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{"created":"2022-01-31T14:55:06.177977+00:00","id":"lit29982","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Aschkinass, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 44-52","fulltext":[{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Spektrobolometrische Untersuchungen \u00fcber die Durchl\u00e4ssigkeit der Augenmedien f\u00fcr rote\nund ultrarote Strahlen.\nVon\nE. Aschkinass.\n(Mit vier Figuren im Text.)\nIn einem vollst\u00e4ndigen Spektrum k\u00f6nnen wir im allgemeinen nur einen eng begrenzten mittleren Teil mit unserem Auge direkt wahrnehmen, w\u00e4hrend das ultraviolette und das ultrarote Gebiet, die Bereiche k\u00fcrzerer und l\u00e4ngerer Atherwellen, uns unsichtbar bleiben. Offenbar sind zweierlei Ursachen denkbar, die dieser Erscheinung zu Grunde liegen k\u00f6nnen : entweder vermag der Nervenapparat unseres Sehorgans infolge einer Art von Besonanz ausschliefslich auf Schwingungen bestimmter Dauer zu reagieren, oder jene unsichtbaren Strahlen werden von den Medien des Auges, die sie durchdringen m\u00fcssen, absorbiert, so dafs sie \u00fcberhaupt nicht bis zur Netzhaut gelangen.\nUm die wahre Ursache zu ermitteln, sind im Laufe der letzten f\u00fcnfzig Jahre eine gr\u00f6fsere Anzahl Untersuchungen ausgef\u00fchrt worden. Dieselben bestanden nat\u00fcrlich in der Erforschung des Absorptionsverm\u00f6gens der Augenmedien f\u00fcr die verschiedenen Gebiete des Spektrums. Dabei wurde f\u00fcr die ultravioletten Strahlen in unzweideutiger Weise nachgewiesen, dafs sie nur in sehr geringem Mafse absorbiert werden, der Grund ihrer Unsichtbarkeit also in der Unempfindlichkeit der Netzhaut f\u00fcr sie zu suchen ist. Dahingegen sind die \u00e4lteren Forscher in Bezug auf das ultrarote Gebiet zu teilweise sich widersprechenden Ergebnissen gelangt. Wenn nun auch z. B\u00bb die Untersuchungen von Fbanz und von Klug, die zu dem","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Spektrobolometrische Untersuchungen.\n45\nSchl\u00fcsse f\u00fchrten, dafs in dem Absorptionsverm\u00f6gen der Augenmedien nicht die Ursache der Unsichtbarkeit der ultraroten Strahlen liegen k\u00f6nne, mehr Zuverl\u00e4ssigkeit besitzen, als die Versuche von Br\u00fccke u. A., die das entgegengesetzte Resultat ergaben, so schien es doch nicht \u00fcberfl\u00fcssig zu sein, mit den modernen H\u00fclfsmitteln physikalischer Forschung den fraglichen Gegenstand aufs neue zu studieren. Die in den letzten Jahren zu so hoher Vollkommenheit ausgebildete spektrobolometrische Methode gew\u00e4hrt uns n\u00e4mlich die M\u00f6glichkeit, derartige Probleme mit einer fr\u00fcher nicht ann\u00e4hernd erreichten Exaktheit zu untersuchen. Ich unternahm es daher auf Anregung des Hrn. Professors Dr. A. K\u00f6nig, die Absorptionsspektra der Augenmedien auf bolometrischem Wege festzustellen.\nDas Prinzip der genannten Methode ist folgendes: An Stelle des Fadenkreuzes befindet sich im Fernrohr eines Spektrometers ein schmaler berufster Metallstreifen, der den einen der vier Zweige einer WHEATSTONEschen Br\u00fcckenkombination bildet. Die drei anderen Zweige sind ein f\u00fcr allemal gegen jede Bestrahlung gesch\u00fctzt. L\u00e4fst man nun (durch Emporziehen eines Fallschirmes) die Strahlen der Energiequelle in den Spektralapparat gelangen, so bewirken dieselben eine Erw\u00e4rmung des genannten Metallstreifens und daher eine \u00c4nderung seines Leitungswiderstandes, die sich in einer Ablenkung der Galvanometernadel zu erkennen giebt. Durch Drehung des Spektrometerfernrohres kann man den Bolometerwiderstand an jede beliebige Stelle des Spektrums bringen. Vor dem Apparate befindet sich noch eine geeignete Vorrichtung, um die Substanz, deren Absorptionsverm\u00f6gen bestimmt werden soll, nach Belieben in den Strahlengang ein- und ausschalten zu k\u00f6nnen. Es ergiebt sich daher aus zwei Galvanometerablesungen der durch Einschaltung des betreffenden Mediums entstandene Intensit\u00e4tsverlust f\u00fcr eine bestimmte Wellenl\u00e4nge.\nDie ausf\u00fchrlichen, unten mitgeteilten Messungen wurden an Pr\u00e4paraten von Bindsaugen vorgenommen Zur Kontrolle wurden dann noch f\u00fcr die Medien des menschlichen Auges analoge Versuchsreihen ausgef\u00fchrt. Letztere ergaben v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung mit den Beobachtungen am Rindsauge.\nIch beschr\u00e4nke mich an dieser Stelle darauf, die Resultate der Untersuchung mitzuteilen, indem ich f\u00fcr alle weiteren nur den Physiker interessierenden Einzelheiten auf meine ausf\u00fchrliche","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nE. Aschhinass.\nPublikation1 verweise. Dort finden sieb gleichzeitig die Ab-\nsorptionsspektra von reinemWasser in verschiedener Schichtdicke.\nIn dem hier in Betracht kommenden Bereiche zeigen die letzteren \u2022 \u2022\neine grofse \u00c4hnlichkeit mit denen der Augenmedien. Es sind daher auch an dieser Stelle die f\u00fcr eine 1 cm und eine 0,005 cm dicke Wasserschicht beobachteten Absorptionswerte mitgeteilt, und aufserdem sind zum Vergleiche mit den Messungen an der Cornea die aus jenen Beobachtungen f\u00fcr eine Wasserschicht von 0,06 cm Dicke durch Rechnung gefundenen Zahlen angegeben.\nIn den folgenden Tabellen I, II u. III bedeutet d die Dicke der untersuchten (planparallelen) Schicht, X die Wellenl\u00e4nge (1 \u2014 Vioooooo mm als Einheit genommen) und A die prozentische Absorption, d. h. den Betrag der absorbierten Energie, wenn die Intensit\u00e4t der ankommenden Strahlung gleich 100 gesetzt wird. In den entsprechenden Figuren 1, 2 u. 3 ist A als\nTabelle I. (Fig. 1.)\nd = 1 cm\nk\tA\t\t\tk\t\tA\t\n\tWasser\tGlask\u00f6rper\tLinse\t\tWasser\tGlask\u00f6rper\tLinse\n705\t2\t10\t\t935\t10,5\t16\t18,5\n715\t2,5\t10\t\t958\t21,5\t27\t26,5\n723\t1,5\t10\t\t980\t33\t38,5\t34,5\n732\t2,5\t11,5\t\t1008\t34\t38\t34\n742\t3,5\t10\t\t1035\t27\t30,5\t31,5\n753\t4\t10,5\t\t1063\t17,5\t22,5\t25,5\n766\t4\t10,5\t\t1095\t16,5\t22,5\t25\n780\t3,5\t12\t\t1127\t26,5\t31\t28,5\n793\t3\t10\t\t1162\t52\t59\t45,5\n806\t1,5\t8\t\t1205\t68,5\t71\t64\n822\t1,5\t8,5\t3,5\t1252\t\t71\t67\n838\t2.5\t10\t10,5\t1262\t70\t\t\n855\t4\t10,5\t14,5\t1300\t70\t73\t63,5\n872\t5,5\t9,5\t15,5\t1350\t80\t83\t69\n890\t6\t11\t16,5\t1400\t95,5\t96\t84\n912\t7,5\t13\t,\t17,5\t1450\t100\t100\t100\n1 E. Aschkxnass, \u00dcber das Absorptionsspektrum des fl\u00fcssigen Wassers und \u00fcber die Durchl\u00e4ssigkeit der Augenmedien f\u00fcr rote und ultrarote Strahlen. Wiedemanns Ann. Bd. 55. S. 401. 1895.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Spektrobolometrische Untersuchungen.\n47\nFunktion yon X graphisch dargestellt. Auf der Abscissenaxe sind aufser den Wellenl\u00e4ngen (in pu p) einige F\u00dfAUNHOEERsche Linien und das Ende des sichtbaren Spektrums besonders markiert.\nFig. 1.\nDicke der absorbierenden Schiebt = 1 cm.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nE. Aschkinass.\nTabelle II. (Fig. 2.)\nd = 0,005 cm\nX\tA\t\tX\tA\t\n\tWasser\tKammer- wasser\t\tWasser\tKammer- was^er\n793\t\u2014 0,51\t\u2014 2\t1550\t12,5\t14\n822\t\u2014 1\t\u2014 1\t1655\t7,5\t7\n855\t\u2014 0,5\t1\t1762\t8\t7,5\n890\t\u2014 0,5\t2\t1870\t29\t15\n935\t1\t1,5\t1978\t42,5\t42\n980\t0\t0,5\t2090\t19\t20\n1035\t1,5\t\u2014 2\t2203\t14\t14\n1095\t\u2014 0,5\t1,5\t2315\t19\t15,5\n1162\t\u2014 0,5\t-1,5\t2420\t36\t30,5\n1252\t1\t1,5\t2520\t46\t44,5\n1350\t0,5\t1\t2618\t66,5\t56,5\n1450\t16,5\t12,5\t2711\t88\t82\nTabelle III. (Fig. 3.)\nd \u2014 0,06 cm.\nX\tA\t\tX\tA\t\n\tWasser (berechnet)\tHornhaut\t\tWasser (berechnet)\tHornhaut\n705\t0\t32,5\t1162\t4\t24\n723\t0\t34\t1205\t7\t27,5\n742\t0\t34\t1300\t7\t25,5\n766\t0\t32,5\t1350\t9\t29,5\n793\t0\t29\t1400\t46\t44,5\n822\t0\t26\t1450\t88,5\t76\n855\t0\t26\t1500\t90\t92\n890\t0\t22\t1550\t80\t85\n935\t0,5\t21\t1602\t72\t72\n958\t1,5\t24\t1655\t60\t61\n980\t2,5\t25,5\t1762\t62\t53\n1008\t2,5\t24,5\t1816\t76,5\t65\n1035\t2\t20,5\t1870\t98\t74,5\n1063\t1\t22\t1924\t100\t91\n1095\t1\t21,5\t1978\t100\t98\n1127\t2\t20\t2034\t100\t100\n1 Die negativen Zahlen sind selbstverst\u00e4ndlich, auf Beobachtungs-fehler zur\u00fcckzuf\u00fchren; denn eine negative Absorption w\u00fcrde bedeuten, dafs die Substanz eine gr\u00f6fsere Intensit\u00e4t hindurchl\u00e4fst, als die Energiequelle selbst aussendet. Die wahren Werte unterscheiden sich offenbar nur sehr wenig von Null.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Speklrobolometrische Untersuchungen.\n49\n\nO*\n.55*\n\u00bb1\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XI\n4\nDicke der absorbierenden Schicht = 0.005 cm.","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nE. Aschkinass.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Spektrobolometrische Untersuchungen.\n51\nVergleicht man die Absorptionszahlen des Wassers mit den entsprechenden Werten, welche den Angenmedien zu-kommen, so ergiebt sich v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung in der Lage der Maxima und Minima. Die absoluten Werte der Absorptionen sind allerdings beim Wasser grofsenteils etwas geringer; man bemerkt indessen, dafs die Zahlen im allgemeinen um so besser \u00fcbereinstimmen, je l\u00e4nger die Wellen werden, so dafs man die Abweichungen sicherlich der Hauptsache nach den unvermeidlichen Tr\u00fcbungen der Pr\u00e4parate zuschreiben darf, die schon dem blofsen Auge bemerkbar waren. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs ohne diese Tr\u00fcbungen die Augenmedien v\u00f6llig gleiche Absorptionen zeigen wie das Wasser.\nWenn dies thats\u00e4chlich der Pall ist, so kann ich die Absorptionswerte, die der Gesamtheit der Medien des menschlichen Auges zukommen, ermitteln, indem ich aus meinen sonstigen, zum Teil in Tabelle I und II wiedergegebenen, Messungen die entsprechenden Gr\u00f6fsen f\u00fcr eine Wasserschicht von 2,28 cm Dicke berechne; 2,28 cm betr\u00e4gt n\u00e4mlich die Entfernung vom Scheitel der Cornea bis zur Retina. Es ergeben sich dann die in Tabelle IV enthaltenen und in Fig. 4 graphisch dargestellten Werte.\nWenn nun auch nicht mit voller Sicherheit nachgewiesen ist, dafs diese durch Rechnung gefundenen Werte ganz genau\nTabelle IV.\nWasser, d = 2,28 cm (Auge des Menschen).\nk\tA\tl\tA\n670\t1\t958\t43\n690\t1\t980\t60\n710\t2,5\t1008\t60,5\n730\t5\t1035\t47,5\n750\t6\t1063\t36\n770\t6,5\t1095\t34,5\n790\t5\t1127\t48,5\n810\t5\t1162\t82\n830\t8\t1205\t93\n850\t8\t1252\t94\n872\t10,5\t1300\t93,5\n890\t12\t1350\t97,5\n912\t16,5\t1400\t100\n935\t24\t\t\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nE. Aschkinass.\nden tats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnissen entsprechen, so liefern doch meine faktischen Beobachtungen \u2014 wie aus Tabelle I\u2014III ersichtlich ist \u2014 in dem f\u00fcr die vorliegende Frage wichtigsten Punkte das n\u00e4mliche Ergebnis: dafs erst von ca. 1400 pp an die Strahlen von den Medien des Auges nicht mehr merk-\nsicMbarenSpecirums\nFig. 4.\nBerechnete Absorption in einer Wasserschicht von 2.28 cm = der Axenl\u00e4nge\ndes menschlichen Auges.\nlieh hindurchgelassen werden, dafs aber an der Grenze des sichtbaren Gebietes die Absorption noch keine besonders intensive ist. Es folgt hieraus also, dafs die Ursache der Unsichtbarkeit der ultraroten Strahlen in der Unempfindlichkeit der Uetzhautelemente f\u00fcr dieselben zu suchen ist.","page":52}],"identifier":"lit29982","issued":"1896","language":"de","pages":"44-52","startpages":"44","title":"Spektrobolometrische Untersuchungen \u00fcber die Durchl\u00e4ssigkeit der Augenmedien f\u00fcr rote und ultrarote Strahlen","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:06.177983+00:00"}