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{"created":"2022-01-31T14:09:03.350086+00:00","id":"lit30022","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 166-167","fulltext":[{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nLitter aturbericht.\nGegensatz zn Windelband (a. a. 0.) ger\u00e4t, der die Grundlage bereits von Plato gelegt sein l\u00e4fst, freilich ohne den Beweis zu liefern, scheint dem Verfasser entgangen zu sein; wenigstens erw\u00e4hnt er nichts. Zu eng fafst er die Bedeutung von avvsyyvg\\ es bedeutet r\u00e4umliches wie zeitliches Zusammensein, und zwar letzteres sowohl im Sinne von Gleichzeitigkeit wie von unmittelbarer Aufeinanderfolge. Auch der Kritik, die der Verfasser an Aristoteles\u2019 Aufstellung einer \u00c4hnlichkeitsassoziation \u00fcbt, m\u00f6chte ich nicht beistimmen. F\u00fcr die Stufe, von der Aristoteles ausgeht, lassen auch wir die Bezeichnung \u00c4hnlichkeitsassoziation gelten. Erst in allerletzter Analyse f\u00fchren wir sie auf Ber\u00fchrungsassoziation zur\u00fcck. Und \u00e4hnlich steht es mit der Kontrastassoziation.\nBei Plotin h\u00e4tte meines Erachtens die Stelle Enn. IV. 3. 22 der gr\u00f6fseren Klarheit wegen ganz angef\u00fchrt werden sollen.\nIm Anschlufs an diese Ged\u00e4chtnistheorien giebt Verfasser eine \u00dcberschau \u00fcber die mnemotechnischen Ansichten und Vorschriften der Alten von Simonides bis Lucian, wobei er freilich \u00fcber die Pythagor\u00e4er etwas mehr h\u00e4tte sagen d\u00fcrfen, nachdem er Andere so ausf\u00fchrlich behandelt hat.\nDie sich daran kn\u00fcpfenden Schlufsgedanken \u00fcber den Wert der Ged\u00e4chtnis\u00fcbungen klingen in ihrer Allgemeinheit fast falsch gegen\u00fcber dem, was z. B. James, Princ. of Psych. I. S. 663 ff. bietet. Alles in allem betrachtet, d\u00fcrfen wir die vorliegende Untersuchung zwar als n\u00fctzliche Zusammenfassung und Wiederholung von fr\u00fcher Gelerntem ansehen, aber als wissenschaftlicher Beitrag kann sie nicht gelten.\nM. Ofener (Aschaffenburg).\nB. Bourdon. Observations comparatives sur la reconnaissance, la discrimination et l\u2019association. Bev. philos. Bd. 40. No. 8. S. 153\u2014185. 1895. No. 8.\nVerfasser verwendete zu seinen Versuchen Buchstaben- oder Wortreihen, welche der Versuchsperson mit bestimmter Schnelligkeit (V2 bis 1 Sekunde f\u00fcr jedes Element) vorgesprochen wurden, und aus denen sie das eine wiederkehrende Element jeder Eeihe zu bestimmen hatte. Da infolge allzu h\u00e4ufiger Wiederkehr derselben Buchstaben bei fortschreitenden Versuchen mit Buchstabenreihen das Wiedererkennen der Versuchsperson Schwierigkeiten machte, so hat Bourdon leider keinen anderen Ausweg gefunden, als vorwiegend Wortreihen zu benutzen, deren Elemente er dem W\u00f6rterbuch entlehnte. Wenngleich er dabei sich vornahm, Worte, die eine besonders interessante Vorstellung im Geiste der Versuchsperson hervorriefen, wie Restaurant, Caf\u00e9, nicht zu verwenden, so ist es doch von vornherein klar, dafs seine Versuche infolge des ungleichwertigen Materials wertlos werden mufsten. Interessanter ist eine Versuchsreihe mit farbigen, an einer horizontalen Schnur aufgeh\u00e4ngten Quadraten, an denen die Versuchsperson mit einer R\u00f6hre bewaffnet entlang sah. Hierbei kam es vor, dafs eine an dritter Stelle gesehene Farbe, die nach zwei dazwischengeschobenen wiederkehrte, nicht wiedererkannt wurde, w\u00e4hrend eine an vierter Stelle gesehene Farbe selbst nach einer einzigen dazwischengeschobenen bei ihrer Wieder-","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n167\nkehr nicht mehr erkannt wurde. Ebenso ergab es sich bei Buchstabenreihen, dafs zwar jeder Gebildete im st\u00e4nde war, sieben bis acht vorgesprochene Buchstaben unmittelbar darauf zu wiederholen, dafs er aber oft einen Buchstaben nach f\u00fcnf oder sechs dazwischengeschobenen nicht wiedererkannte.\nIm allgemeinen zeigte sich bei den Versuchen das Wiedererkennen nicht begleitet von der Vorstellung des wiederzuerkennenden Elements, Bourdon fafst es daher als eine dem Vorstellen inferiore F\u00e4higkeit auf und rechnet es zu den Sentiments intellectuels, obgleich er zugiebt, dafs es auch ein assoziatives Wiedererkennen giebt.\nDie Unterscheidungsversuche bestanden in dein Heraussuchen gewisser Buchstaben aus gedruckten, teils sinnlosen, teils sinnvollen Texten. Da hierbei das innerliche Mitsprechen, welches bei den meisten Personen beim geistigen Lesen stattfindet, wegf\u00e4llt, so wurden mehr Worte dabei durchflogen, als in derselben Zeit geistig gelesen werden konnten.\nEndlich liefs Bourdon zu allen m\u00f6glichen Worten (Substantiva, Ad-jectiva, Verba), Buchstaben, Silben und Zahlw\u00f6rtern, die, auf Bl\u00e4tter vorgedruckt, der Versuchsperson gegeben wurden, Assoziiertes aufschreiben und fand aufser gewissen individuellen Unterschieden, dafs Hamen und Adjectiva h\u00e4ufig wieder Namen resp. Adjectiva, selten aber Verba suggerieren u. dergl.\nEine Vergleichung der beim Wiedererkennen, Unterscheiden und Assoziieren erhaltenen Besultate ergab, dafs diese drei F\u00e4higkeiten bei den einzelnen Individuen im allgemeinen parallel verlaufen.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nC. M. Giessler. \u00dcber die Vorg\u00e4nge bei der Erinnerung an Absichten.\nHalle, K\u00e4mmerer & Co. 1895. 32 S.\nDie Abhandlung unternimmt an der Hand einiger f\u00fcr die Selbstbeobachtung geeigneter F\u00e4lle eine Analyse der innerlichen Vorg\u00e4nge, die in uns bei dem Versuch, eine beabsichtigte, aber wieder vergessene Handlung zu erinnern, entstehen. Verfasser geht dabei von der Ansicht aus, jede bewufste Handlung erfordere ein bestimmtes Mafs von Willensenergie, welche im Zustande der Latenz verharre, bis die Bedingungen zur Ausf\u00fchrung der Handlung gegeben seien. Fassten wir z. B. den Plan, einen Brief zum Kasten zu besorgen, so entst\u00fcnde sogleich eine Peihe auf die einzelnen Stadien dieses Vorganges bez\u00fcglicher Vorstellungsbilder, w\u00e4hrend gleichzeitig die Willensth\u00e4tigkeit angefacht w\u00fcrde, um im Augenblick der wirklichen Wahrnehmung von Teilen dieser Vorstellungskomplexe sogleich die zur Bef\u00f6rderung des Briefes notwendigen Bewegungen einzuleiten. Vergessen wir nun unterwegs unsere Absicht, d. h. unterbleibt einmal die regulierende Bezugnahme der jeweiligen Vor-stellungs- und Willensth\u00e4tigkeit auf die zeitlich entsprechende \u201ePhase der projektierten Handlung\u201c, so mufs als das erste Stadium des Wieder-erinnerns ein \u201eKn\u00fcpfen des assoziativen Bandes\u201c stattfinden. Als Motiv der Beproduktionsbewegung braucht aber nicht eine Vorstellung zu dienen, auf welche sich die zu reproduzierenden Thatsachen beziehen; vielmehr kann auch eine assoziierte Vorstellung diese Polle einnehmen.","page":167}],"identifier":"lit30022","issued":"1896","language":"de","pages":"166-167","startpages":"166","title":"B. Bourdon: Observations comparatives sur la reconnaissance, la discrimination et l'association. Rev. philos. Bd. 40. No. 8. S. 153-185. 1895. No. 8","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:09:03.350092+00:00"}