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{"created":"2022-01-31T14:59:01.192554+00:00","id":"lit29955","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Scholz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 311-312","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"i\u00c0ttcraturberichl.\n31 \u00ee\nUrsache, \u2014 gehemmte, resp. unmittelbare, prim\u00e4re Assoziation. Diese bildet das kardinale Symptom der Hypnose: ihr \u00e4ufseres Zeichen auf \u201epsychischem\u201c Gebiete ist die Suggest!bilit\u00e4t, auf \u201esomatischem\u201c die neuro- und sensomuskul\u00e4re 0bererregbarkeit.\n\u2022_\nDie Litteratur des Hypnotismus ist um ein wertvolles Buch bereichert worden. Der Fachmann wird nicht umhin k\u00f6nnen, dasselbe aufmerksam zu studieren; es bringt Neues, Beachtenswertes und durch zahlreiche Experimente Gest\u00fctztes. Beigef\u00fcgt sind sechs. Tafeln in Lichtdruck; die Bilder sind vorz\u00fcglich ausgef\u00fchrt und erh\u00f6hen das Verst\u00e4ndnis f\u00fcr die Auffassung der etwas komplizierten Versuche.\nScholz (Bonn).\nMax Hkrz. Kritische Psychiatrie. K\u00e4nische Studien \u00fcber die St\u00f6rungen und den Mi\u00dfbrauch der reinen spekulativen Vernunft. Wien, Leipzig, Teschen. 1895.\n\u2022 Unter den medizinischen Einzelwissenschaften nimmt die Psychiatrie eine gesonderte Stellung ein. Die k\u00f6rperlichen und geistigen Erscheinungen leiten die Forschung gleichsam auf swei Gebiete, deren beider Erkenntnis notwendig, deren Natur aber so verschieden ist, dafs eine Betrachtung unter gemeinsamen Gesichtspunkten bis jetzt noch nicht gewonnen ist. Die Mehrzahl der Forscher wird den aussichtsreicheren Weg der naturwissenschaftlichen Methode einschlagen, unbek\u00fcmmert der Thatsache, dafs gerade dort, wo sich die wichtigste Frage, die naoh dem Zusammenhang des Physischen und Psychischen, erhebt, uns' Anatomie und Physiologie im Stich lassen. Die Kenntnis der gesunden seelischen Funktionen aber ist die Vorbedingung f\u00fcr die Beurteilung der kranken. Das Bewusstsein daher von der Unentbehrlichkeit der Psychologie, zugleich aber die Bef\u00fcrchtung, auf dem unsicheren Boden der; empirielosen, rein abstrakten Betrachtung auf Abwege zu geraten, wie zu den Zeiten Hrinboths und Idxlers, liefsen einen neuen Wissenszweig erstehen, eine Verbindung der Psychologie und Naturwissenschaft, die Psyohophysik.\n< Verfasser hat den Schritt gewagt, zur Philosophie im eigentlichen' Sinne, zur kritischen Philosophie, zur\u00fcckzukehren und sie f\u00fcr die Psychiatrie nutzbar zu machen. Aber er sohafft dadurch nicht einen Gegensatz zu den beiden anderen Wissenszweigen, sondern eine Erg\u00e4nzung und Bereicherung. Seitdem Kant der empirischen Forschung und ihrer transcendental en Auffassung die richtigen Wege gewiesen, ist eine- Kollision nicht mehr m\u00f6glich. So ist auch das Verh\u00e4ltnis der Psyohophysik zur kritischen Philosophie gegeben : die erstere besch\u00e4ftigt sich mit der Verarbeitung des empirischen Materials durch die Denkgesetze, die zweite mit der Erforschung der (empirielosen) Denkgesetze selber, \u2014 oder anders ausgedr\u00fcckt : nicht das, was die seelische Maschine aus dem ihr von den Sinnen gelieferten Bohstoff fabriziert, sondern der Gang der Maschine selbst, das begriffliche Denken und seine formalen Verh\u00e4ltnisse, wird Gegenstand des Studiums.\t'\nBo nahe im Grunde der Gedanke liegt, die kritisch*philosophisohe Methode auch auf die St\u00f6rungen der reihen Vernunft auszudehnen,","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nLitteralurbenchL\nso ist der Versuch des Verfassers neu. Die Gr\u00fcnde daf\u00fcr liegen nicht nur in der Schwierigkeit der Behandlung des Stoffes, sondern vor n\u00fcimm auch in der Abneigung, welche heutzutage gegen alles, was den positiven Wissenschaften fern steht, herrscht. Man sieht hinter der spekulativen Philosophie vielfach noch ein Gedanken system, welches mit verworrenen und geheimnisvollen Begriffen spielt, sich in Spitzfindigkeiten verliert und der exakten Forschung zum mindesten gleichg\u00fcltig gegen\u00fcbersteht. Mag der Psychiater dar\u00fcber denken, wie er will, \u2014 entbehren ^nn er die Philosophie nicht, sofern es ihm Emst um seine Wissenschaft ist* und sei es auch nur in Form der modernen, zwar leicht yfirafinHli^an aber doch recht angreifbaren Assoziationslehre.\nVerfasser hat \u00fcbrigens gethan, was in seiner Macht stand, um dem X#eser das Verst\u00e4ndnis der behandelten Materie zu erleichtern. Jedem Kapitel schickt er als Einleitung eine kurze Betrachtung diesbez\u00fcglicher S&tze der KAwrschen \u201ereinen Vernunft\u201c voraus, so dais die Vorkenntnis Kahts nicht unbedingt erforderlich ist Freilich bleibt die Lekt\u00fcre noch immer schwierig genug, und Verfasser hat recht, wenn er sagt daft man \u201esich nur mit dem Aufgebot all seiner Aufmerksamkeit Kritik in einem so dunklen Gebiete zurechtfinden kann\u201c. Aber das liegt, wie gesagt, an der Wahl des Stoffes, nicht an seiner Behandlung. Klar und einleuchtend ist das Werkchen geschrieben, und wenn es sioh wirklich best\u00e4tigen sollte, dafs Verfasser, wie er \u2014 hoffentlich irrt\u00fcmlicherweise andeutet, auf keinen allzu grofsen Leserkreis rechnen d\u00fcrfe, so mag er sich mit dem Schicksal so manches anderen Philosophen tr\u00f6sten. Unbestreitbar bleibt ibm das Verdienst, der Psychiatrie einen Weg neu erschlossen zu haben, dessen Bedeutung kein Verst\u00e4ndiger untersch\u00e4tzen wird.\tScholz (Bonn).\nEduard Hitzig. Ober den Querulantenwahnsinn, seine nosologisch* Stellung und seine forensische Bedeutung. Eine Abhandlung f\u00fcr \u00c4rzte und Juristen. Leipzig, F. C. W. Vogel. 1895. 146 S.\nVon Querulanten ist in der letzten Zeit so viel die Bede gewesen, und mehr noch haben sie sich in der Tagespresse einen so grofsen Baum erflehrieben, die Welt mit ihren Geistesprodukten derart \u00fcberschwemmt, dais es wohl gerechtfertigt war, dem Querulantentum etwas n\u00e4her auf den Leib zu r\u00fccken und einmal nachzusehen, wie grofis die Bolle sei, welche der Wahnsinn dabei spielt.\nWenn dies alsdann von einer so berufenen Seite geschieht, wie es hier der Fall ist, und wenn der richtige Meister seine Aufgabe in einer so vorz\u00fcglichen Weise l\u00f6st, wie er es in dem vorliegenden Werke gethan, dann wird man am Ende den Herren von der querulierenden Fraktion noch Dank wissen, daft sie, wenn auch unbeabsichtigt, Hitzig die Veranlassung zu seinem Buche gegeben haben.\nUnzweifelhaft ist das Bechtabewufstsein eine der tiefsten Empfindungen im Menschen und Bechtskr\u00e4nkung daher ein wichtiger Antrieb zur Reaktion. Da nun bekanntlich die Ansichten \u00fcber Recht und Unrecht mitunter sehr voneinander abweichen und bei Kl\u00e4ger und Beklagtem nicht selten grundverschieden sind, so kann es nicht fehlen,","page":312}],"identifier":"lit29955","issued":"1896","language":"de","pages":"311-312","startpages":"311","title":"Max Herz: Kritische Psychiatrie. Kantische Studien \u00fcber die St\u00f6rungen und den Mi\u00dfbrauch der reinen spekulativen Vernunft. Wien, Leipzig, Teschen. 1895","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:01.192559+00:00"}