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{"created":"2022-01-31T14:56:25.582153+00:00","id":"lit29946","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 302-303","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitter a turbericht.\nDiese Einseitigkeit der Definition Bains ist aber durch eine Eigenschaft des ethischen Gef\u00fchls erkl\u00e4rlich, die einer Erw\u00e4hnung wert ist. Es ist n\u00e4mlich nicht abzuleugnen, dafs die Empfindung der ethischen Freude und das auf die moralische That bez\u00fcgliche Dankbarkeitsgef\u00fchl weniger intensiv ist, als das Gef\u00fchl des ethischen Schmerzes oder das auf die Missethat bez\u00fcgliche Rachegef\u00fchl, und dafs die Handlungen, die wir aus Dankbarkeit vollbringen, kleiner an Zahl und Bedeutung sind, als jene, die wir aus Rachbegier vollbringen. Als eine Folge dieses Ph\u00e4nomens ist es auch zu betrachten, dafs, w\u00e4hrend das staatlich organisierte Strafsystem eine grofse Organisation, Strafkodexe, Gerichtsbarkeiten, Gef\u00e4ngnisse und Exekutoren besitzt, das staatlich organisierte Belohnungssystem sich auf die Institution von einigen Auszeichnungen, Tugendpreise und Fleifspr\u00e4mien, beschr\u00e4nkt. Die Beobachtung solcher Thatsachen konnte es sein, die die Aufmerksamkeit Bains und vieler Anderer ablenkte, so dafs sie den Begriff der Moral nur mit dem der Strafe verkn\u00fcpft sahen und ihren Zusammenhang mit dem Begriff der Belohnung nicht bemerkten.\nDie allgemeinen Erscheinungen der Gef\u00fchle geben auch in Bezug auf diese Eigenschaft des ethischen Gef\u00fchls Aufschlufs. Die Bewegungen und Handlungen, die infolge von Schmerzen auftauchen, sind \u00fcberhaupt intensiver als die, die infolge von Lustgef\u00fchlen auftauchen. Der Schmerzensschrei ist gr\u00f6fser als der Freudenschrei, das Weinen ist eine intensivere Aktion als das Lachen, das Zusammenzucken des Schmerzes ist eine intensivere Bewegung als das Frohlocken. Eine Kundgebung dieses allgemeinen Gesetzes ist es auch, dafs die infolge des ethischen Schmerzes auftretende Rachbegier und r\u00e4chenden Handlungen intensiver, zahlreicher und von gr\u00f6fserer Bedeutung sind als die infolge der ethischen Freude auftretende Dankempfindung und dankbaren Handlungen. Ein Korrelat des erw\u00e4hnten psychophysiologischen Gesetzes ist auch, dafs, je intensiver das Gef\u00fchl, d. h. je intensiver der begleitende Nervenvorgang ist, desto intensiver der motorische Teil des Organismus in Bewegung gesetzt wird. Diese Relativit\u00e4t der emotionellen \u00c4ufserung der Gef\u00fchle ist auch in Bezug auf das ethische Lust- und Unlustgef\u00fchl g\u00fcltig, und also folgt, dafs jede Handlung, insoweit sie das moralische Gef\u00fchl der Mitmenschen erregt, also selbst moralisch gut ist, eine dankbare und, insoweit sie selbst unmoralisch ist, eine strafende Handlung nach sich zieht, oder wenigstens nach sich zu ziehen die Tendenz besitzt. Diese Relation der Handlungen der Rache und Belohnung zu der Moralit\u00e4t der verursachenden Handlung ist der Begriff der Gerechtigkeit.\nHierauf wird noch die biologische und evolutioneile Bedeutung des ethischen Gef\u00fchls und Spencers Wunsch nach einem sittlichen Kodex besprochen.\nC. A. Strong. The psychology of pain. Psychol. Rev. Vol. II. Juli 1896. S. 329-347.\nVerfasser bek\u00e4mpft die Theorie, welche den Schmerz als einen Bestandteil von Empfindungen betrachtet. Er 'unterscheidet dabei in","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litteratur bericht.\n303\ndurchaus korrekter Weise \u201eUnlust\u201c (displeasure) und \u201eSchmerz\u201c (pain), welcher entsteht, wenn die Haut geschnitten oder gebrannt wird. Nur um den letzteren handelt es sich f\u00fcr ihn. Er sieht in demselben eine besondere Empfindungsqualit\u00e4t, welche aber nicht notwendig an besondere Nervenfasern gebunden ist. Seine Beweise entnimmt er teils den pathologischen Beobachtungen (Analgesia und Hyperalgesia), teils dem normalen Zustand. Besonders auf dem ersteren Gebiete werden interessante Einzelheiten vorgebracht, welche den Aufsatz, auch abgesehen von seiner theoretischen Bedeutung, h\u00f6chst lesenswert machen.\nJ. Cohn (Berlin.)\nJonas Cohn. Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Gef\u00fchlsbetonung der Farben, Helligkeiten und ihrer Kombinationen. Philos. Stud. Bd. X. S. 562\u2014603. (1894.)\nDen Hauptinhalt der auf Versuchen im WUNDTSchen Institute beruhenden Arbeit bildet die Ermittelung des Wohlgefallens an der Kombination von zwei Farben; zw\u00f6lf der im Institute arbeitenden Praktikanten bildeten die Versuchspersonen. Der Beobachter safs in einem an der B\u00fcck wand offenen Kasten, dessen W\u00e4nde aus schwarzem Tuch bestanden. In der vorderen Wand waren in gleicher H\u00f6he, 10 cm voneinander entfernt, rechteckige L\u00f6cher von 4:5 cm Gr\u00f6fse angebracht; in jede der \u00d6ffnungen kamen zwei verschieden gef\u00e4rbte Gelatineplatten. Der Beobachter hatte nun, m\u00f6glichst unter Ausschlufs aller Befiexion und Assoziation, den \u201eaugenblicklichen Gef\u00fchlseindruck wiederzugeben\u201c, zu sagen, ob die Kombination rechts oder die links besser gefiel, oder ob der Effekt beider gleich sei. Urteile, wie \u201eunentschieden\u201c, wurden analog den Gleichheitsurteilen betrachtet. Die Urteile wurden protokolliert, die Aussagen mehrerer Beobachter addiert und die so ermittelten Zahlen graphisch dargestellt, indem die Zahlen der Vorzugsurteile die Ordinaten darstellten. Die Abscisse der Kurve wurde durch Abwickelung eines eigens konstruierten Farbenkreises gewonnen. Um diesen zu konstruieren, liefe 0. die eine H\u00e4lfte des Kreises mit einem Bot von 650 pp Wellenl\u00e4nge beginnen und einem Blaugr\u00fcn von 494 pp schliefsen ; die Testierenden 180\u00b0 wurden dann durch den Komplementarismus bestimmt ; die Wellenl\u00e4ngen zwischen 494 und 480 pp nahmen 7QP des Farbenkreises ein.\nInnerhalb einer Versuchsreihe wurde eine einzelne Grundfarbe mit allen anderen disponiblen Farbent\u00f6nen kombiniert\nF\u00fcr eine grofse Zahl von Versuchen wurden folgende Gelatineplatten verwendet :\nZusammenhang\nWellenl\u00e4nge\nin pp\n670.680\n658.645\n632.622\n616.608\n600.600\n583.585\nOrt\nim Farbenkreise\n1\tBlatt Purpur, 1 Scharlachrot\n2\tScharlachrot...............\n1\tScharlach, 1 Bosa, 3 Orange\n7 Orange.....................\n2\tOrange, 4 Gelb.............\n11 Gelb......................\n0\u00b0\n5\u00b0\n15\u00b0\n35\u00b0\n60\u00ae\n76\u00ae","page":303}],"identifier":"lit29946","issued":"1896","language":"de","pages":"302-303","startpages":"302","title":"C. A. Strong: The psychology of pain. Psychol. Rev. Vol. II. Juli 1895. S. 329-347","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:25.582159+00:00"}