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{"created":"2022-01-31T14:52:17.324017+00:00","id":"lit29921","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 265-266","fulltext":[{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"LitteraturberichL\n265\nharrenden Arbeit des Verfassers sind 50 vorz\u00fcglich ausgefallene Abbildungen beigegeben.\tZibhbn (Jena).\n1\u00bb. Luciani. \u00dcber Pbrribes neue Stadien zur Psychologie des Kleinhirns.\nKritik und Berichtigung. Biolog. CentralbL Bd. XV. No. 9. u. 10. (1. Mai\n1895.)\n\u2014 I recent! studi soll\u00bb flsiologia del Cervelletto secondo il Prof. David\nFere\u0153r. Kectificazioni e repliohe. Riv. di Freniatria. Vol. XXI. Fase. 1.\nS. 1\u201427. (1896.)\nGelehrte Streitschriften bieten in der Kegel f\u00fcr den minder Beteiligten keine anmutige Unterhaltung, obgleich sie f\u00fcr die Kl\u00e4rung der strittigen Sache von Belang und lehrreich sein k\u00f6nnen. In letzterer Hinsicht verdient der Fall Luciani contra Ferribr besondere Beachtung, da Fkmurr, der Herausfordernde, nur mit seinem gewichtigen Namen gedeckt und mit gebrechlichen Waffen gegen einen mit dem vollen B\u00fcstzeug erprobter Thatsachen gewappneten Gegner auf den Kampfplatz des Duells tritt. Niemand, auch Ferribb nicht, macht Luciani das Verdienst streitig, als der erste den Weg gefunden zu haben, wie man, nach Zerst\u00f6rung des Kleinhirns, jahrelang die Versuchstiere am Leben erhalten, ihr Verhalten danach studieren und aus den gewonnenen Erfahrungen Schl\u00fcsse auf die physiologische Bedeutung des Elleinhirns ziehen k\u00f6nne. Jedermann mufs einsehen, dais das einen enormen Fortschritt f\u00fcr die Kleinhimphysiologie bedeutet, die bis dahin nur in einem Gemisch von unbewiesenen Vermutungen bestand. Nur Fermer meint, im Widerspruche mit sich selbst, dafs Vulpians Ausspruch (im Jahre 1860): \u201eDie Frage nach den Funktionen des Kleinhirns sei noch weit davon, definitiv gel\u00f6st zu sein\u201c, auch auf den jetzigen Standpunkt unserer Kenntnisse passe. Selbstverst\u00e4ndlich ist Luciani dar\u00fcber entr\u00fcstet, weist ihm nach, wie er zwar den direkten, nicht gekreuzten Einflufs des Kleinhirns auf die entsprechende K\u00f6rperh\u00e4lfte zugiebt, die fundamentale Thatsache aber, dafs der Elleinhimeinflufs auf alle willk\u00fcrlichen Muskeln, vorzugsweise auf die der hinteren Extremit\u00e4ten sich erstreckt, \u00fcbersieht. Fbhribr leugnet die von Luciani behauptete Konstanz der Kotationserscheinungen von der operierten nach der gesunden Seite auf Grund eigener Experimente; Luciani weist ihm sofort, mittelst zu diesem Behufe eigens angestellter Versuche an kauterisierten Tieren, nach, dafs das Gegenteil nur eine Folge der die Naohbarteile reizenden Kauterisation, nicht aber der reinlich ausgef\u00fchrten Exstirpation durch das Messer ist. Mehr noch als die irritativen Erscheinungen, die Luciani in der tonischen Extension und Flexion (nicht Kontraktur) erkennt, bem\u00e4ngelt Ferribb die Ausfallserscheinungen, die drei Gruppen von Asthenie, Atonie und Astasie, auf denen das Bild der Kleinhirn ataxie nach Luciani beruht \u2014 und meint, dafs sie in Wirklichkeit nicht vorhanden, sondern das Ergebnis konstruktiver Spekulation seien. Gegen die Astasie auf der verletzten Seite ist Fkebibr noch ziemlich gn\u00e4dig; die \u201evon Luciani aber so h\u00e4ufig beobachtete Asthenie\u201c will er nicht gelten lassen. Luciani, dem es besonders darauf ankam, direkte Beweise f\u00fcr das wirkliche Vorhandensein jeder","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nLitteraturberichl.\nder drei Gruppen zu ermitteln, f\u00fchrt f\u00fcr die Hemian\u00e4sthesie eines der Kleinhirnh\u00e4lfte beraubten Hundes ein sch\u00f6nes Beispiel beim Schwimmen des letzteren an und zeigt daran, dafs Ferrie* die Frage g\u00e4nzlich mifsverstanden habe. Noch unbarmherziger verf\u00e4hrt Ferrie* gegen die Atonie, worauf Luciaxi wiederum mit einem Beispiel beim Fressen eines Hundes erwidert. Dagegen zieht Fbrribr die Sehnenreflexe ins Spiel, die mit der Sache gar nichts zu thun haben. Endlich f\u00fchrt Ferrier noch den Philosophen Herbert Spencrr ins Feld, der im Kleinhirn das Doppelorgan der Koordination im Raume und im Grofshirn das der Koordination in der Zeit erkennt, und den Dr. James Ross, der den Kommentar zu Spencers Hypothese geliefert hat \u2014 wogegen Luciaxi nichts einzuwenden hat, der sich vielmehr damit begn\u00fcgt, dafs auch andere, wie Ferri er selbst, den tonischen oder kontinuierlichen Einflufs des Kleinhirns auf alle motorischen Vorg\u00e4nge, direkt oder mittelst der anderen Cerebro-Spinalzentren, anerkennen. Das Kleinhirn ist auch f\u00fcr Fbrribr nicht mehr das Organ f\u00fcr das Gleichgewicht, noch sieht er in ihm einen Haufen unbewufster Zentren f\u00fcr Reflexanpassung behufs Herstellung des ins Schwanken geratenen Gleichgewichtes.\nEs ist Luciani nicht zu verdenken, dafs er mit einer gewissen Animosit\u00e4t gegen Anfechtungen seines Verdienstes von seiten derer loszieht, die als Autorit\u00e4ten unter den Sachverst\u00e4ndigen auf dem Gebiete der Nervenphysiologie gelten, wenn man erw\u00e4gt, mit wie rastloser, acht Jahre dauernder Th\u00e4tigkeit er die unbestritten erste wissenschaftliche Grundlage zur weiteren Erforschung eines Gegenstandes geschaffen hat, wo Vorurteile und Hypothesen bislang ihr Spiel trieben. Dafs weitere Fortschritte auf diesem Boden m\u00f6glich und erw\u00fcnscht sind, leugnet Luciani am allerwenigsten. Jahre werden aber dar\u00fcber hingehen, ehe einer oder der andere Forscher, ausger\u00fcstet mit der feinen Beobachtungsgabe und dem Scharfsinne Lucianis, \u00fcber ein gen\u00fcgendes Material verf\u00fcgt, um ihm die volle Anerkennung verschaffen, geschweige die Pfeiler seines Geb\u00e4udes Umst\u00fcrzen zu k\u00f6nnen.\tFrabnkel.\nFr. Ejlrsow. Versuche mit Mossos Sphygmomanometer \u00fcber die durch psychische Erregungen herrorgerufemem Ver\u00e4nderungen des Blutdrucks beim Menschen. Philosoph. Stud. 1895. XL 1 S. 41\u201461. Auch: Arch. Ital de Biol XXHI. S. 198\u2014211.\nVerfasser hat mit dem Mossoschen Sphygmomanometer, dessen Konstruktion er genau beschreibt und durch eine Abbildung erl\u00e4utert, Versuche \u00fcber die durch psychische Erregungen hervorgerufenen Blutdruck\u00e4nderungen angestellt. Er kam zu dem Resultate, dafs nioht bei allen Menschen Beeinflussungen in der angedeuteten Richtung zu erzielen sind. W\u00e4hrend zahlreiche Versuchspersonen auf psychische Erregungen (L\u00f6sung von Rechenaufgaben, Geruchs-, Geschmacks-, Geh\u00f6rs-, Gesichts-reize etc.) mit Steigerung, hie und da auch mit Senkung der Blutdruckkurve reagierten, zeigten Personen mit auffallend ruhiger Gem\u00fctsart eine derartige Beeinflussung nicht.\tW. Cohnbtrin (Berlin).","page":266}],"identifier":"lit29921","issued":"1896","language":"de","pages":"265-266","startpages":"265","title":"L. Luciani: \u00dcber Ferriers neue Studien zur Psychologie des Kleinhirns. Kritik und Berichtigung. Biolog. Centralbl. Bd. XV. No. 9. u. 10. (1. Mai 1895) / - I recenti studi sulla fisiologia del Cervelletto secondo il Prof. David Ferrier. Rectificazioni e repliche. Riv. di Freniatria. Vol. XXI. Fasc. 1. S. 1-27. 1895","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:17.324023+00:00"}