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{"created":"2022-01-31T14:59:34.633412+00:00","id":"lit30023","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 167-168","fulltext":[{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n167\nkehr nicht mehr erkannt wurde. Ebenso ergab es sich bei Buchstabenreihen, dafs zwar jeder Gebildete im st\u00e4nde war, sieben bis acht vorgesprochene Buchstaben unmittelbar darauf zu wiederholen, dafs er aber oft einen Buchstaben nach f\u00fcnf oder sechs dazwischengeschobenen nicht wiedererkannte.\nIm allgemeinen zeigte sich bei den Versuchen das Wiedererkennen nicht begleitet von der Vorstellung des wiederzuerkennenden Elements, Bourdon fafst es daher als eine dem Vorstellen inferiore F\u00e4higkeit auf und rechnet es zu den Sentiments intellectuels, obgleich er zugiebt, dafs es auch ein assoziatives Wiedererkennen giebt.\nDie Unterscheidungsversuche bestanden in dein Heraussuchen gewisser Buchstaben aus gedruckten, teils sinnlosen, teils sinnvollen Texten. Da hierbei das innerliche Mitsprechen, welches bei den meisten Personen beim geistigen Lesen stattfindet, wegf\u00e4llt, so wurden mehr Worte dabei durchflogen, als in derselben Zeit geistig gelesen werden konnten.\nEndlich liefs Bourdon zu allen m\u00f6glichen Worten (Substantiva, Ad-jectiva, Verba), Buchstaben, Silben und Zahlw\u00f6rtern, die, auf Bl\u00e4tter vorgedruckt, der Versuchsperson gegeben wurden, Assoziiertes aufschreiben und fand aufser gewissen individuellen Unterschieden, dafs Hamen und Adjectiva h\u00e4ufig wieder Namen resp. Adjectiva, selten aber Verba suggerieren u. dergl.\nEine Vergleichung der beim Wiedererkennen, Unterscheiden und Assoziieren erhaltenen Besultate ergab, dafs diese drei F\u00e4higkeiten bei den einzelnen Individuen im allgemeinen parallel verlaufen.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nC. M. Giessler. \u00dcber die Vorg\u00e4nge bei der Erinnerung an Absichten.\nHalle, K\u00e4mmerer & Co. 1895. 32 S.\nDie Abhandlung unternimmt an der Hand einiger f\u00fcr die Selbstbeobachtung geeigneter F\u00e4lle eine Analyse der innerlichen Vorg\u00e4nge, die in uns bei dem Versuch, eine beabsichtigte, aber wieder vergessene Handlung zu erinnern, entstehen. Verfasser geht dabei von der Ansicht aus, jede bewufste Handlung erfordere ein bestimmtes Mafs von Willensenergie, welche im Zustande der Latenz verharre, bis die Bedingungen zur Ausf\u00fchrung der Handlung gegeben seien. Fassten wir z. B. den Plan, einen Brief zum Kasten zu besorgen, so entst\u00fcnde sogleich eine Peihe auf die einzelnen Stadien dieses Vorganges bez\u00fcglicher Vorstellungsbilder, w\u00e4hrend gleichzeitig die Willensth\u00e4tigkeit angefacht w\u00fcrde, um im Augenblick der wirklichen Wahrnehmung von Teilen dieser Vorstellungskomplexe sogleich die zur Bef\u00f6rderung des Briefes notwendigen Bewegungen einzuleiten. Vergessen wir nun unterwegs unsere Absicht, d. h. unterbleibt einmal die regulierende Bezugnahme der jeweiligen Vor-stellungs- und Willensth\u00e4tigkeit auf die zeitlich entsprechende \u201ePhase der projektierten Handlung\u201c, so mufs als das erste Stadium des Wieder-erinnerns ein \u201eKn\u00fcpfen des assoziativen Bandes\u201c stattfinden. Als Motiv der Beproduktionsbewegung braucht aber nicht eine Vorstellung zu dienen, auf welche sich die zu reproduzierenden Thatsachen beziehen; vielmehr kann auch eine assoziierte Vorstellung diese Polle einnehmen.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nLitter aturbericht.\nAls zweites Stadium betrachtet Verfasser sodann die teils negativ durch Hemmung in der derzeitigen psychischen und physischen Sph\u00e4re, teils positiv durch Erzeugung anderweitigen, der angestrebten Reproduktion dienlichen psychischen Inhalts zu st\u00e4nde kommende Verst\u00e4rkung und Spezialisierung des Motivs. In dem dritten Stadium endlich, dem der \u201elokalisierenden Bezugnahme auf den Gesamtverlauf der Bewufstseinszust\u00e4nde\u201c werden durch sog. gef\u00fchlsm\u00e4fsige Pr\u00fcfung die Beziehungen festgestellt zwischen der das Motiv spezialisierenden Gruppe von psychischen Elementen und den Residuen der vorangegangenen Bewusstseinsinhalte einerseits, der Gesamthandlung andererseits. Es findet eine apperzeptive Einreihung statt, die bis zum H\u00f6hepunkt des Affekts gesteigerten Hemmungs- und Erregungserscheinungen schwinden, und die Aufmerksamkeit, die bisher ausschliefslich auf den Reproduktionsvorgang gerichtet war, geht zu anderen Dingen \u00fcber.\tA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nC. L. Herrick. Notes of child experiences. Journ. of Compar\u00e2t, neurolog.\nVol. V. S. 119\u2014123. 1895.\n\"Wie bekanntlich manche Menschen beim H\u00f6ren von T\u00f6nen oder beim Auftauchen gewisser Begriffe Farbenwahrnehmungen haben, so beobachtete Verfasser einen Knaben, der bei dem Operieren mit bestimmten Ziffern Gestalten, einen Zwerg, einen Soldaten, einen alten Mann, u. s. w. erblickte. Das L\u00f6sen arithmetischer Aufgaben war von . einem Durcheinander dieser Bilder, einer Schlacht \u00e4hnelnd, begleitet. Verfasser betont , im Anschlufs hieran die Neigung des kindlichen Alters, Gegenst\u00e4nde und Begriffe zu personifizieren, und die besondere Disposition der Jugend zu Gesichtshalluzinationen.\tSchaefer (Rostock).\nDugas. Recherches exp\u00e9rimentelles sur les diff\u00e9rents types d\u2019images.\nLev. pliilos. Bd. 39. S. 285\u2014292. (M\u00e4rz 1895.)\nEs kam D. darauf an, festzustellen, welche Phantasiebilder das Vernehmen ein und desselben Wortes bei den verschiedenen Geistern hervorruft. Beim Vernehmen des Wortes \u201eglouglou\u201c zauberte die Phantasieth\u00e4tigkeit der einen Versuchsperson das Bild einer Flasche vor und ein unbestimmtes Ger\u00e4usch, eine andere Versuchsperson glaubte nur ein Ger\u00e4usch zu h\u00f6ren, andere Versuchspersonen hatten nur Gesichtsbilder: bald eine Hand, welche den Hals einer Flasche umst\u00fclpt, bald ein Glas, welches geleert wird, bald eine gr\u00fcne Flasche. Im allgemeinen ist zu bemerken, dafs, wenn man das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr eine Sinnesempfindung, welche dem Gebiete des Geschmacks, Geruchs, Gef\u00fchlssinns, Temperatursinns, Muskelsinns und Tastsinns angeh\u00f6rt, wachzurufen versucht, das Erinnerungsbild selten dem betreffenden Sinnesgebiete selbst angeh\u00f6rt, meist dem Gebiete des Gesichts- und Geh\u00f6rsinns. Der Geist w\u00e4hlt sich diejenigen Bildertypen aus, welche seiner Natur am meisten entsprechen. Also bei der Phantasieth\u00e4tigkeit kommen die affektiven Sinne gegen\u00fcber den repr\u00e4sentativen fast gar nicht in Betracht, und unter den repr\u00e4sentativen wird dem optischen vor dem akustischen","page":168}],"identifier":"lit30023","issued":"1896","language":"de","pages":"167-168","startpages":"167","title":"C. M. Giessler: \u00dcber die Vorg\u00e4nge bei der Erinnerung an Absichten. Halle, K\u00e4mmerer & Co. 1895. 32 S.","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:34.633418+00:00"}