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{"created":"2022-01-31T15:01:23.800989+00:00","id":"lit29936","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 283-287","fulltext":[{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n283\nauch nach dem Aufsetzen fortwirkt, zerlegen. Letztere verursacht einen Gelenkdruck und damit die Widerstandsempfindung.\nDie Hautsensibilitftt fanden die Verfasser im Gegensatz zu den fr\u00fcheren Versuchen Goldscheiders beteiligt. Denn lie\u00dfen sie die Man\u00ab schetten in Wegfall, so schwanden die Variationen des Schwellenwertes je nach \u00c4nderung des Aufh\u00e4ngepunktes und des bewegenden Gelenkes. Die Hautreizung war dann bei dem Aufsetzen des Gewichtes eine zwiefache: eine Druckabnahme an der oberen Hautpartie, von der sich das Aufh\u00e4ngeband entfernte, und eine Druckzunahme an der unteren Hautpartie, an die das Band anschlug. Durch zweckm\u00e4\u00dfige \u00c4nderungen der Versuche wiesen Verfasser nach, dafs beide Reize in Betracht kommen.\nVorliegende Abhandlung ist sowohl in Bezug auf Versuchsanordnung wie Verwertung der Versuche durchaus exakt und gewissenhaft. Mit Recht beanspruchen f\u00fcr sie die Verfasser ein sinnesphysiologisches wie auch psychologisches Interesse. Nur w\u00e4re mit R\u00fccksicht auf letzteres zu w\u00fcnschen, dafs Bleches nicht Widerstandsempfindung und Wider-standsgef\u00fchl promiscue gebrauchte. Gerade die strenge Unterscheidung von \u201eEmpfindung\u201c und \u201eGef\u00fchl\u201c fordert mit Recht die moderne Psychologie nachdr\u00fccklichem Da\u00df eine \u00c4nderung der festen Grundlage sich nach den Angaben in der zweiten Abhandlung nicht erm\u00f6glichen lie\u00df, ist zu bedauern. Denn es ist eine nicht zu untersch\u00e4tzende Fehlerquelle, wenn Reagent ungef\u00e4hr wei\u00df, bei welcher Lage der Glieder das Aufsetzen erfolgen mu\u00df. Auch w\u00e4re es f\u00fcr die ganze Erkl\u00e4rung des Wesens der Widerstand sempfindung von Wichtigkeit, genau festzustellen, wann jene paradoxe Widerstandsempfinduug sich einstellt, ob gleichzeitig mit dem Aufsetzen des Gewichtes oder nach diesem, und in letzterem Falle, wie lange nach dem Aufsetzen. Jedenfalls finde ich die Erkl\u00e4rung durch die \u201eFixierungskraft\u201c nicht \u00fcberzeugend. Merkw\u00fcrdigerweise ist sie auch in der zweiten Abhandlung gar nicht erw\u00e4hnt.\nArthur Wrbschnkr (Berlin).\ni\t#\nEn. Aroksohk. Versuch einer Nomenklatur der Gerochsqualit\u00e4ten. Vortrag, gehalten in der laryngologischen Sektion des XI. internationalen Kongresses in Rom 1894. Arch. f. Laryngol. u. Bhiml U. S. 42-47. 1894.\nAnkn\u00fcpfend an seine fr\u00fchere Abhandlung (Experimentelle Untersuchungen zur Physiologie des Geruchs. Du Boi\u00ea Bcymonds Arch. f. Physiol 1886) hebt Verfasser zun\u00e4chst hervor, dafs er in derselben bereits die verschiedenartige Energie der einzelnen Geruohsfasem nach gewiesen und daraus die Folgerung gezogen habe, \u201eda\u00df alle die Ger\u00fcche, f\u00fcr welche ein perzipierendes Element in den Oifaotoriusfasern gefunden ist, auch zusammengeh\u00f6ren und zu einer Klasse von Ger\u00fcchen vereinigt werden k\u00f6nnen\u201c. Von diesem Gesichtspunkte aus sei ihm schon dama\u00df der Versuch einer Nomenklatur der verschiedenen Geruohsqualit\u00e4ten nicht erfolglos erschienen. Als Be\u00dfpiel eines solchen Versuches f\u00fchrt Verfasser an; \u201eWehn z. B. bei bestehender Geruchs schw\u00e4che f\u00fcr Schwefel-f\u00fcamonium auch Schwefelwasserstoff und Brom\u00ab und Chlorwasserstoff","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLitiera turbericht\nnicht gerochen werden, andere Ger\u00fcche aber dabei ungeschw\u00e4cht werden (Ausfallmethode), so ist \u00e9s klar, dais die Ger\u00fcche der genannten vier K\u00f6rper als gleichartige zu betrachten sind; wenn bei v\u00f6lliger Geruchsschw\u00e4che f\u00fcr Ol. j\u00fcniperi auch Ol. carvi nicht erkannt wird, so geh\u00f6ren auch diese beiden Ger\u00fcche in eine Klasse.tf\nEbenso erweist es sich f\u00fcr die Klassifizierung der in Kode stehenden Empfindungen nach Verfasser als zweckm\u00e4\u00dfig, die durch komplizierte K\u00f6rper ausgel\u00f6sten Ger\u00fcche stets auf \u00e4hnliche, durch K\u00f6rper von bekannter chemischer Konstitution bewirkte, zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die letztgefundene Empfindung soll dann als Grundgeruch und Bepr\u00e4sentant dieser so gefundenen Geruchsqualit&t dienen. Hierbei verkennt Verfasser jedoch nicht die Schwierigkeiten, die sich der Ausf\u00fchrung dieses Vorschlages infolge der zur Zeit noch nicht gen\u00fcgend erkannten Natur vieler riechbarer K\u00f6rper gegenw\u00e4rtig nooh entgegenstellen. Neben den von ihm selbst angestellten Beobachtungen verweist Verfasser sodann auf die Versuche von Passt, insonderheit auf diejenigen, die von dem letzteren \u00fcber die B\u00e9nzoes\u00e2ure mitgeteilt sind (Passt, Sur l\u2019odeur de l\u2019acide benzoique (Bemarques sur les corps inodores). Campt rend. 1. Mai 1893), aus welchen hervorgehe, dafs die Biechbarkeit eines K\u00f6rpers (l\u2019\u00e9tant odorant nach Passt) von besonderen Umst\u00e4nden abh\u00e4nge. So ist nach Passt\u00bb Versuchen die Benzoes\u00e4ure nur in Wasser oder Alkohol gel\u00f6st riechbar, nicht in reinem oder krystallisiertem Zustande. Nach Verfasser tritt der Geruch derselben ebenfalls hervor, wenn man sie mittelst einer indifferenten L\u00f6sung zur Begio olfaotoria leitet. Passt fand ferner alle Parf\u00fcms unriechbar, \u201ewenn sie nicht gerade bei der Geruehsprobe durch hohe Temperatur in einen sehr fl\u00fcchtigen Zustand \u00fcbergef\u00fchrt sind\u201c. Verfasser f\u00e4hrt fort: \u201eEs ist \u00fcbrigens schon lange bekannt.und findet sich auch in meiner Arbeit erw\u00e4hnt, dafs die aromatischen Kr\u00e4uter im trockenen Zustande einen nur schwachen, bezw. gar keinen Geruch besitzen, dagegen einen - deutlichen und ziemlich starken Geruch verbreitein, wenn sie angefeuchtet sind. Aufser durch Anfeuchtung und Erw\u00e4rmung ist der Etat odorant eines K\u00f6rpers auch in der Weise zu studieren, dafs wir ihn direkt vermittelst einer indifferenten L\u00f6sung an die Begio olfactoria bringen.\u201c Natriumsulfat hat in dieser Behandlungs-'toeise nach Verfasser einen \u201ebrenzligen Geruch\u201c, bei Schwefels\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure, Soda, Magnesiumsulfat, Kupfersulfat, Kali hypermsng. konnten ebenfalls \u201eeigenartige Ger\u00fcche\u201c nachgewiesen werden. Verfasser fordert ferner, auch die Ver\u00e4nderungen in B\u00fcoksicht zu ziehen, welche die Teile eines Versuchsk\u00f6rpers auf dem Wege zur Nase erfahren. Nach Soh\u00f6nbein riecht z. B. nicht der Phosphor als solcher, sondern nur das von ihm gebildete Ozon und die phosphorische S\u00e4ure. Nach anderen sind die Metalle nur in ihren Verbindungen riechbar, an sich aber, wie auch alle chemischen Elemente, geruchlos. Aus diesem letzterw\u00e4hnten Befunde schliefst Verfasser mit Becht, .dafs keines der bis jetzt bekannten chemischen Elemente als Bepr\u00e4sentant einer Geruchs-Masse gelten k\u00f6nne. Die wirkliche Anzahl der GeruchsMassen kann nach Verfasser erst ermittelt werden, \u201ewenn nach der Ausfallmethode \u2019das Verh\u00e4ltnis aller riechbaren K\u00f6rper zu einander und zu den perzipie-","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Litleraturberichi.\n285\nrenden Elementen in den Olfactoriusfasern festgestellt ist\u201c. Ist es dem Verfasser auch wahrscheinlich, dafs wir mehr Grundger\u00fcche als Grund\u00ab f\u00e4rben anzunehmen haben, so glaubt er doch, dafs sich analog de* allm\u00e4hlichen Reduktion der Geschmacksquali t\u00e4ten auf schliefslich vier Grundgeschm\u00e4cke auch im Gebiete des Geruchssinnes \u201eeine ungef\u00e4hr gleiche Anzahl\u201c von Bezeichnungen f\u00fcr die Verschiedenheiten dieser Sinnesempfindungen als ausreichend erweist.\nVerfasser bezieht sich sodann auf die von Linn\u00e9 herr\u00fchrende bekannte Einteilung der Ger\u00fcche in sieben Klassen (Linn\u00e9, AmoenitaUs academdcae* 1766. A. HL p. 183), sowie auf die von Haller, Hermst\u00e4dt, Schr\u00e4der, Schreter, Pfapf, Longet und Bucher mit Bezug auf eine Klassifizierung der Geruchsqualit\u00e4ten gemachten Versuche und Vorschl\u00e4ge, und h\u00e4lt den Zeitpunkt f\u00fcr gekommen, wo die besonders von Buohrr gestellte Forderung einer bestimmten Nomenklatur der Geruchsempfindungen realisiert werden k\u00f6nnte. Das aus Buchers Repertorium der Pharmazie 1881 mitgeteilte Zitat lautet: \u201eSpezifische Ausdr\u00fccke f\u00fcr spezifische Eigenschaften sind auf diesem Felde sehr selten und fehlen ganz, und die Bestimmungen werden hier meistens von dem Namen der K\u00f6rper, bei denen dieser oder jener Geruch vorkommt, entlehnt. Man mufs also, wenn man hier weiter kommen will, entweder neue Benennungen f\u00fcr gewisse Ger\u00fcche schaffen oder sich \u00fcber die Wahl der Gegenst\u00e4nde, deren Namen zur Bezeichnung gewisser Geruchsverh\u00e4ltnisse dienen soll, verst\u00e4ndigen. Als spezifische Ausdr\u00fccke werden gew\u00f6hnlich angesehen die Benennungen wohlriechend, gew\u00fcrzhaft, reizend, \u00fcbelriechend, narkotisch, sauers\u00fcfe, dumpf, brandig, muc\u00f6s, Btjptisch, nause\u00f6s, balsamisch, aromatisch u. s. w. (\u2014 faulich, putride, mulstrig, brenzlig \u2014) ; allein mehrere davon, als z. B. wohl- oder \u00fcbelriechend scheinen mir, insofern Sie sich entweder auf die Gef\u00fchle von Lust und Unlust oder auf das Geschmacksverm\u00f6gen beziehen, nicht richtig zu sein. \u00dcberhaupt sind die meisten Geruchsnamen entlehnt von 1. Wirkungen der Stoffe auf andere Sinne, z. B. s\u00fcfs, sauer, bitter (vom Geschmack), oder stechend, milde, fl\u00fcssig u. s. w. (vom Gef\u00fchlssinn), \u2014 2. Wirkungen auf das Empfindungsverm\u00f6gen f\u00fcr Lust und Unlust als unangenehm, wohlriechend u. 8. w., \u2014 3. Wirkungen auf gewisse Organe, als erstickend, Husten erregend (vom Atmungsorgan), Thr\u00e4nen erregend, Augen reizend (Gesichtsorgan) und ekelhaft (vom Verdauungsorgan)\u201c.\nDer vorstehend mitgeteilten BucHSRSchen Alternative entnimmt Verfasser f\u00fcr seinen eigenen Versuch, zu einer neuen Nomenklatur der Geruchsklassen zu gelangen, den ersten Punkt, indem er (wie er im wesentlichen schon fr\u00fcher ausf\u00fchrte) in den sogenannten chemischen Zeichen der einzelnen riechbaren K\u00f6rper die Grundlage f\u00fcr eine allgemein g\u00fcltige Benennung der Geruchsqualit\u00e4ten gefunden zu haben glaubt. Verfasser schl\u00e4gt sodann vier Hegeln vor, nach denen die neuen Bezeichnungen gebildet werden sollen. Danach soll 1. das f\u00fcr eine Geruchsqualit\u00e4t zu verwendende Eigenschaftswort aus dem das chemische Zeichen repr\u00e4sentierenden Buchstaben und den diesen zugesetzten Ziffern zusammengesetzt werden, wobei die letzteren der Reihenfolge \u00e0\u00e9\u00ea Alphabets entsprechend wieder in Buchstaben umzusetzen sind (l = a,","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"2\t= b, 3 s= c u, s. f.) Nach dieser Begel w\u00fcrde der Campfer, der zugleich als Bepr \u00e4sen tant von Ger\u00fcchen, wie Eukalyptus, Ter eben thin, OL Thymi, Valerianae, Bosmarini gilt, entsprechend seiner Formel C10HltO den Namen Cipho erhalten. Ben Anfangsbuchstaben der neuen Bezeichnung bildet dabei 2. immer der erste Buchstabe des chemischen Zeichens. Sind die letzteren nur Konsonanten, so sollen 3. zu diesen Vokale so hinzugef\u00fcgt werden, \u201edafs sie mit ihrem Klange ungef\u00e4hr die Nuance des betreffenden Geruches innerhalb der Klasse wiedergeben*. So schl\u00e4gt Verfasser vor, dafs a als Grund vokal in einem Grundgeruoh vorherrschen soll, e und o sind einzuschieben, \u201ewenn der betreffende Geruch keine besondere Nuance innerhalb einer Klasse hat*, t bezeichnet ein besonders prickelndes Gef\u00fchl (Ammoniak), oe und eu dr\u00fccken Wohlgeruch (Bosengeruch), u, \u00e4 und au einen schlechten Geruch (Schwefelammonium, putride Substanzen) aus, ei bezeichnet einen herben, scharfen Geruch (Schwefels\u00e4ure). Die Endigungen der so gebildeten Eigenschaftsw\u00f6rter sollen sich dann 4. nach den in den einzelnen Sprachen \u00fcblichen Begeln richten, so dafs im Deutschen die Endigungen lieh, ig, i8ch u. 8. w., im Franz\u00f6sischen dagegen a\u00efs, ien, ique u. s. w. und ebenso im Lateinischen und Griechischen die diesen Sprachen eigent\u00fcmlichen Endigungen der vorhin angegebenen Namenform anzuf\u00fcgen sind.\nNach diesen Begeln wird Natriumhydrat als Bepr\u00e4sentant aller \u201ebrenzligen und sengerigen Ger\u00fcche* vorgeschlagen. Die Formel NAOH l\u00e4fst das Adjektiv nahog oder naholig entstehen, die feineren Nuancierungen sind durch nahelich, nahilich oder nahaulich auszudr\u00fccken. Blaus\u00e4ure vertritt nach Verfasser den Geruch vieler Fr\u00fcchte. Nach der Formel HON oder HCy l\u00e4fst sich das Adjectivum hacylich oder haoyn bilden, und die Blaus\u00e4ure hat demnach einen hacynen Geruch, der ApfeL die Mandarine haben einen hecynen resp. hicynen Geruch.* Verfasser schliefst\n3\tTT i .\t\u2022 i\t*1\t^\tf\nObwohl die Anregung, welche Verfasser durch seine Vorschl\u00e4ge, zu einer Nomenklatur der Geruchsklassen zu gelangen, zweifellos gegeben hat, voll anerkannt und zugestanden werden muffe, d\u00fcrfte doch andererseits die Undurchf\u00fchrbarkeit seines Systems ebenfalls kaum einem Zweifel begegnen. Indem er sich einseitig an die Forderung Bochers h\u00e4lt, l\u00e4fst er die andern vortrefflichen Winke, die derselbe Autor, wie aus obigem Zitate ersichtlich, in seinen Ausf\u00fchrungen giebt, aulfeer acht und sucht statt dessen f\u00fcr die Qualit\u00e4ten des Geruchssinnes eine neue Sprache einzuf\u00fchren, von der es schwer h\u00e4lt, zu glauben, dais sie von allen, die durch ihr spezielles Studium nicht gerade in engere Beziehungen zu den Naturwissenschaften gebracht sind, jemals verstanden und gebraucht werden w\u00fcrde. Verfasser verliert somit einmal den Zusammenhang mit der allgemeinen Volkssprache, von der sich die Wissenschaft in F\u00e4llen wie der vorliegende nicht so weit entfernen d\u00fcrfte, dafe dieselbe ihr nicht zu folgen vermag. In dieser pflegt die Wissenschaft sonst ihre Bezeichnungen vorzuflnden und sie sodann begrifflich zu","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n287\nfixieren. Oder sollen die neuen Benennungen des Herrn Verfassers nur termini technici sein? Warum aber dann hier die Ausnahme von anderen Sinneagebieten ? Es erseheint daher dem Beferenten richtiger, wenn man, wie bereits B\u00fccher vorschl\u00e4gt, beim Mangel spezifischer Ausdr\u00fccke f\u00fcr die einzelnen Geruchsqualit\u00e4ten die Namen von dem den jeweiligen Geruch erzeugenden K\u00f6rper entlehnt. Besteht doch noch innerhalb des Geschmacksinnes die Bezeichnung salzig, soll heifsen wie Salz schmeckend, und \u00e4hnlich werden urspr\u00fcnglich die meisten Bezeichnungen f\u00fcr unsere Sinnesemp fin d\u00fcngen von konkreten Gegenst\u00e4nden oder von anschaulichen Vorg\u00e4ngen entlehnt sein. Zum anderen entfernt sich Verfasser bei seinen Klassifizierungsversuchen von dem Wege, den die Wissenschaft bei der Analysierung anderer Sinnesgebiete bereits mit Erfolg eingeschlagen hat und der auch f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des Geruchssinnes nach der Auffassung des Beferenten allein zum Ziele f\u00fchren kann. In dieser Beziehung haben bereits B\u00fccher richtige Wege vorgeschwebt, wenn er die dem Geschmacks- und Gef\u00fchls-, besser Tastsinn zugeh\u00f6rigen Komponenten von dem Gebiete des Geruchssinnes ausgeschlossen wissen will. Auf dem gleichen Wege ist die Analyse des Geschmackssinnes bei vier Grundempfindungen angelangt. Von hier aus sollte auch die Analysierung der Geruchsqualit\u00e4ten ihren Anfang nehmen. Ist dieser Schritt einmal gethan und wissen wir genau, wie viel einer gemeinhin dem Geruchssinne zugeschriebenen Empfindung dem Tastsinne, eventuell auch dem Geschmacksinne zuf\u00e4llt, so wird die Einteilung der zur\u00fcckbleibenden reinen Geruchsempfindungen um ein wesentliches erleichtert sein.\nBeferent m\u00f6chte dem Vorstehenden noch kurz eine Beobachtung hinzuf\u00fcg^n, die er bei Gelegenheit seiner Untersuchung \u00fcber die Wirkung des Kokains und der Gymnemas\u00e4ure auf die Schleimhaut der Zunge und des Mundraumes (Philos, Stud. Bd. IX.) auch \u00fcber die Wirkung des Kokains auf die Geruchsempfindungen machen konnte. Nachdem die Nasenschleimhaut m\u00f6glichst weit hinauf mit Kokain bepinselt und ebenso die hintere Bachenwand behandelt war, konnte er bemerken, dafs auch die Geruchsempfindung bedeutend abgeschw\u00e4cht und f\u00fcr einzelne Gern che ganz aufgehoben war. Die verschiedenen Grade der Kokainisie-rung wirkten auf die Geruchsempfindungen scheinbar ebenfalls in verschiedener Weise. Da man diese Untersuchungen schwer ohne sachkundige Assistenz machen kann und diese dem Beferenten seither nicht in gen\u00fcgender Weise zur Verf\u00fcgung stand, so konnte dieser Befund bisher nicht weiter verfolgt werden, doch ist anzunehmen, dafs das Kokain ebenso, wie andere An\u00e4sthetika (die Wirkung der Gymnemas\u00e4ure hat Beferent in dieser Beziehung nicht gepr\u00fcft) f\u00fcr die Erforschung des Geruchssinnes nioht unwichtige Dienste leisten d\u00fcrfte.\nFriede. Kibsow (Leipzig).","page":287}],"identifier":"lit29936","issued":"1896","language":"de","pages":"283-287","startpages":"283","title":"Ed. Aronsohn: Versuch einer Nomenklatur der Geruchsqualit\u00e4ten. Vortrag, gehalten in der laryngologischen Sektion des XI. internationalen Kongresses in Rom 1894. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. II. S. 42-47. 1894","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:23.800995+00:00"}