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{"created":"2022-01-31T14:57:52.140592+00:00","id":"lit29998","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 66-67","fulltext":[{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nLi tier a turbericht.\nder erste Teil der vorliegenden Abhandlung nach, dafs und warum eine solche durch keinen der bisherigen Versuche bewiesen, ja im Gegenteil bei dem gegenw\u00e4rtigen Stande unserer Kenntnisse unbeweisbar und h\u00f6chst unwahrscheinlich ist. Der zweite Teil legt dar, dafs nach der W\u00fcNDTSchen Theorie ein Differenzton laut und deutlich geh\u00f6rt werden m\u00fcfste, wenn zwei entsprechende Stimmgabeln auf beide Ohren verteilt werden, w\u00e4hrend in Wirklichkeit dieser Differenzton unter den angegebenen Bedingungen gerade durchaus vermifst wird.\nA. Thi\u00e9ry. \u00dcber geometrisch-optische T\u00e4uschungen. Philos. Stud. XI. 3. S. 307\u2014370. (1895.)\nDer Verfasser beabsichtigt, der Reihe nach Bichtungs-, Gr\u00f6fsen-und Kr\u00fcmmungst\u00e4uschungen zu untersuchen; die vorliegende Arbeit bespricht nur die ersteren, insbesondere die Z\u00d6LLNERSche Figur und die verwandten Erscheinungen. Der Verfasser denkt sich die Sache folgenderweise. Wenn man aus einer Z\u00f6LLNERschen Figur zwei benachbarte L\u00e4ngsstreifen mit zugeh\u00f6rigen Querstrichen herausnimmt, so erwecken diese die Vorstellung eines Prismas, von welchem zwei Seiten dem Beobachter zugewendet sind, und welches um eine in der Zeichnungsebene befindliche, zu den L\u00e4ngsstreifen senkrechte Achse gedreht worden ist. Dementsprechend scheinen die L\u00e4ngsstreifen nach einer Seite sich vom Beobachter zu entfernen, nach der anderen sich ihm zu n\u00e4hern-indem aber die Abst\u00e4nde zwischen den Endpunkten derselben beiderseits unter gleichen Gesichtswinkeln wahrgenommen werden, schliefst man, dafs der Abstand zwischen den entfernter scheinenden Endpunkten thats\u00e4chlich gr\u00f6fser ist, als der andere. Indem sich das n\u00e4mliche mit jedem Paar benachbarter L\u00e4ngsstreifen wiederholt, entstehe die bekannte T\u00e4uschung. \u2014 Zur Best\u00e4tigung dieser Theorie wird der GuYEsche Versuch angef\u00fchrt; Referent erlaubt sich aber zu bemerken, dafs nach Guye die plastische Auffassung eben anf\u00e4ngt, wo die T\u00e4uschung aufh\u00f6rt. Des weiteren erkl\u00e4rt der Verfasser nicht, warum von den beiden auch nach ihm gleich m\u00f6glichen plastischen Auffassungsweisen (konvex oder konkav) immer diejenige gew\u00e4hlt wird, welche seine Theorie braucht; von vornherein wahrscheinlich ist diese Wahl gewifs nicht, involviert sie doch eine Auffassung, welche es nach der eigenen Bemerkung des Verfassers unm\u00f6glich macht, die verschiedenen Teile der Figur als ein plastisches Gebilde zu sehen. Der Verfasser bemerkt mit Recht, dafs nach seiner Theorie monokulare Betrachtung, indem sie die plastische Auffassung beg\u00fcnstigt, die T\u00e4uschung verst\u00e4rken mufs ; in der einzigen von ihm mitgeteilten einschl\u00e4gigen Versuchsreihe verhalten sich aber die aus binokularer und monokularer Betrachtung resultierenden T\u00e4uschungsbetr\u00e4ge bei normaler Figurlage wie 127.1: 58.3, bei 20\u00b0, 40\u00b0, 60\u00b0 Drehung um eine vertikale Achse bezw. wie 144.9 :84.9, 168.9: 129.9 und 202.5 : 198.8, und nur bei 80\u00b0 Drehung wie 97.5:127.5; was den Verfasser jedoch nicht hindert, zu schliefsen: \u201eauf Grund von quantitativen Messungen haben wir nur best\u00e4tigen k\u00f6nnen, dafs in der Z\u00f6llner sehen Figur die","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n67\nT\u00e4uschung in der That gr\u00f6fser sein kann f\u00fcr das monokulare Sehen.\u201c In der That: sein kann. \u2014 Auch die weiteren quantitativen Bestimmungen enthalten nichts, was der Theorie eine wesentliche St\u00fctze gew\u00e4hren k\u00f6nnte. Die naheliegende und f\u00fcr die Theorie h\u00f6chst bedeutsame Drage nach der Abh\u00e4ngigkeit der T\u00e4uschung von der Neigung der Querstriche wird keiner experimentellen Pr\u00fcfung unterzogen. Dagegen wird der Einflufs verschiedener Drehungen der Figur ausf\u00fchrlich untersucht, und gefunden, dafs die T\u00e4uschung durch Drehung verst\u00e4rkt oder herabgesetzt wird, je nachdem die Drehungsachse sich zu den L\u00e4ngsstreifen parallel oder senkrecht verh\u00e4lt. \u2014 Aus dem erw\u00e4hnten Prinzip erkl\u00e4rt der Verfasser auch die HERiNGSche und die PoGGENDOREsche T\u00e4uschung. In betreff der letzteren wird gefunden, dafs die T\u00e4uschung mit dem Abstand der Parallelen w\u00e4chst, bei gleichen Querstreifen gr\u00f6fser ist, als bei ungleichen, und bedeutend kleiner wird, wenn die Dichtung der Querstreifen derjenigen der Verbindungslinie zwischen den Augen parallel ist. \u2014 Mit B\u00fccksicht auf die geringe Zahl der Beobachter und die bedeutenden pers\u00f6nlichen Differenzen glaubt Beferent, dafs die gewonnenen Zahlen nur provisorischen Wert beanspruchen k\u00f6nnen.\nHeymans (Groningen).\nM. J. Monrad. \u00dcber den psychologischen Ursprung der Poesie und Kunst. Arch. f. systemat. Philos. I. Bd. Heft 3. S. 347\u2014362. 1895.\nEin nicht uninteressanter Versuch, die empiristische \u00c4sthetik des Aristoteles mit der spekulativen Hegels zu vereinigen. \u2014 F\u00fcr die k\u00fcnstlerische Produktion stellt Aristoteles zwei Grundprinzipien auf : das Prinzip der Nachahmung und das Prinzip der rhythmisch-harmonischen Behandlung des Dargestellten. Monrad geht haupts\u00e4chlich von der Nachahmung aus und sucht von da zu dem HEGELSchen \u201eDurchscheinen der Idee\u201c zu gelangen, wobei er sich nicht ohne Gl\u00fcck auch ein wenig der Methode Hegels bedient. Er l\u00e4fst n\u00e4mlich das noch tierische, nicht von inneren Bildern begleitete Nachahmen in ein blofs innerliches Nachahmen Umschlagen (wodurch der objektive Eindruck subjektiv beeinflufst, der \u201eIdee\u201c angen\u00e4hert, rationalisiert wird), und erst diese innere Nachahmung f\u00fchrt dann, indemsie sich wieder \u00e4ufserlich objektiviert, zum eigentlichen Kunstwerk. Je \u00f6fter auf solche Weise Kunstwerke entstehen, desto mehr werden sie sich durch Wechselwirkung von allem blofs Individuellen befreien, desto [mehr werden sie sich zum vollkommenen Ausdruck der \u201eIdee\u201c und damit zur h\u00f6chsten Sch\u00f6nheit ausgestalten. \u2014 Auch der Bhythmus und die Harmonie (das zweite Prinzip des Aristoteles) sind der nat\u00fcrliche Ausdruck der sich frei entfaltenden Idee. \u2014 Das \u00e4sthetische Geniefsen endlich beruht auf der Freude am Wiedererkennen (Aristoteles), wobei der neue Eindruck mit dem Erinnerungsbild entsprechender fr\u00fcherer Eindr\u00fccke verschmilzt, ein Prozefs, durch den abermals das blofs Individuelle in den Hintergrund gedr\u00e4ngt, das Durchscheinen der Idee (Hegel) beg\u00fcnstigt wird.\nObwohl Monrads abstrakter Idealismus und seine Negierung des individuellen Gehaltes den modernen Vertretern der \u00c4sthetik wenig\n5*","page":67}],"identifier":"lit29998","issued":"1896","language":"de","pages":"66-67","startpages":"66","title":"A. Thi\u00e9ry: \u00dcber geometrisch-optische T\u00e4uschungen. Philos. Stud. XI. 3. S. 307-370. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:52.140597+00:00"}