Open Access
{"created":"2022-01-31T14:59:48.195256+00:00","id":"lit30037","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Brahn, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 295-297","fulltext":[{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n295\nzumeist eine Behinderung (inceppamento), wie in Verfassers eigenem Falle, wo ein initiales Z\u00f6gern und sch\u00e4rferes Betonen einzelner Buchstaben, besonders, wenn das Wort mit einem Lippenbuchstaben anfing, stattfand. Die Ursache sucht er in dem Erweichungsherde am R\u00fccken-und mittleren Teile des Pons, von wo aus die Zerst\u00f6rung auf die Mitte der Schleife (Henschens Peslemniscus) sich erstreckte. Es war eben nur die Zone f\u00fcr die feineren, zum Sprechen erforderlichen Bewegungen gest\u00f6rt. W\u00e4ren die in der Pyramidenbahn verlaufenden Kerne des Facialis und Hypoglossus gesch\u00e4digt gewesen, so h\u00e4tten nicht die gr\u00f6beren Funktionen der Zunge und des Gesichtes frei sein k\u00f6nnen, wie es der Fall war.\tFraenkel (Dessau).\nPaul Mentz. Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Atmung. Philos. Stud. XI. S. 61\u2014124, 371\u2014393, 563\u2014602. 1895.\nBei akustischen Reizen, die zum Bewufstsein durchdringen, tritt regelm\u00e4fsig eine Puls-, fast stets eine Atemverl\u00e4ngerung auf, die bei langen Reizen abnimmt, ebenso bei Wiederholung des Reizes. Als Kontrollversuch wurde an vielen Stellen die Beobachtung der Pupillenweite eingeschaltet, die zur Weite der peripheren Gef\u00e4fse in reziprokem Verh\u00e4ltnis steht: die obigen Resultate best\u00e4tigten sich. Zunahme der Intensit\u00e4t erregt bei Ger\u00e4uschen und T\u00f6nen innerhalb sehr weiter Grenzen eine Pulsverl\u00e4ngerung von v\u00f6llig \u00fcbereinstimmenden Werten. S\u00e4mtliche Reagenten zeigen z. B. bei einem Winkel des Fallpendels von 30\u00b0 eine Pulsverl\u00e4ngerung von 0,2 mm, bei 40\u00b0 von 0,3 mm, bei 70\u00b0 von 0,6 mm. L\u00e4fst man als Reiz ein allm\u00e4hliches Crescendo und Decrescendo des Harmoniumklanges & wirken, so nimmt der Puls der Tonintensit\u00e4t proportional zu und ab.\nDie ein wandsfreien Resultate sind bisher bedingt durch die Einfachheit der in Betracht kommenden psychischen und Reizelemente. Nun beginnt die Untersuchung der Puls- und Atemver\u00e4nderung durch Variierung der Qualit\u00e4t der T\u00f6ne, womit zugleich eine Messung der Gef\u00fchlswirkung verbunden ist. Es ist sehr schwer, nun die Wirkung des Sinnesreizes von der des Gef\u00fchles zu scheiden: allerdings haben z. B. die Oktaven c\u2018\u2014h' und c\u2014h bei gr\u00f6fstem Lustgef\u00fchl auch die st\u00e4rkste Pulsverl\u00e4ngerung zur Folge. Metronomschl\u00e4ge bieten bei einer individuell bestimmten H\u00f6he ein Lustmaximum, das nach beiden Seiten abklingend durch je einen Indifferenzpunkt in Unlust \u00fcbergeht. Diese beiden Indifferenzpunkte scheinen verschiedener psychologischer Deutung zu bed\u00fcrfen, da es bei dem unteren zu Gef\u00fchlswirkungen noch nicht kommt, bei dem oberen Lust und Unlust sich aufheben. Die Metronomschl\u00e4ge geben auch Anstofs zum Beginn der In- und Exspiration, und der Atem bleibt auch nach Aufh\u00f6ren des Reizes noch ver\u00e4ndert, es scheint die Innervation der Atmung schnell automatisch zu werden \u2014 \u00fcbrigens eine Beobachtung, die man leicht an sich machen kann.\nBei der Untersuchung von Lust und Unlust in ihren Wirkungen scheint die Erkl\u00e4rung manchmal von zu grofser Vereinfachung der Erkl\u00e4rungsprinzipien beherrscht. Es wird angenommen, dafs jedem Lust-","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLitteraturbericht.\ngef\u00fchl Pulsverl\u00e4ngerung, jedem Unlustgef\u00fchl Pulsverk\u00fcrzung entspreche; nach dieser Annahme wird dann die Erkl\u00e4rung erzwungen. Es tritt z. B. bei 55 Metronomschl\u00e4gen ein vom Beagenten als \u201eentsetzlich, unertr\u00e4glich\u201c bezeichnetes Gef\u00fchl ein, trotzdem eine Pulsverl\u00e4ngerung von 0,3 mm im Mittel. Als Erkl\u00e4rung wird angegeben, es sei hier die Unlust in starken, sthenischen Affekt \u00fcbergegangen. Diese Affektwirkung erfordert eine genauere Untersuchung, die hier eingeschoben wird.\nDie hierf\u00fcr angewandte Methode ist neu, sie wird als die \u201esubjektive\u201c bezeichnet im Gegensatz zu der \u201eobjektiven\u201c, bei welcher durch \u00e4ufsere Beize Affekte veranlafst wurden. Es werden auf einem Blatte Papier eine grofse Beihe von Affekten verzeichnet; da findet man Scham, tapfere Entschlossenheit, \u00dcbermut, Entsetzen, Glauben und Verehrung u. s. w. Der Beagent w\u00e4hlt einen von diesen Affekten aus, der ihm gerade zusagt, versetzt sich in eine Lebenslage, die geeignet ist, diesen Affekt hervorzubringen oder zu verst\u00e4rken, und sagt nach der Beendigung des Versuches aus, wie Art, Gelingen, Wechsel der Affekte gewesen sei. Inwieweit es m\u00f6glich ist, sich in der Zeit eines Versuches rein durch die willk\u00fcrliche Erzeugung gewisser Vorstellungen in einen Affekt zu versetzen, ist nicht leicht zu entscheiden: jedenfalls h\u00e4ngt das ganz ungemein von der psychischen Disposition, der allgemeinen, wie der augenblicklichen, des einzelnen Beagenten ab und d\u00fcrfte eher ein Kapitel der Psychologie des Individuums abgeben. Sicher ist, dafs wir es mit sehr komplexen und sehr variablen Vorstellungen bei der Hervorbringung des Affektes zu thun haben, dafs also schon hierin eine Quelle gr\u00f6fster Ungenauigkeit liegt; sicher ist auch, dafs wir eine f\u00fcr das Experiment notwendige Vorbedingung ganz vermissen: die M\u00f6glichkeit irgend einer objektiven Kontrolle. Die vorliegenden Besultate sind nur geeignet, die Bedenken gegen diese Methode zu vermehren und ihre Anwendbarkeit in Frage zu stellen.\nVerfasser untersucht ferner die Wirkung der willk\u00fcrlichen und unwillk\u00fcrlichen Aufmerksamkeit bei der Auffassung von akustischen Beizen sowie bei anderen psychischen Leistungen : stets hat willk\u00fcrliche Aufmerksamkeit Verk\u00fcrzung, unwillk\u00fcrliche Verl\u00e4ngerung des Pulses zur Folge, w\u00e4hrend die Atemver\u00e4nderungen keine entsprechende Begel-m\u00e4fsigkeit aufweisen.\nBeim Anh\u00f6ren ganzer Kompositionen (Liszts Ideale, Prometheus, Beethovens Sonate op. 20, des Yankee Doodle u. s. w.) sind folgende Wirkungen zu ber\u00fccksichtigen: Pulsver\u00e4nderung bei Intensit\u00e4ts\u00e4nderung besonders beim Crescendo, Sforzando, Forte, Fortissimo. Fernerbei Lust oder Unlust an der Tonqualit\u00e4t die bekannten Affektwirkungen, bei Konsonanzen Verl\u00e4ngerung, bei starken pl\u00f6tzlichen Dissonanzen Verk\u00fcrzung des Pulses. Beim \u00dcbergang willk\u00fcrlicher Aufmerksamkeit in unwillk\u00fcrliche nahm die Verk\u00fcrzung des Pulses ab, es trat sogar Verl\u00e4ngerung ein. Ferner zeigte sich Lust an der Abwechselung und am Abschlufs l\u00e4ngerer Kompositionen.\nZum Schlufs wird noch festgestellt, dafs die \u00c4nderungen des Pulses nicht von denen der Atmung abh\u00e4ngen. Bei allen diesen Versuchen soll das Prim\u00e4re die Einwirkung auf die Gef\u00e4fse sein, w\u00e4hrend die Ver-","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n297\n\u00e4nderung der Herzbewegung nur sekund\u00e4r ist. Es m\u00fcfste dann der Prozefs vom Grofshirn aus auf das verl\u00e4ngerte Mark einwirken, wo das vasomotorische Zentrum, sowie dasjenige der hemmenden und beschleunigenden Nerven zugleich mit dem Atmungszentrum liegen. Daraus w\u00fcrden sich dann auch leicht eine grofse Anzahl der \u00fcbrigen Affektwirkungen erkl\u00e4ren, so die Erregung des Lidschlusses, die Ver\u00e4nderung der Schweifsabsonderung, St\u00f6rungen der Reflexkoordination.\nMax Brahn (Leipzig).\nH. Pretorx und M. Sachs. Messende Untersuchungen des farbigen\nSimultankontrastes. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 60. S. 71\u201490. 1895.\nDie Verfasser bezeichnen als Zweck ihrer Versuche: \u201edie Gr\u00f6fse des farbigen Kontrastes unter verschiedenen im K.-erregenden oder K.-leidenden Felde gegebenen Bedingungen zu beobachten, um hierdurch zur Kenntnis der Gesetze zu gelangen, denen der farbige Kontrast unterliegt\u201c. Die \u00dcberlegungen, durch die sie ihre Fragestellung gewinnen, st\u00fctzen sich ganz auf die HERiNGSche Licht- und Farbentheorie. Jedes farbige Licht repr\u00e4sentiere \u201eals Reiz f\u00fcr das Auge\u201c ein bestimmtes \u201eValenzgemisch\u201c, indem die optische Valenz jedes farbigen Lichtes in eine farbig- und eine weifswirkende Komponente zerlegt gedacht werden kann. Die Variabein, mit denen man im Experiment zu rechnen habe, seien also die farbigen und die weifsen Valenzen. Wie man bei \u201eobjektiven Farben\u201c die farbigen und weifsen Valenzen messend bestimmen kann, sei nach fr\u00fcheren Versuchen (von Hering und Hillebrand) bekannt. Die Verfasser wollen nun diese Messungen erg\u00e4nzen durch Gewinnung eines Mafses f\u00fcr die \u201esubjektive F\u00e4rbung, welche eine farblose Fl\u00e4che infolge des Kontrastes annimmt\u201c. Die Verfasser arbeiteten mit dem Farbenkreisel und den bekannten von Hering eingef\u00fchrten Papieren. Als K.-erregende Felder dienten eine innere kleine und eine \u00e4ufsere grofse farbige Scheibe (bei Versuchen mit abgestufter Helligkeit und S\u00e4ttigung je mit schwarz-weifsen Zusatzsektoren versehen), zwischen welchen beiden sich eine dritte, aus weifsen und schwarzen Sektoren bestehende Scheibenlage befand. Der Radius der inneren Scheibe betrug 4 cm, der der mittleren 5,7 cm, der der unteren 9,8 cm, so dafs die mittlere Scheibenlage einen 1,7 cm breiten Ring bildete, der das K.-leidende Feld darstellte. Von den zwei schon \u00f6fter versuchten Methoden, entweder ein objektiv gef\u00e4rbtes Feld von der Farbe und Helligkeit des K.-leidenden Feldes herzustellen, oder die Kontrastfarbe durch Zumischung einer passenden Menge des K- erregenden Lichtes zu ver-nicnten und durch das Vernichtungsquantum die St\u00e4rke des Kontrastes zu messen, erprobten die Verfasser zuerst die erstgenannte. Mit so geringem Erfolg, dafs sie bald zu der zweiten \u00fcbergingen. Anstatt aber die Kontrastfarbe durch einen Zusatzsektor der K.-erregenden Farbe zu vernichten und direkt mit diesem zu messen, stellten sie f\u00fcr jede Versuchsreihe von vornherein einen konstanten Rotsektor im K.-leidenden","page":297}],"identifier":"lit30037","issued":"1896","language":"de","pages":"295-297","startpages":"295","title":"Paul Mentz: Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Atmung. Philos. Stud. XI. S. 51-124, 371-393, 563-602. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:48.195262+00:00"}