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{"created":"2022-01-31T15:09:38.298209+00:00","id":"lit30045","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 307-309","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n307\nf\u00fcr die Benennung derselben daher den Ausdruck G-eschmacksknospen, ohne die Funktion derselben weiter zu diskutieren. Die diesem gegen\u00fcberstellende Behauptung Hoffmanns, dafs die Epiglottis der Geschmacksknospen entbehre, d\u00fcrfte nach Verfasser darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, dafs H. seine Pr\u00e4parate von der Spitze derselben, sowie aus dem Bereiche ihres flimmernden \u00dcberzuges anfertigte. An diesen Stellen werden die Geschmacksknospen nach B. nicht gefunden, wohl aber bereits einige Millimeter unterhalb der Epiglottisspitze. Eine Beziehung der Geschmacksknospen zu den Papillen, wie dies auf der Zunge der Fall ist, war an der Epiglottis bisher nicht beobachtet worden. An Schnitten, welche zu \u00dcbungszwecken angefertigt waren, erkannte Verfasser jedoch wiederholt auch auf den Papillen Geschmacksknospen. Weitere und n\u00e4here Untersuchungen ergaben f\u00fcr die Gebilde der einfachen Schleimhaut und f\u00fcr diejenigen, welche den Papillen aufsitzen, verschiedene Formen. \u201eW\u00e4hrend diejenigen Gebilde, welche der planen Schleimhaut aufsitzen, gew\u00f6hnlich schlank und ann\u00e4hernd cylindrisch geformt sind, erscheinen dieselben \u00fcber den Papillen volumin\u00f6s, breit und kegelf\u00f6rmig. Sie sitzen in Gruben derselben, so dafs die Papillen die Form von L\u00f6chern annehmen und das ganze Organ eine grofse \u00c4hnlichkeit mit den Nerven-h\u00fcgeln und Endknospen in der Haut der Fische erh\u00e4lt.\u201c Verfasser konnte bereits an der Epiglottis eines einen Monat alten Kindes Geschmacksknospen im geschichteten Pflasterepithel nachweisen. (!) Letzteres unterschied sich in seiner Ausdehnung kaum oder nur wenig von den Verh\u00e4ltnissen am Erwachsenen. Der Bau dieser Gebilde an papillenfreien Fl\u00e4chen der Epiglottis sind die phylogenetisch \u00e4lteren. \u201eDadurch, dafs sich nun die Zellen, zwischen welchen die Knospe eingebettet liegt, vermehren und sich das Epithel hierbei nicht nur gegen die freie Oberfl\u00e4che zu, sondern auch gegen die Schleimhaut zu verdickt, kommt dieselbe auf eine Erhebung der Schleimhaut zu liegen. Nur auf diese Weise erkl\u00e4ren sich die regelm\u00e4fsigen Beziehungen der Papillen zu Geschmacksknospen.\u201c Eine Zeichnung ist der Abhandlung beigegeben.\tFriede, Kiesow.\nAlois Kreidl. \u00dcber die Perzeption der Schallwellen bei den Fischen.\nPfl\u00fcgers Arch. Bd. 61. S. 450\u2014464. (1895.)\nVerfasser verwandte f\u00fcr seine Zwecke Goldfische. Die Versuche wurden 1. an normalen Tieren, 2. an solchen, die in einen Zustand erh\u00f6hter Beflexerregbarkeit versetzt waren, und 8. an solchen, denen aufs er dem noch das Labyrinth exstirpiert war, angestellt. W\u00e4hrend der Untersuchung befanden sich die Fische in einer Glaswanne von 35 cm L\u00e4nge, 16 cm Breite und 16 cm Tiefe, welche bis auf eine Langseite verdeckt war. Dieser freien Seite der Glaswanne stand ein Spiegel gegen\u00fcber, in welchem die Tiere durch eine Schirm\u00f6ffnung hindurch beobachtet werden konnten. Die Beobachtungen wurden w\u00e4hrend des Tages und des Abends, zuweilen auch bei k\u00fcnstlicher Beleuchtung im verdunkelten Zimmer ausgef\u00fchrt. Die Geh\u00f6rseindr\u00fccke wurden mittelst verschiedener Pfeifen, elektrischer Klingeln, grofser Glocken, ferner durch Klatschen in die H\u00e4nde, Abfeuern eines Bevolvers etc., haupt-\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLitter aturb erich t.\ns\u00e4chlich aber mittelst Metallst\u00e4be erzeugt, welche zum Teil in die Wanne tauchten und durch Streichen mit einem Violinbogen oder elektromagnetisch durch eine Stimmgabel in Schwingung versetzt wurden.\nDie an normalen Tieren angestellten Versuche ergaben, dafs dieselben weder auf die in der Luft, noch auf die im Wasser durch die erw\u00e4hnten Metallst\u00e4be erzeugten T\u00f6ne merklich reagierten. Durch einen Schlag auf den Tisch oder den Deckel des die Wanne umschliefsenden Kastens erzielte Verfasser eine deutliche Reaktion, doch trat nach mehrfacher Wiederholung des gleichen Eindrucks seitens der Tiere Gew\u00f6hnung an denselben ein.\nDie erh\u00f6hte Reflexerregbarkeit seiner Fische erreichte Verfasser leicht, indem er dieselben eine Zeitlang in strychninhaltiges Wasser (1:5000) that. Die auf diese Weise vergifteten Tiere zeigten schon bei der leisesten Ber\u00fchrung des Aquariums eine krampfhafte tetanische Kontraktion, aber keine Reaktion auf T\u00f6ne. Nur auf einen kr\u00e4ftigen Knall (Zusammenschlagen der H\u00e4nde, Abfeuern des Revolvers) erfolgte ein gleiches Zusammenzucken.\n\u00dcber das Verhalten der vom Verfasser selber operierten labyrinthlosen Fische berichtet derselbe, dafs er zun\u00e4chst die Beobachtungen Bethes (\u00dcber die Erhaltung des Gleichgewichts. II. Mitteilung. Biol. Centralbl. Bd. XIV. No. 16) best\u00e4tigen konnte. Wurden die so behandelten Tiere in gleicher Weise durch Strychnin vergiftet, so reagierten dieselben ebenfalls genau, wie die normalen; \u201eauch sie zuckten krampfhaft zusammen, wenn man kr\u00e4ftig die H\u00e4nde zusammenschl\u00e4gt\u201c. Verfasser folgert demnach aus seinen Ergebnissen:\n\u201e1. dafs f\u00fcr die Goldfische ein H\u00f6ren durch das Geh\u00f6rsorgan nicht nachgewiesen werden kann;\n2. dafs sie jedoch wohl auf Schallwellen reagieren, welche sie aber durch einen besonders entwickelten Hautsinn empfinden.\u201c\nIn Zusammenhang mit diesem Ergebnis bringt Verfasser die That-sache, dafs die meisten Fische stumm sind, die Ausbildung eines Geh\u00f6rorgans gewinne erst Bedeutung, wenn die Dnterscheidung besonderer T\u00f6ne f\u00fcr das Individuum in Betracht komme. Da es jedoch auch Fische giebt, welche T\u00f6ne hervorbringen, die vielleicht als Lockmittel f\u00fcr den geschlechtlichen Partner dienen, so l\u00e4fst Verfasser f\u00fcr diese Spezies die M\u00f6glichkeit einer geringen Ausbildung des Geh\u00f6rorgans zu; \u201eman k\u00f6nnte daran denken, dafs vielleicht die \u201eLagena\u201c oder die \u201eMacula neglecta\u201c diese Funktion \u00fcbernommen hat.\u201c\nVerfasser glaubt, aus seinen Resultaten weiter folgern zu k\u00f6nnen, dafs die von Ewald und Wundt als h\u00f6rf\u00e4hig beschriebenen labyrinthlosen Tauben die betreffenden Schallwellen sicherlich nicht durch die Geh\u00f6r-, sondern durch andere Nerven empfangen h\u00e4tten; \u201eh\u00f6chst wahrscheinlich durch jene Hautnerven, welche in Analogie zu unseren K\u00f6rperhaaren die leiseste Bewegung einer Feder empfinden lassen.\u201c Dieser letzteren Behauptung d\u00fcrfte jedoch entgegenzuhalten sein, dafs aus dem Nachweise, dafs gewisse Fischarten \u00fcberhaupt nicht h\u00f6ren, doch noch nicht ohne weiteres folgen d\u00fcrfte, dafs Tiere mit entwickeltem Geh\u00f6rapparat nach Exstirpation desselben nicht mehr h\u00f6ren. Dieser Schlufs ist ebenso-","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n309\nwenig berechtigt, als wenn man von dem Verhalten operierter Tauben unmittelbar auf die Verh\u00e4ltnisse am Menschen zur\u00fcckschliefsen wollte. Wie weit das Tastorgan bei den auf Geh\u00f6rseindr\u00fccken erfolgenden Reaktionsbewegungen labyrinthloser Tauben in Betracht kommt, kann, wenn die endg\u00fcltige Entscheidung dieser Frage \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist, nur durch sorgsame Beobachtung dieser Tiere selbst festgestellt werden.\nFriede,. Kiesow.\nMargaret Floy Washburn. \u00dcber den Einflufs von Gesichtsassoziationen auf die Raunrwahrnehmungen der Haut. Diss. Ithaca, New York, Auch: Leipzig, Engelmann. 1895. 60 S.\nDie vorliegende Arbeit, ein erweiterter Abdruck aus Philos. Stud. XI. Bd. 2. Heft, will zeigen, dafs bei der Lokalisation von Hauteindr\u00fccken aulser den anatomischen Verh\u00e4ltnissen und der Funktion der \u00dcbung noch ganz besonders Gesichtsassoziationen von Einflufs sind. An der Hand dieses Prinzips werden in einem ersten Teile der Abhandlung die fr\u00fcheren Forschungen \u00fcber Raumwahrnehmungen der Haut einer Kritik unterworfen, aus der sich f\u00fcr die Verfasserin ergiebt, dafs die genauere Perzeption horizontaler Distanzen an den Extremit\u00e4ten, die taktile \u00dcbung und die bilaterale Wirkung derselben, die geringe Abweichung gleichgesch\u00e4tzter Entfernungen zweier Hautregionen von den objektiven Verh\u00e4ltnissen nach der Methode der \u00c4quivalente, die genauere Lokalisation von Tasteindr\u00fccken auf Hand und Handgelenk in der N\u00e4he von Hautfalten, die feinere Entwickelung des taktilen Raumsinnes bei Kindern, sowie die gr\u00f6fsere Empfindlichkeit der kleineren oder beweglicheren K\u00f6rperteile auf den Einflufs reproduzierter Gesichtsvorstellungen zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, wobei allerdings in den beiden letzten F\u00e4llen die anatomischen Verh\u00e4ltnisse mit von Bedeutung sind. Dafs die Lokalisation gerade an den oben erw\u00e4hnten K\u00f6rperteilen und Hautstellen durch die Visualisation unterst\u00fctzt werde, hat nach der Verfasserin darin seinen Grund, dafs dieselben wegen ihrer deutlich sich abhebenden Grenzlinien lebhaftere Gesichtsassoziationen erwecken.\nNachdem im zweiten Teile der Abhandlung zun\u00e4chst der Einflufs'-der Visualisation auf die Sch\u00e4tzung von Raumwahrnehmungen der Haut dadurch experimentell nachgewiesen ist, dafs bei der Sch\u00e4tzung der \u00c4quivalente die Fehler unter Ausschlufs der Gesichtsvorstellungen gr\u00f6fser wurden, wird dasselbe dann noch an einzelnen F\u00e4llen dargethan. Statt des Bogenzirkels dienten an kleinen Gummistangen befestigte Gummispitzen oder Gummipl\u00e4ttchen zur Erzeugung kontinuierlicher Eindr\u00fccke, auch kam die photographische Methode zur Verwendung. Die Resultate der Untersuchungen sind besonders folgende: Bei Beobachtern mit geringerer Visualisationsf\u00e4higkeit und bei der blinden Versuchsperson war die Deutlichkeit von transversal zur L\u00e4ngsachse des Gliedes gerichteten Eindr\u00fccken geringer; bei vergr\u00f6fserter Distanz aber wurden aufser von dem blinden Reagenten die horizontalen Eindr\u00fccke besser perzipiert. Die Sch\u00e4tzung der Ber\u00fchrungsdistanz kommt der objektiven um so n\u00e4her, je gr\u00f6fser die F\u00e4higkeit zu visualisieren ist. In letzterem Falle liegen auch die \u00e4quivalenten Verh\u00e4ltnisse der Einheit n\u00e4her. Es findet","page":309}],"identifier":"lit30045","issued":"1896","language":"de","pages":"307-309","startpages":"307","title":"Alois Kreidl: \u00dcber die Perzeption der Schallwellen bei den Fischen. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 61. S. 450-464. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:09:38.298214+00:00"}