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{"created":"2022-01-31T14:55:51.257384+00:00","id":"lit29965","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 446-448","fulltext":[{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nLitteraturbericht.\nzu sein. Denn einen substantiellen Tr\u00e4ger des Lebens anerkennt er nicht; es giebt nur Lebenserschein\u00fcngen. Wir haben nur lebende Materie, welche von der sog. toten Materie zwar meist deutlich, aber nicht wesentlich sich unterscheidet und gegen diese nur als Verbindung h\u00f6heren Grades mit st\u00e4ndig schwankendem Gleichgewicht der Kr\u00e4fte zu betrachten ist. Daraus ergeben sich die Hauptkennzeichen des Lebens, die Ern\u00e4hrung, das Wachstum, die Wiedererzeugung, die Fortpflanzung, die Empfindung, der Instinkt, der Gedanke. Selbst die Spontaneit\u00e4t, welche man gern als das Spezifikum des Lebens ansieht, l\u00e4fst sich auf diese einfachsten Verh\u00e4ltnisse zur\u00fcckleiten.\nAuf Einzelheiten dieser weit ausgreifenden Untersuchung kritisierend oder auch nur referierend einzugehen, ist unm\u00f6glich. Alles in allem betrachtet, erscheint das Buch als ein interessanter Versuch, das alte Problem des Lebens mit neuen Mitteln zu l\u00f6sen.\nM. Offner (Aschaffenburg).\nMinor Studies from the Psychological Laboratory of Clark University. U.\nAmeric. Joum. of Psychol. VI. 4. S. 633\u2014584. 1895.\nDer vorliegende zweite Bericht aus dem unter E. C. Sanfords Leitung stehenden Laboratorium enth\u00e4lt folgende Arbeiten:\n1. Caroline Miles: A study of individual psychology.\nDie Verfasserin bietet einen Versuch, den Fragebogen der Psychologie nutzbar zu machen; neben den auf diesem Wege zu Tage gef\u00f6rderten psychologischen Erkenntnissen will sie gleichzeitig seine Methode f\u00f6rdern. Das letztere Ziel hat sie kaum erreicht. Denn die wenigen methodischen Anweisungen, die sich hie und da in die Arbeit eingestreut und am Schl\u00fcsse derselben zusammengefafst finden, sind weder neu, noch inhaltsschwer. Dagegen zeigt die Arbeit einen schweren methodischen Fehler, der sie beinahe zum Bang einer psychologischen Spielenei degradiert: es ist weder Plan noch Ziel in dem Fragen. Alles Experimentieren wird zu einem Tappen im Finstern und kann nur ganz zuf\u00e4llig Brauchbares zu Tage f\u00f6rdern, sobald es nicht einer ganz bestimmten Fragestellung angepafst ist; so verliert auch die Fragemethode ihren wissenschaftlichen Wert, wenn sie nicht von einem klar aufgestellten Problem ausgeht und dieses vom Anfang bis zum Ende fest im Auge beh\u00e4lt. Aber daran denkt die Verfasserin nicht; da wird darauf losgefragt, einmal ein bischen GeftLhl, dann ein bischen Aufmerksamkeit, dann ein wenig Ged\u00e4chtnis, und so fort, einmal das, dann das, und nirgends eine Spur von einer Frage, der die Fragestellung dienen soll. Dabei kann nicht geleugnet werden, dafs das Einzelne gut \u00dcberlegt ist; aber was n\u00fctzt das bei dem erw\u00e4hnten Hauptmangel? So ist auch mit den in grofser Zahl eingelaufenen Antworten kaum etwas anzufangen, abgesehen davon, dafs sie sich meist so vager Ausdr\u00fccke bedienen, dafs der damit gemeinte psychische Thatbestand keineswegs eindeutig bestimmt ist. Was kann es z. B. nicht alles bedeuten, wenn auf die Frage: \u201eWoran unterscheiden Sie die linke Hand von der rechten ?\u201c die Antwort kommt: \u201eAn einem Unterschiedsgef\u00fchl\u201c, oder \u201einstinktm\u00e4fsig\u201c! Viele Fragen sind auch, weil sie sich mit zu komplizierten psychischen That-","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n447\nbest\u00e4nden besch\u00e4ftigen, und die Antworten darauf wegen g\u00e4nzlichen Mangels aller Analyse schwer zu verwerten. \u201eWie zwingen Sie sich zu einer unerw\u00fcnschten Arbeit?14 \u201eGeben Sie mir einige Dinge an, \u00fcber die Sie sich recht zu \u00e4rgern pflegen.\u201c \u201eWie bek\u00e4mpfen Sie Schlaflosigkeit?\u201c \u201eWas waren Ihre Lieblingsspiele als Kind?\u201c \u201eWovor f\u00fcrchteten Sie sich als Kind?\u201c u. s. w. und darauf als Antwort ein buntes Durcheinander von allem M\u00f6glichen, das sich nur schwer ordnen, zu exakten psychologischen Erkenntnissen wegen der Unm\u00f6glichkeit der Analyse gar nicht verwerten l\u00e4fst. Die Verfasserin giebt das letztere indirekt zu, indem sie sich, von einigen geringf\u00fcgigen Ans\u00e4tzen zu weiterer Verwertung der Antworten abgesehen, mit diesen selbst begn\u00fcgt : ein Ertrag, der mit der Gr\u00f6fse und Leistungsf\u00e4higkeit des in Bewegung gesetzten Apparates in keinem Verh\u00e4ltnis steht. \u2014 Kurz, wir kennen bereits bessere Beispiele von Anwendung der Fragemethode\n2.\tA. H. Daniels: The memory after-image and attenti on.\nDer Artikel berichtet \u00fcber Versuche, die zur Bestimmung der Dauer\nder Ged\u00e4chtnisnachbilder angestellt wurden. Sie bestanden darin, dafs, w\u00e4hrend die Versuchsperson, um das \u201eassoziative\u201c Ged\u00e4chtnis m\u00f6glichst auszuschalten, ihre ganze Aufmerksamkeit dem lauten Lesen einer interessanten Geschichte zugewendet h\u00e4lt, vom Experimentator drei Ziffern genannt werden, die ihm die Versuchsperson auf ein nach Ablauf einer bestimmten Zeit gegebenes Zeichen zu wiederholen hat. Sehr schwierig soll es dabei auch beim aufmerksamsten Lesen sein, dem vorzeitigen Eindringen eines Erinnerungsbildes ins Bewusstsein zu entgehen, wodurch ja die Dauer der Reproduzierbarkeit des Ged\u00e4chtnisnaohbildes verl\u00e4ngert wird. Sie erreicht n\u00e4mlich, wie D. gefunden hat, dabei 20\", w\u00e4hrend sie sonst h\u00f6chstens 15\" betr\u00e4gt. Doch wird bemerkt, dafs diese Zahlen die obere Grenze von Werten darstellen, welche von dem Mafs der Aufmerksamkeit abh\u00e4ngen, mit dem der das Erinnerungsnachbild erzeugende Eindruck aufgefafst wird; geschieht dieses Auffassen mit vollst\u00e4ndig abgelenkter Aufmerksamkeit, so kommt \u00fcberhaupt kein Erinnerungsnachbild zu st\u00e4nde. \u2014 Der Wert der sonst recht interessanten Arbeit ist entschieden beeintr\u00e4chtigt durch die noch keineswegs klar und eindeutig gefafsten Begriffe von \u201eassoziativem Ged\u00e4chtnis\u201c und \u201eGed\u00e4chtnisnachbild\n3.\tA. J. Hamlin. On the l east observable interval between stimuli adressed to disparate senses and to different organs of the same sense.\nEine neuerliche Messung des kleinsten, noch merklichen Zeitintervalles zwischen Reizen verschiedener Sinne oder verschiedener Organe desselben Sinnes, und zwar bei verschiedenen Aufmerksamkeitszust\u00e4nden, war der Zweck der Versuche, \u00fcber die Verfasserin berichtet. Die zeitliche Verteilung der Reize, als welche das Aufblitzen einer GEissLERSchen R\u00f6hre, der Ton eines Telephons und ein leichter elektrischer Schlag dienten, wurde durch einen Pendelstromunterbrecher reguliert. (Siehe unten.) Zun\u00e4chst wurden Versuche mit normaler (unforced) Aufmerksamkeit ausgef\u00fchrt. Die Ergebnisse derselben sind in \u00fcbersichtlich en Tabellen mit denen anderer Forscher zusammengestellt und verglichen.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nLitter a turberich t.\nBemerkenswert sind die dabei zwischen den Intervallen einzelner Paare allenthalben zu Tage tretenden konstanten Differenzen, welche der Verfasserin im Gegensatz zu Exxer das Heranziehen der l\u00e4ngeren Dauer des An- und Abklingens beim Auge zur Erkl\u00e4rung der hierhergeh\u00f6rigen Thatsache bei Licht-Schallversuchen unn\u00f6tig erscheinen lassen. \u2014 Weitere Versuche wurden mit willk\u00fcrlich und unwillk\u00fcrlich eingestellter Aufmerksamkeit ausgef\u00fchrt; sie haben aber keine besonderen Resultate ergeben ; hervorgehoben wird, dais die willk\u00fcrliche Aufmerksamkeit durchaus nicht den Schein hervorruft, als ginge der von ihr getroffene Reiz voran. \u2014 Schliefslich sucht sich die Verfasserin mit den diesen Gegenstand betreffenden Ausf\u00fchrungen Exkers (Pfl\u00fcgers Arch. XI. 1875) in K\u00fcrze auseinanderzusetzen.\n4. E. C. Sanford. Notes on new apparatus.\na)\tThe binocular stroboscope. Der Apparat demonstriert gleichzeitig den Einflufs der Konvergenz der Augenaxen auf die Ausmessung der Tiefendimension und die Verschmelzung eines Eindruckes des einen Auges mit einem rasch darauffolgenden \u00e4hnlichen des anderen Auges zu einer einzigen Empfindung. Seine Konstruktion ist die der stroboskopischen Scheiben, nur dafs er Schlitze f\u00fcr beide Augen tr\u00e4gt, die in der Entfernung der Augendistanz voneinander angebracht sind, und deren Radien miteinander einen \u00fcbrigens variierbaren Winkel bilden ; auch ist es vorteilhaft, die Anzahl der \u00d6ffnungen f\u00fcr jedes Auge auf zwei einander diametral gegen\u00fcberliegende zu beschr\u00e4nken. Als Objekt dient das Spiegelbild eines in der Scheibe eingezeichneten Striches, der nun bei der Betrachtung durch die Schlitze der rotierenden Scheibe nach vorn oder nach r\u00fcckw\u00e4rts geneigt erscheinen soll.\nb)\tA model of the field of regard. Das Modell besteht aus zwei Teilen. Der eine versinnbildlicht durch Drahtkreise, die den Horizont, die Meridiane etc. darstellen, das sph\u00e4rische, der zweite durch eine dazu tangentiale Ebene das ebene Blickfeld. Die Schattenprojektion vom Mittelpunkt jenes auf dieses zeigt in anschaulicher Weise den Zusammenhang zwischen beiden.\nc)\tA simple adjustable stand. Einer jener H\u00fclfsapparate, von deren zweckm\u00e4fsiger Form oft so viel abh\u00e4ngt. Der hier in Rede stehende dient als bequeme, nach Belieben verstellbare und nachgebende Armst\u00fctze.\nd)\tThe pendulum circuit breaker. Eine Gruppe von drei Strom-\nunterbrechern, die mit einem Pendelchronoskop in Verbindung stehen und durch dasselbe in regulierbaren Zeitabst\u00e4nden in Wirksamkeit versetzt werden. Eine Pr\u00fcfung des Apparates durch Stimmgabelschwingungen ergab nach S.\u2019s Mitteilung eine f\u00fcr die meisten Zwecke ausreichende Genauigkeit.\tWitasek (Graz).\nG. W. Fitz. A Location Reaction Apparatus. Psychol Bev, H. 1. S. 37\u201442. (1895.\nVerfasser beschreibt einen von ihm konstruierten Apparat, der dazu dient, die Geschwindigkeit und Genauigkeit zu pr\u00fcfen, mit der man im st\u00e4nde ist, ein durch Entfernen eines Schirmes an vorher nicht bekannt gegebener Stelle pl\u00f6tzlich sichtbar werdendes Objekt mit der Finger-","page":448}],"identifier":"lit29965","issued":"1896","language":"de","pages":"446-448","startpages":"446","title":"Minor Studies from the Psychological Laboratory of Clark University. II. [1. Caroline Miles: A study of individual psychology / 2. A. H. Daniels: The memory after-image and attention / 3. A. J. Hamlin: On the least observable interval between stimuli adressed to disparate senses and to different organs of the same sense / 4. E. C. Sanford: Notes on new apparatus]. Americ. Journ. of Psychol. VI. 4. S. 533-584. 1895","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:51.257389+00:00"}