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{"created":"2022-01-31T15:03:15.388980+00:00","id":"lit30038","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meumann, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 297-300","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n297\n\u00e4nderung der Herzbewegung nur sekund\u00e4r ist. Es m\u00fcfste dann der Prozefs vom Grofshirn aus auf das verl\u00e4ngerte Mark einwirken, wo das vasomotorische Zentrum, sowie dasjenige der hemmenden und beschleunigenden Nerven zugleich mit dem Atmungszentrum liegen. Daraus w\u00fcrden sich dann auch leicht eine grofse Anzahl der \u00fcbrigen Affektwirkungen erkl\u00e4ren, so die Erregung des Lidschlusses, die Ver\u00e4nderung der Schweifsabsonderung, St\u00f6rungen der Reflexkoordination.\nMax Brahn (Leipzig).\nH. Pretorx und M. Sachs. Messende Untersuchungen des farbigen\nSimultankontrastes. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 60. S. 71\u201490. 1895.\nDie Verfasser bezeichnen als Zweck ihrer Versuche: \u201edie Gr\u00f6fse des farbigen Kontrastes unter verschiedenen im K.-erregenden oder K.-leidenden Felde gegebenen Bedingungen zu beobachten, um hierdurch zur Kenntnis der Gesetze zu gelangen, denen der farbige Kontrast unterliegt\u201c. Die \u00dcberlegungen, durch die sie ihre Fragestellung gewinnen, st\u00fctzen sich ganz auf die HERiNGSche Licht- und Farbentheorie. Jedes farbige Licht repr\u00e4sentiere \u201eals Reiz f\u00fcr das Auge\u201c ein bestimmtes \u201eValenzgemisch\u201c, indem die optische Valenz jedes farbigen Lichtes in eine farbig- und eine weifswirkende Komponente zerlegt gedacht werden kann. Die Variabein, mit denen man im Experiment zu rechnen habe, seien also die farbigen und die weifsen Valenzen. Wie man bei \u201eobjektiven Farben\u201c die farbigen und weifsen Valenzen messend bestimmen kann, sei nach fr\u00fcheren Versuchen (von Hering und Hillebrand) bekannt. Die Verfasser wollen nun diese Messungen erg\u00e4nzen durch Gewinnung eines Mafses f\u00fcr die \u201esubjektive F\u00e4rbung, welche eine farblose Fl\u00e4che infolge des Kontrastes annimmt\u201c. Die Verfasser arbeiteten mit dem Farbenkreisel und den bekannten von Hering eingef\u00fchrten Papieren. Als K.-erregende Felder dienten eine innere kleine und eine \u00e4ufsere grofse farbige Scheibe (bei Versuchen mit abgestufter Helligkeit und S\u00e4ttigung je mit schwarz-weifsen Zusatzsektoren versehen), zwischen welchen beiden sich eine dritte, aus weifsen und schwarzen Sektoren bestehende Scheibenlage befand. Der Radius der inneren Scheibe betrug 4 cm, der der mittleren 5,7 cm, der der unteren 9,8 cm, so dafs die mittlere Scheibenlage einen 1,7 cm breiten Ring bildete, der das K.-leidende Feld darstellte. Von den zwei schon \u00f6fter versuchten Methoden, entweder ein objektiv gef\u00e4rbtes Feld von der Farbe und Helligkeit des K.-leidenden Feldes herzustellen, oder die Kontrastfarbe durch Zumischung einer passenden Menge des K- erregenden Lichtes zu ver-nicnten und durch das Vernichtungsquantum die St\u00e4rke des Kontrastes zu messen, erprobten die Verfasser zuerst die erstgenannte. Mit so geringem Erfolg, dafs sie bald zu der zweiten \u00fcbergingen. Anstatt aber die Kontrastfarbe durch einen Zusatzsektor der K.-erregenden Farbe zu vernichten und direkt mit diesem zu messen, stellten sie f\u00fcr jede Versuchsreihe von vornherein einen konstanten Rotsektor im K.-leidenden","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLitter aturbericht.\nFelde zusammen mit einem Schwarzsektor ein und ermittelten jenen Weifs zusatz, bei dem das K.-leidende Feld farblos erschien. Ist n\u00e4mlicb im K.-leidenden Felde reines Schwarz, so erscheint der Eing in der Farbe des K.-erregenden Feldes; erst bei einem gewissen Weifszusatz tritt die Kontrastfarbe hervor; sie nimmt innerhalb dieser Grenzen mit zunehmendem Weifs zu, innerhalb dieser Grenzen mufs es daher gelingen, die f\u00e4rbende Wirkung eines roten Zusatzsektors im K.-leidenden Felde durch Vermehrung des Weifs zu Grau auszul\u00f6schen. Indem die Verfasser von Schwarz ausgingen, setzten sie sprungweise in unregel-m\u00e4fsigem Wechsel Weifsquanta zu, und das Gebiet, innerhalb dessen der Eing grau gesehen wurde, liefs sich so durch die beiden Grenzwerte bestimmen, bei welchen der Eing z. B. f\u00fcr Eot im K.-erregenden Felde nicht mehr rot und noch nicht (oder eben merklich) gr\u00fcn gesehen wurde. Bei einer n\u00e4chsten Versuchsreihe wurde dasselbe f\u00fcr einen gr\u00f6fseren Eotsektor im K.-leidenden Felde ausgef\u00fchrt, bis man zu einem gr\u00f6fsten Eotsektor gelangte, bei welchem der obere Grenzwert (dasjenige Weifs, bei welchem Gr\u00fcn auftritt) der Sektorengr\u00f6fse wegen nicht mehr eingestellt werden konnte, womit nach der Meinung der Verfasser \u201edas Maximum des Kontrastes f\u00fcr den vorliegenden Fall erreicht war\u201c (S. 78).\nIn einer ersten Gruppe von Versuchen wird nun zun\u00e4chst bei Eot (3,60\u00b0 von einem weifslichen Eot) im K.-erregenden Felde f\u00fcr f\u00fcnf verschieden grofse rote Zusatzsektoren im K.-leidenden Felde das Grau ergebende Weifsquantum bestimmt. Das Ergebnis dieser Versuche ist selbstverst\u00e4ndlich, dafs, je gr\u00f6fser der im K.-leidenden Felde zugesetzte Eotsektor ist, desto mehr Weifs zugesetzt werden mufs, oder was dasselbe sagen will, die Kontrastf\u00e4rbung unter um so g\u00fcnstigere Bedingungen gestellt werden mufs, um die farbige Wirkung des Eotsektors zu vernichten. Neu aber ist, dafs, wenn nun die Summe der weifsen Valenzen f\u00fcr alle im Eing eingestellten \u201eLichter\u201c berechnet wird, diese (ann\u00e4hernd) proportional mit dem Eotzusatze w\u00e4chst. Bei der graphischen Darstellung zeigt sich das darin, dafs die Graulinie (ann\u00e4hernd) eine Gerade ist, wenn als Abscissen die Grade der Eotsektoren? als Ordinaten die Weifsvalenzen, bei denen Grau erreicht wurde, aufgetragen wurden. \u201eAnaloge Versuche mit Blau, Gelb, Orange und Gr\u00fcn ergaben bei der graphischen Darstellung immer wieder sehr angen\u00e4hert eine Gerade.\u201c Die Genauigkeit, mit der die Verfasser diese Proportionalit\u00e4t bestimmten, l\u00e4fst viel zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, da die Zahl der Einzelversuche eine recht geringe zu sein scheint. Immerhin ist diesqs Ergebnis noch das relativ eindeutigste der Arbeit.\nEine zweite Gruppe von Versuchen variiert einzelne der in den Versuch eingehenden Faktoren, indem im K.-erregenden Felde ver\u00e4ndert wurden: \u201e1. die farbige Valenz bei konstanter weifser Valenz; 2. di\u00a9 weifse Valenz bei konstanter farbiger Valenz; 3. die farbige und die weifse Valenz bei konstantem Verh\u00e4ltnis zwischen beiden (die Intensit\u00e4t des Valenzgemisches bei konstanter S\u00e4ttigung)\u201c. Das allgemeine Ergebnis der drei Versuchsreihen dieser Gruppe ist dies, dafs sich \u00fcberall die \u201eS\u00e4ttigung des K.-erregenden Valenzgemisches\u201c als der f\u00fcr die Kontrast-","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n299\nWirkung bestimmende Faktor zeigt, w\u00e4hrend sie relativ unabh\u00e4ngig erscheint von den \u201eIntensit\u00e4tsver\u00e4nderungen\u201c im K.-erregenden Felde.\nDie Arbeit der Verfasser fordert in verschiedener Hinsicht zur Kritik heraus. Was zuerst die Fragestellungen betrifft, so halten sich diese so vollst\u00e4ndig innerhalb der Voraussetzungen der HE\u00dfixGschen Farbentheorie, dafs sie f\u00fcr jeden, der die HERixGSchen Ansichten nicht teilen kann, fast keinen Wert haben. Davon werden nat\u00fcrlich auch die Ergebnisse mit betroffen. Die Frage : Wie verhalten sich unter dem Einflufs eines konstanten K.-erregenden Feldes die roten und weifsen \u201eValenzen\u201c des K.-leidenden Feldes? hat kein Interesse f\u00fcr den Nicht-Heringianer. Die f\u00fcr den letzteren etwa entsprechende Fragestellung: In welchem Verh\u00e4ltnis w\u00e4chst die Kontrastf\u00e4rb\u00fcng im K.-leidenden Felde zur wachsenden Gesamthelligkeit desselben?, von Schwarz ausgerechnet, ist nat\u00fcrlich aus den Kurven nicht zu beantworten, da die Gesamthelligkeit wegen der fehlenden Helligkeitsbestimmung der farbigen Zusatzsektoren nicht berechenbar ist. Was aber eine solche Proportionalit\u00e4t der Grau ergebenden farbigen und weifsen \u201eValenzen\u201c sagen will, ist bei der h\u00f6chst problematischen Natur dieser Bestimmungen der Weifsvalenzen von Farben nach HERixG-HiLLEBRANDScher Methode \u00fcberhaupt nicht abznsehen. Wahrscheinlich steckt in den Versuchszahlen der Verfasser die Thatsache, dafs im K.-leidenden Felde, wenn man von m\u00f6glichst reinem Schwarz ausgeht, durch Zusatz von Weifs eine Zunahme des Kontrastes erreicht wird, welche ann\u00e4hernd der Zunahme der Helligkeit des gesamten K.-leidenden Feldes proportional ist innerhalb gewisser enger Grenzen. Fafst man die Sache so auf, so ist die ganze erste Versuchsgruppe der Verfasser nur eine unvollst\u00e4ndige Untersuchung einer anderen an und f\u00fcr sich interessanten Frage, n\u00e4mlich der, wie sich, vom reinen Schwarz aus gerechnet, bei best\u00e4ndiger Aufhellung des K.-leidenden Feldes die Zunahme, bezw. Wiederabnahme des Kontrastes in demselben verh\u00e4lt. Setzt man n\u00e4mlich im K.-leidenden Felde Weifs zu, so nimmt die Kontrastf\u00e4rbung anfangs ebenfalls zu, man kommt bald auf ein breites Gebiet von Weifszus\u00e4tzen, innerhalb deren die Kontrastf\u00e4rbung auf einem Maximum verharrt (einen bestimmten Punkt des Maximums anzugeben, ist nach den Beobachtungen des Beferenten sehr schwierig), bei noch weiterer Aufhellung des K.-leidenden Feldes nimmt der Kontrast wieder ab, bis endlich reines Weifs erscheint. Den ersten, ansteigenden Teil dieser Kurve der Kontrastzunahme unter dem Einflufs der Aufhellung des K.-leidenden Feldes haben die Verfasser untersucht, und sie w\u00fcrden bei anderer Fragestellung vielleicht auch, von Weifs ausgehend, auf die entsprechende Untersuchung f\u00fcr Verdunkelung des K.-leidenden Feldes gekommen sein. Auch die zweite Versuchsgruppe der Verfasser ist so vollkommen aus den Voraussetzungen der HE\u00dfiNGSchen Theorie erwachsen, dafs ihre Ergebnisse f\u00fcr jeden anderen Standpunkt kaum verwertbar sind. Was bei einer Variation der Kontrast bedingenden Faktoren den Nicht-Heringianer am meisten interessieren w\u00fcrde, w\u00e4re dies, in welchem Verh\u00e4ltnis zur \u00c4nderung der Farbens\u00e4ttigung und Helligkeit die Kontrastwirkung steht. Hierf\u00fcr l\u00e4fst sich am ehesten die erste Versuchsreihe","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nLitter aturbericht.\nder zweiten Gruppe heranziehen, bei der f\u00fcr die drei von den Verfassern verwendeten verschieden grofsen Rotsektoren im K.-erregenden Felde die Zunahme der Grau ergebenden Helligkeitsquanta f\u00fcr einen und denselben Zusatzsektor (z. B. etwa den von 10\u00b0 Rot) im K.-leidenden Felde festgestellt werden m\u00fcfste. Da die Verfasser wiederum nur die weifsen Valenzen des Gemisches bei zunehmender Rotf\u00e4rbung des K.-erregenden Feldes angeben, so l\u00e4fst sich schon deswegen ein bestimmteres Verh\u00e4ltnis zwischen S\u00e4ttigung und Kontrast nicht aus ihren Versuchen gewinnen; \u00fcberdies sind die Versuche gerade f\u00fcr die vorliegende Frage ganz unzureichend. Man sieht nur, dafs mit der S\u00e4ttigung die Kontrastwirkung im allgemeinen zunimmt, was auch nach den Versuchen von Kirschmann schon wahrscheinlich ist. Die Arbeit der Verfasser ist hinsichtlich der Fragestellungen ein klassisches Beispiel daf\u00fcr, wie man ganze experimentelle Untersuchungen machen kann, die in ihren spezielleren Ergebnissen nur f\u00fcr den Standpunkt einer bestimmten Schule etwas zu bedeuten haben. Sehr merkw\u00fcrdig ist die indirekte Messungsmethode der Verfasser. Kirschmann geb\u00fchrt trotz der Unvollst\u00e4ndigkeit seiner Arbeit das Verdienst, zuerst den Weg der Messung des Kontrastes mit einem Kontrastausl\u00f6schungsquantum von der induzierenden Farbe als brauchbar erwiesen zu haben. (Philos. Stud. Bd. VI. 470ff.) Die Verfasser hatten die Arbeit Kirschmanns wohl nur sehr fl\u00fcchtig in Augenschein genommen, wenn sie Kirschmann eine v\u00f6llig andere Methode zudiktieren. Es hat sie wohl irre gef\u00fchrt, dafs K. eine zweite graue Scheibe als \u201eVergleichsgrau\u201c neben die Kontrastscheibe stellte. W\u00e4hrend aber Kirschmann den direkten Weg zur Messung des Kontrastes einschlug, den Kontrast mit dem Ausl\u00f6schungsquantum zu messen, h\u00e4ngt die ganze \u201eMessung\u201c der Verfasser von der Voraussetzung ab, dafs mit der Aufhellung der Kontrast proportional zunimmt, was jedenfalls nur innerhalb enger Grenzen gilt, und sie ergiebt auch dann nicht einen Mafswert f\u00fcr die betreffende S\u00e4ttigungsstufe des K.-erregenden Feldes, sondern nur f\u00fcr diese bei einem bestimmten farbigen Zusatzsektor des K.-leidenden Feldes. Daher hat es auch keinen Sinn, wenn die Verfasser ein Kontrastmaximum mit ihrer Methode bestimmen wollen. F\u00fcr was oder wen ist dieses Maximum ein Maximum? Die Verfasser sagen etwas vorsichtig: \u201ef\u00fcr den vorliegenden Fall\u201c. (S. 81.) In Wahrheit ist dieses \u201eKontrastmaximum\u201c durch den rein \u00e4ufserlichen Umstand bedingt, dafs bei einer gewissen Gr\u00f6fse des roten Zusatzsektors im K.-leidenden Felde ein entsprechend grofser Weifssektor nicht mehr eingestellt werden kann, \u2014 daran ist aber nicht das Kontrastmaximum, sondern nur das in praxi unzureichende Mafsverfahren der \"V erfasser schuld. Eine entsprechende Beobachtung mit den HERiNGschen Papieren \u00fcberzeugte mich sofort, dafs bei den gr\u00f6fsten von den Verfasssern verwendeten Weifssektoren das Kontrastmaximum noch nicht erreicht ist. Die Meinung der Verfasser, dafs bei dem direkten Messen des Kontrastes mit dem Vernichtungsquantum \u201eeine flotte Einstellung\u201c der Scheiben nicht m\u00f6glich sei, ist, wie ich mich als Beobachter in einer langen Versuchsreihe \u00fcberzeugt habe, eine irrt\u00fcmliche.\nE. Meumann (Leipzig).","page":300}],"identifier":"lit30038","issued":"1896","language":"de","pages":"297-300","startpages":"297","title":"H. Pretori und M. Sachs: Messende Untersuchungen des farbigen Simultankontrastes. Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 60. S. 71-90. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:03:15.388985+00:00"}