Open Access
{"created":"2022-01-31T14:54:25.693130+00:00","id":"lit29932","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 277-280","fulltext":[{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Littcraturbericht.\n277\nde* Verfasser, da er die betreffenden Punkte auf inad\u00e4quate Reise (Druck mit H\u00f6lzst\u00e4bchen, Nadelstich, faradische Reizung) mit der ihnen spezifischen Empfindung reagieren sah. Doch waren diese Versuche mit Schwierigkeiten verkn\u00fcpft, sie gaben oft, namentlich anfangs, un-; befriedigende Resultate; \u00e9s geh\u00f6rte l\u00e4ngere \u00dcbung dazu, um die spezit fische Empfindung durch inad\u00e4quate Reizung ausztil\u00f6sen. .\nEs w\u00e4re von Interesse, wenn Herr Knssow \u00fcber diese Versuche noch n\u00e4heres mittdien w\u00fcrde, speziell dar\u00fcber, ob die Versuchspersonen \u00fcber die bei der inad\u00e4quaten Reizung zu erwartenden Empfindungen unterrichtet waren oder nicht. Referent hat ganz \u00e4hnliche Untersuchungen in grofser Zahl angestellt und dabei Gelegenheit gehabt, den ungeheuren Eixiflufs der (unbewufsten und Unbeabsichtigten) Suggestion und Autosuggestion auf derartige Urteile kennen zu lernen. ' Resultate reiner Selbstbeobachtung ohne weitere Kautelon w\u00e4ren hier nicht \u00fcber-, sengend.\n\u00dcber eine, offenbar unt\u00e9r Vermeidung von Suggestion auBgef\u00fchrte Versucbs8erie an Mr. J\u00fcm> beliebtet' der Verfasset n\u00e4her: es wurden 50 Versuche mit fhradischer Reizung von K\u00e4ltepunkten,: ebenso viele an W\u00e4rmep\u00fcnkten gemacht ; \u2022 hierbei. fielen auf die K\u00e4ltepunkte 45, auf die 'W\u00e4rmepunkte 32 richtige Urteile. Wegen der hierbei und bei den \u00dcbrigen Versuchen mit inad\u00e4quater Reizung angewandten Vorsiehts-mafsTegeln zur Vermeidung unbeabsichtigter Reizeffekte mufs auf das Original verwiesen werden.\t:\n.Bemerkenswert ist endlich, daJfe der Verfasser W\u00e4rmepunkte durch Klltereiz, K\u00e4ltepunktc durch W\u00e4rmereiz erregen konnte; die schwachen Reize, mit denen er die Punkte aufs\u00fcchte, l\u00f6sten ; in vielen F\u00e4llen die ^hnen inad\u00e4quate Empfindung aus.\n. - K\u00e4lte auf W\u00e4rmepunkte appliziert, erzeugte niemals Kaltempfindung, dagegen wurde kaum ein K\u00e4ltepunkt gefunden, der nicht f\u00e4hig gewesen w\u00e4re, W\u00e4rme (von 47 bis 50\u00b0 an) zu perzipieren. Weitere Untersuchungen \u00fcber: dieses interessante Verhalten werden in Aussicht gestellt. Referent kann dasselbe \u00fcbrigens nach ' fr\u00fcheren eigenen Untersuchungen durchaus best\u00e4tigen, hat aber daraus den Schlufs gezogen,: dafs die W\u00e4rmewahr-nehmung nicht in der Weise punktf\u00f6rmig verteilt sei, wie .die K\u00e4lte-Wahrnehmung. Im Gegens\u00e4tze zu den scharf abgrenzbaren K\u00e4ltepunkten erscheinen dem Referenten die Bezirke, der W\u00e4rmeperzeption ungleich verschwommener, teilweise in diffuse Verbreitung \u00fcbergehend, wie dies auch schon von anderer Seite beschrieben worden ist.\nW. Nagel (Freiburg).\nm\n4\t1\t4\t\u00ab\nH. Griesbach. \u00dcber Beziehungen zwischen geistiger Erm\u00fcdung und i Empfindungsverm\u00f6gen der Haut. Arch. /. Hygiene. Bd. 24. Heft 2.\nS. 124-212. (1895.) Auch separat unter dem Titel: Energetik und \u2022 Hygiene des Nervensystems in der 8chnle. M\u00fcnchen und Leipzig. .. Oldenbourg. 1895. 97 S.\n; Verfasser beabsichtigt, . in den vorliegenden Mitteilungen einen Abschnitt der Nervenenergetik w\u00e4hrend des Sohullebe\u00fcs < zu behandeln; und\u2019 empfiehlt gleichzeitig, derartige' Untersuchungen fortz\u00fcsetzen und","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nLitteraturberkht.\ndieselben auf alle f\u00fcr das jugendliche \u00c4lter in Betracht kommenden Entwi\u00f6kelungsstufen, die bis sum Ende des 17. Lebensjahres reichen und durch den Eintritt in das 8. und 14. Lebensjahr markiert sind, auszudehnen. Nach Besprechung der von Mosso und Sikobskt f\u00fcr das Studium der Erm\u00fcdungserscheinungen ausgebildeten Methoden und der Ab\u00e4nderungen, welche das Verfahren Sikobskys durch Bubobbstsch, HOffitbb, Lasse und Keabpslik erfahren hat, bespricht Verfasser seine eigene Methode, die fttr den vorliegenden Zweck wesentliche Vorteile bietet und im gansen eine Anwendung der Mafsbeetimmung der Wsbbb-schen Empfindungskreise auf die verschiedenen Stadien der Erm\u00fcdung ist. \u201eSie fufst auf der von mir beobachteten, bisher, wie es scheint, unbekannten Thats&ohe, dafs Hirnerm\u00fcdung die Sensibilit\u00e4t der Haut herabsetzt.44 \u201eDa die Aufmerksamkeit im Augenblicke des Versuches einen verkleinernden Einflufs auf die physiologischen Empfindungskreise aus \u00fcbt, so ist es sehr begreiflich, dafs geistig erm\u00fcdete Personen, die mit zunehmender Abspannung immer weniger Aufmerksamkeit besitzen, eine entsprechende Vergr\u00f6\u00dferung der physiologischen Empfindungskreise seigen. Daher liegt in der Pr\u00fcfung des Empfindungsverm\u00f6gens der Haut mittelst des als \u00c4sthesiometer dienenden Zirkels eine Methode zur Ermittelung geistiger Erm\u00fcdung, und die bei der Pr\u00fcfung erhaltenen, in irgend einem Ma\u00dfsystem ausgedr\u00fcckten Zahlenwerte, verglichen mit denjenigen, welche sich im Zustande physiologischen Gleichgewichtes bei der Pr\u00fcfung ergeben, bilden ein Ma\u00df f\u00fcr den Grad der Erm\u00fcdung.* Die Versuche wurden an Sch\u00fclern der verschiedenen Klassen des Gymnasiums und der Oberrealsehule in M\u00fclhausen, ferner an jungen Leuten, die in einer mechanischen Weberei und in Maschinen-Werkst\u00e4tten besch\u00e4ftigt waren, an Lehrlingen mit guter Schulbildung, sowie an einigen Lehrern ausgef\u00fchrt. Die Versuchsstellen der K\u00f6rperoberfl\u00e4che waren: Glabella, Jochbein, Nasenspitze, Bot der Unterlippe1 Daumenballen der rechten Hand und Kuppe des rechten Zeigefingers (Fingerbeere). Die Messungen wurden des Morgens und am Nachmittage vor dem Beginn und nach Sohlufs der Arbeit (bei den Lehrern vor und nach dem Unterrichte), angestellt, doch wurden dieselben bei den Sch\u00fclern nach jeder einzelnen Lehrstunde wiederholt. Ebenso konnte Verfasser seine Versuche auf die Zeit w\u00e4hrend eines schriftlichen und m\u00fcndlichen Ezamens ausdehnen. Verfasser benutzte f\u00fcr seine Messungen sowohl scharfe, wie kugelf\u00f6rmig abgestumpfte Zirkelspitzen ; die letzteren ergaben im allgemeinen etwas gr\u00f6fsere Werte. Beide Werte sind in den zahlreichen, dem Tente eingef\u00fcgten Tabellen nebeneinandergestellt. Die physiologischen Normalen wurden f\u00fcr die genannten Hautstellen an arbeitsfreien Sonn- und Feiertagen gewonnen. Dabei zeigte -sieh, da\u00df Schwankungen der Sensibilit\u00e4t entweder nicht oder nur in geringem Grade vorkamen. Von Interesse ist ferner, da\u00df die gefundenen Normal-werte kleiner, a\u00df die b\u00dfher gefundenen sind. Verfasser schreibt dies dem Umstande zu, da\u00df die geistige Erm\u00fcdung bei den bisherigen Versnoben nicht gen\u00fcgend in R\u00fcoksioht gezogen wurde. Ob diese physiologischen Normalen beim m\u00e4nnlichen und weibliohen Gesohlechte verschiedene Werte aufweisen, l\u00e4\u00dft Verfasser unentschieden, bei Seit\u00fclkm,","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"279\ndie zwischen dem vollendeten 11. und 19. Lebensjahre standen, zeigten sich nur geringe Verschiedenheiten. Verfasser beobachtete ferner auch bei seinen Versuchen die unter dem Namen Vexierfehler bekannte Erscheinung, wie auch, dafs zuweilen eine Verringerung der Distanzen als Vergr\u00f6fserung, und umgekehrt, empfunden wurde, f\u00fcgt aber hinzu, dafs diese St\u00f6rungen nur nach mehrst\u00fcndigem Unterrichte und nie in arbeitsfreien Zeiten auftraten. Referent kann zu dieser Beobachtung bemerken, dals er lange Zeit an Hautsinnesuntersuchungen teilnahm und hierbei nur in erm\u00fcdetem Zustande, f\u00fcr gew\u00f6hnlich aber nie Vexierfehler beging. Dieselben zeigten sich nach angestrengten Arbeitstagen an den Abendstunden einige Male sogar in auffallender Weise. Die Beobachtung wie die Schlufsfolgerung des Verfassers d\u00fcrften durch diese kurze Mit' teilung eine Best\u00e4tigung erfahren.\nAus den interessanten Ergebnissen der Untersuchung seien folgende Punkte hervorgehoben. Verfasser konnte beobachten, \u201edafs das Empfindungsverm\u00f6gen durch mechanische Th&tigkeit weit weniger als durch geistige Th&tigkeit beeintr\u00e4chtigt wird, und dafs, wenn eine Verminderung bei mechanischer Th\u00e4tigkeit eintritt, diese haupts\u00e4chlich lokal ist und sich auf Anstrengung einzelner, unter der Haut gelegener Muskeln zur\u00fcckf\u00fchren l\u00e4fst\u201c. Nach einer Stunde geistiger Anstrengung tritt bereits eine erhebliche Herabsetzung des Empfindungsverm\u00f6gens ein. Bei anderen Personen tritt eine so bedeutende geistige Erm\u00fcdung, wie sie w\u00e4hrend des Schullebens beobachtet wird, nicht auf. \u201eSobald die Konzentration der Hirnth\u00e4tigkeit auf ein bestimmtes Arbeitsgebiet \u00bbschl\u00e4fst, beginnt die Erholung, und mit ihr kehrt die normale Sensibilit\u00e4t der Haut allm\u00e4hlich zur\u00fcck.\u201c \u201eDurch energische und anhaltende geistige Th\u00e4tigkeit. ohne gen\u00fcgende Erholungspausen, scheint das Em-\u2019 pfindungsverm\u00f6gen dauernd herabgesetzt zu werden ; es kann daher eine \u2022dauernd verminderte Sensibilit\u00e4t ein diagnostisches Mittel f\u00fcr geistige \u00dcberb\u00fcrdung sein. Vor dem Beginn des Morgenunterriehts fand Verfasser ann\u00e4hernde Werte wie an freien Arbeitstagen, beim Beginn der .Nachmittagsstunden hatte eine v\u00f6llige Erholung nicht stattgefunden, w\u00e4hrend des Unterrichts schw\u00e4chte sich die Sensibilit\u00e4t um das dreifache ab. Bemerkt sei ferner noch, dafs Verfasser den Grad der Erm\u00fcdung, der durch die einzelnen Unterrichtsf\u00e4cher bedingt ist, in Kurven darfttellte, bei denen die Malszahlen als Absoissen und die Messungszeiten als Ordi&aten genommen sind. Verfasser gelangt schliefslich Zu dum Endresultat, dafs eine \u00dcberb\u00fcrdung des jugendlichen Alters durch den Schulunterricht nicht mehr geleugnet werden kann. \u201eWenn nun die im vorangegangenen ausgef\u00fchrten Methoden zur Ermittelung geistiger Erm\u00fcdung nicht g\u00e4nzlich unzureichend sind, und wenn zahlreiche Beobachtungen in Bezug auf pathologische Zust\u00e4nde nicht tr\u00fcgen, dann steht es fest, dafs kein Schulknabe und selbst kein Erwachsener, ohne Gefahr f\u00fcr seine Gesundheit, tagein tagaus geistig so lange zu arbeiten im st\u00e4nde ist,, wie es der hestige h\u00f6here Unterricht bei strenger Durchf\u00fchrung erheischt.\u201c Verfasser erblickt in den nerv\u00f6sen Zust\u00e4nden der Sch\u00fcler die ersten Vorboten des \u201eunheimlichen, proteusartigen Gespenstes der","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nLitteraturberich t.\nNeurasthenie\u201c, an denen die \u2018heutigen gebildeten Stftnde mehr oder Weniger alle leiden.\nEs bedarf keines weiteren Hinweises, dafs die vorliegende Abhandlung die gr\u00f6fste Beachtung verdient. Kann das lediglich f\u00fcr die Zwecke der Schulhygiene durchgef\u00fchrte V erau chs verfahr an, wie Verfasser selber andeutet, auch nicht den Wert exakter psychologischer .Methodik beanspruchen, so wird dennoch auch die speziellere psychologische Forschung aus der Untersuchung nach manchen Seiten- hin\nwertvolle Anregung empfangen.\tFrie du\u00bb Kiesow (Leipzig).\n*. -\nO. (X Motsch\u00fctkowsx\u00ef Bin Apparat zur Pr\u00fcfung der Schmerzempfindung der Haut, \u2014 Algesiometer. Neurol Cmtralbl. XIV. 4. S. 146\u2014152. (1895.)\nHass. Algesiometer von Dr. Motsohutiowsky \u2014 Algesimeter von Dr. HESS. Ebenda. No. 12. S. 548\u2014549.\nDaS Unzutr\u00e4gliche der bisherigen Methoden zur Pr\u00fcfung der SchmereempfindliChkeit der Haut (z. B. mittelst des Bj\u00f6susTB\u00f6MSchen Algesiometers) veranlagt M. zur Konstruktion eines neuen, diesem Zwecke dienenden Apparates. Derselbe ber\u00fchrt die zu pr\u00fcfende Haut mit einem flach konvexen Knopfe von 1 cm Durchmesser. Wird derselbe auf die Haut aufgedr\u00fcokt, so kommt aus seiner zentralen Durchbohrung \u00abine .1 mm dicke Stahlnadel zum Verschein, welche in einem scharf geschliffenen, 1 mm hohen Konus endigt. Der Grad der Schmerzempfindlichkeit wird zahlenm\u00e4fsig bestimmt naoh der Tiefe, bis zu welcher die Nadel in die Haut eingedr\u00fcckt werden mufs, damit eben Schmers eintritt, und diese Tiefe wiederum l\u00e4fst sich an der Schraube des Apparates regulieren und in Zehntelmillimetern ablesen.\nDie mittelst dieses Apparates erhaltenen Empfindlichkeiten weichen von den mit der BsRHHARDTschen elektrischen Reizung und dem Bi\u00f6rnstbM\u00bb sehen Algesiometer gefundenen erheblich ah. Bez\u00fcglich der vorl\u00e4ufig mitgetfeilten Einzelresultate w\u00e4re das Original nachzulesen. (Von bedeu-tendem, schwer in Rechnung zu bringendem, Einfl\u00fcsse d\u00fcrfte die Spannung der untersuchten Haut und die H\u00e4rte der unter derselben liegenden Teile sein, Ref\u00bb)\nHess weist darauf hin, dafs er das von M. verwandte Prinzip der Sensibilit\u00e4tsmessung nach der Tiefe des zur Schmerzerzeugung n\u00f6tigem Einstiches schon bei einem von ihm fr\u00fcher konstruierten und beschriebenen Apparate zur Anwendung gebracht hat. Hess teilt mit, inwiefern zwischen seinem nnd M.*s Apparat kleine Unterschiede bestehen, und giebt zu, dafs M.\u2019s Algesiometer zur Gewinnung pr\u00e4ziserer Resultate\ngeeigneter erscheint.\tW. Naoel (Freiburg).\n\u2022 # \u2022\nI\t4\nV. Hbxbi und G. Tawhby, Ober die Trugwahmehmung zweier Punkte bei der Ber\u00fchrung eines Punktes der Haut. Philos. Stud. Bd. XL Heft 3. S. 894\u2014406. (1895.)\n> Ber\u00fchrung eines Punktes der Haut mit einer Spitze ruft zuweilen die als \u201eVexierfehler\u201c bezeichnet\u00ab Illusion der Ber\u00fchrung an zwei Punkten hervor. Die Verfasser haben diese Erscheinung eingehend","page":280}],"identifier":"lit29932","issued":"1896","language":"de","pages":"277-280","startpages":"277","title":"H. Griesbach: \u00dcber Beziehungen zwischen geistiger Erm\u00fcdung und Empfindungsverm\u00f6gen der Haut. Arch. f. Hygiene. Bd. 24. Heft 2. S. 124-212. 1895. Auch separat unter dem Titel: Energetik und Hygiene des Nervensystems in der Schule. M\u00fcnchen und Leipzig. Oldenbourg. 1895. 97 S.","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:25.693136+00:00"}