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{"created":"2022-01-31T15:03:28.347994+00:00","id":"lit29960","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 318-320","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2666 I\nEine Erwiderung,\n( In dem vorigen Heft dieser Zeitschrift (Bd. X. S. 158ff.) hat Dr. Mettmann gegen einen Bericht protestiert, den ich in einem der fr\u00fcheren Hefte XBd. IX. S. 297 ff) von seinen Beitr\u00e4gen sur Psychologie des Zeitsinns gegeben habe. Er behauptet, der Bericht enthalte starke sachliche Unrichtigkeiten und \u00fcbergehe Grundgedanken seiner Arbeit.\nDa dem Beferat eine ganz ausf\u00fchrliche Besprechung in dieser Zeitschrift nachfolgen soll, so habe ich es besonders kurz gemacht und nur die wichtigsten Punkte hervorgehoben. Dais ich dabei Gedanken unerw\u00e4hnt gelassen habe, die Meumann f\u00fcr besonders wichtig h\u00e4lt, ist bei der Verschiedenheit unserer Ansichten nicht zu verwundern. Es w\u00fcrde mich zu weit f\u00fchren, wollte ich hier in dieser Beziehung die K\u00fcrze meines Beferates verteidigen. Dagegen m\u00f6chte ich die anderen Vorw\u00fcrfe nicht ruhig auf mir sitzen lassen.\nErstens soll ich Msumanns Ansichten \u00fcber das Zustandekommen 4er Zeiturteile unkorrekt wiedergegeben haben. Es sei von mir \u00fcbersehen, date er seine s\u00e4mtlichen theoretischem Ausf\u00fchrungen darauf gerichtet habe, zwischen einer allgemeinen Psychologie der Zeitwahrnehmung und einer speziellen Analyse der Vorg\u00e4nge, die bei der Bildung gestimmter Zeiturteile unter gegebenen Versuchsbedingungen beteiligt sind, zu unterscheiden. \u00dcber die Art und Weise des Zustandekommens\ni\t__\nbestimmter Zeiturteile unter den konkreten Umst\u00e4nden des Zeitsinn-yerguchs habe er sich gem\u00e4fs dem ganzen Plan seiner Untersuchung \u00fcberhaupt noch nicht \u00e4ufsem k\u00f6nnen; was er angegeben habe, sei nur die allgemeine psychologische Grundlage der M\u00f6glichkeit einer gesonderten Beurteilung zeitlicher Verh\u00e4ltnisse unserer Bewufstseins-yorg\u00e4nge.1 \u2014 Mir ist es unklar, wie man erst ganz allgemein S\u00e4tze \u00fcber das Zustandekommen von Zeiturteilen aufstellen (vergl. Philos. Stud. VJLLL S. 488 u. 505) und nachher behaupten kann, \u00fcber die Art des Zustandekommens von Zeiturteilen unter den konkreten Verh\u00e4ltnissen des Zeitsinnversuchs nichts ausgesagt zu haben. S\u00e4tze, welche die Entstehung von Zeiturteilen betreffen, gelten entweder f\u00fcr die konkreten Umst\u00e4nde oder \u00fcberhaupt nicht, da ein Zeiturteil selbstverst\u00e4ndlich nur unter konkreten Umst\u00e4nden zu st\u00e4nde kommt. Die betreffenden\n1 Die betreffende Stelle meines Beferats soll aufeerdem \u201eein Muster logisch unkorrekter Ausdrucksweise\u201c sein. Ich \u00fcberlasse dem Leser die Entscheidung, ob er diesen von Mbumann nicht n\u00e4her begr\u00fcndeten Vorwurf berechtigt findet.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Eine Erwiderung.\n319\nS\u00e4tze \u00c4hre ich hier w\u00f6rtlich an (vergl. VTO. S. 488): \u201eEntweder\n\u2666\t*\tI\ndie Zeitlichen Verh\u00e4ltnisse unserer Erlebnisse selbst werden Objekt der .'aufmerksamen Perzeption, dann kommt eine unmittelbare Aussage-\u00fcber Zeitverh\u00e4ltnisse zu Stande. Oder unsere Aufmerksamkeit\nwird von den Ereignissen gefesselt, von den Empfindungen, Vor-\n* .\nStellungen, ihrem Wechsel u. s. w. Dann tritt der zeitliche Inhalt ebenso f\u00fcr unser Bewu\u00dftsein zur\u00fcck, wie irgend ein anderer psychischer Inhalt, von dem sich die Aufmerksamkeit g\u00e4nzlich abgewendet hat. Wollen wir jetzt eine Zeitaussage \u00fcber die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse unserer Erlebnisse machen, so sind wir auf gewisse Merkmale der Ereignisse angewiesen, die wir entweder mit einem bewufsten Indizien\u00ab Schlu\u00df oder rein assoziativ auf Grund fr\u00fcherer Erfahrungen zeitlich deuten k\u00f6nnen. Das letztere nenne ich eine mittelbare oder vermittelte Zeitaussage.\u201c Hiermit ist deutlich ausgesprochen, dafs bei \u201eaufmerksamer Perzeption\u201c der zeitlichen Verh\u00e4ltnisse selbst ein unmittelbares Zeitarteil entstehen soll, bei einer Abwendung der Aufmerksamkeit von den zeitlichen Verh\u00e4ltnissen dagegen ein mittelbares. Da diese S\u00e4tze in keiner Weise eingeschr\u00e4nkt sind, habe ich angenommen, dafs sie f\u00fcr alle konkreten Umst\u00e4nde gelten sollten, und habe dieser Annahme gem\u00e4\u00df referiert.\nZweitens soll ich von den verschiedenen von Me\u00fcmann f\u00fcr eine bestimmte T\u00e4uschung angef\u00fchrten Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten ganz beliebig eine einzige herausgegriffen und a\u00df die seinige hingestellt haben. F\u00fcr die fragliche T\u00e4uschung, welche darin besteht, dafs ein von intensiveren Sch\u00e4lleindr\u00fcoken begrenztes Intervall k\u00fcrzer erscheint, als ein anderes, welches objektiv gleich gro\u00df, aber von schw\u00e4cheren Signalen begrenzt ist, Und f\u00fcr alle anderen aus der Intensit\u00e4tsverschiedenheit der begrenzenden Empfindungen entspringenden T\u00e4uschungen habe er je nach den Umst\u00e4nden f\u00fcnf bis sechs und mehr Ursachen angenommen, welche zusammen die -Effekte* hervorbringen k\u00f6nnten, n\u00e4mlich die Schallverschmelzung, gewisse assoziative Faktoren, die st\u00e4rkere Besch\u00e4ftigung der Aufmerksamkeit, \u00dcberrasohungseffekte und spezifisch rhythmische Einfl\u00fcsse. \u2014 Wie wenig dieser Vorwurf begr\u00fcndet ist, erhellt aus Folgendem. Bei der Besprechung der Versuche (vergl. Philos. Stud, IX. S. 274f. S. 286\u2014288), durch welche die T\u00e4uschung konstatiert ist, wird als einzige Ursache f\u00fcr die subjektive Verk\u00fcrzung der von intensiveren Signalen begrenzten Zeit die \u201egr\u00f6\u00dfere Schall Verschmelzung\u201c angegeben. Allerdings werden noch zwei von den Faktoren, die Mettmann in seiner Berichtigung erw\u00e4hnt, zur Erkl\u00e4rung eines Besultates, welches sich unter ganz speziellen Umst\u00e4nden ergeben hat, herangezogen, n\u00e4mlich die st\u00e4rkere Besch\u00e4ftigung der Aufmerksamkeit und ein assoziativer Faktor. Aber diese beiden Faktoren bewirken nicht, dafs das von intensiveren Schalleindr\u00fccken begrenzte Intervall k\u00fcrzer erscheint, sie haben vielmehr gerade die entgegengesetzte Wirkung (vergl. IX. S. 288). Die letzten beiden Faktoren, welche Mettmann in seiner Berichtigung noch anf\u00fchrt, \u201e\u00dcberraschungseffekte\u201c und \u201espezifisch rhythmische Einfl\u00fcsse\u201c werden bei Besprechung der Versuche \u00fcberhaupt nicht erw\u00e4hnt. Erst am Schl\u00fcsse des Artikels (IX. S. 806) wird ganz","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nEine Erwiderung.\nunmotiviert die Behauptung aufgestellt, dafs auch bei der hier in Frage kommenden T\u00e4uschung die rhythmische Auffassung von Einfluts sei. W\u00e4hrend aber bei allen anderen Versuchen durch Selbstbeobachtung \u00ab\u00e2ne rhythmische Auffassung festgestellt ist, wird eine solche bei der Diskussion derjenigen Versuche, durch welche die relative Verk\u00fcrzung des von intensiveren Signalen begrenzten Intervalls konstatiert ist, mit keinem Worte erw\u00e4hnt. Was endlich die \u00dcberraschung (vergl. IX. S. 208) anbetrifft, so bleibt dem Leser vollst\u00e4ndig \u00fcberlassen, zu vermuten, dais sie bei den betreffenden Versuchen mitgewirkt habe. Kat sie aber mit-gewirkt,so kann sie nur den verk\u00fcrzenden Einflufs der Schallverschmelzung zum Teil aufgehoben haben, da nach Mmxaxv das Intervall, welches einem intensiven, \u00dcberraschung hervorrufenden Signale nachfolgt, verl\u00e4ngert erscheint. Thats\u00e4chlich hat also Mko-MANW nicht f\u00fcnf, sondern nur zwei Faktoren zur Erkl\u00e4rung herangezogen. Von diesen beiden Faktoren habe ich nicht einen beliebigen, sondern denjenigen, dessen Wirkung allein wirklich konstatiert ist, in meinem Beferate unter einer anderen Bezeichnung* angef\u00fchrt, denn mit der \u201el\u00e4ngeren Dauer der intensiveren Empfindungen14 ist die \u201est\u00e4rker* Verschmelzung44 derselben gegeben. Es geht demnach aus dem Angef\u00fchrten hervor, dafo Meuxahn seinen schweren Vorwurf auf Grund einer \u201estarken44 Unkenntnis des Inhalts seiner eigenen Arbeit erhoben hat.\nDer dritte und letzte Vorwurf betrifft ein unbedeutendes Versehen, loh habe gesagt : \u201eDie bisher mitgeteilten experimentellen Untersuchungen behandeln den Einflufs, welchen die Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t der begrenzenden Signale auf die Sch\u00e4tzung aus\u00fcben.44 Direkt falsch ist diese Angabe nicht, da ja thats\u00e4chlich neben dem Einfl\u00fcsse der Intensit\u00e4t auch ein solcher der Qualit\u00e4t untersucht ist. Ich gebe aber zu, dais es korrekter gewesen w\u00e4re, wenn ich nur von einem Einfl\u00fcsse der Intensit\u00e4t gesprochen h\u00e4tte.\tF. Schuxahw (Berlin).","page":320}],"identifier":"lit29960","issued":"1896","language":"de","pages":"318-320","startpages":"318","title":"Eine Erwiderung [auf die Berichtigung von Dr. Meumann anl\u00e4\u00dflich der Schumannschen Besprechung der Meumannschen \"Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Zeitsinns\", Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane, Bd. X. S. 158-160 u. Bd. IX. S. 297-299]","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:28.347999+00:00"}