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{"created":"2022-01-31T15:03:51.848424+00:00","id":"lit30021","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 165-166","fulltext":[{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n165\nErkl\u00e4rung die Ber\u00fchrungsassoziation ausreicht. Kurz, alle Erscheinungen, welche man auf echte Ahnlichkeitsassoziation gr\u00fcndete, lassen sich ebensogut, ja besser aus der Ber\u00fchrungsassoziation begreifen, so dafs Verfasser zum gleichen Ergebnis kommt, wie James, K\u00fclpe, M\u00fcnsterberg, Lehmann, Referent und Andere. Nur \u00fcber die Kontrastassoziation hat er sich nicht ge\u00e4ufsert. Selbst f\u00fcr die Aufmerksamkeit gewinnt A. hieraus eine zureichende Erkl\u00e4rung, ohne dafs man, wie Wundt, einen ganz neuen Prozefs, die Apperzeption, einzuschieben braucht.\nDamit schliefst die interessante Untersuchung. Sie h\u00e4tte freilich noch einmal \u00fcberarbeitet und ausgefeilt werden sollen, dann w\u00e4ren die Begriffsbestimmungen deutlicher und sch\u00e4rfer, die Sprache klarer und sicherer und last not least der Druckfehler weniger. Das sind Dinge, welche die Wirkung der scharfsinnigen Arbeit, die nicht ohne Litteraturkenntnis \u2014 es fehlen allerdings Namen, wie M\u00fcnsterberg, Lehmann, Eerri \u2014 geschrieben ist, merklich beeintr\u00e4chtigen. Im grofsen und ganzen aber begr\u00fclst Referent die Untersuchung, um so mehr, als sie seine eigenen Resultate (\u00dcber die Grundformen der Vorstellungsverbindungen.\u201c Philos. Monatsh. XXVIII. S. 385ff., 513 ff.) durchg\u00e4ngig best\u00e4tigen.\tM. Ofener (Aschaffenburg).\nBergemann. Ged\u00e4chtnis-theoretische Untersuchungen und mnemotechnische\nSpielereien im Altertum. Arch. f. Gesch. d. Philos. Neue Folge. Bd. I.\nS. 336\u2014352 u. 481\u2014497. 1895.\nDer Verfasser giebt uns hier einen \u00dcberblick \u00fcber die antiken Ged\u00e4chtnistheorien, die auch heute noch manches Interesse haben. Neues freilich findet sich kaum darin. Es sind die meist seit langem gesicherten Ansichten wieder zusammengestellt, ohne dafs der wissenschaftliche Zweck der Arbeit, etwa Kritik entgegenstehender Meinungen u. dergl., recht ersichtlich w\u00e4re. Dieser Umstand, sowie das in den allerbescheidensten Grenzen bleibende Eingehen auf die Speziallitteratur und das Hereinziehen mit dem Thema nur in loserer Verbindung stehender Momente, legen den Gedanken nahe, dafs der Verfasser sich urspr\u00fcnglich an einen weiteren Leserkreis als denjenigen dieser Zeitschrift wenden wollte, schliefslich aber aus irgendwelchen Gr\u00fcnden seine \u00fcbrigens verl\u00e4ssigen Untersuchungen hier ver\u00f6ffentlichte.\nNach ein paar Worten \u00fcber Parmenides und Diogenes von Apollonia giebt er eine \u00fcbersichtliche Darstellung von Platos Ansichten. Warum allerdings bei Plato die pvrjprj mehr psychophysisch sein soll als die clvct[xvrjGig, ist nicht einzusehen. Es m\u00fcfste denn die F\u00e4higkeit psychophysischer sein als die entsprechende Th\u00e4tigkeit. Hier h\u00e4tte sich der Verfasser \u00fcbrigens mit Windelband auseinandersetzen k\u00f6nnen, welcher (Geschichte der Philosophie im Altertum S. 277) pvrjprj schon hier als unwillk\u00fcrliches, dv\u00e2fxvrjGt\u00e7 als willk\u00fcrliches Erinnern auf-fafst, eine Unterscheidung, die wir erst Aristoteles zuzuschreiben gewohnt sind.\nIn \u00e4hnlich ausf\u00fchrlicher Weise wird des Aristoteles Ged\u00e4chtnislehre behandelt, welche er meines Erachtens mit Recht als grofsen Fortschritt \u00fcber Plato hinaus betrachtet. Dafs er auch damit in direkten","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nLitter aturbericht.\nGegensatz zn Windelband (a. a. 0.) ger\u00e4t, der die Grundlage bereits von Plato gelegt sein l\u00e4fst, freilich ohne den Beweis zu liefern, scheint dem Verfasser entgangen zu sein; wenigstens erw\u00e4hnt er nichts. Zu eng fafst er die Bedeutung von avvsyyvg\\ es bedeutet r\u00e4umliches wie zeitliches Zusammensein, und zwar letzteres sowohl im Sinne von Gleichzeitigkeit wie von unmittelbarer Aufeinanderfolge. Auch der Kritik, die der Verfasser an Aristoteles\u2019 Aufstellung einer \u00c4hnlichkeitsassoziation \u00fcbt, m\u00f6chte ich nicht beistimmen. F\u00fcr die Stufe, von der Aristoteles ausgeht, lassen auch wir die Bezeichnung \u00c4hnlichkeitsassoziation gelten. Erst in allerletzter Analyse f\u00fchren wir sie auf Ber\u00fchrungsassoziation zur\u00fcck. Und \u00e4hnlich steht es mit der Kontrastassoziation.\nBei Plotin h\u00e4tte meines Erachtens die Stelle Enn. IV. 3. 22 der gr\u00f6fseren Klarheit wegen ganz angef\u00fchrt werden sollen.\nIm Anschlufs an diese Ged\u00e4chtnistheorien giebt Verfasser eine \u00dcberschau \u00fcber die mnemotechnischen Ansichten und Vorschriften der Alten von Simonides bis Lucian, wobei er freilich \u00fcber die Pythagor\u00e4er etwas mehr h\u00e4tte sagen d\u00fcrfen, nachdem er Andere so ausf\u00fchrlich behandelt hat.\nDie sich daran kn\u00fcpfenden Schlufsgedanken \u00fcber den Wert der Ged\u00e4chtnis\u00fcbungen klingen in ihrer Allgemeinheit fast falsch gegen\u00fcber dem, was z. B. James, Princ. of Psych. I. S. 663 ff. bietet. Alles in allem betrachtet, d\u00fcrfen wir die vorliegende Untersuchung zwar als n\u00fctzliche Zusammenfassung und Wiederholung von fr\u00fcher Gelerntem ansehen, aber als wissenschaftlicher Beitrag kann sie nicht gelten.\nM. Ofener (Aschaffenburg).\nB. Bourdon. Observations comparatives sur la reconnaissance, la discrimination et l\u2019association. Bev. philos. Bd. 40. No. 8. S. 153\u2014185. 1895. No. 8.\nVerfasser verwendete zu seinen Versuchen Buchstaben- oder Wortreihen, welche der Versuchsperson mit bestimmter Schnelligkeit (V2 bis 1 Sekunde f\u00fcr jedes Element) vorgesprochen wurden, und aus denen sie das eine wiederkehrende Element jeder Eeihe zu bestimmen hatte. Da infolge allzu h\u00e4ufiger Wiederkehr derselben Buchstaben bei fortschreitenden Versuchen mit Buchstabenreihen das Wiedererkennen der Versuchsperson Schwierigkeiten machte, so hat Bourdon leider keinen anderen Ausweg gefunden, als vorwiegend Wortreihen zu benutzen, deren Elemente er dem W\u00f6rterbuch entlehnte. Wenngleich er dabei sich vornahm, Worte, die eine besonders interessante Vorstellung im Geiste der Versuchsperson hervorriefen, wie Restaurant, Caf\u00e9, nicht zu verwenden, so ist es doch von vornherein klar, dafs seine Versuche infolge des ungleichwertigen Materials wertlos werden mufsten. Interessanter ist eine Versuchsreihe mit farbigen, an einer horizontalen Schnur aufgeh\u00e4ngten Quadraten, an denen die Versuchsperson mit einer R\u00f6hre bewaffnet entlang sah. Hierbei kam es vor, dafs eine an dritter Stelle gesehene Farbe, die nach zwei dazwischengeschobenen wiederkehrte, nicht wiedererkannt wurde, w\u00e4hrend eine an vierter Stelle gesehene Farbe selbst nach einer einzigen dazwischengeschobenen bei ihrer Wieder-","page":166}],"identifier":"lit30021","issued":"1896","language":"de","pages":"165-166","startpages":"165","title":"Bergemann: Ged\u00e4chtnistheoretische Untersuchungen und mnemotechnische Spielereien im Altertum. Arch. f. Gesch. d. Philos. Neue Folge. Bd. I. S. 336-352 u. 484-497. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:51.848430+00:00"}