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{"created":"2022-01-31T14:42:06.886940+00:00","id":"lit29860","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 129-140","fulltext":[{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c0ttera turberich t.\n129\nW\u00e4hrend Salz destilliertes Wasser in S\u00fcfs \u00fcberf\u00fchrt, f\u00fchrt S\u00fcfs dasselbe im allgemeinen in die eigene Qualit\u00e4t \u00fcber, d. h. Zucker an einem Zungenrande l\u00e4fst Wasser am anderen Rande ebenfalls s\u00fcfs er\u00ab scheinen, zum Teil auch salzig und bittersalzig.\nIn \u00e4hnlicher Weise, wie S\u00fcfs und Salzig, kontrastieren Sal2ig und Sauer, S\u00fcfs und Sauer, letztere nur bei suocessiver Applikation auf der gleichen Schmeckfl\u00e4che, die beiden ersten Paare aufserdem auch bei simultaner Reizung homologer Zungenteile.\nInnerhalb der Reihen S\u00fcfs-Bitter, Sauer-Bitter konnte kein kontr\u00e4res Verh\u00e4ltnis nachgewiesen werden, doch kommen vielleicht individuell begrenzte Kontraste vor.\tW. Nagel (Freiburg).\nM. von Fest. Beitr\u00e4ge sur Physiologie des Schmerssinnes. Ber. d. math.* phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 2. Juli 1894. (S. 185\u2014196.)\n\u2014\t\u2014 Zweite Mitteilung. Sitzung vom 8. Dezember 1894. (S. 288\u2014296.) Willibald A. Nagel. Die Sensibilit\u00e4t der Conjunctiva und Cornea des\nmenschlichen Auges. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 59. S. 568\u2014595. (1895.)\n\u2014\tZur Pr\u00fcfung des Drucksinnes. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 69. S. 595\u2014603. (1895.)\nM. von Fret. Beitr\u00e4ge sur Sinnesphysiologie der Haut. Dritte Mitteilung. Ber. d. math.-phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 4. M\u00e4rz 1895. (S. 166\u2014184.)\nVon Fret geht aus von der Erfahrung, dafs leichte Einwirkungen auf die B[aut als Druck und Ber\u00fchrung, st\u00e4rkere dagegen als Schmerz empfunden werden. Eine n\u00e4here Erw\u00e4gung f\u00fchrt ihn zu der Annahme, dais die Verschiedenheit dieser Empfindungen nicht auf Intensit\u00e4tsunterschiede im Erregungszust\u00e4nde eines und desselben nerv\u00f6sen Apparates zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nne, sondern dafs dieselbe nach den Forderungen der Lehre von der spezifischen Energie der Sinnesorgane an besondere Endapparate getrennter Nervenst\u00e4mme gebunden sein m\u00fcsse und dafs wir daher auch in dieser Beziehung spezifisoh verschiedene \u201eSinnespunkte14 der K\u00f6rperoberfl\u00e4che zu unterscheiden h\u00e4tten. F\u00fcr die Zugeh\u00f6rigkeit dieser Hautpunkte zu verschiedenen nerv\u00f6sen Systemen einen exakten Beweis zu liefern, ist vorzugsweise die Aufgabe der erstgenannten von FasTschen Berichte. Verfasser glaubt, diesen Nachweis einmal aus den Ergebnissen von Schwell bestimmungen, sodann aber auch aus Qualit\u00e4tsunterschieden, die sich in dem Charakter der durch die betreffenden Sinnespunkte vermittelten Empfindungen aufweisen lassen, erbringen zu k\u00f6nnen. Dementsprechend suchte von Fret ein Versuchsverfahren auszubilden, welches bei der M\u00f6glichkeit, die Intensit\u00e4t der verwandten Reize leicht zu variieren, den letzteren zugleich immer nur eine sehr geringe Angriffsfl\u00e4che darbieten durfte. Um diese Bedingungen allseitig erf\u00fcllen zu k\u00f6nnen, wurde als Reizmittel eine Serie verschieden starker Haare benutzt, von denen jedes bei einer L\u00e4nge von 20\u201440 cm an das eine Ende je eines 8 cm langen, bei den Versuchen als Handhabe dienenden Holzst\u00e4bchens senkrecht zu dessen Achse aufgeklebt war.\nDie Einwirkung eine9 solchen Haares auf die Haut l\u00e4fst sich, wie\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie X.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nLitteraturbericht.\nVerfasser zeigt, \u00dcber einen gewissen Maximalwert nicht hinauftreiben, weil das urspr\u00fcnglich senkrecht zur Haut aufgesetzte Haar sich zunehmend kr\u00fcmmt und schliefslich abgleitet. Ebenso ist bei Pr\u00fcfung auf der Wage die Wirkung eines solchen Haares nach oben begrenzt durch das Gewicht, welches es eben noch zu heben vermag. Diese Maximalleistung eines gegebenen Haares nennt Verfasser seine \u201eKraft\u201c ; durch Division mit der mikroskopisch gemessenen Querschnittsfl\u00e4che erh\u00e4lt er den \u201eDruck\u201c des Haares oder die auf die Querschnittseinheit wirkende Kraft. F\u00fcr die schw\u00e4chsten Drucke wurden Kokonf\u00e4den, sowie Kinder- und Frauenhaare, f\u00fcr die st\u00e4rksten Barthaare und Schweinsborsten benutzt. Die in Frage kommenden Gewichte bewegten sich von 1 2 Dekagramm bis herab zu 1 mg und Bruchteilen eines solchen. F\u00fcr gr\u00f6fsere Belastungen gen\u00fcgte eine Tafelwage, f\u00fcr geringere mufste die chemische Wage benutzt werden. Wiederholte Pr\u00fcfungen desselben Haares ergaben nur um wenige Prozente schwankende Werte, \u201ewodurch bewiesen ist, dafs seine Stellung des Haares, in welcher es am besten geeignet ist, den Druck der Hand auf die Unterlage zu \u00fcbertragen, ohne Schwierigkeit zu finden und festzuhalten ist\u201c. Die in den Versuchen in\nBetracht kommenden Drucke bewegten sich zwischen den Werten 0,3 und 300 g/mm*.\nNach Besprechung der im Vorstehenden kurz wiedergegebenen Versuchsanordnung gliedert Verfasser den in der ersten Mitteilung dargebotenen Stoff nach Versuchen mit minimalen und mit \u00fcber-minimalen Beizen. Ais den minimalsten Druckwert, der \u00fcberhaupt empfunden wurde, konnte Verfasser denjenigen von 0,3g/mm* bestimmen. Es gilt f\u00fcr denselben jedoch die Einschr\u00e4nkung, dafs derselbe nur an einzelnen Punkten der Cornea und auch dann nur als \u201eeine ganz leich te Empfindung\u201c wahrgenommen wurde. F\u00fcr alle anderen Teile der K\u00f6rp eroberfl\u00e4che lag derselbe unterhalb der Beizschwelle, solange die Ber\u00fchrung von Haaren vermieden wurde. Verfasser legt auf diesen letzten Umstand besonderes Gewicht. Da die Behaarung den empfindlichsten Tastapparat des K\u00f6rpers repr\u00e4sentiert, so nimmt auch der in Bede stehende Druckwert wieder den Charakter eines \u00fcbermerklichen Schwellenwertes an, sobald man mit demselben ein K\u00f6rperhaar ber\u00fchrt. An haarfreien Stellen haben nach der beigegebenen Tabelle die Conjunctiva bulbi, ferner Zunge, Nase und Lippen n\u00e4chst der Cornea die geringsten, die Lendengegend, die Glans penis und die Fufssohle dagegen die h\u00f6chsten Schwellenwerte. Erstere wurden bei 2\u20142,5, letztere bei 48, 114 und 250 g/mm* gefunden. F\u00fcr diese Unterschiede in den gefundenen Schwellenwerten der einzelnen K\u00f6rperteile macht Verfasser neben der ungleichen Dicke der Epidermis die Verschiedenheit in der Verteilung und Ausbreitung der Nerven geltend. Mit Bezug auf den letzterw\u00e4hnten Punkt f\u00fchrt Verfasser aus, dafs trotz der geringen Querschnittsfl\u00e4che seiner Beizhaare (Veoo\u2014Vi\u00ab mm*), deren Durchmesser also in jedem Falle weit hinter dem eines WBBBRschen Tastkreises zur\u00fcckbleibt, eine Summation durch Beizung benachbarter Nervenenden dennoch nicht ausgeschlossen sei. \u201eMan wird nach der anatomischen Kenntnis von der Verteilung der Nerven in der Haut annehmen m\u00fcssen, dafs zu einer Hautstelle, welche","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Litter atmbericht.\n131\nf\u00fcr die Lokalisation eine Einheit darstellt, mehr als eine Nervenfibrille geh\u00f6rt. Mag es dann auch f\u00fcr die Ortsbestimmung gleichg\u00fcltig sein, ob eine gr\u00f6feere oder geringere Zahl dieser Fibrillen getroffen wird, so braucht doch dasselbe nicht f\u00fcr die Intensit\u00e4t der resultierenden Empfindung zu gelten. L&fst man die Vorstellung zu, dafs die Beizung einer Anzahl derartiger Nervenfibrillen zwar nicht mehr isoliert empfunden, wohl aber summiert wird, so w\u00e4re die niedrige Beizschwelle nervenreicher Bezirke verst\u00e4ndlich.\u201c Umgekehrt bleibt die Beizung mit \u00fcbermerklichen Werten nach Verfasser nicht unter allen Umst\u00e4nden auf einen Tastkreis im WBBSitschen Sinne beschr\u00e4nkt. Von zwei Haaren von fast gleichem Druck (26 und 28 g/mm*), deren Widerst\u00e4nde und Querschnittsfl\u00e4chen jedoch verschieden waren (90 und 440 mg Widerstand bei bezw. 34 und 163 mm* IO-4 Querschnittsfl\u00e4che) wurde das steifere Haar auf dem roten Lippensaum st\u00e4rker empfunden. Eine genauere Beobachtung ergab, dafs beide Beizhaare auf der Schleimhaut eine Einst\u00fclpung bewirkten, von denen aber die durch das steifere Haar verursachte den doppelten Durchmesser von derjenigen besafs, die das schw\u00e4chere erzeugte, eine Entfernung, in der zwei Zirkelspitzen auf dieser Hautstelle bereits als getrennte Eindr\u00fccke wahrgenommen werden. \u201eEs kommt somit neben dem Druck eines Beizhaares seine wirkende Fl\u00e4che f\u00fcr den Erfolg in Betracht in einem Umfange, welcher von der Beschaffenheit der gereizten Hautstelle abh\u00e4ngig ist.\u201c Die Schnelligkeit, in der man ein Beizhaar auf eine Hautstelle aufsetzt, ist nach den vom Verfasser gewonnenen Erfahrungen f\u00fcr den Erfolg des Versuches ohne Bedeutung.\nDie Versuche mit \u00fcberminimalen Beizen wurden auf der Haut und am Auge ausgef\u00fchrt.\nNachdem Verfasser zun\u00e4chst die schon fr\u00fcher gemachte Beobachtung, dafs auf kleinstem Baume einer Hautfl\u00e4che neben erregbaren Punkten auch nichterregbare sich bef\u00e4nden, durchaus best\u00e4tigt gefunden, gelangte er bei der Weiterf\u00fchrung seiner Versuche zu dem Ergebnisse, dafs auch unter den ersteren zwei qualitativ verschiedene Arten zu unterscheiden seien, von denen die einen als Druck-, die anderen als Schmerzpunkte von ihm bezeichnet werden. Beide Arten von Punkten unterscheiden sich au feer der ihnen spezifischen Empfindung, wie bereits eingangs erw\u00e4hnt, durch die H\u00f6he der Beizschwelle, bei welcher sie erregt werden. [Reagierten die Druckpunkte (Verfasser beschreibt die Untersuchung eines Hautst\u00fcckes seiner eigenen Wade von 1 qcm, auf welcher er 15 Druckpunkte bestimmen konnte) bei Drucken, die zwischen 8\u2014S3 g/mm* lagen, so bedurfte es f\u00fcr die Erregung der Schmerzpunkte gew\u00f6hnlich eines Heizwertes von \u00fcber 200 g/mm*, nur in einzelnen F\u00e4llen konnte dieser bei 100 g/mm* bestimmt werden. Die Druckpunkte liegen nach Verfasser \u201es\u00e4mtlich in unmittelbarer N\u00e4he der Haarb\u00e4lge.\u201c Die durch die Druckpunkte vermittelte Empfindung wird als k\u00f6rnig, die der Schmerzpunkte als stechend bezeichnet. Verfasser \u00e4ufsert sich selbst hier\u00fcber: \u201eSt\u00f6fet man eine feine Nadel in diese Punkte (Schmerzpunkte. Bef.), so schwillt die schmerzhafte Empfindung zu erheblicher, oft schwer ertr\u00e4glicher St\u00e4rke an und strahlt aus nach Fl\u00e4che und\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nLitteratur bericht.\nTiefe. Dagegen ist der Einstich in die zuerst bezeichneten Druckpunkte in der Kegel schmerzlos, man hat eine ganz oberfl\u00e4chlich projizierte und scharf umschriebene, starke, punktartige Druckempfindung, f\u00fcr welche Goldschbidrs nicht unpassend den Ausdruck \u201ek\u00f6rniges Gef\u00fchl\u201c gebraucht hat.\u201c Auf den nicht erregbaren Punkten rief die Nadel (die Verfasser noch auf dem Schleifsteine naohzuspitzen empfiehlt), \u201enur eine ganz diffuse Ber\u00fchrungsempfindung\u201c hervor, welche vom Fret aus \u201eder ziemlich ausgedehnten Deformation der Haut\u201c zu erkl\u00e4ren sucht. Verfasser bemerkt ferner, dafs sich (besonders an den Haarb\u00e4lgen, das Aus-reifsen der Haare verursacht Schmerz) Druck- und Schmerzempfindungen oft verbinden, und zieht aus seinen Beobachtungen den Schlufs: \u201eDafs beide Empfindungen verschiedenen nerv\u00f6sen Gebilden angeh\u00f6ren, d\u00fcrfte nach den geschilderten Beobachtungen nicht zweifelhaft sein. Die Annahme besonderer Nerven und Endapparate f\u00fcr Schmerz- und Druckempfindung schliefst ihre gegenseitige Durchflechtung, bezw. eng benachbarte Lagerung nicht aus.\u201c Das \u201eGef\u00fchl des Juckens und Kitzelns\u201c ist ton Fret geneigt, als \u201esekund\u00e4re Empfindung\u201c aufzufassen, \u201evermittelt durch Reflexe, welche von den Tastnerven auf die Gef&fse \u00fcbergreifen.\u201c An der Cornea und der Conjunctiva bulbi will Verfasser nur Schmerzempfindungen beobachtet haben, doch liegt die Schmerzschwelle an diesen Stellen betr\u00e4chtlich tiefer, als an der \u00fcbrigen K\u00f6rperoberfl\u00e4che. Verfasser konnte dieselbe an der Cornea bei 0,8 g/mm1, an der Conjunctiva bei 2 g/mm2 bestimmen. Dabei zeigten sich auch hier in beiden F\u00e4llen neben den erregbaren Punkten auch unerregbare. Letztere waren an der Cornea bis zu 26, an der Conjunctiva bis zu einem Druck von 115 g/mm* nachweisbar. Im ersten Falle konnte diese Untersuchung wegen des heftig auf tretenden Lidreflexes nicht weiter fortgesetzt werden. Verfasser f\u00fcgt hinzu: \u201eDer Cornea (und Conjunctiva) eigent\u00fcmlich ist ferner die Erscheinung, dafs ein nicht weit \u00fcber die Schwelle liegender Beiz (1 bis 5 g/mm2 f\u00fcr die Cornea) an vielen Punkten im ersten Moment der Ber\u00fchrung nicht gef\u00fchlt wird, dafs aber bei andauernder Ber\u00fchrung Schmerzempfindung aufbritt, die entweder nach einigen Sekunden wieder verschwindet, oder, was h\u00e4ufiger der Fall, so weit anschwillt, dafs die Reizung unterbrochen werden mufs. Nimmt man das Haar fort, so l\u00e4fst sich an der Ber\u00fchrungsstelle eine Delle, eine umschriebene Rauhigkeit der Corneafl\u00e4che bemerken. Es wird also die Vorstellung gerechtfertigt sein, dafs ein Reiz, der die Nervenenden nicht unmittelbar trifft oder f\u00fcr deren direkte Erregung zu schwach ist, wirksam werden kann, wenn er durch Sch\u00e4digung des Epithels oder St\u00f6rungen des S\u00e4ftestromes im Gewebe chemische Alterationen hervorruft.\u201c Die eigent\u00fcmliche F\u00e4rbung der Schmerzempfindung auf der Cornea und Conjunctiva glaubt Verfasser noch aus einem Vergleiche mit der bei gleichem Druck (etwa 16 g/mm2) auf dem Augenlide ausgel\u00f6sten \u201eDruckempfindung\u201c darthun zu k\u00f6nnen. Eine letzte Bemerkung dieser Abhandlung, dafs Cornea und Conjunctiva keine Temperaturempfindungen besitzen, ist in der dritten Mitteilung (s. u.) wesentlich modifiziert. Verfasser schliefst, dafs der Trigeminus von seinen zentripetalen Fasern nur Schmerznerven in Cornea und Conjunctiva sendet, und verweist auf andere ungleiche Verteilungen","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Li it\u00e9ra turberich t.\n133\nsensibler Nerven, wie auf die von Weber an der Iris und den daran gemachten Beobachtungen, sowie auf die vom Referenten gefundene schmerzfreie Stelle der Backenschleimhaut. Aus einer kurzen Zusammenfassung der Ergebnisse am Schl\u00fcsse der Arbeit sei nur noch der zweite Punkt mit des Verfassers eigenen Worten wiedergegeben: \u201eEs giebt gr\u00f6fsere Fl\u00e4chen, welche Druck, aber nicht Schmerz, und andere, welche nur Schmerz empfinden. Letztere Orte haben demgem\u00e4fs nur eine einzige Reizschwelle, welche nicht h\u00f6her zu liegen braucht als die Druckschwelle der Haut und sogar betr\u00e4chtlich tiefer liegen kann (Cornea).\nIch schliefse daraus, da Is die Schmerzempfindung durch besondere Einrichtungen, Schmerzpunkte und Schmerznerven vermittelt wird.\u201c\nIn der zweiten der oben erw\u00e4hnten Mitteilungen weist von Frey zun\u00e4chst nach, dais auch die \u201eSchmerzpunkte\u201c bei mechanischer Reizung an den verschiedenen K\u00f6rperteilen unter sich verschiedene Schwellen besitzen. Nach der beigegebenen tabellarischen \u00dcbersicht wurde auf der Cornea der niedrigste, auf den Fingerspitzen dagegen der h\u00f6chste Schwellenwert gefunden. Ersterer liegt bei 0,2 g/mm1, letzterer bei 300 g/mm*. Mittlere Werte ergaben Versuche auf dem Fufsr\u00fccken (50 g/mm1), dem Handr\u00fccken (100 g/mm1) und der Hohlhand (130 g/mm1). Verfasser bemerkt jedoch zu diesen Angaben, dafs dieselben nur einen ungef\u00e4hren Wert besitzen, und empfiehlt eine genauere Nachpr\u00fcfung der betreffenden K\u00f6rperteile. Neben der H\u00f6he des absoluten Druckes ist f\u00fcr die Bestimmung der Schmerzschwelle nach Verfasser auch die Dauer des ein wirkenden Reizes in R\u00fcoksicht zu ziehen. Ferner konnte Verfasser beobachten, dais das Schwellenverh\u00e4ltnis beider Arten von Sinnes-\n,\t/ Druckschwelle \\ \u00c4\t^\neinander \\^r~r-----r---tt I f\u00fcr die einzelnen K\u00f6rperteile\n\\Schmerz8ch welle/\tr\nkeine konstante bedeutet. W\u00e4hrend es an den Fingerspitzen auf den Wert von V*o \u2014 Vtoo herabgeht, betr\u00e4gt es f\u00fcr den Ober- und Unterarm */\u2022. Die Nachpr\u00fcfung an verschiedenen Tagen ergab unter sonst gleichen Bedingungen f\u00fcr beide Sinnesqualit\u00e4ten ziemlich konstante Schwellenwerte, doch wurde der absolute Wert derselben nach von Freys Beobachtungen sowohl durch einwirkende K\u00e4lte, wie durch Kneipen, Reiben und Kratzen der betreffenden Hautstelle variiert. Spannung der Haut erh\u00f6hte die Druckschwelle am linken Mittelfinger auf das Sechzehnfache. Aufserdem ist Verfasser geneigt, auch der \u00dcbung und Aufinersamkeit f\u00fcr das Herabeinken der Reizschwellen eine Bedeutung zuzuschreiben.\nIndem Verfasser der Verteilung der erw\u00e4hnten Sinnespunkte weitere Aufmerksamkeit widmete, konnte er die mit Bezug auf die Ortsbestimmung der Druckpunkte bereits gemachten Angaben dahin-vervollst\u00e4ndigen, dafs sich dieselben s\u00e4mtlich auf der \u201eLuvseite\u201c der Haare befinden. \u201eLegt man eine zur Hautoberfl\u00e4che senkrechte Ebene durch das Haar, so bildet der Haarbalg mit der Epidermis nach der einen Beite \u00abinen spitzen, nach der anderen einen stumpfen Winkel. Auf der Seite des spitzen Winkels, dort, wo der Haar balg der Epidermis zun\u00e4chst Hegt, findet sich die Stelle, wo ein Druck, der in der ganzen \u00fcbrigen Umgebung des Haares nicht gef\u00fchlt wird, von der charakteristischen Ber\u00fchrungsempfindung begleitet ist.\u201c Die schw\u00e4chsten Druckreize treten\npunkten zu","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nLitteraturbericht\nbei Ber\u00fchrung des Haares selber in Wirksamkeit, die Schwelle liegt in diesem Falle jedesmal unterhalb derjenigen, die bei direkter Ber\u00fchrung des Balges erzielt wird. Bei stetiger Verk\u00fcrzung des Haares durch die Schere n\u00e4herte sich dessen Schwelle immer mehr der des Balges, bis sie bei glatt rasiertem Haare mit dieser zusammenfiel. Verfasser schliefst aus dieser Beobachtung, \u201edafs in beiden F\u00e4llen dasselbe Organ gereizt wird, vom Haare aus, der Hebelwirkung entsprechend, aber mit geringeren Kr\u00e4ften.\" \u201eDie Haare des K\u00f6rpers m\u00fcssen daher ganz allgemein, nicht nur die bei gewissen S\u00e4ugetieren vorkommenden sog. Tasthaare, als Sinnesapparate, speziell als Organe des Drucksinnes aufgefa\u00fcst werden.\u201c Der gleiche Wechsel von Druck-, Schmerz- und un erregbaren Punkten liefs sich auch auf den nicht behaarten Teilen des K\u00f6rpers, nach Verfasser 5% der gesamten K\u00f6rperoberfl\u00e4che, nach weisen. Da f\u00fcr die Lage der Schmerzpunkte kein \u00e4ufserliches Kennzeichen vorhanden ist, so konnten diese nur durch den Vergleich bestimmt werden.\nEine Pr\u00fcfung der in Hede stehenden Sinnespunkte bei unipolarer elektrischer Beizung ergab zun\u00e4chst, dafs die Schwelle f\u00fcr die Schmerzpunkte in diesem Falle unterhalb der der Druckpunkte lag. \u201eDie Empfindung ist stehend, frei von jeder Tast- oder Druckempfindung und ununterbrochen andauernd.\" \u201eDie schmerzhaften Punkte sind durch empfindungslose Strecken voneinander getrennt und zeigen keine feste Beziehung zu den Haarb\u00e4lgen.\" \u201eAufsetzen der Elektrode auf einen Haarbalg, bezw. auf die Austrittsstelle eines Haares kann schmerzhaft sein, ist es in der Hegel aber nicht.\" Die bei elektrischer Heizung auf den Druckpunkten ausgel\u00f6ste Empfindung bezeichnet Verfasser als Schwirren oder H\u00e4mmern. \u201eSie entbehrt des unangenehmen Charakters, welcher der Heizung der Schmerzpunkte eigent\u00fcmlich ist\u201c \u201eMan hat den Eindruck, als ob eine schwingende Stimmgabel dem gereizten Punkte St\u00f6fse versetzte.\" Wurde bei verst\u00e4rktem Stromdurchgang die Elektrode verschoben, so konnte Verfasser in der deutlichsten Perzeption der Empfindung eine Hichtung verfolgen, welche Erscheinung er dahin deutet, \u201edafs durch die Elektrode der Verlauf der Drucknerven auf die Hautoberfl\u00e4che projiziert wird.\" Die gleiche Beobachtung machte Verfasser bei den Schmerzpunkten. Ob bei elektrischer Heizung die Endapparate oder nicht vielmehr deren zutretende Nerven gereizt werden, zumal die letzteren so leicht erregbar sind, l\u00e4fst Verfasser dahingestellt, er f\u00fcgt dieser Ausf\u00fchrung nur die Bemerkung hinzu : \u201eEs zeigt sich darin recht deutlich, dafs in der Organisation des K\u00f6rpers elektrische Heizung nicht vorgesehen ist, oder mit anderen Worten, dafs der elektrische Reiz eigentlich ein un physiologischer ist.\u201c Eine besondere Beachtung verdienen die Verh\u00e4ltnisse, welche bei faradischer Heizung K\u00f6rperstellen, wie die Hohlhand, die Zunge, der Gaumen, die Wangenschleimhaut, das Zahnfleisch, die Z\u00e4hne und die Conjunctiva aufweisen. An der Hohlhand dringt der Strom nach des Verfassers Ergebnissen nur an beg\u00fcnstigten Stellen, wie an den M\u00fcndungsstellen der Schweifsdr\u00fcsen, in hinreichender Dichte ein, um die schwirrende Druckempfindung zu erzeugen. Die Punkte wurden auf diese Weise dementsprechend in gr\u00f6fseren Abst\u00e4nden als bei Anwendung mechanischer Heize gefunden. Bei der schon","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"LittercUur bericht.\n135\nerw\u00e4hnten Stelle der Backenschleimhaut konnte der Strom so verst\u00e4rkt werden, \u201edafs die Muskeln der Wange in heftigsten Tetanus geraten und die Erregung bis in den Oberkiefer ausstrahlt, ohne dafs eine Spur von Schmerzhaftigkeit an der Applikationsstelle der Elektrode auf tritt.\u201c Die Empfindlichkeit an den verschiedenen Teilen der Zunge entspricht im allgemeinen den vom Beferenten bei mechanischer Beizung dieses K\u00f6rperteiles festgestellten Verh\u00e4ltnissen (Philos. Stud. Bd. IX). An den Z\u00e4hnen und der Conjunctiva erzeugte die elektrische Beizung nur Schmerzempfindungen, die Empfindungen waren hier nicht intermittierend.\nAuf den Druckpunkten konnten 130 Stromst\u00f6fse in der Sekunde noch unterschieden werden, w\u00e4hrend die Zahl derselben auf den Schmerzpunkten auf 5 herabsinken mufste, um eine Art Intermittenz der Schmerzhaftigkeit bemerklich zu machen. Verfasser vergleicht diesen kontinuierlichen Vorgang in der Erregung der Schmerzpunkte dem Tetanus des Muskels.\nIndem Verfasser sich zum Schl\u00fcsse dieser Abhandlung auf die von Misas, van Gbh\u00fcchtbn und Orru ver\u00f6ffentlichten anatomischen Befunde bezieht, gelangt er zu dem Besultate, dafs die freien Nervenendigungen zwischen den Epithelzellen (Iberall die Schmerzempfindung vermitteln, und dafs als Organe des Drucksinnes aufser den Haarb\u00e4lgen die Msi8sxER8chen K\u00f6rperchen anzusehen sind. \u201eIhre vom Entdecker untersuchte r\u00e4umliche Ausbreitung entspricht den aus den Versuchsergebnissen aufzustellenden Forderungen.\u201c\nIn der dritten der oben erw\u00e4hnten Abhandlungen unterwirft W. Nagbl die durch von Frey mit Bezug auf die Sensibilit\u00e4t der Conjunctiva und Cornea ausgef\u00fchrten Versuche und die aus denselben resultierenden Befunde, wie sie im Vorstehenden wiedergegeben sein d\u00fcrften, auf Grund von Nachpr\u00fcfungen, die er an sich selbst und anderen Personen anstellte, einer eingehenden Kritik. Verfasser bestreitet, dafs auf genannten K\u00f6rperteilen ausschliefslich schmerzhafte Empfindungen ausl\u00f6sbar sind. \u201eVielmehr k\u00f6nnen erstens Ber\u00fchrungen sowohl auf der Conjunctiva, wie auf der Cornea ohne jeden schmerzhaften oder auch nur bel\u00e4stigenden Gef\u00fchlston wahrgenommen werden, Und zweitens l\u00e4fst sich ebenfalls an beiden Orten eine ganz pr\u00e4gnante K\u00e4lteempfindung hervorrufen.\u201c Auf der Conjunctiva bulbi konnte Verfasser mittelst eine feinen Fischbeinsonde, an deren einem Ende sich ein l\u00e4ngliches Kn\u00f6pfchen von etwa V*mm Dicke befand, wie mit jedem anderen glatten, aber abgerundeten Gegenst\u00e4nde, auch mittelst eines spitzen angefeuohteten Pinsels, selbst mit dem angefeuchteten Finger und den von FRBYSchen Beizhaaren sowohl Ber\u00fchrungs- wie Schmerzempfindungen erzeugen, je nach dem St\u00e4rkegrade, mit welchem die genannten Beizmittel mit der Conjunctiva in Ber\u00fchrung kamen. \u201eEin leises Streichen mit der Spitze des senkrecht zum Bulbus gestellten (weichen) Haares ist bei mir, wenn \u00fcberhaupt wahrnehmbar, stets schmerzlos. Dabei beobachtet man, dafs ein Haar, dessen einfache Ber\u00fchrung nicht empfunden wird, bei der Bewegung wahrgenommen wird.\u201c Die schmerzhafte Ber\u00fchrung der erw\u00e4hnten Fischbeinsonde bedingt ein senkrechtes Aufsetzen derselben auf den Bulbus, so dafs die Angriffsstelle von m\u00f6glichst geringem Um-","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLi tteraturbericht.\nfange war. Das Aufsetzen des trockenen Pinsels mit einzelnen hervor* stehenden Haaren verursachte ebenfalls Schmerz. Die schmerzlose Ber\u00fchrung der Cornea scheint nach Verfasser bei verschiedenen Menschen verschieden leicht erzielbar. Auf seiner eigenen Cornea erzeugte ein mit einem Reishaar von 0,08 mm Durchmesser ausge\u00fcbter Druck \u201eim ersten Moment sehr deutlich eine nicht schmerzhafte Empfindung von geringer Intensit\u00e4t,tt der sich (wie Verfasser meint, wohl infolge der ungleichm\u00e4\u00dfig zitternden und schwankenden Ber\u00fchrung) eine Kitzelempfindung beimischen konnte, bei der mehrere Sekunden andauernden gleichen Reizung aber trat im vox FaEvschen Sinne Schmerz auf. Eine gleichfalls schmerzlose Empfindung konnte Verfasser auf der Cornea durch Nachahmung des dieselbe normalerweise stets schmerzlos ber\u00fchrenden Lid-s\u00c6lages hervorrufen, indem er \u00fcber dieselbe mit einem weichen, in 0,6%iger und bis auf 40\u201460\u00b0 C. erw\u00e4rmter Kochsalzl\u00f6sung getr\u00e4nkten Pinsel strich. Den anfangs aufbretenden Reflex gelingt es, durch \u00dcbung zu unterdr\u00fccken. \u201eLiegt nun der Pinsel, schwimmend nais von der Kochsalzl\u00f6sung, der Cornea an, so fehlt jegliche Empfindung. Dr\u00fcckt man ihn dagegen etwas st\u00e4rker auf oder bewegt ihn hin und her, so tritt neben vor\u00fchergehenden, ganz leichten Schmerzempfindungen (1) ab und zu eine deutliche, nicht schmerzhafte Sensation auf. Im allgemeinen aber wird von der ganzen Ber\u00fchrung und Bewegung \u00fcberraschend wenig empfunden.\u201c Andererseits h\u00e4lt Verfasser die Frage, wie ein nicht stehendes, in schonender Weise aufgesetztes Haar die Cornea nach einigen Sekunden schmerzhaft reizen kann, f\u00fcr eine der dunkelsten auf diesem Gebiete. Indem er in der von FaiTschen Ansicht, nach welcher in diesem Falle auf der Cornea eine kleine Delle entsteht und so der das Nervenende nicht direkt treffende Reiz \u201edurch Sch\u00e4digung des Epithels oder St\u00f6rungen des S\u00e4ftestromes im Gewebegemische Alterationen hervorruft\u201c, keine befriedigende Erkl\u00e4rung findet, glaubt er, dieses nachtr\u00e4gliche Auftreten des Schmerzes nach Goldscheiders Vorgang mehr als ein \u201eSummationsph\u00e4nomen\u201c auffassen zu m\u00fcssen. Vox Freys Fehler liegt nach Nagel in dessen Methode, indem derselbe diejenige, welche er f\u00fcr die Pr\u00fcfung des Drucksinnes der \u00e4ufseren Haut verwandte, unver\u00e4ndert auf die Untersuchung so empfindlicher Teile, wie Conjunctiva und Cornea, \u00fcbertrug. \u201eEine senkrechte Ber\u00fchrung mit einem Haare ist f\u00fcr die Conjunotiva, was f\u00fcr die Haut ein Nadelstich ist.u\nVerfasser untersuchte ferner die Empfindlichkeit der Conjunctiva und Cornea f\u00fcr thermische, chemische und elektrische Reizung. Aus einer Zusammenfassung der durch manche Einzelbeobachtung interessanten Abhandlung sei nooh folgendes hervorgehoben:\n\u201eSowohl Conjunctiva wie Cornea verm\u00f6gen zwar W\u00e4rme und K\u00e4lte zu \u201eunterscheiden\u201c, aber nur die Kaltber\u00fchrung erzeugt neben der Ber\u00fchrungsempfindung eine spezifische Temperaturempfindung, Warmempfindung aber erscheint als temperaturlos, als nicht-kalt, wenn sie nicht so hochgradig ist, d&fs Schmerz auftritt.\nUnf\u00e4higkeit auch zur K\u00e4lteempfindung ist in einem Falle, bei sonst intakter Sensibilit\u00e4t, konstatiert; das Vorkommen ausgepr\u00e4gter W\u00e4rmeempfindung ist noch fraglich, jedenfalls ist es selten. Schwache Andeutungen von Hitzegef\u00fchl kommen vor.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Li Ueraturbericht\n137\nDie H\u00e4ufigkeit der an\u00e4sthetischen Punkte, namentlich der Cornea, wechselt hei den einzelnen Individuen.\nDie Conjunctiva des unteren Lides verh\u00e4lt sich wie die Coigunctiva hulbi. Die Umschlagefalte ist f\u00fcr Ber\u00fchrungen weniger empfindlich.\nDie K\u00e4lteempfindung geht hier leicht ins Schmerzhafte \u00fcber. W\u00e4rmeempfindung fehlt. Die Conjunctiva des oberen Lides, k\u00fcnstlich ektropioniert, ist fast unempfindlich f\u00fcr Ber\u00fchrung und Temperatur. Die Plica semilunaris hat die gleichen sensiblen Eigenschaften wie die Conjunctiva bulbi. Die Caruncula nimmt sowohl W\u00e4rme wie K\u00e4lte in der Mehrzahl der F\u00e4lle deutlich wahr.\nIm Zustande der Entz\u00fcndung der Conjunctiva ist die Wahrnehmungs-f\u00e4higkeit f\u00fcr Ber\u00fchrung wie f\u00fcr K\u00e4lte stark herabgesetzt, dagegen besteht Hyperalgesie namentlich gegen chemische Beize (auch den des Wassers).\nEin Lufbstrom, der die Conjunctiva und Cornea trifft, wird als kalt empfunden, gleichviel ob er heifs oder kalt ist. Sehr heifse Luft erzeugt neben der K\u00e4lteempfindung Schmerz, keine W\u00e4rmeempfindung. Die Karunkel nimmt wie die Haut einen warmen Luftstrom als warm wahr.\nDer Lidschluisrefiex tritt bei Ber\u00fchrung der Cornea und Conjunctiva mit einem warmen Gegenst\u00e4nde weit weniger stark auf, als bei Ber\u00fchrung mit einem kalten Gegenst\u00e4nde. Eine Ber\u00fchrung an Stellen der Cornea und Conjunctiva, welche zur Empfindung unf\u00e4hig sindy erzeugt niemals Lidschlufsreflex. Der Beiz des Induktionsstromes wird (im Gegensatz zur Zunge) auf Conjunctiva und Cornea als ein kontinuierlicher, stechender Schmerz empfunden. Die Beizsohwelle der Conjunctiva liegt h\u00f6her, als auf der Zunge.u\nVerfasser schliefst seine Abhandlung mit der Behauptung, dafs vox Fret das Vorhandensein besonderer Schmerznerven und Schmerzsinnesorgane nicht in \u00fcberzeugender Weise nachgewiesen habe.\nIn der der vorstehend besprochenen unmittelbar nachgestellten Arbeit nZwr Pr\u00fcfung des Drueksinnes\u201c- unterwirft Nagel die von FaBTSche Methode der Sensibilit\u00e4tsmessungen mittelst der oben erw\u00e4hnten Beizhaare einer eingehenden Kritik. Verfasser falst die Ergebnisse seiner in dieser Beziehung angestellten Nachpr\u00fcfungen am Schl\u00fcsse selber in den folgenden Satz zusammen : \u201eDie von von Fbby angegebene Methode der Pr\u00fcfung des Drucksinnes mittelst der Applikation kleinster wahrnehmbarer Druckreize durch senkrecht aufgedr\u00fcckte \u201eBeizhaare\u201c von bekanntem Biegungswiderstande ist nur unter der Bedingung zur Feststellung absoluter und relativer Zahlenwerte f\u00fcr die Empfindlichkeit der verschiedenen Hautregionen an zu wenden, dafs nicht der auf die Fl\u00e4cheneinheit berechnete Druck, sondern die in Grammen erforderliche Kraft zur Bestimmung des Beizwertes benutzt wird.\u201c Im letzteren Falle erkennt der Verfasser in dem von Fasvscben Verfahren eine Methode, die besonders dem Neuropathologen bei Sensibilit\u00e4tspr\u00fcfungen von hohem Werte sein m\u00fcsse.\nDer dritte der von FrbYgchen Berichte umfafst zun\u00e4chst die Besultate, die sich bei weiteren Untersuchungen \u00fcber die Temper&tur-empfindungen des Auges ergeben hatten. Nach diesen mit dem (Referenten zusammen angestellten Versuchen, die im wesentlichen bereits vor der","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLi it\u00e9ra turbericht.\nNAGBLSchen Ver\u00f6ffentlichung abgeschlossen waren, besitzt die Cornea keine Temperaturempfindungen, die Conjunctiva dagegen nur Kaltempfindungen. Bevorzugt sind in dieser Beziehung der Cornealrand und die n\u00e4chst angrenzenden Teile der Conjunctiva, in gr\u00f6fserer Anzahl befinden sich die Kaltpunkte aufserdem in der N\u00e4he der Conjunctival-gef\u00e4fse. Die Angabe Donaldsons, nach welcher durch Kokainvergiftung des Auges nur die Schmerzempfindlichkeit aufgehoben werde, die Temperaturempfindung dagegen erhalten bleibe, konnte nicht best\u00e4tigt werden, vielmehr zeigte sich neben der ersteren Empfindungsqualit\u00e4t auch die letztere herabgesetzt oder ganz aufgehoben. Etwas abweichend von dieser Begel bestimmte ton Frey das Verhalten der Kaltpunkte des Cornealrandes, welche nach seiner Beobachtung \u201enoch deutlich reagieren k\u00f6nnen, wenn die Schmerzhaftigkeit an dieser Stelle bereits stark herabgesetzt ist.\u201c F\u00fcr den Nachweis von K\u00e4ltepunkten wurden Lamettastreifen und d\u00fcnne Kupferdr\u00e4hte mit angeschmolzenen Endk\u00f6lbchen verwandt, f\u00fcr denjenigen von W\u00e4rmeempfindungen in erw\u00e4rmtes Vaselin getauchte und an das eine Ende eines Drahtst\u00fcckes geklebte Watter\u00f6llchen. Da Donaldson auch W\u00e4rmeempfindungen f\u00fcr das Auge nachgewiesen hat und Verfasser in der N\u00e4he der temporalen und nasalen Augenwinkel das g\u00e4nzliche Fehlen derselben mit absoluter Bestimmtheit nicht darzuthun vermochte (Referent empfand \u00fcberall auf der Conjunctiva bulbi nicht warm. Vergl. oben die NAGELSchen Angaben), so vermutet Verfasser hier individuelle Verschiedenheiten. (Jedenfalls d\u00fcrfte das Fehlen der Warmempfindung an dieser Stelle ein bedeutsames Argument f\u00fcr die Annahme getrennter nerv\u00f6ser Apparate f\u00fcr diese beiden Empfindungsqualit\u00e4ten sein. Bef.) Als paradoxe Kaltempfindung bezeichnet von Frey die Erscheinung, dafs Kaltpunkte durch Beizung mit einem erw\u00e4rmten Cylinder erst bei Temperaturen von \u00fcber 40 bis 45\u00b0 C. mit der ihnen spezifischen Empfindung und sodann nicht bei direkter, sondern nur bei etwas seitlicher Ber\u00fchrung ansprechen. Da ton Frey selber bemerkt, dafs die ^paradoxe Erregung der Kaltpunkte \u201enicht zu den leicht beobachtbaren Erscheinungen geh\u00f6rt\u201c, so bedarf diese Beobachtung noch einer sorgf\u00e4ltigen Nachpr\u00fcfung und Best\u00e4tigung.\nIn einer l\u00e4ngeren Anmerkung sind die von Nagel gegen des Verfassers Methode zur Bestimmung des Unterschiedes von Druck- und Schmerzpunkten erhobenen Ein w\u00fcrfe diskutiert. Verfasser schreibt: \u201eWenn Herr Nagel sagt, dafs Beizhaare ungleichen Druckes, aber gleicher Kraft gleich empfunden werden, so ist dieser Satz oder dessen Umkehrung in solcher Allgemeinheit hingestellt ebenso unrichtig, wie es sein Gegenteil sein w\u00fcrde. Wie die vorstehenden Er\u00f6rterungen zeigen, h\u00e4ngt der Erfolg durchaus ab von den speziellen Versuchsbedingungen (Kraft und Querschnitt der Beizhaare, gereizte Hautstelle, Art der Sinnespunkte, ob Schwellenreize etc.), welche bekannt sein m\u00fcssen, wenn die Ergebnisse in irgend einer Richtung verwertbar sein sollen.\u201c\nIm weiteren Verlaufe seiner Mitteilungen pr\u00e4zisiert Verfasser nochmals den Ausdruck \u201eDruckempfindung\u201c, veranlagst durch die Aussagen mancher Personen, die auch auf den Schmerzpunkten Ber\u00fchrung wahr*","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht'.\n139\nzunehmen behaupteten. Bei erneuter Pr\u00fcfung der Druckpunkte erwies sich auch der konstante Strom im obigen Sinne wirksam, namentlich rief derselbe auf der Lippenschleimhaut die dieser Hautstelle eigent\u00fcmliche intermittierende Empfindung hervor. Zum Verst\u00e4ndnisse der von F&EY8chen Unterscheidung von Druck- und Schmerzpunkten ist das Auseinanderhalten der von ihm angegebenen Charakteristika f\u00fcr beide Arten von Punkten unerl\u00e4sslich. Wenn aber eine Anzahl von Personen, zu denen Referent selbst geh\u00f6rt (vergl. auch Nagel), neben diesen beiden Empfindungsqualit\u00e4ten noch eine dritte Art von Empfindungen unterschieden und diese als Ber\u00fchrungsempfindung bezeichneten, so liegt auf der Hand, dais auch diese letztere einer genaueren Pr\u00e4zisierung bedarf. Es kann deswegen nicht gen\u00fcgen, wenn Verfasser es in jedermanns Belieben stellt, \u201ewas er unter einer Ber\u00fchrungsempfindung verstehen will.\u201c Referent f\u00fcgt hinzu, dafs er an jeder Stelle des K\u00f6rpers Ber\u00fchrungsempfindungen beobachten kann, auch an den Temperaturpunkten, wenngleich dieselbe hier durch die spezifische Empfindung \u00fcbert\u00f6nt werden und erst zur Wahrnehmung gelangen kann, wenn die letztere erblafst oder aber die betreffenden Punkte bereits in das Stadium der sog. Erm\u00fcdung getreten sind. In keinem Falle d\u00fcrfte aber wohl, wie dem Referenten scheint, die einmal im Goldscheidkb-yon Fsarschen Sinne als \u201ek\u00f6rnigesGef\u00fchl, \u201eintermittierende, schwirrende Empfindung\u201c bezeichnete Druckempfindung mit der mehr diffusen, obwohl darum nicht schlecht lokalisierten Ber\u00fchrungsempfindung ohne weiteres identifiziert werden. Kann im physikalischen Sinne jede Affektion der Hautoberfl\u00e4che durch \u00e4ufsere Reize als Ber\u00fchrung bezeichnet werden, so erfordert doch die psychologische Analyse eine letzte konsequente Durchf\u00fchrung der begrifflichen Fixierung der durch jene Reizung hervorgerufenen Empfindungsinhalte.\nEine eingehende Ber\u00fccksichtigung widmete der Verfasser der Untersuchung des m\u00e4nnlichen Gliedes. Darnach fehlen an der Glans penis die Druckpunkte. \u201eDer seinerzeit bestimmte Schwellenwert ist die Schmerzschwelle.\u201c Die \u00dcbrige Haut des Gliedes besitzt neben Schmerzpunkten auch Druckpunkte. Reich an Druckpunkten ist das Frenulum. Die Untersuchung der Temperaturempfindungen ergab hier mit Bezug auf die Verteilung der Temperaturpunkte ein Anwachsen derselben von der Wurzel nach dem Rande der Vorhaut hin. Eichelhals und Corae\u00e4 glandis geh\u00f6ren zu den temperaturempfindlichsten Stellen des menschlichen K\u00f6rpers. \u201eDer Temperatursinn der Eichel ist vorwiegend K\u00e4ltesinn, neben dem Reichtum an Kaltpunkten f\u00e4llt auf die Intensit\u00e4t der Empfindung, die sie auszul\u00f6sen im st\u00e4nde sind. Von dem Eichelwulst gegen die M\u00fcndung der Harnr\u00f6hre nimmt die Empfindlichkeit f\u00fcr Temperaturen rasch ab, um in der Mitte zwischen beiden Orten nahezu Null zu werden.\u201c Verfasser bezieht auf die letzte Beobachtung die Angabe Debsoirs, wonach die Eichel temperaturempfindlich sei. In hervorragender Weise zeigten die K\u00e4ltepunkte der Eichel die F\u00e4higkeit der paradoxen Erregung. \u201eBrennend heifse Gegenst\u00e4nde werden intensiv kalt und zugleich schmerzhaft brennend empfunden. Nur in der Gegend der Harnr\u00f6hrenm\u00fcndung l\u00e4fst sich auch bei Fl\u00e4chenreizung (fl\u00e4chenhafte Ber\u00fchrung mit erw\u00e4rmten Metallst\u00e4bchen wurde an der Eichel","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLitteraturbericht.\nmeist kalt empfunden) W\u00e4rmeempfindung ausl\u00f6sen.a ln der Kollmann-schen Poliklinik konnte Verfasser diese Beobachtung an 13 Versuchspersonen in zehn F\u00e4llen mit positivem Resultate nachpr\u00fcfen. \u201eReizung der Druckpunkte des Gliedes kann mit woll\u00fcstigen Empfindungen verkn\u00fcpft sein.\" Je nachdem die besprochenen \u201eSinnespunkte\" auf der K\u00f6rperoberfl\u00e4che vereinzelt oder in Kombinationen Vorkommen, unterscheidet Verfasser Unionen, Binionen und Temionen. Die Union bezeichnet ausschliefslich schmerzempfindende Orte (Cornea, Z\u00e4hne), zu den Binionen geh\u00f6ren sowohl Orte mit Schmerz- und Temperaturempfindung (Bandteil der Cornea, Conjunctiva, Glans penis), als auch solche mit Druck- und Temperatursinn (Mundh\u00f6hle mit wesentlichen Einschr\u00e4nkungen). Das Terni on (Temperatur-, Druck- und Schmerzempfindung) findet sich auf allen \u00fcbrigen Gebieten der K\u00f6rperoberfl\u00e4che.\nIndem Verfasser am Schl\u00fcsse der Abhandlung noch die Frage erw\u00e4gt, welches die noch g\u00e4nzlich unbekannten Organe der Temperaturempfindungen sein k\u00f6nnten, gelangt er auf Grund histologischer Untersuchungen dazu, die letzteren zu den sog. KRAussschen Endkolben und den von Ruffini beschriebenen K\u00f6rperchen in Beziehung zu setzen. Danach sind die Endkolben \u201ewahrscheinlich die Organe der Kaltempfindung.\" Ebenso scheint dem Verfasser \u201eeine Beziehung der Endigungen R\u00fcffinis zum W\u00e4rmesinn einigermafsen wahrscheinlich.\" Doch will Verfasser diese Mitteilung nur als eine vorl\u00e4ufige Vermutung auf-gefafst wissen und macht die letzte Entscheidung dieser Frage von weiteren Untersuchungen abh\u00e4ngig, mit denen er gegenw\u00e4rtig noch besch\u00e4ftigt ist.\tFriede. Kiesqw (Leipzig).\nHerbert Nichols. Our notions of number and space. Boston. Ginn & Comp. 1894. VI u. 201 S.\nNichols macht eine grofse Anzahl von Experimenten auf dem Gebiete des Tastsinns. Er l\u00e4fst bei in gerader Linie angeordneten Spitzen die Zahl der Punkte und ihre Entfernung, bei in Dreiecken und Quadraten angeordneten aufserdem noch die Figur beurteilen. Die Gr\u00f6fse der geraden Linien war 1\u2014B (beim Unterleib \u20145) cm, die Zahl der Spitzen 2\u20145 (beim Unterleib \u20147), bei den Figuren war die Seitenl\u00e4nge so gro\u00fcs wie diese Distanzen, die Punktzahlen bei Dreiecken 3, 4, 6, 7, bei Quadraten 4, \u00f6, 8, 9. Daneben machte er Versuche mit Kanten, hohlen und massiven Dreiecken, Quadraten und Kreisen. Es wurden vier Versuchspersonen an Zunge, Stirn, Unterarm und Unterleib untersucht. Die Apparate wurden meist auf der Haut hin- und hergeschoben; nur in einigen Reihen wurden sie dreimal auf dieselbe Stelle aufgesetzt. Ferner wurden auch Figuren durch einen bewegten Stift auf die Haut gezeichnet und dabei Druckst\u00e4rke und Schnelligkeit der Bewegung in allerdings nicht genau kontrollierter Weise ver\u00e4ndert.\nLeider scheint die Verteilung der Versuche auf die einzelnen Tage nicht in der sonst (seit Fecherr) \u00fcblichen Weise reguliert worden zu sein. Daher sind die Einfl\u00fcsse der \u00dcbung, Erm\u00fcdung, Einstellung nicht","page":140}],"identifier":"lit29860","issued":"1896","language":"de","pages":"129-140","startpages":"129","title":"M. von Frey: Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Schmerzsinnes. Ber. d. math.-phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 2. Juli 1894. S. 185-196 / - - Zweite Mitteilung. Sitzung vom 3. Dezember 1894. S. 283-296 / Willibald A. Nagel: Die Sensibilit\u00e4t der Conjunctiva und Cornea des menschlichen Auges. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 59. S. 563-595. 1895 / - Zur Pr\u00fcfung des Drucksinnes. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 59. S. 595-603. 1895 / M. von Frey: Beitr\u00e4ge zur Sinnesphysiologie der Haut. Dritte Mitteilung. Ber. d. math.-phys. Klasse d. S\u00e4chs. Ges. d. Wiss. z. Leipzig. Sitzung vom 4. M\u00e4rz 1895. S. 166-184","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:06.886945+00:00"}