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{"created":"2022-01-31T14:50:04.088648+00:00","id":"lit30006","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 153-154","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nW. Heinrich. Die moderne physiologische Psychologie in Deutschland.\nZ\u00fcrich, Speidel. 1895. 235 S.\nDer von ihm beabsichtigten Neubegr\u00fcndung der Aufmerksamkeitstheorie hat Verfasser in der vorliegenden Arbeit eine Kritik des bisher Vorhandenen vorangeschickt. Sie setzt an ihre Spitze den Satz vom psychophysischen Parallelismus und nimmt dann weiter im Sinne der AvENARiusschen Erkenntnistheorie an, dafs die physischen Erscheinungen das Prim\u00e4re der Untersuchung seien, das Psychische hingegen das Sekund\u00e4re, so dafs man nicht f\u00fcr das Psychische den zu Grunde liegenden physischen Prozefs suchen d\u00fcrfe; vielmehr habe man umgekehrt von den objektiven Vorg\u00e4ngen aus auf das subjektive Geschehen zu schliefsen.\nHiernach k\u00f6nnte es den Anschein haben, als ob eine bisher noch unbekannte M\u00f6glichkeit best\u00fcnde, den physiologischen Grundlagen des Seelenlebens direkt zu Leibe zu gehen. Um so entt\u00e4uschender wirken aber die von H. bei Besprechung von Avenarius gegebenen Proben, aus gewissen sog. empirokritischen Axiomen heraus auf analytischem Wege einen Einblick in den Mechanismus der Aufmerksamkeit finden zu wollen.\nEs verlohnt kaum der M\u00fche, der von Heinrich von diesem Standpunkte aus ge\u00fcbten Kritik im Einzelnen nachzugehen. Zum Verst\u00e4ndnisse Fechners fehlen ihm die n\u00f6tigsten experimentellen Erfahrungen; wie k\u00f6nnte er sonst behaupten, die verschiedenen Abstufungen eines Kot seien qualitativ ebenso ganz verschieden, wie rot und s\u00fcfs! Bez\u00fcglich G. E. M\u00fcllers hat er sich an dessen Dissertation gehalten, ohne die Ergebnisse sp\u00e4terer Arbeiten f\u00fcr die Aufmerksamkeitstheorie zu ber\u00fccksichtigen. Des Keferenten Abhandlung \u00fcber das gleiche Thema erf\u00e4hrt den Vorwurf, sie k\u00f6nne nicht alle Erscheinungen der Aufmerksamkeit erkl\u00e4ren, ohne dafs freilich angegeben wird, wo die L\u00fccke geblieben ist. Das gegen Wundts Apperzeptionshypothese Gesagte ist nicht neu, ihn wie Ziehen trifft der Vorwurf, den psychophysischen Parallelismus nicht scharf durchgef\u00fchrt zu haben. K\u00fclpe hat sich nach Heinrich von dem WuNDTSchen Fehler, psychologische Theorien zu konstruieren, ohne auf die zu Grunde liegenden Erscheinungen K\u00fccksicht zu nehmen, zwar losgemacht, aber sein Versuch, sich auf die Analyse der Abh\u00e4ngigkeit der inneren Wahrnehmungen von dem erlebenden Individuum zu beschr\u00e4nken, gelinge nicht immer. Mit seiner Anerkennung der M\u00fcNSTERBERGSchen Kritik als \u00fcberall scharf and zutreffend steht Verfasser recht einsam da, w\u00e4hrend er freilich die Ergebnisse von M\u00fcnsterbergs Versuchen als","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLitt er atu r bericht.\nl\u00fcckenhaft und unvollst\u00e4ndig erkl\u00e4rt bezeichnet. Nach einer Besprechung des von Avenarius in der \u201eKritik der reinen Erfahrung\u201c dargelegten erkenntnistheoretischen Standpunktes, welcher nachzugehen hier nicht der Ort ist, stellt Verfasser es als Aufgabe der Psychologie hin, nur die physischen Vorg\u00e4nge zu beschreiben, da das Psychische der objektiven Betrachtung unzug\u00e4nglich und nur insofern zu ber\u00fccksichtigen sei, als es zur Nacherzeugung fremder Erfahrungen n\u00f6tig werde.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nWesley Mills. The psychic development of young animals and its physical correlation. Transact, of Boy. Soc. Canada. 1894. Section IV. S. 31\u201462.\nDie f\u00fcr die vergleichende Psychologie wertvolle Untersuchung behandelt die Entwickelung der Sinne und der Seele des Hundes. An einer gr\u00f6fseren Zahl junger Hunde wurden von der Geburt an bis zum 60. Tage Beobachtungen angestellt und in Eorm eines Tagebuches aufgezeichnet. Es kann hier nat\u00fcrlich nur \u00fcber die wichtigsten Resultate berichtet werden. Schon bei der Geburt undeutlich vorhanden, entwickeln sich zuerst Geruch und Tastsinn, etwas sp\u00e4ter erst, nachdem Augen und Ohren ge\u00f6ffnet, Gesichts- und H\u00f6rsinn. Die erste psychische Regung stellt wohl die Neigung zum Spielen dar. Sie wurde zuerst am 15. Tage beobachtet. Reflexbewegungen des Auges und Ohres nach Ber\u00fchrungen traten zuerst am 13., resp. 17. Tage auf. Schliefsen der Augen bei drohender Ann\u00e4herung der Hand erfolgte zuerst am 15. Tage. Die Periode der schnellsten Fortschritte in der geistigen Entwickelung beginnt mit der v\u00f6lligen Reife der Sinne und dauert bis zum 45. Tage. Nach dem 60. Tage gleicht das junge Tier schon aufserordentlich den \u00e4lteren, weshalb Verfasser auch mit diesem Tage seine Mitteilungen abschliefst.\tSchaefer (Rostock).\nJohn B. Hayceaft. Nat\u00fcrliche Auslese und Rassenverbesserung. Autorisierte deutsche Ausgabe von Dr. Hans Uurella. 216. S. Bibliothek f\u00fcr Sozialwissenschaft. Bd. 2. Leipzig. Georg H. Wigands Verlag. 1895.\nDas in der englischen Originalausgabe bereits 1894 erschienene Werk ist aus vier Vorlesungen hervorgegangen, von denen der Verfasser die erste schon 1890 in der Edinburgh Health Society unter dem Titel \u201eDie Wichtigkeit des Gesundheits- und Sch\u00f6nheitsideals f\u00fcr den Rassenfortschritt\u201c gehalten und als zweite Nummer der elften Serie der Schriften jener Gesellschaft publiziert hat, w\u00e4hrend die drei \u00fcbrigen erst 1894 zu London vor dem Royal College of Physicians vorgetragen und sodann im Lancet ver\u00f6ffentlicht wurden. Durch die Neubearbeitung, welche diese 7ortr\u00e4ge erfuhren und welche uns nunmehr in einer trefflichen deutschen \u00dcbersetzung vorliegen, will der Verfasser den Bed\u00fcrfnissen eines weiteren Leserkreises Rechnung tragen. Er wendete sich daher an ein Publikum, welches sich nicht ausschliefslich aus Medizinern und naturwissenschaftlichen Fachgelehrten zusammensetzt. Durch die \u00fcberaus leicht verst\u00e4ndliche und klare Fassung, in der die einzelnen Probleme vorgetragen werden, d\u00fcrfte der Verfasser seinen Zweck vollauf erreicht haben.","page":154}],"identifier":"lit30006","issued":"1896","language":"de","pages":"153-154","startpages":"153","title":"W. Heinrich: Die moderne physiologische Psychologie in Deutschland. Z\u00fcrich, Speidel. 1895. 235 S.","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:04.088653+00:00"}