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{"created":"2022-01-31T14:53:01.511020+00:00","id":"lit29969","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 450-462","fulltext":[{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nLitteraturbericht.\nein konsonantes Intervall. Aus einer grofsen Zahl von ihm selbst und von K\u00f6nig in Paris gemachter Beobachtungen (K\u00f6nigs Ergebnisse sind ebenfalls in dieser Abhandlung ver\u00f6ffentlicht) fand M. f\u00fcr das kleinste konsonante Intervall hei Stimmgabelt\u00f6nen innerhalb der Grenzen von 192 bis 2660 ganzen Schwingungen folgende Formel:\nN:N +\n10000 42600 IV + 23\n+ 23\u2019\nworin N den tieferen Ton des Intervalls bezeichnet.\nDer dritte Teil sucht einen Zusammenhang zwischen der Dauer der Nachempfindung und dem kleinsten konsonanten Intervall nachzuweisen. Aus der Formel f\u00fcr das kleinste konsonante Intervall wurde die Dauer der Nachempfindung berechnet, indem die Schwebungen einer gleichen Anzahl von Unterbrechungen gleichgesetzt wurden. Die so gefundenen Werte wurden mit den aus der Formel f\u00fcr die Dauer der Nachempfindungen erhaltenen verglichen. N wurde als das Mittel (welches Mittel, sagt M. nicht) der Schwingungszahlen der T\u00f6ne des Intervalls angenommen. Der Vergleich zeigt, dafs in beiden F\u00e4llen die berechnete Dauer der Nachempfindung nach der Tiefe zu sehr schnell w\u00e4chst, nach der H\u00f6he zu sehr langsam abnimmt. Doch sind die aus der Formel f\u00fcr das kleinste konsonante Intervall berechneten Werte ungef\u00e4hr um ein Drittel gr\u00f6fser als die aus der Formel f\u00fcr die Dauer der Nachempfindung bei unterbrochenen T\u00f6nen erhaltenen, was sich sehr einfach daraus erkl\u00e4rt, dafs bei zwei gleichzeitigen T\u00f6nen keine wirklichen Unterbrechungen, sondern nur Schwankungen der Schwingungsweite vorliegen. Zum Schl\u00fcsse f\u00fcgt M. noch einige Bemerkungen \u00fcber das WEBERSche Gesetz bei Tonst\u00e4rken hinzu. Er neigt zu der Ansicht hin, dafs in diesem Falle die Empfindung dem Beize proportional wachse.\nMax Meyer (Berlin).\nH. Zwaardemakeb. Die Physiologie des Geruches. Nach dem Manuskript \u00fcbersetzt von Dr. A. Junker von Lakgegg. Mit 28 Figuren im Text. Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann. 1895. 324 Seiten.\nEs war einer der lebhaftesten W\u00fcnsche Karl Ludwigs, dafs der Geruohssinn einmal einer umfassenden Untersuchung unterzogen werden m\u00f6chte. \u201eWelch eine wunderbare Funktion ist der Geruch,\u201c pflegte er zu sagen, \u201ewenn ich doch f\u00fcr dieses Gebiet einen jungen Freund begeistern k\u00f6nnte!\u201c In Anbetracht dieses so oft von ihm ausgesprochenen Wunsches erf\u00fcllte es mich schon bei der ersten Durchsicht des unl\u00e4ngst erschienenen ZwAARDEMAKBRSchen Werkes mit Wehmut, dafs der bis in sein hohes Alter mit jugendfrischem Interesse alle Fortschritte der Wissenschaft verfolgende grofse Gelehrte gerade dieses Werk jahrelanger sorgf\u00e4ltiger Forschung und unerm\u00fcdlichen Fleifses nicht mehr erleben sollte. Das vorliegende Werk ist nicht die erste Ver\u00f6ffentlichung des Verfassers auf diesem Gebiete, aber was bisher von ihm nur in Einzelschriften und in holl\u00e4ndischer Sprache erschienen und zudem noch nicht jedem zug\u00e4nglich war, ist hier zu einem einheitlichen Ganzen vereinigt worden.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n451\nDas Werk beansprucht auch nicht, durchweg endg\u00fcltige Besultate zu bringen oder die jeweils aufgeworfenen Fragen in jedem Falle in ersch\u00f6pfender Weise zu behandeln oder zum Abschlufs zu bringen, aber neben den mannigfachen Ergebnissen, die aus des Verfassers Untersuchungen resultierten, sind der weiteren Forschung \u00fcberall neue Gesichtspunkte und Wege er\u00f6ffnet worden. Aulserdem hat der Verfasser .die gesamte \u00e4ltere und neuere Litteratur seines speziellen Forschungsgebietes benutzt und verwertet. Ein von Dr. 0. Reuter verfafstes Litte-raturverzeichnifs (\u00bbMorphol.Litt.\u00fcber d. Geruchsorg. d.Vertebraten,\" zuerst erschienen in der Zeitachr, f. klm. Med. 1892. Bd. 22) ist dem Werke als Zugabe angeh\u00e4ngt. Dasselbe umfafst, nach den einzelnen Teilen des Organs geordnet, nicht weniger als 232 namhaft gemachte Schriften. F\u00fcr die Orientierung auf diesem Gebiete wird dasselbe von ganz besonderem Werte sein. So d\u00fcrfte mit der Ver\u00f6ffentlichung dieses Werkes in der That Ludwigs Wunsch zu einem guten Teile realisiert sein. Aus den Worten, mit denen der Verfasser sein Werk einleitet, glaubt man fast Ludwigs wunderbare Sprache wiederzuh\u00f6ren: \u201eVerm\u00f6chte der Mensch sich in den Gedankenkreis eines osmatischen S\u00e4ugetieres zu versetzen, so w\u00fcrde er ohne Zweifel Vorstellungen ganz anderer Art begegnen, als jenen, in welchen sein eigenes Denken sich bewegt. Unsere zusammengesetzten Gesichtsvorstellungen, so ungemein plastisch infolge des binokularen Sehens, die verwickelten Klangvorstellungen, worin uns die Wahl der Sprache f\u00fchlbar wird, sie mangeln den Tieren fast g\u00e4nzlich, und an deren Stelle tritt eine wunderbare Welt von Geruchs vor Stellungen, reich haltiger und vielf\u00e4ltiger, als wir sie zu bilden im st\u00e4nde sind. Sie be herrschen die Tierseele vermutlich in derselben Weise, wie uns die durch Auge und Ohr vermittelten Eindr\u00fccke. Und kein Wunder, denn sie sind innig mit den zwei, f\u00fcr das Tier wichtigsten, vitalen Forderungen verbunden : der Ern\u00e4hrung und dem Geschlechtstrieb.\u201c Das Geruchsorgan des Menschen befindet sich sowohl in seinem zentralen, wie in seinem peripheren Teile im Zustande der R\u00fcckbildung, das ist der Hauptgedanke, den der Verfasser in dem einleitenden Kapitel seines Werkes auszuf\u00fchren sucht. Die T\u00fcRNEBSche Modifikation der BRocAschen Klassifikation accep-tierend, reiht Verfasser den Menschen in die Klasse der mikrosmatischen S\u00e4uger. .Die R\u00fcck- und Umbildung des Nasenskeletts wird an der Hand der Arbeiten von Carpenter, Zuckerkandl, Schwalbe, Seydel in \u00fcberzeugender Weise gezeigt. Mit Bezug auf die Ausbreitung des Sinnesepithels entscheidet sich Verfasser nach den Arbeiten v. Brunns f\u00fcr die bis dahin von Max Schulze vertretene Ansicht, wonach dasselbe nicht einmal den unteren Rand der oberen Muschel erreicht. Eine gr\u00f6fsere Ausbreitung des Sinnesepithels bis \u00dcber die mittlere Muschel, wie Schwalbe will, ist nach Verfasser nur vorget\u00e4uscht, und zwar durch die Pigmentation, welche letztere nicht nur in den St\u00fctzzellen vorkommt, sondern sich auch auf gew\u00f6hnliche Bindegewebszellen erstreckt, in keinem Falle aber mit der Ausbreitung des Riechepithels zusammenf\u00e4llt. \u201eDas erw\u00e4hnte Epithel nimmt einen Raum von der Gr\u00f6fse eines F\u00fcnfpfennigst\u00fcckes sowohl an der medialen als an der lateralen Wand des Riechepithels ein. Aufser-dem ist es unmittelbar gegen das Dach der Nasenh\u00f6hle gelegen, in m\u00f6g-\n29*","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nLitteratwrbericht.\nliehst grofser Entfernung vom Nasenloch.\u201c Mit Bezug auf die Natur der im peripheren Teile des Sinnesorgans gefundenen frei endigenden Nervenfasern scheint Verfasser sieh keiner bestimmten Ansicht ansehlielsen zu wollen, sondern bemerkt nur, dafs dieselben nach den Anschauungen Ram\u00f6n t Cajals und von Brunns dem Trigeminus entstammen. Trotz der unverkennbaren R\u00fcckbildung beh\u00e4lt aber auch das menschliche Geruchsorgan, wie Verfasser weiter auszuf\u00fchren sucht, die ihm bei allen osmatischen S\u00e4ugern zugewiesene zweifache Aufgabe eines H\u00fclfs-mittels bei der Nahrungsaufnahme und die eines auf die Stimmung wirkenden , \u00e4ufsert affektiven Sinnes Werkzeugs bei, es greift* sogar tiefer in unser Leben ein, als wir gew\u00f6hnlich vermuten, und steht in der Sch\u00e4rfe und Feinheit seiner Funktion dem Auge und Ohr wenig nach. \u201eSo leben wir ebensogut in einer Welt von Ger\u00fcchen, wie in einer Welt von Licht und Schall.\u201c\nDas II. Kapitel umfafst \u201ephysikalische Bemerkungen \u00fcber Riechstoffe\u201c. Indem Z. die dynamische Theorie verwirft, h\u00e4lt er an der Annahme fest, dafs bei jeder Geruchs Wahrnehmung notwendig Riechstoffpartikelchen vorhanden sein m\u00fcssen, und sucht zu zeigen, dafs die Losl\u00f6sung dieser Riechmolek\u00fcle von der Oberfl\u00e4che eines Riechk\u00f6rpers oder einer riechenden Fl\u00fcssigkeit auf vierfache Weise vor sich gehen kann, n\u00e4mlich durch einfache Verdampfung, durch Oxydation, durch \u201ehydrolytische Spaltungen oder mehr zusammengesetzte Zersetzungen, wie vielleicht beim Moschus\u201c (die Ursache des Moschusgeruches ist vielleicht ein langsam frei werdendes Spaltungsprodukt), und endlich dur\u00e9h \u201eVerteilung der riechenden Fl\u00fcssigkeit in \u00e4ulserst feine Tr\u00f6pfchen, welche sp\u00e4ter verdampfen oder in tropfbarer Form von dem Luftstrom mitgef\u00fchrt werden (Li\u00e9geois).\u201c Genauere Messungen stellte Verfasser in dieser Beziehung mittelst eines selbst erfundenen und der Darstellung in einer Zeichnung beigegebenen Apparates an, der aufser der Bestimmung der Riechoberfl\u00e4che auch die der Temperatur des Riechstoffes und der Expositionsdauer zuliefs. Bei diesen Versuchen ergab sich, dafs die Dauer der Exposition eines Geruchsstoffes im Verh\u00e4ltnis zur L\u00e4nge einer Atemphase von verschiedender K\u00fcrze war. F\u00fcr eine Wachsoberfl\u00e4che von 94 qmm betrug dieselbe beispielsweise 0,1 Sekunde. Durch Multiplikation dieser beiden Werte erh\u00e4lt Verfasser die von ihm bezeichnete \u201egenetische Einheit\u201c, die in diesem Falle = 9,4 qmm-Sekunden ist. Verf. weist darauf hin, dafs die so gewonnene Einheit eine nach dem jedesmaligen Zustande des Sinnesorgans wechselnde physiologische Gr\u00f6fse ist. Vorausgesetzt wird bei dieser Bestimmung die freilich sehr wahrscheinliche , aber nicht absolut erwiesene Hypothese, \u201edafs die Menge der riechenden Partikelchen, welche von einem K\u00f6rper abgegeben werden, bei unver\u00e4nderlicher Oberfl\u00e4che proportional sein wird der Zeit und bei unver\u00e4nderlicher Expositionsdauer der Oberfl\u00e4che\u201c. Nach Besprechung der Methode Tyndalls sucht Verfasser unter Hinweis au^ die Arbeiten von Cloquet, Bidder, von Vintschgau und Fr\u00f6hlich auf Grund selbst ange-stellter Versuche das weitere Verhalten der von der Riechsubstanz losgel\u00f6sten und in die Luft \u00fcbergegangenen Partikelchen zu zeigen. Die hierauf bez\u00fcglichen Ergebnisse sind am Schl\u00fcsse des Kapitels in folgende","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"LiUeraturbmcht\n453\nGesetze zus&mmengefafst : \u201eDie Fortpflanzung der Ger\u00fcche geschieht in zylindrischen B\u00e4umen oder Kan\u00e4len, wenn die Diffusion allein wirkt, mit gleichxn\u00e4fsiger Geschwindigkeit, z. B. von 1\u201410 cm in der Sekunde. Der Wind kann eine Duftwolke meilenweit fortbewegen, w\u00e4hrend die Diffusion ihr immer gr\u00f6fsere Ausbreitung giebt. Die dritte Bewegungskraft, das spezifische Gewicht, hat bei der \u00dcberbringung der Ger\u00fcche einen geringen Anteil aus phylogenetisch erkl\u00e4rlichen Ursachen.4 (Nur *die Gase, welche spezifisch schwerer sind, als die Luft, k\u00f6nnen von den S\u00e4ugetieren perzipiert werden.)\nAus dem III. Kapitel, \u201eDer Mechanismus des Biechens\u201c, sei hervorgehoben, dafs der Verfasser in der Frage, wie der Biechstoff zu dem Sinne6epithel gelangt, die Ansicht vertritt, dais dies nicht unmittelbar\u00ab durch den Atmungsstrom geschieht, sondern dafs die Biechparti-kelchen erst durch Diffusion an die Begio olfactoria gelangen. V erfasser verwirft die Hypothese Joh. M\u00fcllers, nach welcher die Biechpartikel-chen erst durch den die Begio olfactoria bedeckenden Schleim gel\u00f6st werden und nur in diesem Zustande auf die Biechzellen wirken sollen. Ebensowenig h\u00e4lt Verfasser durch die ARONsoHN&chen Versuche f\u00fcr erwiesen, dafs L\u00f6sungen als solche schon gerochen werden k\u00f6nnen. Dieser Behauptung steht nach Z. entgegen, dafs Luftblasen in der Biechspalte haften geblieben sein k\u00f6nnten und der Biechstoff auf diese Weise wiederum nur in Gasform das Sinnesepithel getroffen h\u00e4tte. Auf Grund der Annahme, dafs stets nur Gase oder D\u00e4mpfe eine Geruchsempfindung ausl\u00f6sen k\u00f6nnen, und dafs \u201efeste oder fl\u00fcssige Substanzen nur riechen, insofern sie verdampfbar sind\u201c, ist gegen die ARONSoHNschen Versuche bereits fr\u00fcher schon von Wundt der Ein wand erhoben worden, \u201edafs bei seinen Versuchen D\u00e4mpfe der Fl\u00fcssigkeit in den Biechraum eindrangen\u201c. (Physiol Psychol 4. Aufl. Bd. I. S. 442, 1.) Diese Bemerkung Wundts gegen Aronsohns Behauptung ist von Zwaabdemakeb, \u00fcbersehen worden. Am Schl\u00fcsse des Kapitels werden \u00fcber den Mechanismus des Biechens vom Verfasser folgende Schlufsfolgerungen gezogen:\n\u201eA) Beim Schn\u00fcffeln, d. i. beim unmittelbaren stofsweisen Einf\u00fchren der riechenden Luft in die Biechspalte, wenigstens in deren vor-dersten oder untersten Teil: Ausbreitung der Luftwolke daselbst durch Diffusion; Ber\u00fchrung der riechenden Molek\u00fcle in Gasform mit den Flimmerh\u00e4reben der Biechzellen.\nB) Bei ruhigem Atmen: bogenf\u00f6rmige Str\u00f6mung der Atemluft, als h\u00f6chster Punkt von deren Bahn der Unterrand der mittleren Muschel gilt \u2014 (Paulsen, Zwaardemakeb) \u2014 oder der Unterrand der oberen Muschel (Franke); \u2014 Aufsteigen der riechenden Molek\u00fcle durch Diffusion; Ber\u00fchrung derselben in Dampfform mit den Flimmerh\u00e4rchen der Biechzellen.\u201c\nAn die im vorstehenden Kapitel mitgeteilten Befunde ankn\u00fcpfend, verfolgt der Verfasser im IV. Kapitel \u2014 \u201eBiechfelder und Atemflecken4 \u2014 weiter diejenigen Bezirke, aus welchen die Nase ihre Biech-stoffe aufnimmt. Diese Untersuchungen verdienen um so mehr Beachtung, als die hier behandelten Fragen zum ersten Male eingehend erwogen und ergr\u00fcndet sind. Die B\u00e4ume, aus denen wir riechen, und diejenigen,","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nLitteraturbericht.\naus welchen wir atmen, sind danach nicht dieselben. Die ersteren benennt Verfasser nach Analogie des Gesichtssinnes als Riechfelder. Nehmen dieselben beim ruhigen Atmen gew\u00f6hnlich nur einen Teil des in gleicher H\u00f6he vollzogenen Durchschnitts des j ederseitigen Atemkegels ein, so konnte andererseits konstatiert werden, dafs dieselben beim Schnobern infolge des durch die mehr gehobenen Nasenfl\u00fcgel bedingten steileren Aufstiegs des Atmungsstromes einen weiteren Umkreis erhalten. Zur Bestimmung dieser Thatsache verwandte Verfasser als Geruchsstoff Nelken\u00f6l, eine Substanz, die bei Erzeugung einer grofsen Empfindungsintensit\u00e4t nur eine geringe Diffusibilit\u00e4t besitzt. Das weitere Verfahren zur Bestimmung des Riechfeldes bestand darin, dafs der Verfasser mittelst einer den Geruchsstoff enthaltenden PaAVAZschen Spritze ein von der Versuchsperson mit den Z\u00e4hnen fixiertes Blatt Papier von der Unterseite aus nach allen Richtungen hin durchbohrte und diejenigen Punkte, an denen die Perzeption erfolgte, mittelst einer Bleifeder umrandete. Auf diese Weise ergaben sich f\u00fcr beide Nasenl\u00f6cher ziemlich symmetrische Felder, die von einem ca. 0,5 cm breiten geruchlosen Zwischenraum getrennt waren. Ebenso blieben in der Verl\u00e4ngerung des Nasenr\u00fcckens, wie hart an der Oberlippe, Zonen frei, von welchen keine Geruchsreize ausgingen. Bei einer einseitigen Facialisl\u00e4hmung ergab sich, wie zu erwarten war, in H\u00f6he der Verengung des Nasenloches auch eine Einschr\u00e4nkung des betreffenden Riechfeldes. Den Horizontaltdurchschnitt des Atemkegels erhielt der Verfasser, indem er auf einem \u2022unter die Nase gehaltenen Metallspiegel den aus der letzteren str\u00f6menden Atem auffing. Auch diese so entstehenden Atemflecke zeigten eine gewisse Symmetrie. Aufserdem beobachtete der Verfasser, dafs jeder der beiden Atemflecke w\u00e4hrend der Verdunstung durch eine schr\u00e4g nach hinten verlaufende Trennungslinie in einen Doppelfleck gespalten wurde. Eine Zeichnung veranschaulicht diese Verh\u00e4ltnisse. Die Entstehung dieser Doppelflecke ist Verfasser geneigt auf die Beteiligung der unteren Nasenmuscheln zur\u00fcckzuf\u00fchren. Seine eigenen Worte \u00abhier\u00fcber lauten: \u201eEs scheint mir nicht unwahrscheinlich, dafs die besagte Spaltung durch die unterste Nasenmuschel veranlafst wird und wir daher hier einem \u00dcberrest jenes Zustandes begegnen, welcher sich bei den makrosmatischen S\u00e4ugetieren durch eine so hohe Entwickelung auszeichnet. Man erinnere sich, wie beim Hund und bei einer Anzahl anderer S\u00e4ugetiere die untere Muschel sich vielfach verzweigt und den ganzen Atmungsweg derartig anf\u00fcllt, dafs die Luft gezwungen wird, zwischen und l\u00e4ngs der zahlreichen F\u00e4cher hindurchzudringen. Man d\u00fcrfte bei den Tieren vielleicht Atmungsflecke mit mehrfacher Spaltung finden Also w\u00e4re dies von mir entdeckte, beim Menschen konstante Vorkommen dieser Trennungslinie eine Erinnerung an jenen Zustand.\u201c Aus dieser Teilung des Atemfleckes in eine anteromediale und in eine postero-laterale H\u00e4lfte suchte Verfasser sodann unter Hinweis auf die bei allen S\u00e4ugetieren sich findende Plica vestibuli zu zeigen, dafs der erstgenannte Teil des Atemfleckes der \u00fcber die untere Muschel hinstr\u00f6menden Bahn der Geruchswahrnehmungen und somit dem eigentlichen Riechfelde entspricht.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turbericht\n455\nDie im Kapitel V unter der \u00dcberschrift \u201eDas gustatorische Riechen\u201c mitgeteilten Thatsachen sind als bekannt vorauszusetzen. Bemerkt sei nur noch, dafs die Behauptung des Verfassers, dafs die gustatorische Funktion des Riechens bei den Tieren als fast rudiment\u00e4r bezeichnet werden m\u00fcsse und scheinbar nur f\u00fcr den Menschen Bedeutung habe, in dieser Allgemeinheit wohl noch des weiteren Nachweises erfordern m\u00f6chte.\nVon Interesse ist das VI.Kapitel, in welchem \u201edie Olfaktometrie\u201c behandelt ist. Nach einer Besprechung der von Valentin, Fr\u00f6hlich, Fischer und Pbnzoi.dt, sowie von Dibbits zur Bestimmung der Riechschwelle ausgebildeten Methoden, welche der Verfasser f\u00fcr nicht ausreichend erkl\u00e4rt, beschreibt er das von ihm selbst f\u00fcr den gleichen Zweck verwandte Verfahren. Der hierbei benutzte, vom Verfasser selber erfundene Apparat, \u201eRiechmesser\u201c oder \u201eOlfaktometer\u201c genannt, d\u00fcrfte aus fr\u00fcheren Mitteilungen bereits bekannt sein. Im wesentlichen besteht derselbe aus einem den Riechstoff enthaltenden Zylinder, der \u00fcber ein graduiertes Rohr verschoben werden kann, dessen eines Ende f\u00fcr die Aufnahme in das Nasenloch ein wenig umgebogen ist. Letzteres ist aufserdem durch einen kleinen, das andere Nasenloch verdeckenden Schirm gef\u00fchrt, der wieder zur besseren Handhabung des Apparates an einem h\u00f6lzernen Griff befestigt ist. Duroh eine Verschiebung des sog. Riechzylinders kann demnach indirekt die Intensit\u00e4t des Riechstoffes ver\u00e4ndert werden. Als den einzigen variablen Faktor bei diesen Bestimmungen bezeichnet der Verfasser die Schnelligkeit des Luftstromes, durch welchen der Geruchsstoff dem Sinnesepithel zugef\u00fchrt wird. Da aber die hieraus resultierenden Schwankungen sehr unbedeutend sind, so glaubt der Verfasser, dieselben nicht ber\u00fccksichtigen zu brauchen. Bedingung f\u00fcr den Gebrauch des Olfaktometers ist ein m\u00f6glichst langsames Aspirieren. Der Verfasser beschreibt noch einige Ab\u00e4nderungen des Instrumentes und stellt dann das Gesetz auf, dafs die Geruchsst\u00e4rke sich proportional zur L\u00e4nge des eingeschobenen Zylinderteiles verh\u00e4lt. F\u00fcr vulkanisierten Kautschuk entsprach z. B. das Minimum perceptibile f\u00fcr ein normales Sinnesorgan einer Zylinderl\u00e4nge von 0,7 cm. Verfasser beschreibt sodann die Ver\u00e4nderungen, welche Charles Henry an seinem Olfaktometer vornahm, und berichtet \u00fcber den Streit, der hier\u00fcber zwischen Henry und Pass y entstanden ist (Compt. rend. <2. S\u00e9anc. de la Soc. de Biol. 6 et 20 F\u00e9vr. 1892). Z. stimmt den von P assy erhobenen Einw\u00e4nden in wesentlichen Punkten zu und h\u00e4lt dessen Verfahren f\u00fcr die Bestimmung der Riechschwelle seiner einfachen Ausf\u00fchrung wegen f\u00fcr einen grofsen Gewinn, doch will er bei der Verwendung desselben vier Bedingungen erf\u00fcllt sehen, n\u00e4mlich:\n\u201e1. nur Aufl\u00f6sungen in geruchlosem destilliertem Wasser zu gebrauchen (Pas8y verwandte Alkohohl als L\u00f6sungsmittel, wodurch f\u00fcr manche Geruchsstoffe eine Kompensation herbeigefflhrt wird) ;\n2. wenige kurze Einatmungen zu machen;\n8. einen m\u00f6glichst grofsen Kolben zu nehmen;\n4. diese Methode nur f\u00fcr Riechstoffe anzuwenden, deren Dampf nur wenig an den Wandungen kondensiert.\u201c","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nLitteraturbericht.\nMan wird dem Verfasser sowohl in diesen Forderungen wie auch darin zustimmen m\u00fcssen, dafs die von ihm beschriebene und verwandte Methode gegenw\u00e4rtig als die zweckm\u00e4fsigste angesehen werden mufs. Der Verfasser verlangt von einer olfaktometrischen Methode\n1.\t\u201edafs sie gestattet, mit den schw\u00e4chsten [Reizen anzufangen und erst allm\u00e4hlich zu den st\u00e4rkeren \u00fcberzugehen\n2,\t\u201edafs man sehr schnell und in kontinuierlicher Reihe von den schw\u00e4chsten zu den st\u00e4rksten Riechreizen steigen kann.\u201c\nDiese in der Psychologie als Methode der minimalen \u00c4nderungen allbekannte Versuchsweise wird von Passy in der auf- wie absteigenden Reihe verwandt. Er zieht aus den Endergebnissen das Mittel und berechnet aus dem so gefundenen Wert nach Milligrammen das Quantum des Riechstoffes, das in einem Liter Luft enthalten ist. Statt dessen will Z. infolge der leichten Abstumpfung des Organs bei \u00fcbermerklichen Reizen nur die aufsteigende Reihe f\u00fcr die Bestimmung der Riechschwelle verwertet wissen. Auch die von N. Savblieff verwandte Methode hat nach Z. den Nachteil, dafs die Untersuchung mit konzentrierten Reizen beginnt.\nNachdem der Verfasser im VII. Kapitel \u201edie technische Ausf\u00fchrung der Riechmessungen\u201c beschrieben, bespricht er im VIII. Kapitel \u201edie Norm der Geruchsschw\u00e4che und den Begriff der Olfaktie\u201c. Verfasser diskutiert den von Thoma aufgestellten Begriff der Norm. F\u00e4llt dieser mit dem arithmetischen Mittel zusammen, so will Z. unterschieden wissen zwischen der Norm als dem am h\u00e4ufigsten vorkommenden Wert und dem Mittel aus allen gefundenen Werten. Von der \u201eSch\u00e4rfe\u201c des Geruchs Verm\u00f6gens, d. h. dem Grade der Deutlichkeit, in welchem minimale Reize und Intensit\u00e4tsunterschiede wahrgenommen werden, ist die \u201eFeinheit\u201c desselben f\u00fcr die Perzeption qualitativer Verschiedenheiten zu unterscheiden. Die Ausdr\u00fccke \u201eschlechte Nase\u201c und \u201eschlechter Geruch\u201c fallen nicht zusammen. Die meisten Menschen erfreuen sich eines normalen Riech Verm\u00f6gens. \u201eViele an langwieriger Rhinopharyngitis mit stark entwickelten adenoiden Vegetationen Leidende zeigten nach Entleerung der \u00fcberfl\u00fcssigen Schleimmassen ein ziemlich unbehindertes Riech verm\u00f6gen.\u201c Die gew\u00f6hnliche Norm des Geruchssinns zivilisierter Menschen wird von wilden V\u00f6lkerst\u00e4mmen zwar weit \u00fcbertroffen, doch beschr\u00e4nkt sich diese Superiorit\u00e4t auf bestimmte Arten von Eindr\u00fccken und wird erst durch \u00dcbung erworben. Das Minimum perceptibile betrachtet der Verfasser als die gewonnene Einheit und f\u00fchrt daf\u00fcr den schon erw\u00e4hnten Begriff \u201eOlfaktie\u201c ein. Wird die der normalen Riechsch\u00e4rfe entsprechende L\u00e4nge des olfaktometrischen Zylinders = 1 gesetzt, so ist, wenn n dem Minimum perceptibile entspricht, durch den Bruch \u2014 die Riechsch\u00e4rfe einer Person in jedem ein-\nti\t*\nzelnen Falle ausgedr\u00fcckt. An einem Kautschuk-Olfaktometer entspricht nach des Verfassers Ausf\u00fchrungen eine Olfaktie einer Zylinderl\u00e4nge von 1 cm, dieselbe L\u00e4nge dr\u00fcckt an einem Ammoniacum-Guttapercha-Riech-messer jedoch 30 Olfaktien aus. Verfasser verfertigte seine Olfaktometer aus den eben genannten Stoffen, weil dieselben der Temperatur","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbcricht.\n457\nund anderen Einfl\u00fcssen am meisten Widerstand leisten. \u00c4hnlich wie eine Thermometereinteilnng mnfs die Olfaktienskala von Zeit zu Zeit kontrolliert werden.\nDas IX. Kapitel ist \u00fcberschrieben: \u201eErh\u00f6hung und Herabsetzung der normalen Biechsch\u00e4rfe\u201c. Als Abweichungen von der Norm der Geruchssch\u00e4rfe bezeichnet der Verfasser:\n\u201eA) die durch Asymmetrie des Nasenskeletts verursachten Hyperosmien und Anosmien;\nB)\tdie toxischen Hyperosmien und Anosmien, und\nC)\tdie nerv\u00f6sen Hyperosmien und Anosmien.\u201c\nHervorgehoben sei aus diesem Kapitel noch, dafs der Verfasser durch Einblasen von Kokainpulver in die Nase eine bedeutende Abstumpfung der Biechfl\u00e4che herbeif\u00fchren konnte. An dem Ammoniacum-Guttapercha-Olfaktometer mufste der \u00dfiechzy linder eine Viertelstunde nach dem Einblasen 9 cm ausgeschoben werden, bevor eine eben merkliche Empfindung auftrat. \u201eDie Biechfl\u00e4che war daher betr\u00e4chtlich herabgestimmt, vielleicht zu einem 200 Mal niedrigeren Grade als vorher.\u201c Ebenso konnte der Verfasser die Herabsetzung der Biechsch\u00e4rfe an .vielen anderen Substanzen nachweisen. Eine halbe Stunde nach der Kokainvergiftung kehrte die Empfindlichkeit fortschreitend zur\u00fcck. In einem Falle trat nach der Kokainisierung der Nasenschleimhaut, und nachdem diese bereits an\u00e4sthetisch geworden war, eine betr\u00e4chtliche Zunahme der Geruchssch\u00e4rfe ein. Der Verfasser glaubt, diese Erscheinung zumeist aus dem Umstande erkl\u00e4ren zu m\u00fcssen, dafs der Zugang zur Biechspalte durch das Einblasen des Kokains erweitert wurde, wie dies in der Bhinoskopie h\u00e4ufig zu beobachten sei. \u201eDiese Vermutung wird durch die unmittelbare Besichtigung gest\u00fctzt, welche einen deutlichen Abstand zwischen der mittleren Muschel und der Nasenscheidewand ans Licht bringt: nat\u00fcrlich ohne dais daraus geschlossen werden d\u00fcrfte, die Hyperosmie m\u00fcsse ganz und ausschliefslich dem mechanischen Momente zuzuschreiben sein. Was wir \u00fcber Kokainvergiftung ira allgemeinen \u2019wissen, macht es vielmehr wahrscheinlich, dafs die Hyperosmie auch auf einer Hyper\u00e4sthesie des Sinnesorgans beruhe, die dann zugleich mit dem beg\u00fcnstigenden Einfl\u00fcsse eines ger\u00e4umigeren Zuganges diese nicht unbetr\u00e4chtliche Versch\u00e4rfung des Geruchsorgans hervorbrachte.\u201c Nach einer Viertelstunde war die Hyperosmie geschwunden, nach Verlauf einer Stunde zeigte eine abermalige Messung jedoch eine f\u00fcnffache Ver-. gr\u00f6fserung des Schwellenwertes, die L\u00e4nge des ausgezogenen Riechzylinders betrug 2,5 cm. Es sei noch bemerkt, dafs die Kokaingabe im ersten Falle eine 20% ige, im letzteren eine 10% ige war. Aus diesen Beobachtungen zieht der Verfasser folgende Schl\u00fcsse:\n\u201e1. Kokain, in gen\u00fcgender Menge an dem oberen Teile der Nasenschleimhaut resorbiert, verursacht eine vor\u00fcbergehende Anosmie.\n2.\tDer Anosmie geht eine olfaktorische Hyperosmie voraus.\n3.\tDie Anosmie gilt gleichzeitig f\u00fcr eine Anzahl Geruchsqualit\u00e4ten.\u201c\nNach den Beobachtungen, die ich selber bei Versuchen mit Kokain\nanstellen konnte, gebraucht dasselbe immer erst eine kurze Zeit, um zu den nerv\u00f6sen Endorganen durchzudringen. Eine alleinige Ausnahme von","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nLitter\u00e0turber\u00eecht.\ndieser Hegel machen nach meiner Erfahrung nur die Geschmacksknospen, woselbst die L\u00f6sung unmittelbar nach der Applikation den Porus passieren und die Wirkung her vorrufen kann. Da nun der Verfasser bei seiqen Versuchen das Kokain nicht in L\u00f6sungen, sondern in pulverisiertem Zustande verwandte, so d\u00fcrfte aufserdem noch eine gewisse Zeit erforderlich sein, bis zu welcher dasselbe das Riechepithel \u00fcberhaupt zu aff\u00eezieren im st\u00e4nde ist, w\u00e4hrend seiner Aufl\u00f6sung und Wirkung in den vorderen Teilen der Nasenschleimhaut von vornherein g\u00fcnstigere Bedingungen gestellt sind. Es d\u00fcrfte daher doch wahrscheinlicher sein, dafs die Hyperosmie im letzteren Beobachtungsfalle des Verfassers nicht durch das Kokain direkt, sondern erst sekund\u00e4r durch die infolge der Kokainisierung der Schleimhaut herbeigef\u00fchrte Erweiterung des Zuganges zur Riechspalte bedingt wurde. Da die Zeit zwischen der Applikation und der ersten Messung in beiden Beobachtungsf\u00e4llen die gleiche war (15 Min.), so d\u00fcrfte der fr\u00fchere Eintritt und die Verst\u00e4rkung der Anosmie im ersten Falle durch den weit gr\u00f6fseren Grad der Vergiftung verursacht sein (S. meine Abhandl. \u00fcber Kokain und Gymnema. Fhilas. Stud. Bd. IX.) Sollten die eben ausgesprochenen Vermutungen durch weitere Versuche nioht best\u00e4tigt werden, so wird man hier grofse individuelle Verschiedenheiten voraussetzen m\u00fcssen, wie solche freilich bereits von \u00d6hrwall bei seinen wertvollen Geschmacksversuchen beobachtet wurden\n1\nund wie sie auch nach den abweichenden Resultaten, zu denen Donaldson einerseits, sowie Nagel und ich selber andererseits bei der Kokainisierung der Koz^junktiva gelangten, in der That vorhanden zu sein scheinen. Der Verfasser f\u00fcgt diesen Ausf\u00fchrungen hinzu, dafs die Ergebnisse einiger anderer Versuche in der Hauptsache mit den mitgeteilten Beobachtungen \u00fcbereinstimmten und nur graduelle Abweichungen zeigten. Eine ausf\u00fchrliche Mitteilung derselben w\u00e4re im Interesse der aufgeworfenen Fragen w\u00fcnschenswert gewesen. Ich darf wohl hier auf eine Notiz verweisen (Besprechung von Arqnsohns Versuch einer Nomenklatur der Geruchsqualit\u00e4ten. Diese Zeitschr, X. S. 283), in der ich bereits mitgeteilt habe, dafs ich schon vor Jahren, freilich ohne genaue Messungen anzustellen, den Einflufs des Kokains auf Geruchsemp\u00fcndungen im Sinne einer Abschw\u00e4chung derselben konstatieren konnte.\nVon hohem Interesse ist das X. Kapitel, welches \u201edie Kompensation der Ger\u00fcche\u201c behandelt. Aus den in diesem Kapitel mitgeteilten Versuchen geht unzweifelhaft hervor, dafs sich zwei Ger\u00fcche gegenseitig schw\u00e4chen und bis zur v\u00f6lligen Vernichtung kompensieren k\u00f6nnen. Der Verfasser macht der Physiologie den Vorwurf, da\u00fcs sie ein l\u00e4ngst bekanntes Ph\u00e4nomen so wenig beachtete und sich bislang mit einer allgemeinen Zur\u00fcckf\u00fchrung desselben auf chemische Ursachen begn\u00fcgte. War ein solches gerechtfertigt, so lange sich noch die Partikelchen der sich gegenseitig st\u00f6renden Ger\u00fcche in der Luft oder in einem der Nasenr\u00e4ume mischen konnten, so mufste die Erkl\u00e4rungsweise fallen, sobald die gleiche Erscheinung bei getrennter Zuf\u00fchrung verschiedener Geruchsstoffe in je eines der Nasenl\u00f6cher gleichfalls auffcrat. Der von dem Verfasser f\u00fcr diesen Zweck konstruierte doppelte Riechmesser, an welchem jedes einzelne Riechrohr f\u00fcr die zu untersuchenden","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Littera turbericht.\n459\nGeruchsqualit\u00e4ten nach Olfaktien geaioht war, gestattete eine leichte Ausf\u00fchrung des Experimentes und liefs den Beweis zu, dafs die Kompensation im erw\u00e4hnten Falle eintrat. Der Verfasser beobachtete ferner, dafs niemals.eine eigentliche Mischung der einzelnen Geruchsqualit\u00e4ten eintr\u00e0t, sondern dais dieselben bis zur vollst\u00e4ndigen Kompensation noch .getrennt empfunden wurden. Die mitgeteilten Beobachtungen werden in folgende Schlufsfolgerungen zusammengefafst :\n\u201e1. Einige Ger\u00fcche vernichten einander bei gegenseitiger Beobachtung.\n2.\tDie Kompensation beruht auf physiologischen Ursachen.\n3.\tDas Verh\u00e4ltnis der einander gegenseitig aufw\u00e4genden Rietohst\u00e4rken ist wahrscheinlich konstant.\u201c\nDa es Empfindungen, also psychische Elemente sind, die in diesen F\u00e4llen gegenseitig aufeinander einwirken, und das Zustandekommen dieser kompensatorischen Wirkung in das Zentralorgan verlegt werden mufs, so w\u00fcrde diese Erscheinung wohl richtiger als psychisches Ph\u00e4nomen Aufzufassen sein und nicht, wie der Verfasser will, in \u201edie Kategorie der physiologischen Ph\u00e4nomene\u201c geh\u00f6ren, zumal die physiologischen Begleiterscheinungen im Gehirn kaum jemals direkt erkennbar sein d\u00fcrften. Die Beobachtung selber d\u00fcrfte zu den bleibenden Verdiensten Zwaardemakrrs zu z\u00e4hlen sein.\nNachdem der Verfasser im XI. Kapitel \u201edie Odorimetrie\u201c (\u201eein Seitenst\u00fcck zur Olfaktometrie\u201c) behandelt und im XU. Kapitel auf die Unterschiedsschwelle, die Reaktionszeit und die Erm\u00fcdung n\u00e4her eingegangen, erfolgt im XIII. Kapitel die \u201eKlassifikation der \u2019Ger\u00fcche\u201c. Verfasser bespricht die von Livn\u00e9, Foubchoy, Albrecht yon Halles, Lobby, Fb\u00f6hlich, sowie die k\u00fcrzlich von Giessler von subjektiven Gesichtspunkten aus aufgestellten Klassifikationen. Mit Bezug auf die von Letzterem in seinem \u201eWegweiser zu einer Psychologie des Geruches11 mitgeteilten Ideen sei erw\u00e4hnt, dafs der Verfasser Gibsslebs Klassifikation in die physiologische Nomenklatur \u00fcbertragen wiedergeben zu k\u00f6nnen glaubt, als: \u201eGer\u00fcche mit Reflex; Ger\u00fcche, mit Affekt; Ger\u00fcche, welche ohne nennenswerten Affekt allein nur zu der Vorstellung eines konkreten Individuums, Gattung oder Objektes f\u00fchren\u201c. Diesem wird hinzugef\u00fcgt: \u201eMan wird bemerken, dafs, wie wichtig auch seine Beschreibungen zur Erlangung einer Orientierung in der Psychologie der Ger\u00fcche sind, seine Einteilung uns Physiologen nicht weiter bringt. Und das ist auch nat\u00fcrlich, denn eine physiologische Klassifikation soll nach der Qualit\u00e4t und nicht nach dem Affekt stattfinden.\u201c Der verdienstvolle Herr Verfasser wird die Gegenbemerkung nicht \u00fcbel deuten, dais auch die Psychologie aus einer Stoffbehandlung, wie sie Giessler in so selbstbewufster Weise betreibt, keinen Nutzen zu ziehen vermag, und dafs, wenn es einen Weg giebt, den die psychologische Forschung nicht betreten darf, dies der von Giessleb gewiesene Irrweg ist. * Auf Grenzgebieten, wie im vorliegenden Falle das Gebiet des Geruchssinnes eines ist, werden vielmehr die beiden Wissenschaften, wie dies bisher geschehen ist, auch ferner Zusammengehen m\u00fcssen und zum Teil sogar mit den gleichen H\u00fclfsmitteln zu arbeiten haben, um erst aus den gewonnenen Resultaten in das eigene Arbeitsgebiet zur\u00fcckzunehmen,","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nL\u00fcteraturbericht.\n9\nwas zum Ausbau der spezielleren Aufgaben erspriefslicb erscheint. In diesem Sinne werden auch die Psychologen von den ZwAARDEMAXEBSchen Arbeiten reichen Nutzen ziehen, und das Interesse, welches die psychologische Forschung gerade an der Untersuchung der sog. niederen Sinne haben muis, wird seinem Namen einen dauernden Platz in der psychologischen Fachlitteratur sichern. \u2014 W\u00e4hrend Giessler die fr\u00fcheren Arbeiten unber\u00fccksichtigt l&fst und die von Linn\u00e9, Fr\u00f6hlich und Alexander Bain getroffenen Einteilungen nur als historisch bemerkenswert bei ihm Erw\u00e4hnung finden, ist Z. bem\u00fcht, \u00fcberall an die Arbeiten der gro&erf Vorg\u00e4nger anzukn\u00fcpfen und deren Ergebnisse den gegenw\u00e4rtigen Auffassungen anzupassen. So geht der Verfasser bei seiner Klassifikation der Ger\u00fcche zun\u00e4chst auf das System Linn\u00e9s zur\u00fcck, dessen sieben Geruchsklassen, den Forderungen der neueren Chemie entsprechend, zwei weitere Klassen hinzugef\u00fcgt werden. Diese neun Klassen werden in eine erste Beihe, n\u00e4mlich in die der \u201erein olfaktorischen Ger\u00fccheu zusammengefafst und werden bezeichnet als: I. Odores aetherei (Lorry), II. O. aromatici (Linn\u00e9), III. O. fragrantes (Linn\u00e9), IV. O. ambrosiaci (Linn\u00e9), V. O. altiacei (Linn\u00e9), VI. O. empyreuma-tici (Haller), VII. O. hircini (Linn\u00e9), VIII. O. tetri (Linn\u00e9) und IX. O.nausei (Linn\u00e9). Von dieser Beihe der olfaktorischen Ger\u00fcche unterscheidet der Verfasser, an Fr\u00f6hlich ankn\u00fcpfend, die der \u201escharfen Biechstoffe\u201c und f\u00fcgt dieser die von ihm selbst abgegrenzte Beihe der \u201eschmeckbaren Biechstoffe\u201c hinzu. Nachdem die ersterw\u00e4hnte Beihe eine ausf\u00fchrliche Besprechung erfahren, glaubt der Verfasser, dieselbe noch auf zwei Abteilungen reduzieren zu k\u00f6nnen, von denen die erste (Klasse I\u2014IV) als die der \u201eNahrungsgertiche\u201c und die zweite (Klasse VI\u2014IX) als die der \u201eZersetzungsger\u00fcche\u201c ohne und mit Reflex bezeichnet wird. Die Klassifikation Fr\u00f6hlichs, dem wir den erstmaligen Versuch einer Trennung zwischen reinen und mit Tastempfindungen gemischten Geruchssensationen verdanken, glaubt der Verfasser durch die von ihm so bezeichnete Beihe der schmeckbaren Biechstoffe nur konsequent weiter gef\u00fchrt zu haben. Zw. l\u00e4fst die M\u00f6glichkeit offen, dafs manche Geruchstoffe \u201eim gasf\u00f6rmigen Zustande vielleicht im Pharynx gekostet werden k\u00f6nnten, und infolge dessen mit einer Geruchswahrnehmung eine schwache Empfindung von S\u00fcfs, Sauer, Salzig oder Bitter sich verbinde\u201c, glaubt aber im \u00fcbrigen, die bei Geruchsempfindungen h\u00e4ufig mitwirkende Geschmackskomponente auf assoziative Ursachen zur\u00fcckf\u00fchren zu m\u00fcssen. Man wird gegen beide Erkl\u00e4rungsweisen nichts einwenden k\u00f6nnen. Es w\u00e4re aber von Interesse, wenn diese Verh\u00e4ltnisse durch experimentelle Pr\u00fcfung noch n\u00e4her ermittelt w\u00fcrden. Mit Bezug auf den ersten Punkt erlaube ich mir hinzuzuf\u00fcgen, dafs ich den Duft mancher Blumen, wie z. B.den der Lindenbl\u00fcten, neben dem dieselben charakterisierenden Geruch thats\u00e4chlich zu schmecken glaube und diese Empfindung in die hintere Bachenwand lokalisiere. \u00c4hnliche Erfahrungen m\u00f6chten bei der Entstehung der noch immer ziemlich weit verbreiteten Anschauung, dafs alles, was riecht, zugleich auch schmeckt, nicht in letzter Linie mitgewirkt haben. Nicht zustimmen k\u00f6nnen wird man dem Verfasser, wenn er bei Gelegenheit der Besprechung der scharfen Biechstoffe den Aus-","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n461\nm\ndruck Gef\u00fchlskomponente gegen\u00fcber dem einer Tastkomponente zu recht* fertigen sucht. Der Verfasser ist sich freilich bewufst, dafs in der Psychologie mit dem Worte Gef\u00fchl die subjektive Begleiterscheinung der Empfindung ausgedr\u00fcckt wird, f\u00fcgt aber dieser Bemerkung hinzu: \u201eJedoch nicht wir sind daran schuld, dais dem Worte Gef\u00fchl zwei Begriffe entsprechen ! Obgleich dem Tastsinne nahe verwandt, ist die Empfindung, welche die scharfen Riechstoffe hervorrufen, zu sehr eigent\u00fcmlich, um mit einer Tast- oder Druckempfindung identifiziert zu werden. Nur bei ihrer Steigerung bis zur Reizh\u00f6he entsteht eine gewisse \u00c4hnlichkeit, indem die scharfe Empfindung dann als Kitzel erscheint. Auf einer niederen Stufe der Reizintensit\u00e4t hingegen tritt ihre Eigenart klar hervor.\u201c Dieser Argumentation steht die Thatsache entgegen, dafs die Tastempfindungen \u00fcberall auf der K\u00f6rperoberfi\u00e4che eine eigenartige F\u00e4rbung besitzen, von denen die geschilderten Empfindungen der Nasenschleimhaut, deren vermittelnde Nerven zudem dem N. quintus angeh\u00f6ren, nach den eigenen Ausf\u00fchrungen des Verfassers doch kaum eine prinzipielle Ausnahme bilden d\u00fcrften. Warum deswegen der nun einmal durch die psychologische Analyse fixierte Begriff f\u00fcr den subjektiven Faktor des Empfindungsinhaltes, f\u00fcr den es keinen besseren Ausdruck giebt, nicht ausschliefslich verwandt werden soll, ist nicht recht einzusehen.* Es d\u00fcrfte doch vielmehr die eindeutige begriffliche Fixation der beiden Ausdr\u00fccke als eine Errungenschaft anerkannt werden m\u00fcssen, deren Wert nicht hoch genug anzuschlagen ist.\nEs wird wohl noch einiger Zeit bed\u00fcrfen, bis die Klassifizierung der Geruchsqualit\u00e4ten zum endg\u00fcltigen Abschl\u00fcsse gediehen sein wird. Ludwig glaubte, dafs wir hierin weiter kommen w\u00fcrden, wenn man sich in Laboratorien, in denen viele Geruchsstoffe verwandt werden, so namentlich in Parf\u00fcmeriefabriken entschliefsen k\u00f6nnte, die einzelnen Stoffe auf die qualitativen Unterschiede der von denselben ausgel\u00f6sten Empfindungen sorgsam zu pr\u00fcfen und nach dem Ausfall dieser Untersuchung zu ordnen. Sollte nicht das ausgehende Jahrhundert auch noch diesen Triumph der Wissenschaft zu seinen Erfolgen verzeichnen d\u00fcrfen' um dadurch zugleich das Andenken an einen seiner gr\u00f6\u00fcsten M\u00e4nner zu ehren, dem die Wissenschaft so viel verdankt, der in \u00fcberaus wohl-thuender, herzgewinnender Freundlichkeit das Beste seiner Gedanken selbstlos seinen Sch\u00fclern gab und der so vielen ihren Weg gewiesen hat?\nIm Anschl\u00fcsse an die von Hatcraft aufgestellten Reihen, sowie an die von Mendeljeff, Lothar Meter, Jacques Passt, W. H. Julius und Ttndall . gelieferten Arbeiten sucht der Verfasser im XIV. Kapitel auf Grund olfaktometrischer und odorimetrischer Messungen die Beziehungen zwischen \u201eGeruch und Chemismus\u201c nachzuweisen.\nIm XV. Kapitel bespricht der Verfasser \u201edie spezifischen Energien des Geruchs\u201c. Es gen\u00fcge hier im allgemeinen hervorzuheben, dais der Verfasser sich auf die Seite der Anh\u00e4nger der Lehre von der spezifischen Energie der Sinnesorgane stellt und auf Grund von Versuchen und unter Herbeiziehung von F\u00e4llen partieller Anosmie und Parosmie zu \u00e4hnlichen Resultaten gelangt, wie Aronsohn nach der Abstumpfungsmethode bereits gefunden hat.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nLittaraturbericht.\nEin erster Anhang behandelt noch den chemischen Sinn der niederen Tiere, ein zweiter die klinisch-neurologische Geruchsmessung, w\u00e4hrend ein letzter das schon erw\u00e4hnte Literaturverzeichnis umfafst. Aus der im ersten Anhang entworfenen \u00dcbersicht \u00fcber die von den einzelnen Forschern aufgestellten Ansichten sei noch hervorgehoben, dafs der Verfasser das von W. Nagel k\u00fcrzlich so energisch verteidigte \u201echemische Sinnesorgan\u201c nur f\u00fcr wirbellose Tiere gelten lassen will, dafs man diesen Begriff nach demselben jedoch aufgeben m\u00fcfste, \u25a0 sobald man die Reihe der Wirbeltiere betritt, und dafs es nach unserer Kenntnis des anatomischen Baues der Fisch aase eine willk\u00fcrliche Behauptung sei, anzunehmen, \u201edafs die Nasentaschen der Fische nicht riechen, sondern schmecken\u201c.\tFriedr. Kiesow.\nWilh. Fileheb. Die Form des Himmelsgew\u00f6lbes. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. gm. Physiol Bd. 59. S. 279-308. 1894.\nEs ist bekannt, dafs Sonne und Mond am Horizont gr\u00f6fser erscheinen, als wenn sie hoch am Himmel stehen,* nicht minder bekannt ist, dafs das \u201eHimmelsgew\u00f6lbe\u201c uns gew\u00f6hnlich als ein abgeflachtes in Uhrglasform erscheint. Diese beiden vielumstrittenen* optischen Ph\u00e4nomene sucht der Verfasser durch eine Anzahl neuer Beobachtungen zu erl\u00e4utern und die s\u00e4mtlichen hierher geh\u00f6renden Thatsachen aus einem Prinzip zu erkl\u00e4ren. Er erg\u00e4nzt sogleich die erstgenannte Beobachtung durch die weitere, dafs auch die scheinbare Gr\u00f6fse eines St.em-bildes, \u201ewenn es nahe dem Zenith kulminiert, wesentlich geringer ist, als wenn.... es tiefen Stand am Himmel hat\u201c. Die Verschiedenheit in der scheinbaren Gr\u00f6fse von Sonne und Mond je nach ihrem Standort am Himmel erscheint daher nur als ein Spezialfall des allgemeinen Gesetzes, dafs am Himmel die gleichen Winkelst\u00fccke dem Auge um so gr\u00f6fser erscheinen, je gr\u00f6fser ihre Zenithdistanz ist.\nDie bisherigen Erkl\u00e4rungsversuche fafst der Verfasser unter drei Gesichtspunkten zusammen. Die erste Theorie (\u201eVergleichstheorie\u201c) behauptet, dafs Sonne und Mond am Horizont unter gleichen Winkeln mit entfernten Objekten auf dem Erdboden gesehen werden, wie H\u00e4user, Baumkronen u. s. w.; unwillk\u00fcrlich bringen wir sie deshalb mit diesen irdischen Objekten in Vergleich und halten sie f\u00fcr mehr als h\u00e4usergrofs u. s. w., was im Zenith nicht eintreten kann, wo solche Vergleichsobjekte fehlen. Die zweite Theorie (wir m\u00f6chten sie kurz \u201eEntfernungstheorie\u201c ^nennen) behauptet, dafs die Entfernung zwischen Auge und Horizont uns weit gr\u00f6fser erscheine als die H\u00f6he des Zeniths, weil diese Entfernung (nach Analogie der abgeteilten Linie) durch die zwischenliegenden Objekte markiert ist. Indem so die Horizontpartie des Himmels weiter hinausger\u00fcckt wird als die Zenithpartie, erscheinen Sonne und Mond gr\u00f6fser, weil wir sie bei gleichem Gesichtswinkel f\u00fcr ferner halten. Der dritte Erkl\u00e4rungsversuch zieht Alles das \u2019 in Betracht, was man unter Luftperspektive zu begreifen pflegt: die Klarheit oder Tr\u00fcbung der Atmosph\u00e4re, insbesondere Nebelerscheinungen, die F\u00e4rbung entfernter","page":462}],"identifier":"lit29969","issued":"1896","language":"de","pages":"450-462","startpages":"450","title":"H. Zwaardemaker: Die Physiologie des Geruches. Nach dem Manuskript \u00fcbersetzt von Dr. A. Junker von Langegg. Mit 28 Figuren im Text. Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann. 1895. 324 Seiten","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:53:01.511026+00:00"}