sauer-Bitter konnte kein kontr\u00e4res Verh\u00e4ltnis nachgewiesen werden, doch kommen vielleicht individuell begrenzte Kontraste vor.\tW. Nagel (Freiburg).\nM. von Fest. Beitr\u00e4ge sur Physiologie des Schmerssinnes. Ber. d. math.* phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 2. Juli 1894. (S. 185\u2014196.)\n\u2014\t\u2014 Zweite Mitteilung. Sitzung vom 8. Dezember 1894. (S. 288\u2014296.) Willibald A. Nagel. Die Sensibilit\u00e4t der Conjunctiva und Cornea des\nmenschlichen Auges. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 59. S. 568\u2014595. (1895.)\n\u2014\tZur Pr\u00fcfung des Drucksinnes. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 69. S. 595\u2014603. (1895.)\nM. von Fret. Beitr\u00e4ge sur Sinnesphysiologie der Haut. Dritte Mitteilung. Ber. d. math.-phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 4. M\u00e4rz 1895. (S. 166\u2014184.)\nVon Fret geht aus von der Erfahrung, dafs leichte Einwirkungen auf die B[aut als Druck und Ber\u00fchrung, st\u00e4rkere dagegen als Schmerz empfunden werden. Eine n\u00e4here Erw\u00e4gung f\u00fchrt ihn zu der Annahme, dais die Verschiedenheit dieser Empfindungen nicht auf Intensit\u00e4tsunterschiede im Erregungszust\u00e4nde eines und desselben nerv\u00f6sen Apparates zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nne, sondern dafs dieselbe nach den Forderungen der Lehre von der spezifischen Energie der Sinnesorgane an besondere Endapparate getrennter Nervenst\u00e4mme gebunden sein m\u00fcsse und dafs wir daher auch in dieser Beziehung spezifisoh verschiedene \u201eSinnespunkte14 der K\u00f6rperoberfl\u00e4che zu unterscheiden h\u00e4tten. F\u00fcr die Zugeh\u00f6rigkeit dieser Hautpunkte zu verschiedenen nerv\u00f6sen Systemen einen exakten Beweis zu liefern, ist vorzugsweise die Aufgabe der erstgenannten von FasTschen Berichte. Verfasser glaubt, diesen Nachweis einmal aus den Ergebnissen von Schwell bestimmungen, sodann aber auch aus Qualit\u00e4tsunterschieden, die sich in dem Charakter der durch die betreffenden Sinnespunkte vermittelten Empfindungen aufweisen lassen, erbringen zu k\u00f6nnen. Dementsprechend suchte von Fret ein Versuchsverfahren auszubilden, welches bei der M\u00f6glichkeit, die Intensit\u00e4t der verwandten Reize leicht zu variieren, den letzteren zugleich immer nur eine sehr geringe Angriffsfl\u00e4che darbieten durfte. Um diese Bedingungen allseitig erf\u00fcllen zu k\u00f6nnen, wurde als Reizmittel eine Serie verschieden starker Haare benutzt, von denen jedes bei einer L\u00e4nge von 20\u201440 cm an das eine Ende je eines 8 cm langen, bei den Versuchen als Handhabe dienenden Holzst\u00e4bchens senkrecht zu dessen Achse aufgeklebt war.\nDie Einwirkung eine9 solchen Haares auf die Haut l\u00e4fst sich, wie\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie X.\t9","page":129}],"identifier":"lit29859","issued":"1896","language":"de","pages":"127-129","startpages":"127","title":"Fr. Kiesow: Beitr\u00e4ge zur physiologischen Psychologie des Geschmackssinnes. (Fortsetzung.) Philos. Stud. X. S. 523-562. 1894","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:24:53.770356+00:00"}