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{"created":"2022-01-31T14:58:27.192610+00:00","id":"lit29885","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 252-256","fulltext":[{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nLit teraturbei'ich U\ngeistige Arbeit*. Von diskontinuierlichen Messungen wurden nur Wahl-und Wortreaktionen benutzt; als kontinuierliche Arbeit diente das Addieren sowie das Auswendiglernen zw\u00f6lfstelliger Zahlenreihen. Als Erm\u00fcdungsarbeit wurde speziell ein zweist\u00fcndiger Marsch oder einst\u00fcndiges Addieren gew\u00e4hlt. N\u00e4heres \u00fcber die Anordnung der Experimente und die Verwertung der Zahlen ist im Original nachzulesen. Als Versuchsperson fungierte nur der Verfasser selbst. Die Hauptergebnisse sind folgende: K\u00f6rperliche Anstrengung sch\u00e4digt die geistige Leistungsf\u00e4higkeit mehr als geistige Arbeit (in der gew\u00e4hlten Dosierung!). Die geistige L\u00e4hmung giebt sich nach beiden Arbeitsformen in der Verl\u00e4ngerung der Erkennungs-, Wahl- und Assoziationszeiten, in der Schw\u00e4chung des Ged\u00e4chtnisses und . der Herabsetzung der \u00dcbungsf\u00e4higkeit kund. Bei dieser Sachlage k\u00f6nnen Turnstunden und Spazierg\u00e4nge nicht als Erholung vor geistiger Arbeit betrachtet werden. Auf motorischem Gebiete ergab sich ein qualitativer Unterschied. Da n\u00e4mlich nach k\u00f6rperlicher Arbeit auff\u00e4llig oft Fehlreaktionen auftraten, nimmt B. an, dafs die motorische k\u00f6rperliche Anstrengung zu einer zentralen motorischen Erregung f\u00fchrt. Nach geistiger Arbeit, die keinen starken motorischen Anreiz bringt, fehlt diese Erregung nicht nur g\u00e4nzlich, sondern die geistige Arbeit ist sogar im st\u00e4nde, auf die schon vorhandene motorische Erregung deutlich hemmend zu wirken. Die motorische Erregung verschwand rascher wieder, als die geistige L\u00e4hmung; ihr Abklingen, konnte durch eine eingeschobene geistige Arbeit wesentlich beschleunigt werden. W\u00e4hrend die genannten Erm\u00fcdungsarbeiten zu keiner nachhaltigen Sch\u00e4digung der geistigen Leistungsf\u00e4higkeit f\u00fchrten, liefs sich der Einflufs einer sehr starken Erm\u00fcdung (Nachtversuch) namentlich auf die Wahlreaktionen noch mehrere Tage hindurch in abnehmender St\u00e4rke verfolgen, obwohl die Nachwirkung nach dem subjektiven Urteil der Versuchsperson l\u00e4ngst \u00fcberwunden war.\tZiehen (Jena).\nHugo M\u00fcnsterberg. Studies from the Harvard Psychological Laboratory (II). Psychol. Bev. I. 5 (1895).\nA. H. M\u00fcnsterberg and W. W. Campbell. The Motor Power of Idea. S. 441\u2014453.\nEin Physiker hatte M\u00fcnsterberg vor zehn Jahren mitgeteilt, dafs, wenn man 20 Sekunden lang in eine helle Flamme blicke, die Augen schliefse und den Kopf um 45\u00b0 wende, das Nachbild der Flamme sodann in der Bichtung der Kopfdrehung erscheine, dafs dasselbe unter gleichen Bedingungen aber in der Bichtung der objektiven Lichtquelle gesehen werde, wenn die Augen nur w\u00e4hrend einer Sekunde dem Lichte ausgesetzt w\u00fcrden. M\u00fcnsterberg konnte die Beobachtung best\u00e4tigen, erkannte aber alsbald, dafs man von dieser Erscheinung nicht, wie der Betreffende wollte, auf einen zentralen Ursprung der Nachbilder schliefsen d\u00fcrfe, sondern dafs dieselbe auf die Beteiligung der Augenbewegungen zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. \u00f6ffnete er die Augen nach vollzogener Kopfdrehung, so entsprach die Stellung derselben in beiden F\u00e4llen der Bichtung des vordem gesehenen Nachbildes. M\u00fcnsterberg erkannte aber auch sogleich, dafs der Versuch einen instruktiven Fall f\u00fcr die Mefsbarkeit","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n253\n\u25bcon Muskelreaktionen darbiete, welche ohne Einfiufsdes Willens bei Sinnes-eindr\u00fcoken entstehen. Ausgehend von der Annahme, dafs der die Augenbewegung verursachende Lichtreiz nach einem Zeitraum von einer Sekunde intensiver wirke als nach 20 Sekunden, suchen nun die Verfasser durch exakte Weiterfuhrung des beschriebenen Versuches die n\u00e4heren Beziehungen zwischen optischen Eindr\u00fccken und unwillk\u00fcrlichen Augenbewegungen festzustellen, insbesondere die Abh\u00e4ngigkeit derselben von der Zeitdauer des Lichtreizes, von qualitativen Modifikationen desselben und von dem wiederholten Einfl\u00fcsse eines gleichen Eindruckes zu bestimmen. Indem sie aus ihren Resultaten auf alle diese Fragen eine Antwort erhalten, wenn gr\u00f6\u00dftenteils auch nur die, dafs sich durch die Versuchsanordnung sehr genau individuelle Unterschiede bestimmen lie\u00dfen, er\u00f6ffnet sich ihnen unter Erw\u00e4gung des Umstandes, \u201edafs diese durch einen Beiz erzeugte motorische Energie der wesentliche Faktor des komplizierten motioneilen Zustandes ist, welchen wir Aufmerksamkeit nennen/1 f\u00fcr die psychophysische Untersuchung der Aufmerksamkeit, ihrer Intensit\u00e4t, ihrer Fluktuationen etc. eine Methode, \u201ewelche uns von dem zweifelhaften und engbegrenzten Studium der ebenmerklichen Empfindungen befreit, und welche von den einfachsten optischen Empfindungen bis zu den h\u00f6chsten, durch optische Eindr\u00fccke hervorgerufenen Funktionen eine endlose Variation gestattet.11 Man f\u00e4hrt fort: \u201eF\u00fcr den Mechanismus des automatischen Impulses ist eine Methode exakter Forschung gewonnen, welche uns gestattet, jene individuellen Unterschiede zu analysieren, welche sich eben in unseren Tabellen in so entscheidender Weise zeigen und welche f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der Unterschiede in den zentralen geistigen Vorg\u00e4ngen aufserordentlich wichtig erscheinen.11\nDie Versuchsanordnung gestattete eine gradweise Bestimmung des Drehungswinkels f\u00fcr Kopf und Augen. Die verwandten optischen Eindr\u00fccke bestanden in Zahlen, Buchstaben, W\u00f6rtern, Bildern, Farben und Photographien und waren teils einfacher, teils zusammengesetzter Natur. Zur Regulierung der zur Fixation der Objekte festgesetzten Zeit, sowie zur Ausl\u00f6sung der n\u00f6tigen Signale diente ein ScHUMAXsscher Zeitsinnapparat. Die Fixationszeiten waren 1, 2, 3 und 4 Sekunden. Der Untersuchung dienten sechs Versuchspersonen,1 zwei dieser letzteren waren die Verfasser. Vergleicht man nun die dem Texte eingef\u00fcgten Tabellen, so ergiebt sich, dafs der erwartete Einflufs der Zeit des einwirkenden optischen Reizes auf die resultierende Augenbewegung nur bei Herrn M\u00fcnstbrbbrg selber, hier freilich mit einer auffallenden Regelm\u00e4\u00dfigkeit zutrifft. Dies wird auch zugestanden, aber \u201edieser Unterschied der Ergebnisse spricht nicht gegen die Methode, im Gegenteil; diese Tabellen beweisen, da\u00df individuelle Differenzen, welche auf keine andere Weise statuiert werden k\u00f6nnen, leicht mit H\u00fclfe dieser Methode gefunden werden.11 Man sollte nun meinen, aus diesen Resultaten m\u00fcsse die Pflicht erwachsen, das Ph\u00e4nomen auch an anderen Personen nachzupr\u00fcfen; erst wenn sich heraussteilen w\u00fcrde, dafs es auch\n1 Obwohl nur von dreien volle Versuchsreihen aufgenommen und\nverwertet sind.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nLitteraturbericht.\nan anderen und mehreren Beobachtern mit ann\u00e4hernder Begelm\u00e4feigkeit nachweisbar ist, sollte man auf individuelle Unterschiede schliefeen d\u00fcrfen, aber dieser Gedanke wird nicht diskutiert. Es ist nur gesagt, dafs die Versuche einer \u00dcbung bed\u00fcrften, und dafs M\u00fcnsterberg diese bereits besessen, wie ferner, dafs die anderen Personen dieselbe erlangten. Wir erfahren aber nichts N\u00e4heres \u00fcber die nicht registrierten Angaben der drei anderen Versuchspersonen. Es wird ferner darauf aufmerksam gemacht, dafs sich nicht jeder f\u00fcr die Versuche eigne, insbesondere nicht derjenige, der sehr gut zu visualisieren verm\u00f6ge. \u2014 M\u00fcnsterberg wird nie umhin k\u00f6nnen, zugestehen zu m\u00fcssen, dafs er selber keine einwandfreie Versuchsperson abgeben konnte, und dafs der Verdacht autosuggestiver Einfl\u00fcsse bei ihm gerechtfertigt ist. Eine Regelm\u00e4fsigkeit erkennt man freilich aus den Tabellen insofern, als einfache Eindr\u00fccke den schw\u00e4chsten, zusammengesetzte den st\u00e4rksten motorischen Einflufs besafsen, und ebenso, dafs derselbe durch Wiederholung des Eindrucks abgeschw\u00e4cht wurde. Es ist aber nicht erwiesen, wie weit die zunehmende \u00dcbung der beiden anderen Versuchspersonen allm\u00e4hlich zur Autosuggestion wurde. Es w\u00e4re aufs erd em w\u00fcnschenswert gewesen, wenn nicht nur die Durchschnittswerte verwertet w\u00e4ren, sondern wenn die Verfasser wenigstens auch die Grenzen der Einzelwerte angegeben h\u00e4tten, obwohl bei M\u00fcnstrrbebg selber in einigen F\u00e4llen keine Schwankungen derselben vorgekommen sein k\u00f6nnen.\nB. John Btgham. Memory. (II.) S. 453\u2014461.\nDie Arbeit bildet die Fortsetzung der bereits im 1. Hefte der Psych, Rev. mitgeteilten Versuche. Verfasser sucht den Einflufs der zwischen der Aufnahme und der Erinnerung eines Eindrucks verstreichenden Zeit zu bestimmen und verwandte f\u00fcr diesen Zweck leere und ausgef\u00fcllte Zeitintervalle, sowie simultane und successive Beize. Aus den Ergebnissen seien folgende Punkte hervorgehoben: Je l\u00e4nger die ausgef\u00fcllte Zwischenzeit, um so sch\u00e4rfer ist im allgemeinen das Ged\u00e4chtnis. F\u00fcr alle verwandten Zeitintervalle gilt, dafs Zahlen besser als Farben, diese besser als Formen, Formen wiederum besser als W\u00f6rter und diese leichter als Silben erinnert werden. Aufserdem wurden Zahlen nach zehn Sekunden leichter als nach zwei Sekunden erinnert, ebenso Silben nach 30 Sekunden leichter als nach zwei oder zehn Sekunden. W\u00f6rter und Silben wurden andererseits auch leichter vergessen als Zahlen, Farben und Formen. Das Ged\u00e4chtnis ist um so treuer, je schneller es arbeitet, die Anzahl der Fehler nahm regelm\u00e4fsig zu mit der f\u00fcr die Erinnerung n\u00f6tigen Zeit. Mit Bezug auf die Verwendung ausgef\u00fcllter Zwischenzeiten ergab sich, dafs akustische Eindr\u00fccke die Wiedererinnerung mehr erschweren als optische. Diese Angaben resultierten aus Versuchen, in denen die Zwischenzeit nicht \u00fcber 60 Sekunden hinaus ausgedehnt wurde. Einige weitere Versuche stellte Verfasser mit zwei Zwischenzeiten von 2 und 24 Stunden Dauer an. Es ergab sich, dais auch hier die Anzahl der Fehler mit der Zunahme der Zeit in direktem Verh\u00e4ltnis stand. Der Untersuchung dienten sechs Versuchspersonen, von denen eine in besonders hohem Mafse die F\u00e4higkeit zu visualisieren besafs, vier visua-lisierten nur Formen oder Farben oder beides, eine vermochte \u00fcberhaupt","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n255\nnicht zu visuali eieren. Weitere Mitteilrmgen \u00fcber kompliziertere Verh\u00e4lt-niese werden in Aussicht gestellt.\nC.\tH. M\u00fcnsterberg and Arthur H. Pierre. The Localization of 8ound. S. 461\u2014476.\nNach einer Besprechung der von Stumpf, Preyek, v. Kries, Bloch u. A. \u00fcber die Lokalisation von Geh\u00f6rs Wahrnehmungen aufgestellten Theorien suchen die Verfasser auf Grund experimenteller Untersuchungen den Nachweis zu erbringen, dafs dieselben nicht aufrecht zu erhalten seien, und dafe trotz der individuellen Differenzen in den aus den Versuchen resultierenden Angaben die M\u00fcNSTERBSROSche Erkl\u00e4rungsweise (Kombination von Geh\u00f6rs- nnd Bewegungsempfindungen \u2014 \u00dfeitr. II, 8. 182) die gr\u00f6fste Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich habe.\nD.\tMart Whiton Calkins. Association. (I.) S. 476\u2014488.\nDie Verfasserin referiert in K\u00fcrze \u00fcber eine grofse Anzahl von Versuchen, welche angestellt wurden, um die relative Bedeutung sowohl der H\u00e4ufigkeit, mit der ein bestimmter Eindruck in einer gegebenen Versuchsreihe wiederkehrt, als auch des Zeitpunktes, welchen derselbe in einer Reihenfolge von Eindr\u00fccken einnimmt, wie endlich die Lebhaftigkeit, mit der derselbe auftritt, f\u00fcr das Zustandekommen von Assoziationen festzustellen. Die hief\u00fcr verwandten Ausdr\u00fccke sind frequency, recency, earliness, vividness. Sie zeigte ihren Versuchspersonen durch eine Schirm\u00f6ffhung verschiedene Farbentafeln mit unmittelbar nachfolgenden Zahlenvorstellungen und suchte in einer zweiten Reihe bei ver\u00e4nderter Anordnung der einzelnen Pigmente und ohne nachfolgende Zahlenbilder zu bestimmen, in welchen F\u00e4llen f\u00fcr eine gewisse Farbe die im ersten Falle nachfolgende Zahlen Vorstellung assoziiert w\u00fcrde. Weitere, das Gebiet des Geh\u00f6rsinns betreffende Versuche dieser Art werden in Aussicht gestellt.\nE.\tEdgar Pierce. Aesthetics of Simple Forms. (I.) Symmetry. S. 483\u2014795.\nVerfasser benutzte als Apparat eine schwarz bezogene, quadratisch geformte Hartgummiplatte von ungef\u00e4hr 1 m Seitenl\u00e4nge, in welcher sich zur Aufnahme einer aus 1 cm breiten Zinkst\u00e4ben hergerichteten Schlittenvorrichtung in einem Abstand von 5 cm \u00fcber die ganze Fl\u00e4che parallel verlaufende Einschnitte befanden. Die Vorrichtung wurde von der dem Beobachter abgewandten Seite aus mittelst Schnurlaufe bedient. Zur Ablesung der f\u00fcr die Versuche in Betracht kommenden Abst\u00e4nde der Zinkst\u00e4be voneinander diente ein ebenfalls an der R\u00fcckseite der Platte angebrachter Millimetermaisstab. Auf die Zinkst\u00e4be wurden die in jedem einzelnen Falle zu beurteilenden Formen aufgeklebt. Aufser-dem konnte der in einem Dunkelzimmer aufgestellte und durch k\u00fcnstliches Licht erleuchtete Apparat in seiner Stellung beliebig ver\u00e4ndert werden, so dafs die einzelnen elementaren Gebilde dem Auge der Versuchsperson sowohl in horizontaler, wie in vertikaler und jeder beliebigen schr\u00e4gen Richtung dargeboten werden konnten. Die Anzahl dieser schlittenartig verschiebbaren Zinkst\u00e4be konnte ebenfalls je nach Bedarf vermehrt oder vermindert werden. Verfasser benutzte f\u00fcr die vorliegenden Versuche niemals mehr als sechs Zinkst\u00e4be. Der Untersuchung dienten im ganzen sechs Versuchspersonen.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nLitteraturberich t.\nIndem Verfasser unter Benutzung einfacher Linien zun\u00e4chst die Wirkung des goldenen Schnittes mit symmetrisch angeordneten Verh\u00e4ltnissen vergleichen liefs, gelangte er zu dem Resultat, dafs bei drei Linien das Verh\u00e4ltnis des goldenen Schnittes, bei vier und f\u00fcnf die Symmetrie und bei seohs und mehr Linien wiederum die erstere Teilung bevorzugt wurde. Verfasser erkl\u00e4rt diese Erscheinung aus dem Umstande, dafs f\u00fcr die \u00e4sthetische Wirkung, neben der Bevorzugung einer Verschiedenheit in der Anordnung der Einzeleindr\u00fccke, vor allen Dingen die M\u00f6glichkeit, dieselben zu einer Gesamtvorstellung zu verkn\u00fcpfen, erhalten bleiben m\u00fcsse. Bei vertikal \u00fcbereinandergelagerten Linien st\u00f6ren assoziative Einfl\u00fcsse die Beurteiluug des Eindrucks. Mit der symmetrischen Anordnung assoziierte sich hier die Vorstellung des Umkippens.\nIn einer zweiten Reihe von Versuchen konnte Verfasser feststellen, dafs auch bei Linien von ungleicher L\u00e4nge die Vorstellung der Symmetrie und des Gleichgewichts erhalten blieb, wenn sich dieselben in ungleichen Abst\u00e4nden von einer gegebenen Mittellinie befanden. So ergab sich z. B., dafs, wenn eine 10 cm lange Linie 8 cm von der einen Seite einer 20 cm langen Mittellinie ger\u00fcckt war, eine Linie von 5 cm L\u00e4nge f\u00fcr diesen Fall durchschnittlich 24 cm von der anderen Seite derselben entfernt werden muiste (Minimalabstand 16,9 cm, Maximalabstand 29,1 cm). Weniger \u00fcbereinstimmende Urteile erzielte Verfasser, wenn er bei diesen Versuchen die L\u00e4ngen der einzelnen Linien konstant liefs und statt dessen die Breite derselben variierte.\nIn einer letzten Versuchsordnung verwandte Verfasser kompliziertere Verh\u00e4ltnisse, indem er einmal verschiedene Formen (Linien von verschiedenen L\u00e4ngen und Breiten, Quadrate, Sterne etc.) kombinierte und dieselben sodann unter mannigfacher Variierung im Einzelnen in sechs verschiedenen Farben beurteilen liefs. Obwohl betreffs der Einzelangaben auf das Original verwiesen werden muis, sei noch hervorgehoben, dafs Verfasser bei diesen Versuchen trotz mancher individueller Differenzen aus den Angaben dennoch gewisse Konstanten gewann. Mit Bezug auf die verwandten Farben konnte z. B. festgestellt werden, dafs die dunkleren (blau, kastanienbraun und gr\u00fcn) von einem gegebenen Zentrum weiter entfernt werden mufsten als die helleren (weifs, rot und orange), um f\u00fcr die symmetrische Anordnung einen Ersatz zu bieten. Soweit nicht assoziative Einfl\u00fcsse nachweisbar sind, sucht Verfasser die erhaltenen Resultate auf die Bewegungsempfindungen der Augen zur\u00fcckzuf\u00fchren. \u201eDas allgemeine Gesetz scheint zu sein, dais dem Gef\u00fchl der Symmetrie Gen\u00fcge gethan ist, wenn beide (Seiten-) Teile Augenbewegungen von gleicher Energie erfordern; diese Energie w\u00e4ohst mit der Entfernung vom Zentrum oder dem Gr\u00f6fsenzuwachs (larger size) des Objekts und mit der gr\u00f6fseren Helligkeit der Farbe.\u201c\nFriedr. Kiesow (Leipzig).\nG. Trumbull Ladd. Philosophy of mind. An Essay in the metaphysics of psychology. New York, Ch. Scribners Sons, 1895. 412 S.\nL. sucht zun\u00e4chst nachzuweisen, dafs eine Psychologie ohne Metaphysik ein Unding ist, und dafs auch solche Psychologen, welche die","page":256}],"identifier":"lit29885","issued":"1896","language":"de","pages":"252-256","startpages":"252","title":"Hugo M\u00fcnsterberg: Studies from the Harvard Psychological Laboratory (II) [H. M\u00fcnsterberg and W. W. Campbell: The Motor Power of Idea. S. 441-453 / John Bygham: Memory. (II.) S. 453-461 / H. M\u00fcnsterberg and Arthur H. Pierre: The Localization of Sound. S. 461-476 / Mary Whiton Calkins: Association. (I.) S. 476-483 / Edgar Pierce: Aesthetics of Simple Forms. (I.) Symmetry. S. 483-795]. Psychol. Rev. I. 5 1895","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:27.192621+00:00"}