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{"created":"2022-01-31T14:52:03.959725+00:00","id":"lit29950","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 306-308","fulltext":[{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLitkraiM/rberichL\ndieselben Kategorien einordnen wie die letzteren; F Or die Lesefehler der Geisteskranken, namentlich der Paralytiker, ergeben sich folgende allgemeine Gesichtspunkte : 1. die Wurzel vokale werden am leichtesten richtig erkannt; 2. das Accent schema des Wortes bleibt oft auch bei sonstiger Ver\u00e4nderung; 3. von den Konsonanten wird der Wortanlaut, reap. der\ni\nAnlaut der hochbetonten Silbe, am besten erfafst und wiedergegeben. Im folgenden ist eine Betrachtung \u00fcber die Intensit\u00e4t und den relativen Wert der inneren Sprachlaute bemerkenswert. \u201eWenn man wissen will, welchem Laute eines Wortes die h\u00f6chste Intensit&t zukommt, so beobachte man sich beim Suchen nach einem vergessenen Worte, z. B. einem Kamen. Was zuerst wieder ins Bewufstsein kommt, hatte jedenfalls die gr\u00f6fste Intensit\u00e4t vor dem Vergessen.\u201c Als \u201eh\u00f6chstwertige\u201c Laute werden angef\u00fchrt der Anlaut der Wurzelsilbe, der Wortanlaut und die betonten Vokale. Was die Verfasser \u00fcbrigens unter \u201eWertigkeit\u201c eines Lautes verstehen, erscheint hier nicht deutlich genug hervorgehoben. Im letzten Abschnitt wird der sehr gl\u00fcckliche Versuoh gemacht,\u2019 : mit H\u00fclfe der aus der Betrachtung der SpreGhfehler gewonnenem Anschauungen einige Sprachph\u00e4nomene zu erkl\u00e4ren. Es kann auf Grund der angef\u00fchrten Daten kaum einem Zweifel unterliegen, dafs die Sprachfehler .in vielen F\u00e4llen der normalen Sprach\u00e8ntwickelung gleichsam den Weg weisen, eine Thatsache, der auch Paul in seinen \u201ePrinxipien der Sprachgeschichte\u201c Rechnung tr\u00e4gt.\tThbooor Heller (Wien).\nHeinrich Schuschny. \u00dcber die Nervosit\u00e4t der Schuljugend. Jena,\nG. Fischer. 1896. 31 S.\t, .\nWenn auch der zwischen \u00c4rzten und P\u00e4dagogen entbrannte Streit um die Sohule zur Zeit nioht mehr mit der alten Heftigkeit gef\u00fchrt wird, und wenn er in ruhige Bahnen einlenkte, so haben die Versuche der ersteren, eine bessernde Hand anzulegen; keineswegs nachgelassen. Sie werden in stiller Arbeit fortgesetzt, und sind, was die gr\u00f6fste Beachtung verdient, von seiten der P\u00e4dagogen aufgegriffen und unterst\u00fctzt worden.\t. \u2018\t. \u2022 \u2022 :\nSo haben uns die letzten Jahre die vortrefflichen Arbeiten von Kraepelin, aber auch die von Bubgbbstein, von Ufer u. a. m. gebracht.\nDie vorliegende kleine Schrift reiht sich diesen Vorg\u00e4ngern in w\u00fcrdiger Weise an. Sie vermehrt und verst\u00e4rkt das Material, welches von \u00e4rztlicher Seite gegen das bisherige System des Unterrichtes beigebracht wurde, in nicht unbedeutendem Mafse, und der Verfasser falzt als praktischer Schularzt \u2014 er ist Schularzt und Professor an der K\u00f6niglich Ungarischen Staatsoberrealschule im V. Bezirk zu Budapest \u2014 seine Ausstellungen in ganz bestimmten Forderungen zusammen, durch welche er der Nervosit\u00e4t der Schuljugend entgegentreten will.\nSchuschny st\u00fctzt seine Folgerungen auf die Ergebnisse einer Untersuchung, die er an 205 Sch\u00fclern seiner Schule anstellte. Da ein Befragen der Kinder und ihrer Eltern zu keinen befriedigenden Ergebnissen f\u00fchrte, hielt er sich lediglich an die pers\u00f6nliche Untersuchung der","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Littcraturbcricht.\n307\nKinder, bei weichet er in 49,6% sog. Entertungszeichen fand, d. h, Abweichungen von der normalen k\u00f6rperlichen Bildung, die man als Reichen einer erblichen Entartung, einer angeborenen Anlage zu Gehirn-und Nervenleiden auffafst.\nEs ist dies sowie die fernerhin bei 51,7% ermittelten ausgesprochenen nerv\u00f6sen Symptome eine geradezu erschreckende H\u00f6he des Prozentsatzes, die ihre Erkl\u00e4rung allerdings zum Teil in dem Umstande findet, dals 69,7% aller Sch (Iller Israeliten waren, bei denen die erbliche Anlage und Entartung eine h\u00f6here Bolle spielt.\nDais und inwieweit die Schule in jenen 51,7% nerv\u00f6ser Kinder ein Teil der Schuld trifft, geht des weiteren aus dem Umstande hervor, dais in den unteren vier Klassen 46,4% an nerv\u00f6sen Symptomen litten, und dafs dieser immerhin hohe Prozentsatz in den vier oberen Klassen auf 57% stieg.\nAbgesehen von den Sch\u00e4den, die mit der Schule und ihrem Systeme in einem direkten Zusammenh\u00e4nge stehen, ist es besonders die h\u00e4usliche Erziehung, und hier wieder der Genufs geistiger Getr\u00e4nke, die in Betracht kommen.\nMan kann sich zur Trinkerfrage stellen wie man will, und man braucht nicht gerade ein Abstinenzler zu sein, um dennoch die \u00dcberzeugung zu haben, dafs der Alkohol f\u00fcr Kinder kein passendes Getr\u00e4nk sei Es ergiebt sich hieraus f\u00fcr uns die gebieterische Forderung, der mifsbr\u00e4uchlichen Darreichung geistiger Getr\u00e4nke an Kinder mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzutreten, und an Gelegenheit hierzu fehlt es auch bei uns leider nicht, wenn auch der Mifsbrauch bei uns kaum den gleichen Umfang angenommen hat, wie wir dies von Pest erfahren, wo Schuschny bei 49,7% aller Sch\u00fcler den Genufs geistiger Getr\u00e4nke nachweisen konnte.\nDie Hauptschuld der Schule ist nach Schuschny in dem Umstande gelegen, dafs der Unterricht von Fachleuten erteilt wird und die Zahl der Sch\u00fcler eine zu grofse ist. Es ist sowohl die Lehrmethode als auch das Sch\u00fclermaterial, die in gleicher Weise nachteilig wirken, von den anderen Sch\u00e4dlichkeiten, wie den Hausarbeiten, dem Mangel an Schlaf und anderen Dingen untergeordneter Natur zu schweigen.\nDer Kernpunkt der ganzen Angelegenheit liegt selbstverst\u00e4ndlich in der Beantwortung von Frage No. IV: Wodurch wird die Nervosit\u00e4t der Schuljugend verhindert?\nSchu8chny fafst die Beantwortung dahin zusammen, dais ein grofser Teil der Sch\u00fcler mit nerv\u00f6ser Disposition in die Schule kommt, auf welcher Grundlage sich die nerv\u00f6sen Symptome entwickeln. Je l\u00e4nger der Schulbesuch dauert, um so mehr nimmt die Zahl jener Sch\u00fcler zu, die an nerv\u00f6sen Symptomen leiden. Nerv\u00f6se Erscheinungen stellen sich kb\u00e9r auch bei solchen Sch\u00fclern ein, die ohne nerv\u00f6se Disposition in die Schule kommen.\nDa aber die Schule unentbehrlich ist, so m\u00fcssen wir danach trachten, dafs nerv\u00f6se Erscheinungen durch sie nicht hervorgerufen werden, dafs die Faktoren beseitigt werden, welche sie zeitigen.\n- Der Kampf gegen die Nervosit\u00e4t mufs im Elternhause begonnen\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLUtcraUtrbericht.\nwerden durch rationelle Erziehung und Ern\u00e4hrung. Pflicht der Schule ist es, mitzuk\u00e4mpfen und alles aufzubieten zur Pflege und Erhaltung der Gesundheit und Lernf\u00e4higkeit der Jugend. Dies k\u00f6nnte sie erreichen durch Abschaffung des Faohlehrerystems, wesentliche Verminderung der Hausarbeit, gr\u00f6fsere Sorgfalt f\u00fcr alle hygienischen Vorschriften, insbesondere f\u00fcr angemessenen Turnunterricht, und durch Forderung der schul\u00e4rztlichen Institution, sowie endlich durch Unterricht in der Gesundheitslehre des Sch\u00fclers.\nDais wir zur Zeit noch nicht so weit sind, ist ebenso unbestreitbar, als d&fs wir mit aller Macht dahin streben m\u00fcssen, diesen Forderungen Geltung zu verschaffen, und das wird geschehen, wenn von anderer Seite mit gleichem Eifer und mit \u00e4hnlicher Sachkenntnis daf\u00fcr eingetreten wird, wie dies Schuschky hier ge than.\tPblman*\nP. J. M\u00f6bius. Neurologische Beitr\u00e4ge. IV. Heft. Ober verschiedene Formen der Neuritis. \u2014 Ober verschiedene Augenmuskelst\u00f6nmgeiL\nLeipzig. 1896. J. A. Barth. 1895. 216 S.\nDas neue Heft der \u201eNeurologischen Beitr\u00e4ge\u201c enth\u00e4lt die Sammlung der Arbeiten, die Verfasser \u00fcber Neuritis und Augenmuskelst\u00f6rungen in der Zeit von 1882 ab an verschiedenen Stellen ver\u00f6ffentlicht hat.\nAlle diese Arbeiten behandeln rein neurologische Themata, weshalb von einer Skizzierung ihres Inhaltes abgesehen werden mufe. Dads die Lekt\u00fcre des Buches eine angenehme ist, braucht dem, der die Vorz\u00fcge der M\u00f6BiuBschen Schreibart kennt, nicht erst versichert zu werden. Interessant ist, dafs die zum Teil schon recht weit zur\u00fcckliegenden Arbeiten bis auf Kleinigkeiten auch heute noch vollauf zu Recht bestehen, ein Beweis nicht nur f\u00fcr die vorz\u00fcgliche Beherrschung des Stoffes, sondern auch f\u00fcr die weise Vorsicht, mit der sich Verfasser auf dem hypothetischen Gebiete bewegt hat.\tW. Weber (Bonn).\nBreuer und Freud. Studien \u00fcber Hysterie. F. Deuticke, 1895. Leipzig und Wien. 269 S.\nDie Verfasser geben im vorliegenden Werke, was sie in ihrer vorl\u00e4ufigen Mitteilung \u201eOber den psychischen Mechanismus hysterischer Ph\u00e4nomeneu 1898 im Neurol. Centralbl. 1 und 2 versprochen haben. An der Hand von f\u00fcnf ausf\u00fchrlichen und zum Teil hoch interessanten Krankengeschichten gelangen sie zur Ansicht von Binet und Janet, dais die Abspaltung eines Teiles der psychischen Th\u00e4tigkeit (Spaltung der Psyche) die Hauptursache der Hysterie ist. W\u00e4hrend aber die genannten Franzosen diese Spaltung als Folge origin\u00e4rer geistiger Schw\u00e4che auffassen, weil in diesen F\u00e4llen die synthetische Th\u00e4tigkeit des Gehirns in ihrer Entwickelung unter der Norm bleibt, \u2014 behaupten Verfasser, dafs die Spaltung des Bewulstseins nicht eintritt, weil die betreffenden Kranken schwachsinnig sind, sondern sie erscheinen schwachsinnig, weil ihre psychische Th\u00e4tigkeit geteilt ist und dem bewufeten Denken nur ein Teil der Leistungsf\u00e4higkeit zur Verf\u00fcgung steht. Doch ist die Spaltung keine vollst\u00e4ndige. Die unbewussten Vorstellungen beeinflussen auch das wache Denken, sie beeinflussen die Assoziation, lassen einzelne Vorstellungen lebhafter vortreten, dr\u00e4ngen gewisse Vorstellungsgruppen","page":308}],"identifier":"lit29950","issued":"1896","language":"de","pages":"306-308","startpages":"306","title":"Heinrich Schuschny: \u00dcber die Nervosit\u00e4t der Schuljugend. Jena, G. Fischer. 1895. 31 S.","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:03.959730+00:00"}