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{"created":"2022-01-31T15:03:12.173031+00:00","id":"lit29977","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 10: 471-472","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t\n471\nwendigwissens\u201c einiges Licht werfen, sind interessant. Sehr auffallend ist, dafs die Kinder, welche eine falsche Gr\u00f6fse bezeichnet hatten, in der Mehrzahl der F\u00e4lle durch die Suggestion auf das richtige Urteil gebracht werden \u2014 ganz besonders beim Vergleich aus dem blofsen Ged\u00e4chtnis.\nIm dritten Falle wurden Gruppen von Sch\u00fclern gepr\u00fcft, die in der Eegel zu vieren nebeneinander sais en. Es ergiebt sich eine geradezu \u00fcberraschende gegenseitige Beeinflussung der Sch\u00fcler. Sie nimmt nur wenig mit dem Alter ab.\nDie Verfasser glauben, dafs sich mit solchen Versuchen ein ungef\u00e4hres Mafs des Widerstandes finden l\u00e4fst, welchen das Gef\u00fchl der Gewifsheit modifizierenden Einfl\u00fcssen entgegensetzt. E. Meumann (Leipzig).\nDavid Irons. Debc\u00e0rteb and modern Theories of Emotion. Philos. Rev.\nIV. 3. S. 230-302. (1895.)\nIrons erwartet eine F\u00f6rderung der modernen Diskussion der Affekte durch ein Zur\u00fcckgehen auf Descartes. Die Darstellung, die Irons von den einschl\u00e4gigen Er\u00f6rterungen in Descartes\u2019 Passions de V\u00e2me giebt, l\u00e4fst aber einige Inkonsequenzen und ein Schwanken in den Anschauungen D.\u2019s erkennen, dem Irons selbst \u201enegligence with regard to the psychical characteristics of emotion as such\u201c nachsagt. Die modernen Affekt* theorien streift der Aufsatz nur ganz im Vor\u00fcbergehen.\nKu rella (Brieg).\nG. Verriebt. Lob bases physiologiques de la parole rhythm\u00e9e. Rev.\nN\u00e9o-Scolast. I. No. 1. S. 39- 52. 1894. und No. 2. S. 112-139.\nDie Beobachtungen von Stricker u. A. \u00fcber Tonusver\u00e4nderungen und schwache Innervationen der Kehlkopfmuskulatur, welche die Wortvorstellungen begleiten, und vor allem die bekannten Versuche von Cumberland \u00fcber \u201eGedankenlesen\u201c, endlich einige eigene Versuche \u00fcber Beziehungen zwischen Vorstellungen und Bewegungstendenzen veranlassen den Verfasser zu folgenden Behauptungen: 1. \u201eJede Vorstellung von einer Bewegung wird von einer Erregung der motorischen Zentren und von einer zentrifugalen nerv\u00f6sen Welle begleitet, die eine Modifikation des Tonus derjenigen Muskeln hervorruft, die zur Ausf\u00fchrung der betreffenden Bewegung Zusammenwirken m\u00fcfsten. Jede Vorstellung von einer Bewegung wird also von einem Beginn ihrer Ausf\u00fchrung begleitet, die \u00e4ufserlich latent bleibt, sich aber dem Experimentator f\u00fchlbar macht.\u201c 2. \u201eJede Vorstellung einer Linie, einer Bichtung, einer Kontur, einer Figur f\u00fchrt die Vorstellung von einer Bewegung herbei, die zum Zeichnen dieser Linie n\u00f6tig w\u00e4re, und sie bewirkt infolgedessen die entsprechenden muskul\u00e4ren Ver\u00e4nderungen\u201c. (S. 43.)\nEine \u00e4hnliche Wirkung haben auch die peripher ausgel\u00f6sten Bewegungsempfindungen. Bewegungsempfindungen wirken als motorische Beize, es gen\u00fcgt, einem Hypnotisierten die H\u00e4nde zu falten, und er macht alle weiteren Ausdrucksbewegungen eines Betenden, es gen\u00fcgt \u2014 f\u00fcgen wir hinzu \u2014, einer ataktischen hysterischen Person den Arm einige Male hin- und herzubewegen, und sie bewegt ihn spontan weiter. Auch die Wahrnehmung von Bewegungen, der Anblick von Bingern oder Schauspielern bringt entsprechende Bewegungstendenzen","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nLitteraturbericht.\nim Zuschauer hervor, und der Verfasser behauptet mit Hecht, dais zahlreiche \u00e4sthetische Effekte der bildenden und redenden K\u00fcnste auf solchen Bewegungsantrieben beruhen.\nNicht zum mindesten auch gilt das f\u00fcr das Wohlgefallen am Rhythmus. Die periodische Wiederkehr gleicher Bewegungsphasen ergiebt eine Akkumulation ihrer Wirkungen. Was f\u00fcr die physiologischen Grundlagen des Versrhythmus speziell in Betracht kommt, sind die rhythmischen Innervationen der Sprech- und Atemmuskulatur. Nun scheinen dem Verfasser die oben erw\u00e4hnten Thatsachen der latent bleibenden Mi tin nervation f\u00fcr die Zungen-, Kehlkopf- und Atemmuskulatur ganz besondere Bedeutung zu haben. Die unsere ganze Vorstellungsth\u00e4tigkeit best\u00e4ndig begleitenden Innervationen des gesamten Lautapparates sind nach seiner Meinung ganz besonders lebhafte, bei einiger Aufmerksamkeit kommen sie den meisten Menschen leicht zum Bewufstseiu. In der Kindheit seien sie am lebhaftesten, bei unkultivierten Menschen seien sie am besten zu beobachten, wie denn auch das motorische Ged\u00e4chtnis bei Kindern und Ungebildeten \u00fcberwiege. Der Kindermund und der Volksmund verwende deshalb in Liedern und Versen die Allitteration, die als wesentlich motorisches Ph\u00e4nomen aufzufassen sei. Haben nun die best\u00e4ndigen Bewegungsantriebe, die unser Vorstellen begleiten, eine starke Beziehung zu unseren Gef\u00fchlen, so liegt in der elementaren Beziehung der Worte als motorischer Vorg\u00e4nge zu unserem Gef\u00fchlsleben eine besondere Quelle der Wohlgef\u00e4lligkeit rhythmischer Wortverbindungen, die neben der gew\u00f6hnlich ausschlie\u00dflich beachteten Quelle des Gefallens an Versen, n\u00e4mlich dem Sinn des Gedichtes, eine ganz besondere Hervorhebung verdient. Unabh\u00e4ngig von seiner Bedeutung hat das Wort (und die Wortkombination) durch die Beziehung des motorischen Apparates, der zu seiner Hervorbringung dient, zu unseren Gef\u00fchlen eine Heihe von Eigenschaften, welche uns gefallen oder beleidigen. Darauf beruht ein grofser Teil der \u00c4sthetik des Wortes, des Verses, des Versrhythmus.\nEs m\u00fcssen also einerseits die kin\u00e4sthetischen Gef\u00fchle der Kehlkopfmuskulatur, andererseits die eigent\u00fcmliche Regulierung der Atem-holung diejenigen Faktoren sein, welche (urspr\u00fcnglich vielleicht ausschlie\u00dflich) die Verstechnik und die Hegeln ihrer wohlgef\u00e4lligsten Wirkungen bedingen. Die C\u00e4suren, die L\u00e4nge der Verse und Vers-abschnitte, aber auch die blofse Auswahl der Worte kommen dabei speziell f\u00fcr die Atemregulierung in Betracht.\nEs ist sehr schade, dafs der Verfasser, der Mediziner ist, nicht ein tieferes Eindringen in den physiologischen Zusammenhang zwischen rhythmischer Muskelbewegung, Atemregulierung u. s. w. einerseits und Lust und Unlust andererseits versucht. \u00dcberraschend aber sind die sehr zahlreichen Beispiele, die der Verfasser aus der Volks- und Kinderpoesie zum Beleg seiner theoretischen Vorstellungen anf\u00fchrt. In diesen aus allen Kultursprachen entlehnten Versen und Liedern, die zum Teil im Sinne der Theorie ganz vortrefflich analysiert werden, d\u00fcrfte der Haupt-wert der Arbeit von Vebeeest bestehen.\tE. Me\u00fcmann (Leipzig).","page":472}],"identifier":"lit29977","issued":"1896","language":"de","pages":"471-472","startpages":"471","title":"G. Verriest: Les bases physiologiques de la parole rhythm\u00e9e. Rev. N\u00e9o-Scolast. I. No. 1. S. 39-52. 1894. und No. 2. S. 112-139","type":"Journal Article","volume":"10"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:12.173037+00:00"}