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{"created":"2022-01-31T15:02:40.633129+00:00","id":"lit29920","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 260-265","fulltext":[{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nLitteraturbericht.\nJ. Souby. La vision mentale. Rev. philos. Bd. 39. S. 1\u201430 u. 163\u2014183. (Jan. u. Pebr. 1895.)\nS., welcher bereits zu wiederholten Malen vorz\u00fcgliche \u00dcbersichten \u00dcber die Litteratur der Hirnanatomie und Hirnphysiologie gegeben hat, bespricht im vorliegenden Aufsatze die neuesten Forschungen \u00fcber die Anatomie und Physiologie der Behbahn. In dem Abschnitt \u00fcber die peripherische Opticusbahn wird man eine Angabe \u00fcber die Bedeutung der in derselben nach vielen Autoren enthaltenen zentrifugalleitenden Fasern vermissen. Die zentrifugalen Fasern, welche von der kortikalen Seh Sph\u00e4re zu den vorderen Vierh\u00fcgeln verlaufen, werden f\u00fcr die Munk-8chen Augenbewegungen der Sehsph\u00e4re in Anspruch genommen. F\u00fcr die zentrifugalen Fasern der peripherischen Bahn ist eine solche Er-kl&rung nat\u00fcrlich ausgeschlossen. Ein Hinweis auf die Arbeiten Engel-Manns und Nahmmachess findet sich im Schlulskapitel. Auch die Arbeit Ooluocis h\u00e4tte hier Erw\u00e4hnung verdient (AnncUi di Nevrologia). In dem Abschnitte \u00fcber den Pupillarreflex h\u00e4tte Referent etwas mehr Vorsicht gegen\u00fcber der MENDKLSchen Annahme, wonach das Ganglion habenulae Reflexzentrum der Pupillarbewegungen ist, gew\u00fcnscht. Mit besonderer Ausf\u00fchrlichkeit berichtet S. \u00fcber die Lehre vom Parietalauge.\nGegen die bekannten GoLTzschen Versuche erhebt S. ganz \u00e4hnliche Einw\u00e4nde, wie sie Munk und Referent (in dieser Zeitschrift) geltend gemacht haben. Besonders gut gelungen ist auch der vergleichend-physiologische Abschnitt (Kapitel 7 und zum Teil auch 8).\nNicht kann Referent die Behauptung im Schlufskapitel zugeben, es sei eine \u201edoctrine re\u00e7ue\u201c, dafs die St\u00e4bchen die reinen Lichtempfindungen, die Zapfen die Farbenempflndungen vermitteln. \u2014 Die Zellen des zweiten GoLGischen Typus in den Lobi optici fafst S. als \u201eAssoziationsneurome\u201c auf. Sie erm\u00f6glichen, dafs die Erregung einer einzigen Opticusfaser auf mehrere Zellen des optischen Zentrums in den Lobi optici \u00fcbertragen wird.\nZur ersten Orientierung kann die Abhandlung durchaus empfohlen werden.\tZiehen (Jena.)\nV. Monakow. Experimentelle und pathologisch - anatomische Untersuchungen \u00fcber die Haubenregion, den Sehh\u00fcgel und die Regio subthalmica nebst Beitr\u00e4gen zur Kenntnis fr\u00fch erworbener Grols-und Kleinhimdefekte. Arch. f. Psychiatr. XXVII. Hft. 1 u. 2. Auch separat: Berlin, Hirschwald. 1896. 219 S. u. 7 Taf.\nM. hat sich bem\u00fcht, in m\u00f6glichst vollst\u00e4ndiger Weise alle diejenigen Hirnteile, f\u00fcr deren Existenz die Intaktheit des Grofshims eine Bedingung ist, zusammenzustellen. Er nennt solche vom Grofshim abh\u00e4ngigen Teile auch kurz \u201eGrofshirnanteile\u201c. Die Einleitung, welche Sehh\u00fcgel und Regio subthalmioa von Katze, Hund und Mensch anatomisch beschreibt, ergiebt folgendes. Im Sehh\u00fcgel ist aufser dem vorderen Kern (= Tuberculum anterius), dem medialen und dem lateralen eine in vier Nebenkeme zerfallende \u201eventrale Kerngruppe\u201c zu unterscheiden. Hierzu kommt ein \u201ehinterer Kern\u201c, der sich ventral vom Pulvinar keilf\u00f6rmig zwischen Corpus geniculatum ext. und int. einschiebt.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbcricht.\n261\nDie ventrale Lage des Corp. genicul. ext. beim Menschen (im Gegensatz zur dorsalen bei Katze und Hund) ist auf die starke Entwickelung des Pulvinars zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die Linsenkemschlinge zerlegt Verfasser in drei Faserz\u00fcge; einen \u00dcbergang der Linsenkernfaserung in die Mark-messen des roten Kerns und in die Schleife konnte er nicht mit Sicherheit wahrnehmen.\nDie Experimentaluntersuch\u00fcngen beziehen sich zun&chst auf die Abtragung einer Grofhirnhemisph\u00e4re bei neugeborenen Tieren. Ein Hund wurde sechs Monate, nachdem ihm der gr\u00f6fste Teil der rechten Grofshimhemisph&re abgetragen worden war, get\u00f6tet und das Gehirn untersucht. Es wurde festgestellt, dafs von der rechten Grofshimhemisph&re nur das Stimende einsohliefslich des Lobus olfactorius, ein Teil dee Gyrus sigmoideus, ein Teil des Gyrus fomicatus, der Uncus nebst Mandelkern und einige Teile des Linsenkeras verschont worden waren. Der Hund hatte folgende Symptome gezeigt: Fallen nach rechts, Neigung zu Beitbahnbewegungen nach rechts, allgemeine symmetrische Wachstumshemmung, Ungelehrigkeit, Unreinliohkeit und linksseitige Hemianopsie. Die von Hitzig und Munk beschriebenen motorischen und sensiblen St\u00f6rungen bestanden anfangs, bildeten sich aber sp\u00e4ter zur\u00fcck. Das Tier lernte schliefslioh auch seine Vorderpfote zu verschiedenen komplizierten Verrichtungen benutzen, doch blieb die rechte und teilweise auch die linke Vorderpfote zeitlebens plump und ungeschickt. Der Gang wurde allm\u00e4hlich ganz normal, doch glitt das Tier auf glattem Boden, namentlich mit den linken Extremit\u00e4ten, leicht aus. An einer neugeborenen Katze wurde eine \u00e4hnliche Operation vorgenommen. Der anatomische Befund ergab keine Degeneration des Ganglion habenulae, des MsTNEBTSchen B\u00fcndels, der Taenia thalami und des zentralen H\u00f6hlengraus. Die degenerierenden Abschnitte teilt M. in direkte und indirekte Groishimanteile ein. Erstere degenerieren v\u00f6llig schon wenige Wochen nach der Operation, letztere verk\u00fcmmern nur teilweise, d. h. ihre Elemente b\u00fcfsen ihre normale Form nur partiell ein und erfahren eine Volumsreduktion. Im Sehh\u00fcgel sind der vordere, hintere, mediale und laterale Kern, sowie das Pulvinar v\u00f6llig degeneriert und und daher als direkte Groishimanteile aufzufassen, w\u00e4hrend die ventralen Kerngruppen nur partiell degenerieren, also indirekte Grofshim-anteile sind, Zu letzteren geh\u00f6rt auch der mediale Kern des Corpus mamillare. Eine kleine Anzahl ziemlich normaler Zellen bleibt stets in den beiden Corpora geniculata zur\u00fcck, welche Bindenregion man auch zerst\u00f6ren mag. Weiterhin geh\u00f6ren zu den direkten Grofshirnanteilen des Mittelhirns der Lurssche K\u00f6rper, die Linsenkemschlinge, die Fasermassen des Fufse8 (Monakow bezeichnet letzteren unzweckm\u00e4fsig als Pedun-culus), die Substantia nigra und, wenigstens teilweise, das oberfl\u00e4chliche Grau des vorderen Vierh\u00fcgels, zu den indirekten der rote Kern der Haube, der hintere Vierh\u00fcgel, die sog. Haubenstrahlung, die FoKBLSchen Hauben-fascikel, die Schleifensohioht und der Arm des hinteren Vierh\u00fcgels. Ganz unabh\u00e4ngig vom Grofshim sind namentlich das Grau der Formatio reticularis, das mittlere Grau des vorderen Vierh\u00fcgels, das zentrale H\u00f6hlengrau, der laterale Schleifenkern, sowie die Augenmuskelkerae.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nLitteraturbericht,\nIm Hinterhirn geh\u00f6rt die graue Substanz der Br\u00fccke im wesentlichen zu den direkten Grofshirnanteilen; doch bleibt eine Beihe der mehr medial und ventral gelegenen Glanglienzellengruppen verschont. Hiernach scheint das Br\u00fcckengrau im Hinterhirn eine teilweise ganz \u00e4hnliche Rolle wie die Sehh\u00fcgelkerne im Zwischenhirn zu spielen. Im Zusammenh\u00e4nge mit der Degeneration des Br\u00fcckengraus steht die partielle Atrophie des gekreuzten Br\u00fcckenarms und die allgemeine Volums Verkleinerung der gekreuzten Kleinhirnhemisph\u00e4re. Daher sind Br\u00fcckenarm und Kleinhimhemi8ph&ren zu den indirekten Grofshirnanteilen zu rechnen. Zu denselben geh\u00f6rt auch der Bindearm, in dem sich eine gekreuzte Atrophie fand. Der Trapezkern, die obere Olive, die Bogenfasern, das Corpus trapezoides, die innere Abteilung des Kleinhirnstiels1 und s\u00e4mtliche im Hinterhirn entspringende Hirnnerven nebst ihren Kernen sind vom Grofshirn unabh\u00e4ngig.\nIn der Oblongata l\u00e4fst die mediale Abteilung des BuBDACHschen und die kaudale des GoLLSchen Kerns einfache Atrophie (VolumsVerkleinerung einzelner Zellen) oder Sklerose erkennen; zu v\u00f6lliger Resorption und zu einem Zerfall in strukturlose Schollen, wie im Sehh\u00fcgel, kommt es niemals. Direkte Grofshirnanteile sind nicht mehr sicher nachzuweisen. Die H\u00e4lfte der Ganglienzellen der beiden Kerne war \u00fcberhaupt ganz intakt. Eine teilweise Atrophie und Sklerose zeigen sich auch in der Ganglienzellengruppe des Processus reticularis des Cervikalmarkes, deren Zusammenhang mit der Pyramidenbahn Verfasser schon fr\u00fcher dargethan hatte. Die linke Pyramidenbahn des R\u00fcokenmarkes fehlte vollst\u00e4ndig; es erkl\u00e4rt sich dies offenbar daraus, dafs die vom Messer verschont gebliebenen Abschnitte des Gyrus sigmoideus doch von ihren Stabkranzfasern v\u00f6llig abgetrennt worden waren. Eine Differenz zwischen beiden Vorderh\u00f6mem bestand, wenigstens im Cervikalmark, nirgends. Das gekreuzte Hinterhorn schien namentlich in seinem vorderen Teile (\u00dcbergang zum Vorderhorn) \u201e\u00e4rmer an Substantia gelatinosa\u201c zu sein.\nMit diesen Befunden stimmt die Thatsache \u00fcberein, dafs bei den Fischen, entsprechend dem Mangel eines ganglienzellenhaltigen Grofshirn-mantels, die Grofshirnanteile des Zwisohenhims (Kerne des Sehh\u00fcgels) v\u00f6llig fehlen, und dafs das Grau des Zwischenhirns fast ausschliefslich aus dem Ganglion habenulae und dem zentralen H\u00f6hlengrau besteht, d. h. aus solchen Gebilden, die durch eine Grofshirnabtr&gung bei h\u00f6heren S\u00e4ugern nicht im geringsten beeintr\u00e4chtigt werden. Bei dem Frosch und der Eidechse, denen schon eine einfache Hirnrinde zukommt, finden sich die ersten Zellanh\u00e4ufungen im Zwischenhirn, welche an die Kerne des Sehh\u00fcgels erinnern. In der phylogenetischen Entwickelung der Tierreihe grenzt sich wahrscheinlich zuerst das Corpus geniculatum ext., dann der ventrale Sehh\u00fcgelkern ab. Anders verhalten sich bei den niederen Vertebraten die den indirekten Grofshirnanteilen der S\u00e4uger entsprechenden Grofshimteile, z. B. der Lobus opticus und das Grau der Br\u00fccke. Diese Regionen sind relativ viel m\u00e4chtiger entwickelt, als bei\n1 Gemeint ist vom Verfasser S. 60 offenbar der untere Kleinhirnstiel. Die Einzelbesohreibung ist bez\u00fcglich dieses Stieles nioht genau.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n263\nden h\u00f6heren Vertebraten. Hiernach und naoh den physiologischen Untersuchungen von Steines liegt es nahe, anzunehmen, dafs diese Kegionen, wenigstens das Dach des Mittelhirns, eine \u201eVereinigung dessen darstellen, was bei h\u00f6heren S\u00e4ugern teils in der Kinde des vorderen Vierh\u00fcgels (Grofshirnanteile), teils in der Kinde des Occipitallappens getrennt liegt\u201c. So w\u00fcrde es verst\u00e4ndlich, dais Knochenfische nach Abtragung des Grofshirns noch f\u00e4hig bleiben, das Gesehene psychisch zu verwerten. So erkl\u00e4rt es sich auch, dafs, der vordere Vierh\u00fcgel (Lobus opticus) in der Tierreihe aufw\u00e4rts an Volum und auch an Kompliziertheit des Baues abnimmt.\nDie \u00fcbrigen Untersuchungen M.\u2019s beziehen sich auf partielle Binden-exstirpationen (Gyrus sigmoideus, Gyrus ooronarius und anliegender Teil des Gyrus suprasplenialis, Temporallappen, Uncus etc.). Aufserdem standen ihm die Gehirne von f\u00fcnf Hunden und einem Affen zur Verf\u00fcgung, welchen Munk die Sehsph\u00e4re beiderseits abgetragen hatte. Der bereits fr\u00fcher vom Verfasser f\u00fcr das Kaninchengehim nachgewiesene wichtige Satz, dafs je nach Verschiedenheit des Sitzes des Kindendefektes verschiedene Kerne des Sehh\u00fcgels degenerieren, und zwar in ziemlich umschriebener Weise, gilt auch f\u00fcr Hund und Katze. Es handelt sich bald um eine echte sekund\u00e4re Degeneration (Nekrose der Elemente), bald um einfache Atrophie. Zwischen beiden Formen besteht nur ein gradueller Unterschied. Selbst zwischen dem sekund\u00e4ren Prozefs nach Abtragungen bei neugeborenen und bei erwachsenen Tieren besteht kein Gegensatz; der Unterschied ist nur der, dafs bei erwachsen operierten Tieren der degenerative Vorgang viel langsamer, unter derberen und ausgedehnteren Narbenbildungen, sowie unter mangelhafter Aufsaugung der Entartungsprodukte abl\u00e4uft. Bei Katze und Hund zerf\u00e4llt der Sehh\u00fcgel (mit Adnexen) nach Monakow in 15 Abschnitte, deren jedem ein bestimmtes, allerdings nicht ganz scharf abgegrenztes Kindenfeld zugeordnet ist. Bei dem Kaninchen hat M. fr\u00fcher nur f\u00fcnf, resp. sieben beschrieben. Ich werde im folgenden die 15 Abschnitte kurz aufz\u00e4hlen, jedoch die topographischen Angaben nur sehr abgek\u00fcrzt wiedergeben.\n1. und 2. Zonen der beiden medialen Kerngruppen; sie entsprechen der Kumpf- und Nackenregion Munks.\n3.\tZone des vorderen ventralen Kerns; sie entspricht der Vorderbeinregion.\n4.\tZone des medial-ventralen Kerns ; entspricht der Hinterbeinregion.\n5.\tZone des zentral-ventralen Kerns ; entspricht zum Teil der Kopfregion.\n6.\tZone des lateral* ventralen Kerns ; entspricht gleichfalls zum Teil der Kopfregion.\n7.\tZone des Tuberoulum anterius ; entspricht der Augenregion.\n8.\tZone des vorderen lateralen Kerns; liegt ebenfalls zum Teil innerhalb der Kopfregion.\n9.\tZone des dorsal-lateralen Kerns; sie entspricht dem zweiten F\u00fcnftel (von vorn gerechnet) des Gyrus suprasylvius.\n10.\tZone des ventral-lateralen Kerns; sie grenzt medialw\u00e4rts an die vorige.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nLi tteraturbericht.\n11.\tZone des hinteren Kerns; liegt in der Ohrregion Muivks.\n12.\tZone des Pulvinars ; nimmt das dritte F\u00fcnftel des Gyros late* ralis ein.\n18. Zone des corp. genic, ext. ; fallt gr\u00f6fstenteils mit der Mmrxschen Sehsphare zusammen.\n14.\tZone des Corp* genic, int.; f\u00e4llt gr\u00f6fstenteils mit der H\u00f6r Sph\u00e4re zusammen.\n15.\tZone des Corp. mammillare ; liegt im Uncus und im Gebiet des Ammonshoms.\nLeider wird durch einen unprazisen Gebrauch der Windungs-bezeichnungen, bezw. durch Widerspr\u00fcche zwischen Figur (62 a) und Text das Verst\u00e4ndnis der topographischen Angaben erschwert.\nZwei klinische und pathologisch-anatomische Beobachtungen \u00fcber fr\u00fch erworbene Gr ofshirn defekte bei dem Menschen schlieisen sich an die experimentellen Untersuchungen an. Im ersten Falle handelte es sich um einen alten prim\u00e4ren Erweichungsherd in der unteren und zum Teil auch mittleren Stimwindong. Sekund\u00e4re Degeneration fand sich im vorderen Schenkel der inneren Kapsel, im medialen Abschnitt des Pedunculus, im vorderen ventralen Sehh\u00fcgelkern, in der medialen Kemgruppe des Sehh\u00fcgels und in der sog. Zona incerta (ventraler Teil der Regio subthalamica) ; die \u00fcbrigen Sehh\u00fcgelkerne, sowie die Pyramide waren intakt. Im zweiten Falle handelte es sich um einen lm seohsten Lebensmonat erworbenen Defekt der untersten Stirnwindung, des Operculums, der obersten Schl\u00e4fen Windung, der Insel und des Putamens iinks. W\u00e4hrend des Lebens bestand das Bild der cerebralen Rindenl\u00e4hmung. Hemiparese und Hemiatrophie, Kontraktur des rechten Arms, Athetose, epileptische Anf\u00e4lle und hochgradiger Schwachsinn waren die Hauptsymptome. Trotz Zerst\u00f6rung des Sprachzentrums bestand weder Worttaubheit noch ausgesprochene motorische Aphasie, jedoch eine erhebliche grammatische Akataphasie. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine scharf abgegrenzte Degeneration des Stiels des Corpus genic, int. und dieses K\u00f6rpers selbst, eine partielle Degeneration der Linsenkemschlinge und des Lursschen K\u00f6rpers, der ventralen Kerngruppen, des vorderen ventralen Kerns und der medialen Kemgruppe des Sehh\u00fcgels. Auf Grund seiner Tierbeobachtungen bezieht Verfasser die Atrophie der ventralen Sehh\u00fcgelkeragruppen auf den Operculum-defekt, die Atrophie des vorderen ventralen und des medialen Sehh\u00fcgelkerns auf die Zerst\u00f6rung der Stirn Windungen. In der Haube fand sich eine erhebliche Atrophie der Schleife, der Haubenstrahlung, sowie des roten Kerns. Der rechte Bindearm zeigte eine ganz einfache sekund\u00e4re Atrophie (Verschm\u00e4lerung der einzelnen Faserindividuen). Die Substantia nigra war partiell degeneriert. Der Fufs des Hirnstiels zeigte namentlich am medialen und lateralen Rande intensivere degenerative Ver\u00e4nderungen; die beiden degenerierten Segmente standen durch einen degenerierten Streifen, welcher den dorsalsten Rand des Fufses einnahm, in Verbindung. Endlich ergab sich eine betr\u00e4chtliche Degeneration in der linken Fufs-schleife und im Arme des linken hinteren Vierh\u00fcgels.\nDer m\u00fchevollen und ergebnisreichen, \u00fcbrigens noch der Fortsetzung","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"LitteraturberichL\n265\nharrenden Arbeit des Verfassers sind 50 vorz\u00fcglich ausgefallene Abbildungen beigegeben.\tZibhbn (Jena).\n1\u00bb. Luciani. \u00dcber Pbrribes neue Stadien zur Psychologie des Kleinhirns.\nKritik und Berichtigung. Biolog. CentralbL Bd. XV. No. 9. u. 10. (1. Mai\n1895.)\n\u2014 I recent! studi soll\u00bb flsiologia del Cervelletto secondo il Prof. David\nFere\u0153r. Kectificazioni e repliohe. Riv. di Freniatria. Vol. XXI. Fase. 1.\nS. 1\u201427. (1896.)\nGelehrte Streitschriften bieten in der Kegel f\u00fcr den minder Beteiligten keine anmutige Unterhaltung, obgleich sie f\u00fcr die Kl\u00e4rung der strittigen Sache von Belang und lehrreich sein k\u00f6nnen. In letzterer Hinsicht verdient der Fall Luciani contra Ferribr besondere Beachtung, da Fkmurr, der Herausfordernde, nur mit seinem gewichtigen Namen gedeckt und mit gebrechlichen Waffen gegen einen mit dem vollen B\u00fcstzeug erprobter Thatsachen gewappneten Gegner auf den Kampfplatz des Duells tritt. Niemand, auch Ferribb nicht, macht Luciani das Verdienst streitig, als der erste den Weg gefunden zu haben, wie man, nach Zerst\u00f6rung des Kleinhirns, jahrelang die Versuchstiere am Leben erhalten, ihr Verhalten danach studieren und aus den gewonnenen Erfahrungen Schl\u00fcsse auf die physiologische Bedeutung des Elleinhirns ziehen k\u00f6nne. Jedermann mufs einsehen, dais das einen enormen Fortschritt f\u00fcr die Kleinhimphysiologie bedeutet, die bis dahin nur in einem Gemisch von unbewiesenen Vermutungen bestand. Nur Fermer meint, im Widerspruche mit sich selbst, dafs Vulpians Ausspruch (im Jahre 1860): \u201eDie Frage nach den Funktionen des Kleinhirns sei noch weit davon, definitiv gel\u00f6st zu sein\u201c, auch auf den jetzigen Standpunkt unserer Kenntnisse passe. Selbstverst\u00e4ndlich ist Luciani dar\u00fcber entr\u00fcstet, weist ihm nach, wie er zwar den direkten, nicht gekreuzten Einflufs des Kleinhirns auf die entsprechende K\u00f6rperh\u00e4lfte zugiebt, die fundamentale Thatsache aber, dafs der Elleinhimeinflufs auf alle willk\u00fcrlichen Muskeln, vorzugsweise auf die der hinteren Extremit\u00e4ten sich erstreckt, \u00fcbersieht. Fbhribr leugnet die von Luciani behauptete Konstanz der Kotationserscheinungen von der operierten nach der gesunden Seite auf Grund eigener Experimente; Luciani weist ihm sofort, mittelst zu diesem Behufe eigens angestellter Versuche an kauterisierten Tieren, nach, dafs das Gegenteil nur eine Folge der die Naohbarteile reizenden Kauterisation, nicht aber der reinlich ausgef\u00fchrten Exstirpation durch das Messer ist. Mehr noch als die irritativen Erscheinungen, die Luciani in der tonischen Extension und Flexion (nicht Kontraktur) erkennt, bem\u00e4ngelt Ferribb die Ausfallserscheinungen, die drei Gruppen von Asthenie, Atonie und Astasie, auf denen das Bild der Kleinhirn ataxie nach Luciani beruht \u2014 und meint, dafs sie in Wirklichkeit nicht vorhanden, sondern das Ergebnis konstruktiver Spekulation seien. Gegen die Astasie auf der verletzten Seite ist Fkebibr noch ziemlich gn\u00e4dig; die \u201evon Luciani aber so h\u00e4ufig beobachtete Asthenie\u201c will er nicht gelten lassen. Luciani, dem es besonders darauf ankam, direkte Beweise f\u00fcr das wirkliche Vorhandensein jeder","page":265}],"identifier":"lit29920","issued":"1896","language":"de","pages":"260-265","startpages":"260","title":"V. Monakow: Experimentelle und pathologisch-anatomische Untersuchungen \u00fcber die Haubenregion, den Sehh\u00fcgel und die Regio subthalmica nebst Beitr\u00e4gen zur Kenntnis fr\u00fch erworbener Gro\u00df- und Kleinhirndefekte. Arch. f. Psychiatr. XXVII. Hft. 1 u. 2. Auch separat: Berlin, Hirschwald. 1895. 219 S. u. 7 Taf.","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:02:40.633135+00:00"}