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{"created":"2022-01-31T14:34:55.413713+00:00","id":"lit29862","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 143-144","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Li tteraturberich t\n143\nerkl\u00e4rt. Dais sie sich mit mehr oder weniger Zwang mit derselben vereinigen lassen, mag zugegeben werden. Beweisend w\u00fcrden sie nur dann sein, wenn ihre Unvereinbarkeit mit jeder anderen Theorie nachgewiesen w\u00e4re, oder wenn wenigstens gezeigt w\u00fcrde, dais nach der angenommenen Theorie gerade nur diese Ergebnisse zu erwarten w\u00e4ren. Im letzteren Falle k\u00f6nnte man wenigstens von einer wahrscheinlichen und zweckm\u00e4\u00dfigen Hypothese reden. Beides ist hier unterlassen.\nJ. Cohn (Berlin).\nA. Binbt. Reverse Illusions of Orientation. (Le renversement de l\u2019orientation.) Feychol Bev. I, 4. S. 837\u2014860. (1894.)\nDer Artikel liefert einen Beitrag zur Psychologie der r\u00e4umlichen Orientierung, indem er T\u00e4uschungen, die bei derselben bisweilen auf-treten, mitteilt und einer kurzen Besprechung unterzieht.\nDer Verfasser h\u00e4lt n\u00e4mlich drei verschiedene Orientierungszust\u00e4nde auseinander: 1. Jemand ist im Besitze eines Orientierungssystems; neu sich dar bietende Anhaltspunkte best\u00e4tigen und befestigen es. 2. Jemand ist \u00fcber die Lage verschiedener ihm bekannter, aber gegenw\u00e4rtig seiner Wahrnehmung entzogener Objekte augenblicklich ganz im unklaren; ein etwa sich darbietender Anhaltspunkt wird aufgegriffen und f\u00fchrt v\u00f6llige Orientierung herbei. 3. Jemand nimmt einen Anhaltspunkt wahr und findet ihn im Widerspruch mit seinem bisher festgehaltenen Orientierungssystem. Aber das falsche System, obwohl als solches erkannt, behauptet sich noch einige Zeit mit mehr oder weniger Hartn\u00e4ckigkeit.\nDiesen letzten Fall, den eigentlichen Gegenstand des Artikels, glaubt nun der Verfasser f\u00fcr einen besonders merkw\u00fcrdigen psychischen That-bestand halten zu m\u00fcssen. Er hat bei an wissenschaftliche Beobachtung gew\u00f6hnten M\u00e4nnern nach derartigen Erfahrungen Umfrage gehalten und teilt nun eine ziemliche Reihe solcher F\u00e4lle von \u201erenversement\u201c, \u201ereversal of orientation\u201c ausf\u00fchrlich mit. So erz\u00e4hlt er z. B. von einem seiner h\u00e4ufigen Kreuz- und Querg\u00e4nge in den S\u00e4len und Halleh des Louvre : \u201e... Ich n\u00e4herte mich dem Fenster in der Absicht, einen Augenblick auf den Quai zu sehen, und da hatte ich pl\u00f6tzlich das Gef\u00fchl von \u201ereversal\u201c. Ich sah die Seine vor mir von links nach rechts fliefsen ; aber das schien mir ganz verkehrt, denn in der Stellung, in der ich mich selbst befand, sollte die Seine, wie ich dachte, in der entgegengesetzten Richtung fliefsen : die Landschaft schien umgedreht zu sein.\u201c Dabei stellte sich \u2014 auch nach dem Zeugnisse der meisten anderen Berichterstatter \u2014 ein h\u00f6chst peinliches Gef\u00fchl ein, man sei ganz verwirrt, k\u00f6nne sich kaum zurechtfinden und die doch greifbare Wahrnehmung nur schwer verstehen. Beaunis teilt mit, dafs er gelegentlich seiner wiederholten Eisenbahnfahrten von Paris nach Nancy bei der Ann\u00e4herung an letztere Station jedesmal pl\u00f6tzlich die Empfindung hatte, als m\u00fcsse sich die Fahrtrichtung in die entgegengesetzte ge\u00e4ndert haben. Ein anderer Gew\u00e4hrsmann besteigt das Dampf boot, um \u00fcach Auteuil zu fahren, und ist nun \u00fcber die Richtung, in der an ihm \u2014 das Boot hatte sich, ohne dafs er daran dachte, gewendet \u2014 die Geb\u00e4ude am Ufer","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitter aturbericht.\nvor\u00fcberkommen, erstaunt und verbl\u00fcfft, obwohl er ganz gut weile, dale es bei dieser Fahrt nioht anders sein k\u00f6nne. Und so dasselbe bei den verschiedensten Gelegenheiten: beim Erwachen am Morgen, beim Verlassen oder Besteigen des Eisenbahnzuges, bei Omnibusfahrten, bei Kreuz* und Querg\u00e4ngen durch wohlbekannte Strafsen der Stadt u. s. w.\nNach einer zusammenfassenden \u00dcbersicht \u00fcber die mitgeteilten Beobachtungen, in der besonders auf die Mitwirkung sowohl bewu\u00dfter als unbewufster Urteile hingewiesen wird, beschlie\u00dft Boost seine Aus* flihrangen mit der Bemerkung, dafs dieses interessante Ph\u00e4nomen, besonders nach der Frage, ob ihm nicht eine teilweise St\u00f6rung eines Sinnesorganes, m\u00f6glicherweise der halbzirkelf\u00f6rmigen Kan\u00e4le, zu Grunde liege, weiterer Untersuchung bed\u00fcrfe.\tWitasbk (Graz).\nAlexander F. Sh and. An analysis of attention. Mind. N. S. HI. S. 449\u2014474* (1894).\nVerfasser glaubt, in vorliegender Arbeit eine Zweideutigkeit in den heutigen psychologischen Theorien der Aufmerksamkeit aufzuzeigen, welche das Objekt der Aufmerksamkeit h\u00e4ufig mit dieser selbst verwechselten, welohe sich durch verkehrte Selbstbeobachtung verleiten liefsen, ein Anwachsen der Vorstellungen und Empfindungen an Intensit\u00e4t und Klarheit durch die Aufmerksamkeit konstatieren zu wollen u. dergl. Nicht die Vorstellungen w\u00fcrden klarer bei darauf gerichteter Aufmerksamkeit, sondern unser Bewufstsein von ihnen, und eben dieses letztere sei die Aufmerksamkeit, die in sich die Apperzeption umfasse. Nach einer gegen Lotze, Wundt und Ward gerichteten Polemik fafst Shand zum Schlufs seinen Standpunkt, wie folgt, zusammen: \u201eDrei S\u00e4tze m\u00fcssen\u201c, sagt er, \u201e\u00fcber alle er\u00f6rterten Nebenergebnisse gestellt werden. Der erste, da\u00df die \u00fcberwiegende Klarheit, in weloher die Aufmerksamkeit besteht, nioht allgemein zu finden ist in der Klarheit der Vorstellungen oder Empfindungen, auf welche aufgemerkt wird, noch in dem Prozesse, welcher diese Klarheit bewirkt. Der zweite ist der, da\u00df sie allein zu finden ist in unserem Bewu\u00dftsein davon, als einem Zusatzbestandteil, der nicht identisch ist mit den Vorstellungen und sich nioht darin aufl\u00f6sen oder davon abstrahieren l\u00e4\u00dft. Der dritte Satz besagt, dafs dieser Bestandteil in jedem Augenblick, in dem er wirklich und th\u00e4tig ist, auch ganz direkt gef\u00fchlt und erfahren wird, wie eine Sinnesempfindung.\u201c\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nKirkpatrick. An experimental study of memory. Psychoh Rev. I S. 802 bis 609. (1894).\nDie in p\u00e4dagogischer Hinsicht nicht uninteressanten, an Schulkindern verschiedener Stufen Angestellten Versuche ergaben, da\u00df die Namen gesehener Objekte besser im Ged\u00e4chtnis auf bewahrt werden, als geschriebene Namen, letztere besser als nur geh\u00f6rte Namen. Worte, die eine einfache, dem Gesiohtssinn angeh\u00f6rende Vorstellung erwecken, haften besser, als die dem Gebiete der Geh\u00f6rsvorstellungen entnommenen Namen, und ebenso besser, als Namen von gew\u00f6hnlichen, m\u00f6glichst deutlich vorgestellten konkreten Dingen. Wichtig ist das Ergebnis der nach","page":144}],"identifier":"lit29862","issued":"1896","language":"de","pages":"143-144","startpages":"143","title":"A. Binet: Reverse Illusions of Orientation. (Le renversement de l'orientation.) Psychol. Rev. I, 4. S. 337-350. 1894","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:55.413719+00:00"}