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{"created":"2022-01-31T14:52:39.305732+00:00","id":"lit30035","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 293-294","fulltext":[{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n293\ntiellen und aktuellen Zentralgliedern unterschieden wird, wird jene Bedingung als erf\u00fcllt angesehen, sobald irgend ein Umgebungsbestandteil zum Systeme C werden kann.\nAll\u2019 diese Ausf\u00fchrungen h\u00e4ngen engstens mit dem ganzen philosophischen Systeme Avenarius\u2019 zusammen und sollen nach den eigenen Angaben des Verfassers nur den empirio-kritischen Standpunkt in R\u00fccksicht auf die Psychologie darlegen. Da hier nun nicht der Ort ist, die Ergebnisse der \u201eKritik der reinen Erfahrung\u201c auf ihre Halt- und Fruchtbarkeit hin zu pr\u00fcfen, so ist auch keine M\u00f6glichkeit gegeben, obige S\u00e4tze einer eingehenden Kritik zu unterwerfen. Arthur Wreschner (Berlin).\nFr. Paulhan. Les Caract\u00e8res. Paris, F. Alcan. 1894. 237 S.\n\u201eLe caract\u00e8re d\u2019une personne, c\u2019est, en somme, ce qui la caract\u00e9rise.\u201c Nach diesem, an der Spitze obigen Werkes stehenden Satze m\u00fcfste es nichts weniger enthalten, als eine Psychologie der Individualit\u00e4t. Doch hiervon ist es noch weit entfernt; dagegen darf man wohl sagen, dafs es einen enger umschriebenen Zweck wohl erf\u00fcllt. Man kann P.\u2019s Ausf\u00fchrungen betrachten als Prolegomena zu einer k\u00fcnftigen Charakterologie, und zwar insofern, als sie das Material f\u00fcr eine solche beibringen, sichten und beschreiben. Eine F\u00fclle der verschiedensten Charakter typ en zieht an unserem Auge vor\u00fcber; meist sind sie gut beschrieben, zum Teil mit anschaulichen Beispielen aus G-eschichte und Litteratur, insbesondere der franz\u00f6sischen, belegt. Doch die eigentlich psychologische Begr\u00fcndung und Ergr\u00fcndung ist sp\u00e4rlich und selten zum Kern vordringend. Zwei ganz allgemeine abstrakte Gesetze, das der systematischen Assoziation und das der systematischen Hemmung, machen ihm das innerste Wesen des psychischen Geschehens aus und werden fast als die einzigen kausalen Momente herangezogen. Das Streben, die unendliche Mannigfaltigkeit von individuellen Differenzen aus diesen Abstractis zu deduzieren, bringt einen \u2014 wenig erquicklichen \u2014 Schematismus in die Arbeit, der den Schein, aber auch nur den Schein der Vollst\u00e4ndigkeit erweckt. So manche tieferliegenden charakterisierenden Merkmale, die freilich nicht leicht sichtbar zu Tage treten, aber gerade dem Psychologen in ihrer Bedeutung bekannt sein m\u00fcfsten (ich erinnere an die bedeutsamen, bei Ged\u00e4chtnisuntersuchungen hervorgetretenen individuellen Differenzen), fehlen; die wichtige Frage der Charakterentwickelung wird nur ganz en passant abgehandelt.\nDie beiden ersten Teile des Buches besch\u00e4ftigen sich mit der Beschreibung der Charakter ty p en. Die Typen teilt Verf. ein in zwei Gruppen, die wir als \u201eformale Typen\u201c und \u201emateriale Typen\u201c bezeichnen wollen.\nDie formalen Typen werden einerseits bestimmt durch das Vorwalten gewisser Assoziations-, bezw. Hemmungsformen \u2014 so kommt die systematische Assoziation rein zum Ausdruck in den ausgeglichenen (\u00e9quilibr\u00e9s) und einheitlichen (unifi\u00e9s) Charakteren, die Hemmung in den Typen der Selbstbeherrschung und Bed\u00e4chtigkeit \u2014 andererseits von gewissen Eigenschaften der geistigen Tendenzen, ihrem Umfange (z. B. Beschr\u00e4nktheit), ihrer Reinheit, St\u00e4rke (z. B. Leidenschaftlichkeit), Dauer (Beharrlichkeit) u. s. w.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLitter aturbericht.\nDie materialen Typen sind bestimmt durch die Dichtung der Tendenzen. Da giebt es Typen, bei denen die F\u00f6rderung unseres eigenen (k\u00f6rperlichen, wie geistigen) Lebens und seiner \u00c4ufserungen als Tendenz vorherrscht, andere, wo soziale Neigungen die \u00dcberhand haben, und noch eine dritte Gruppe mit \u201esuprasozialen\u201c Tendenzen.\nDer dritte, nur 36 Seiten umfassende Teil will gewisse Eegeln geben, nach denen mit H\u00fclfe obiger Typen der individuelle Charakter bestimmt werden kann; P. giebt selbst hierf\u00fcr ein Beispiel durch eine Charakteristik Flauberts.\tW. Stern (Berlin).\nG. Pacetti. Sopra un caso di ramollimento del ponte e sui rapporti delF afasia coll\u2019 anartria. Biv. di Freniatr. XXI. S. 381\u2014413. 1895.\nEin von dem Verfasser untersuchter Fall von Ponserweichung, wobei, wie in solchen F\u00e4llen so h\u00e4ufig, Sprachst\u00f6rung (Dysarthrie) ein besonderes Symptom bildet, gab Veranlassung, die verschiedenen Ansichten der Autoren, namentlich Wernicke-Lichtheims, \u00fcber den Faserverlauf der Sprechbahn zu pr\u00fcfen.\nDafs eine solche spezielle Bahn vorhanden, sei nicht erwiesen; dieselben B\u00fcndel, die das entsprechende Eindenzentrum mit den Bulbuskernen verbinden, dienen h\u00f6chst wahrscheinlich auch zur Vermittelung der Wortimpulse.\nAnn\u00e4hernd bekannt ist unter den Rindenbulbusbahnen der Verlauf derjenigen, die (nach Brissa\u00fcd, Wernicke, Edinger, Bechterew, Spitzka u. a. m.), von den unteren Abschnitten der Zentralwindungen ausgehend, das Knieb\u00fcndel der inneren Kapsel bilden, im Hirnschenkel zwischen den Kleinhirnb\u00fcndeln (Gowers) und den Pyramidenbahnen zum Tegmentum aufsteigen, den mittleren Teil des oberen Lemniscus und den h\u00f6chsten Teil des Pons erreichen, von wo sie sich in die Bulbuskerne verteilen und als eigenes B\u00fcndel sich nicht mehr unterscheiden lassen. \u201eDas BROCAsche Zentrum\u201c (in der linken Hemisph\u00e4re, f\u00fcr die Sprechbewegungsvorstellungen, dessen Ausfall die wahre Aphasie bedeutet) \u201esteht nicht in direkter Verbindung mit den Bulb\u00e4rkernen, sondern nur mit den Rindenzentren derjenigen Nerven, die f\u00fcr die Wortbilung erforderlich sind.\u201c \u2014 Alle Sprechst\u00f6rungen, die auf Verletzung der w eifse n Substanz, auch in der rechten Hemisp\u00e4re, entstehen, sollten unter die Dysarthrien eingereiht werden.\u201c Ziehen stellt die subkortikalen Spreehst\u00f6rungen unter dem Namen Anarthrien zusammen, von denen er nukleare und fascikulare unterscheidet. \u2014 Wernicke sucht die vom Pons ausgehende Anarthrie in der Unterbrechung der von da zu den einzelnen Nervenkernen im Bulbus verlaufenden Fasern. Bei L\u00e4sion des Pons in verschiedener H\u00f6he m\u00fcfste demnach, wenn z. B. die f\u00fcr den N. facialis bestimmten Faseru zerst\u00f6rt sind, auch konstant die Aussprache gewisser Laute, bei deren Bildung jener Nerv vorzugsweise mitwirkt, gest\u00f6rt sein, und zwar ohne irgend eine L\u00e4hmung der betreffenden Muskeln. Dem ist nicht so. L\u00e4sionen des Pons, ob hoch, ob niedrig sitzend, verursachen neben Dysarthrie, falls solche vorhanden, immer einige Erscheinungen gemeinsamer Art,","page":294}],"identifier":"lit30035","issued":"1896","language":"de","pages":"293-294","startpages":"293","title":"Fr. Paulhan: Les Caract\u00e8res. Paris, F. Alcan. 1894. 237 S.","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:39.305738+00:00"}