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{"created":"2022-01-31T14:50:02.732419+00:00","id":"lit29925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 271-273","fulltext":[{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n271\nS. Bkegbl. \u00dcber die Empfindlichkeit der Netshantperipherie f\u00fcr intermittierende Beixmmg. Dissert. Breslau 1895. 86 S.\nDer experimentelle Teil dieser Arbeit f\u00f6rdert aufser einer Best\u00e4tigung der sattsam bekannten Thatsache, dafs die Peripherie f\u00fcr intermittierende Beizung empfindlicher sei als das Zentrum, wenig von Bedeutung zu Tage; h\u00f6chstens sind noch einige Angaben \u00fcber die Lage des Empfindlichkeitsmaximums auf dem nasalen und temporalen, dem oberen und unteren Teile der Peripherie und \u00fcber die Empfindlichkeit f\u00fcr verschiedene Farben erw\u00e4hnenswert. Ein Versuch, die Anzahl der Intermissionen festzustellen, bei welcher in den verschiedenen F\u00e4llen die Empfindlichkeitsgrenze erreicht wurde \u2014 meines Erachtens das einzige Mittel zu einer exakten Messung der einschl\u00e4gigen Verh\u00e4ltnisse \u2014 ist vom Verfasser gar nicht gemacht worden, w\u00e4re auch bei der unvollkommenen Anordnung der Experimente erfolglos geblieben. Verfasser rechtfertigt diesen Mangel an Exaktheit damit, dafs komplizierte Vorkehrungen und Apparate, welche das Auge unter Bedingungen bringen, wie sie bei dem gew\u00f6hnlichen Sehakte nicht Vorkommen, die Nat\u00fcrlichkeit, und man m\u00f6chte sagen Lebens Wahrheit (!) der Versuche beeintr\u00e4chtigen, ein Grundsatz, der sehr bequem ist, aber das Wesen des Experiments v\u00f6llig verkennt. Vor allem leidet jedoch die Versuchsanordnung von vornherein an einem Hauptmangel, der eine besondere Erw\u00e4hnung verdient, weil er einerseits auf die theoretische Bewertung der B\u00e7sultate von sch\u00e4digendem Einfl\u00fcsse ist, und weil andererseits Wiederholungen desselben naheliegen, wenn nicht mit Nachdruck auf ihn hingewiesen wird. Es ist dies die Benutzung von rotierenden Scheiben zur Messung der Empfindlichkeit f\u00fcr intermittierende Beize. Schon einmal, in meinem Beferat \u00fcber die (dem Verfasser unbekannte) wertvolle Arbeit Mabbes (diese Zeitschr. VIL S. 214) deutete ich diese Nachteile an. Wenn eine Scheibe mit verschiedenfarbigen Sektoren an meinem Auge vor\u00fcberstreicht, se nehme ich wahr: 1. an ein und derselben Stelle der Netzhaut einen best\u00e4ndigen Helligkeitswechsel, 2. eine Konturenbewegung, d. h. die Verschiebung eines Bildes \u00fcber verschiedene Netzhautpartien hin. Was hat nun Bebqsl gemessen ? Die Empfindlichkeit f\u00fcr den Helligkeitswechsel? Oder f\u00fcr die Bewegung? Oder beides? Er selbst wird sich hier\u00fcber nicht ganz klar. An mehreren Stellen spricht er von der \u201egr\u00f6fseren Empfindlichkeit der Netzhautperipherie, f\u00fcr Bewegungen*, f\u00fcr intermittierende Beize**, als ob dies dasselbe w\u00e4re; er braucht oft f\u00fcr sein TTntersuchungsobjekt den ungl\u00fccklichen Terminus \u201eBewegungs-empfindung**, zieht auch die AuBEBTSchen Untersuchungen \u00dcber diesen Gegenstand herbei, die ein ganz anderes Problem behandeln (n\u00e4mlich die langsamste wahrnehmbare Lokomotion, w\u00e4hrend es sich hier um die schnellste wahrnehmbare Aufeinanderfolge handelt).\nIn seinem theoretischen Teile freilich sucht B. zu beweisen, dafs in der That beide Wahrnehmungselemente, die Helligkeits\u00e4nderung an einer bestimmten Netzhautstelle und die Verschiebung \u00fcber eine ganze Netzhautstrecke, zusammenwirkten, um die h\u00f6here Empfindlichkeit der Peripherie herbeizuf\u00fchren.\nDer erste Teil dieses theoretischen Exkurses ist, wenn auch rein","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nLitteraturbericht.\nhypothetisch, so doch immerhin diskutabel: die leichtere Dissimilation une Assimilation der Sehsubstanz in den in der Peripherie dominierenden St\u00e4bchen bewirke eine k\u00fcrzere Dauer der Nachwirkung des einzelnen Reizes und daher eine nicht so leicht eintretende Verschmelzung successiver Eindr\u00fccke. Der zweite Teil dagegen ist v\u00f6llig verfehlt : weil in der Peripherie die Sehzellen viel weniger dicht gelagert sind und zudem \u201enur sieben spezifische Sehzellen durch eine einzige Nervenfaser mit dem Bewufsts eins organ in Verbindung stehen\u201c, soll die Verschmelzung der 8uccessiven Eindr\u00fccke erschwert sein. Warum? \u201eHier wird\u201c, sagt Verfasser, \u201edie Bewegung des Objektes schon eine viel schnellere sein k\u00f6nnen, um von dem einen durch eine Nervenfaser mit dem Gehirn in Verbindung stehenden lichtperzipierenden Element, bezw. der einen Gruppe von Elementen zur anderen zu gelangen.\u201c Sehr richtig; aber was hat der l\u00e4ngere Weg von einem \u201eEmpfindungskreis\u201c zum anderen mit unserem Problem zu thun? M\u00f6gen die Reizungen zweier benachbarter Empfindungskreise noch so schnell aufeinanderfolgen, ja sogar simultan geschehen, sie werden stets zwei gesonderte Eindr\u00fccke in uns erwecken. Aber h\u00f6ren wir weiter: \u201eEs mufs also in den peripherischen Teilen der Netzhaut von dem Bilde, welches die rotierende Scheibe erzeugt, ein gr\u00f6fserer Raum durchlaufen werden, um eine einzige Wahrnehmung hervorzurufen; daher wird bei schneller Bewegung die Wahrnehmung von gesonderten Eindr\u00fccken in der Peripherie besser und deutlicher stattfinden, als im Zentrum.\u201c Dies \u201edaher\u201c ist h\u00f6chst merkw\u00fcrdig; denn gerade die entgegengesetzte Folgerung w\u00e4re richtig: je gr\u00f6fser das Gebiet, dessen Eindr\u00fccke zu einer Wahrnehmung sich kombinieren, um so geringer die Geschwindigkeit, welche notwendig ist, um die daran vorbeistreichenden Reize zur Verschmelzung zu bringen.\nIch bin auf die eigenartigen Gedankenspr\u00fcnge des Verfassers deswegen n\u00e4her eingegangen, um zu zeigen, dafs auch hier wieder der Versuch, der Netzhautperipherie ein spezifisches Verm\u00f6gen f\u00fcr die Wahrnehmung von Bewegungen zu vindizieren, missgl\u00fcckt ist. Hatte sich in einem anderen Falle (siehe diese Zeitschrift VH. S. 349 u. 362) die Irradiation als zureichende Ursache von Erscheinungen bewiesen, die man f\u00fcr die Existenz besonderer \u201eBewegungsempfindungen\u201c in der Netzhautperipherie in Anspruch nahm, so haben wir f\u00fcr vorliegendes Problem in einer gr\u00f6fseren Empfindlichkeit der Peripherie f\u00fcr Helligkeitswechsel nicht nur einen hervorragenden, sondernden alleinigen Grund aller bei intermittierenden Reizen beobachteten Erscheinungen zu sehen. Und diese gr\u00f6fsere Empfindlichkeit beruht wohl, darin stimme ich mit Bbrgbl \u00fcberein, auf der schnelleren Erm\u00fcdung und Erholung jener Retinagebiete.\nNoch ein verfehlter Erkl\u00e4rungsversuch B.\u2019s sei in K\u00fcrze richtig gestellt. Wenn die Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe schon so grofs war, dafs die Sektoren v\u00f6llig oder fast v\u00f6llig verschmolzen waren, machte sich in dem Moment, da er den Blick wandte, d. h. zwischen zentralem und indirektem Sehen wechselte, eine eigent\u00fcmliche Erscheinung geltend, die ich \u00fcbrigens aus eigener Erfahrung durchaus best\u00e4tigen kann, \u201eln diesem Augenblick\u201c, sagt B., \u201etauchte der farbige","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"LittmUurberichi.\n273\nSektor scharf geschieden yon seiner Umgebung f\u00f6rmlich wie ein Blit\u00f6 auf .und verschwand dann pl\u00f6tzlich wieder,\" Er erkl\u00e4rt dies damit, dafs \u201eder Verbrauch der Sehsubstanz an einer Stelle in der Nachbarsohaft einen st\u00e4rkeren Ersatz hervorruft.\u201c Aber der wahre Grund liegt ja doch so viel n\u00e4her! Die Verschmelzung h\u00e4ngt ab nicht von der absoluten Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe, sondern von der Geschwindigkeit, mit der sich die Scheibe gegen das Auge verschiebt. Diese Verschiebung ist aber in dem Moment, da sich das Auge bewegt, f\u00fcr gewisse Stellen der Scheibe eine viel geringere, weil das Auge mit ihnen mitgeht! Daher in diesem Moment der viel deutlichere Eindruck der einzelnen Sektoren! Herr Berg kl wird auch finden, dafs jenes Ph\u00e4nomen erstens nur bei verh\u00e4ltnism\u00e4ssig schnellen Blick-Wendungen und zweitens nur an derjenigen Seite der Scheibe auftritt, deren. Bewegung mit der des Auges gleichgerichtet ist.\nW. Stern (Berlin).\n\u2022/\nK. Pjbrija. Kboll\u2019S stereoskopische Bilder. 26 f\u00e4rb\u00ab Taf. mit Gebrauchsanweisung. Dritte verb. Aufl. Hamburg u. Leipzig. Leopold Voss. 1895.\nDas abermalige Erscheinen einer neuen Auflage dieser stereoskopischen Bilder spricht f\u00fcr die grofse Verbreitung, die sie gefunden haben. Sie sind bestimmt f\u00fcr den Gebrauch zeitweilig schielender Kinder, welche durch die mit den Tafeln vorzunehmenden \u00dcbungen die fehlerhafte Stellung ihrer Augen allm\u00e4hlich dauernd korrigieren sollen. Bei der neuen Auflage war der leitende Gesichtspunkt im wesentlichen der, den Trieb zur stereoskopischen Verschmelzung der Bildh\u00e4lften mehr als bisher zu verst\u00e4rken. Diesem Zwecke dienen 12 neue Tafeln, welohe teils Bilder mit kongruenten Haupt- und inkongruenten Nebenfiguren, teils nach demselben Grunds\u00e4tze dargestellte Schriftvorlagen enthalten. Ein neu hin zu gekommenes Bild erm\u00f6glicht eine Ver\u00e4nderung des Abstandes seiner H\u00e4lften.\tArthub K\u00f6nig.\nJ. Bich. Ewald. Zur Physiologie des Labyrinthes. IV. Mitteilung. . Die Beziehungen des Grofthirns zum Tonnslabyrinth. Teilweise naoh Versuchen von Ida H, Hyde. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 60. S. 492-508. (1895.)\nNach der einseitigen Exstirpation des \u201eTonuslabyrinthes\" (vgl. die fr\u00fcheren Arbeiten des Autors) bei Tauben tritt eine typisohe Kopfverdrehung auf. Dieselbe beginnt nicht sofort nach der Operation und findet nicht best\u00e4ndig^ sondern nur anfallsweise statt. Die Ursache hierf\u00fcr ist die, dafs das Tier sich seinem abnormen Zustande bis zu einem gewissen Grade adaptiert. Unter Adaptation versteht Verfasser hierbei \u201ediejenigen Vornahmen des Tieres, welche den Zweck haben, die eingetretene St\u00f6rung zu kompensieren, und bei welchen nur solohe Mittel zur Anwendung kommen, welche in gleioher Weise auch vom normalen Tiere gebraucht werden\"\u00ab Ferner \u00fcbt der .Funktionsausfall\nZeitschrift Ihr Psychologie X.\t18","page":273}],"identifier":"lit29925","issued":"1896","language":"de","pages":"271-273","startpages":"271","title":"S. Bergel: \u00dcber die Empfindlichkeit der Netzhautperipherie f\u00fcr intermittierende Reizung. Dissert. Breslau 1895. 36 S.","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:02.732425+00:00"}