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{"created":"2022-01-31T14:56:42.427336+00:00","id":"lit29986","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 54-55","fulltext":[{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nLitteraturbericht.\nLewis C. Bruce, Notes of a case of dual brain action. Brain, Spring 1895. Part LXIX. S. 54-65.\nVerfasser glaubt, einen Fall \u201ezweifacher Hirnaktion\u201c beobachtet zu haben, d. h. nach seiner eigenen Definition einen Fall, in welchem abwechselnd zwei verschiedene Bewufstseinszust\u00e4ncle auftreten und abwechselnd bald die linke, bald die rechte Gfrofshirnhemisph\u00e4re einen vorwiegenden Einflufs auf die motorischen Funktionen aus\u00fcbt. Er st\u00fctzt sich dabei namentlich auf die Beobachtung, dafs der Kranke, welcher aus Wales stammte und seit 15 Jahren geisteskrank wrar, in der einen Krankheitsphase geistig sehr lebhaft und heiter gestimmt war, vorwiegend Englisch sprach und vorwiegend die rechte Hand zu Verrichtungen gebrauchte, w\u00e4hrend er in der anderen Phase teilnahmlos und \u00e4ngstlich ist, fast unverst\u00e4ndlich und nur W\u00e4lisch spricht und auch nur W\u00e4lisch versteht, die einfachsten Dinge nicht erkennt, mit der linken Hand schreibt (von links nach rechts) etc. In der \u201eenglischen Phase\u201c vermag Patient sich nicht auf die Erlebnisse vorausgegangener w\u00e4lischer Phasen zu besinnen.\nReferent glaubt, dafs es sich einfach um eine chronische Psychose mit cirkul\u00e4rem Verlauf gehandelt hat. In der maniakalischen Phase sprechen solche Kranke oft gern eine gew\u00e4hltere Sprache (in Deutschland z. B. Leute vom Land nicht selten Hochdeutsch, w\u00e4hrend umgekehrt G-ebildete pl\u00f6tzlich Plattdeutsch zu sprechen anfangen). Das Nicht-erkennen einfacher Objekte im anderen Stadium beruht auf der in diesem vorherrschenden Hemmung und Depression, nicht aber, wie Verfasser meint, auf der Minderwertigkeit der jetzt angeblich allein funktionierenden rechten Hemisph\u00e4re. Die Amnesie f\u00fcr die stupor\u00f6se Phase ist eine Erscheinung, welche jeder Irrenarzt gegentlich bei schweren, cirkul\u00e4r verlaufenden Psychosen beobachtet. Sie beruht darauf, dafs infolge der Hemmung und der pathologischen Affektreaktion Erinnerungsbilder nur in geringer Zahl und von geringer Sch\u00e4rfe erworben werden. Der \u2014 \u00fcbrigens nicht ganz reine \u2014 Wechsel von Links- und Rechtsh\u00e4ndigkeit ist gewifs sehr interessant. Leider ist nicht bekannt, ob Patient in gesunden Zeiten Linksh\u00e4nder gewesen ist. Auch hat Verfasser dynamometrische Pr\u00fcfungen vers\u00e4umt. Am n\u00e4chsten liegt die Annahme, dafs die Linksh\u00e4ndigkeit in der w\u00e4lischen Phase auf psychischen Motiven (Wahnvorstellungen etc.) beruht, jedenfalls viel n\u00e4her, als die Annahme des Verfassers, wonach die linke Hirnhemisph\u00e4re an Manie, die rechte an Melancholie und Demenz leiden w\u00fcrde.\tZiehen (Jena).\nA. G-rosglik. Zur Physiologie der Stirnlappen. Arch. f. Anat. u. Phys.\nPhys. Abt. 1895. S. 98\u2014129.\nNach einer kurzen, \u00fcbrigens unvollst\u00e4ndigen Litteratur\u00fcbersicht berichtet Verfasser \u00fcber seine eigenen Versuche. Er hat im Laboratorium von Lukjanow bei Hunden den Stirnlappen teils einseitig, teils doppelseitig (in zwei Zeiten) exstirpiert. Die wichtigsten Beobachtungsergebnisse sind folgende : Weder nach einseitiger, noch nach doppelseitiger","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turbericht.\n55\nExstirpation des Stirnlappens treten Intelligenzst\u00f6rungen auf. Ebenso ist Sehen und H\u00f6ren durchaus intakt. Nach einseitiger Exstirpation beobachtet man:\n1.\teine St\u00f6rung des Tast-, Schmerz- und Muskelgef\u00fchls, sowie eine Parese der gegenseitigen Extremit\u00e4ten und\n2.\teine Herabsetzung der Sensibilit\u00e4t an der entgegengesetzten H\u00e4lfte des Nackens und .Rumpfes, sowie eine Parese derjenigen Muskeln, welche die Bewegungen des Kopfes und der vorderen Eumpf-h\u00e4lfte nach der entgegengesetzten Seite (unter gleichseitiger Kr\u00fcmmung der Wirbels\u00e4ule mit der Konvexit\u00e4t nach der Seite der Verletzung) bewirken.\nDie sub 1 genannten St\u00f6rungen glichen sich ziemlich rasch aus. Erheblich hartn\u00e4ckiger sind die paretischen Erscheinungen an der Wirbels\u00e4ule. Doch gehen auch diese binnen 2\u20143 Monaten v\u00f6llig zur\u00fcck. Entfernt man alsdann den zweiten Stirnlappen, so treten dieselben motorischen und sensiblen St\u00f6rungen nur auf der dem zuletzt entfernten Lappen gegen\u00fcberliegenden Seite auf, um ebenfalls allm\u00e4hlich wieder zu verschwinden. Nach L\u00e4sionen der eigentlichen motorischen Zone (Gyrus sigmoideus) hat G. niemals St\u00f6rungen der Nacken- bezw. Kumpfbewegungen beobachtet. Er schliefst sich daher im wesentlichen Munk dahin an, dafs er im Stirnlappen ein Kumpf- und Nackenzentrum annimmt,, nur glaubt er, innerhalb des Stirnlappens diese beiden nicht trennen zu k\u00f6nnen. Auch hebt er hervor, dafs die St\u00f6rungen niemals so persistent sind, wie Munk annimmt. Er schliefst aus seinen Versuchen, dafs bei der Restitution die gleichseitige Extremit\u00e4tenregion f\u00fcr den exstirpierten Stirnlappen eintritt.\tZiehen (Jena).\nH. Munk. \u00dcber die F\u00fchlsph\u00e4ren der Grofshirnrinde.\tSitz-ungsber. d.\nk\u00f6nigl. prenfs. Akad. d. Wiss. 1893. S. 759; 1894. XXXVI. S. 823; 1895. XXX. S. 595.\nDiese Mitteilungen Munks schliefsen sich an die Abhandlung vom Jahre 1892 an, welche in dieser Zeitschrift, Bd. VII, S. 212 referiert worden ist. Die erste der jetzt vorliegenden Mitteilungen behandelt die Bewegungsst\u00f6rungen nach Exstirpation der Extremit\u00e4tenregionen. Verfasser betont zun\u00e4chst, dafs bei dem Hunde keine Kontrakturen ein-treten, bei dem Affen hingegen Kontrakturen bald eintreten, bald nicht. Alsdann giebt er eine sehr ausf\u00fchrliche Schilderung der Bewegungsst\u00f6rungen der rechtsseitigen Extremit\u00e4ten bei solchen Affen, bei welchen \u2022die (linksseitige) Exstirpation nicht zur Entstehung von Kontrakturen gef\u00fchrt hat. Wir m\u00fcssen hier auf das Original verweisen und geben nur die Zusammenfassung des Verfassers wieder. Danach sind \u201eGemeinschaftsbewegungen\u201c und \u201eSonderbewegungen\u201c der Extremit\u00e4ten zu unterscheiden Erstere sind dadurch ausgezeichnet, dafs sie \u201ezusammen, in Verbindung oder in der Keihe, mit Bewegungen anderer K\u00f6rperteile erfolgen\u201c, w\u00e4hrend die Sonderbewegungen isoliert auftreten. Nur anfangs sind bei dem operierten Tiere die Gemeinschaftsbewegungen f\u00fcr kurze Zeit verschwunden, dann stellen sie sich wieder ein, zun\u00e4chst sehr ungeschickt, .allm\u00e4hlich immer besser, bis ca. sechs bis acht Wochen nach der","page":55}],"identifier":"lit29986","issued":"1896","language":"de","pages":"54-55","startpages":"54","title":"A. Grosglik: Zur Physiologie der Stirnlappen. Arch. f. Anat. u. Phys. Phys. Abt. 1895. S. 98-129","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:42.427341+00:00"}