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{"created":"2022-01-31T14:02:32.916685+00:00","id":"lit29957","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 314-315","fulltext":[{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nL\u00fctcratmbenchL\nals auf die Produktion einer isolierten Idee, einer Monomanie:; Geb wohnlich besteht eine Menge derartiger Wahnideen, w\u00e4hrend, zumal im Beginne der Krankheit, solche Assoziationsreihen, die mit den Wahnvorstellungen in keinem Zusammenh\u00e4nge stehen, formell wie inhaltlich normal gebildet werden k\u00f6nnen.\nDiese Bef\u00e4higung wird jedoch im Laufe der Zeit in der Erkrankung eine immer gr\u00f6lsere Einbufse erleiden, je mehr cerebrale Systeme, in.den Krank h ei tsprozefs hin ein gezogen werden und bei der gemeinsamen Gedankenarbeit nicht l\u00e4nger mehr zur Verwertung kommen. Die im Anf\u00e4nge nicht immer leichte Diagnose wird alsdann auf keine Schwierigkeiten mehr stofsen, und die angeblichen Opfer psychiatrischer Gewalt-thfttigkeit und richterlicher Ungerechtigkeit werden sich endlich sogar in den Augen der \u201eunabh\u00e4ngigen Laienu als das entpuppen, was sie wirklich sind, d. h. als geisteskrank, wenn es diesen unabh\u00e4ngigen Laien \u00fcberhaupt darum zu thun w\u00e4re, sich \u00fcberzeugen zu lassen.\nAus der bisherigen' Darstellung ergiebt sich die forensische Bedeutung des Querulantenwahnes und die gegen ihn einzuschlagenden Malsnahmen. Insofern, als die psychische Ent\u00e4ufserung der Kranken auf anatomischen Ver\u00e4nderungen des Gehirnes beruhen muls, ist. der geisteskranke Querulant als unfrei anzusehen und f\u00fcr seine Handlungen nicht verantwortlich zu machen.\nAndererseits mufs grade der Querulant als ein vorzugsweise der Gesellschaft gef\u00e4hrlicher, als ein antisozialer Geisteskranker bezeichnet werden, und die gegen ihn in Anwendung zu bringenden Maisnahmen werden nicht durch die Geistesst\u00f6rung an sich, sondern durch einen gewissen Grad derselben oder durch gewisse, mit den Verh\u00e4ltnissen der Geisteskranken verbundenen Umst\u00e4nde begr\u00fcndet.\nHitzios Buch ist vorzugsweise geeignet, auf dem noch vielfach dunklen oder doch zum wenigsten umstrittenen Gebiete des Querulantenwahnes Klarheit zu schaffen, und wenn es ihm gelingt, seine Anschauungen zur allgemeinen Geltung zu bringen, dann werden wir eine ganze Anzahl sog. Sensationsprozesse und ebenso viele M\u00e4rtyrer der heutigen Rechts- und Irrenpflege weniger und eine entsprechende Zahl von Geisteskranken mehr haben. Man w\u00fcrde irren, wenn man hiermit den Inhalt des Buches f\u00fcr ersch\u00f6pft hielte. Vielleicht liegt sogar der Hauptwert in den mannigfaltigen Er\u00f6rterungen mehr allgemeiner Natur und in den weiten Ausblicken, die uns Hitzig nach den verschiedensten Seiten hin er\u00f6ffnet.\nWird man ihnen auch nicht \u00fcberall und unbedingt beistimmen, so folgt man ihnen doch gerne bis zum Schl\u00fcsse, und wir werden ihm unsere Anerkennung f\u00fcr die Anregung nicht, versagen, die wir ihm und seinem vortrefflichen Buche verdanken.\tPblmah.\nC. Bbdusdiki und A. Perugia. Le ftmzioni di relazlone nella demensa.\nBk). di Freniatria. Vol. XXI. S. 120\u2014185. (1895.) s \u25a0\t. i\nAngeregt durch Pbtrazzanis und Vassal cs Arbeit : \u00fcber L\u00e4sionen des; R\u00fcckenmarkes bei Demenz haben die Verfasser im psychiatrischen Institute zu Reggio Untersuchungen \u00fcber den etwaigen Zusammenhang","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Litter cUuirbericht.\n315\nder senBibeln and motorischen Funktionsst\u00f6rungen mit derartigen Degenerationen bei 80 Individuen (54 M\u00e4nnern, 26 Weibern) angestellt, deren Demenz das Ausgangsstadium von Manie, Melancholie, Paranoia u. pu m. gebildet hat. Trotz der grofsen Schwierigkeit der sogar bei Gesunden, um wieviel mehr bei Stumpfsinnigen, besondere Sorgfalt erfordernden Mafsnahmen Helsen sich doch einige nicht unwichtige That-sachen bei der Mehrzahl der Kranken erheben. So:\n1.\tGeringe Schmerzempfindliohkeit der Haut gegen Stiohe und sehr ausgesprochen gering f\u00fcr elektrische Beize, w\u00e4hrend die sonstigen Modalit\u00e4ten des Tastgef\u00fchles, wie auch die Sinnesorgane, im ganzen bei den Dementen wenig leiden. Ob indes jene Hypalgesie auf Degeneration der zentripetalen Leitungswege oder ausschHefsHch auf Bindenl\u00e4sion zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, bleibt zweifelhaft.\n2.\tHypokinese: Fehlen des Muskeltonus einer Gesichtsh\u00e4lfte ; spricht entschieden f\u00fcr den Ausfall der psycho - motorisohen Zentren, w\u00e4hrend die Parakinesen: Zittern der Zunge und H\u00e4nde, auf unregel-m\u00e4fsigen Verlauf des Nervenstromes durch die B\u00fcckenmarkfasern infolge von Degeneration der Hinterstr\u00e4nge hinweisen. Daf\u00fcr spr\u00e4che auch die\n3.\tparadoxe Muskelreaktion bei Galvanisation, wenn nicht die hochgradige Inanition der Dementen zu erw\u00e4gen w\u00e4re. Fraenkzl.\nO. L. Dana. A case of Amnesia or \u201eDouble Consciousness'*. Psychol.\nBec. I. S. 570-580. (1894.)\nEin 24j\u00e4hriger Mann ger\u00e4t naoh einer Leuchtgasvergiftung auf acht Tage in einen Zustand von Verfolgungsdelirium. Am achten Tage wird er ruhig, zeigt aber Verlust des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr das eigene Vorleben, kennt den Zweck allt\u00e4glicher Gegenst\u00e4nde nicht, hat \u201eeinen sehr beschr\u00e4nkten Sprachschatz\", kann nur aUt\u00e4gliche Worte brauchen und nur die einfachste, auf anwesende Objekte bez\u00fcgliche Unterhaltung verstehen. Beim Besuch der Eltern und Geschwister erkannte er dieselben nicht, auch beim Besuch der Braut fehlte ein Wiedererkennen (wie Dana meint), jedoch sagte er bei ihrem Besuch, er h\u00e4tte sie immer gekannt und h\u00e4tte den dringenden Wunsch, dafs sie bei ihm bliebe ; dabei wufste er nicht, was Ehe und Heirat ist. Er konnte nicht lesen, kannte Buchstaben und Zahlen nicht, lernte aber bald lesen und einfache S\u00e4tze,'die aus gew\u00f6hnHchen Worten bestanden, zu. schreiben. Zwei Monate sp\u00e4ter konnte er in der Zeitung nur einfaohe Berichte \u00fcber allt\u00e4gliche Vorf\u00e4lle lesen ; schnell lernte er wieder rechnen und Billard spielen ; zugleich lernte er schnell Handfertigkeiten, die ihm fr\u00fcher seiner Ungeschicklichkeit wegen fremd geblieben waren. Der Charakter zeigte dieselben Z\u00fcge, wie vor der Krankheit. Im \u00fcbrigen war er \u201eganz wie ein Mensch mit kr\u00e4ftigem Gehirn, der in eine neue Welt geraten ist und alles erst lernen rnuis\". Dabei schien er ein Gef\u00fchl zu haben, sich in einem abnormen Zustande zu befinden.\n: Aus der Schilderung des Zustandes ist als wichtig hervorzuheben, dafs ke\u00ffne Sensibilit\u00e4ts- oder sensorische St\u00f6rungen bestanden, dagegen Zeichen yon l\u00e4bmungsartiger Schw\u00e4che der Vasomotoren der Haut\u00bb","page":315}],"identifier":"lit29957","issued":"1896","language":"de","pages":"314-315","startpages":"314","title":"C. Bernardini und A. Perugia: Le funzioni di relazione nella demenza. Riv. di Freniatria. Vol. XXI. S. 120-135. 1895","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:32.916690+00:00"}