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{"created":"2022-01-31T15:14:42.222640+00:00","id":"lit30052","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n319\nMaurel das Verhalten des H\u00f6rers zur Musik mit dem von Elsa zu Lohengrin. Sie mufs im inneren Herzen das Gl\u00fcck f\u00fchlen, das ihr in der mysteri\u00f6sen Ankunft des Helden erbl\u00fcht; in dem Momente, wo sie es erkl\u00e4rt und zergliedert haben will, hat sie es schon verloren. Wer Musik angemessen geniefsen will, mufs sie h\u00f6ren, nicht dar\u00fcber sprechen und nicht lesen. Wem beim H\u00f6ren das Herz nicht aufgeht, der ist nicht musikalisch.\tWallaschek (London).\nEmile Boutroux. De l\u2019id\u00e9e de loi naturelle dans la science et la philosophie contemporaines. Paris, Lec\u00e8ne, Oudin & Oo. u. F. Alcan. 1895. 143 S.\nVorliegende Schrift, eine Eeihe von Vorlesungen, die an der Sorbonne 1892\u201493 gehalten und zuerst in der JRevue des cours et des conf\u00e9rences ver\u00f6ffentlicht wurden, untersucht der Eeihe nach die von den einzelnen Wissenschaften aufgestellten Gesetze, um dann auf Grund der so gewonnenen Eesultate eine Antwort auf die Frage nach der Willensfreiheit geben zu k\u00f6nnen. Die Anwendung der Mathematik auf die Erfahrung bildet die St\u00fctze des modernen Determinismus, indem erstere der Wissenschaft den Charakter der Notwendigkeit, letztere den konkreten Inhalt liefert. Aber enth\u00e4lt bereits die Logik Elemente, die nicht vollst\u00e4ndig auf Prinzipien a priori, d. h. auf unbeschr\u00e4nkte Gewifsheit zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, so ist dies noch mehr der Fall bei den mathematischen Gesetzen mit ihrem vom Verstand nicht fafsbaren Begriff der Unendlichkeit. Immer mehr neue Elemente f\u00fchren die Gesetze der sog. exakten Wissenschaften ein, wie zun\u00e4chst die der Mechanik, der Grundlage der \u00fcbrigen, welche die nicht aus mathematischen Intuitionen ableitbare, empirische, konstante und regelm\u00e4fsige Abh\u00e4ngigkeit darthun. Bei den physikalischen Gesetzen ist wiederum neu und nicht zur\u00fcckf\u00fchr bar auf mechanische Gesetze die Qualit\u00e4t der Energie. Die Chemie basiert auf dem Postulat der relativen Stabilit\u00e4t der K\u00f6rper. Der Eeflex, auf den die moderne Biologie alle physiologischen Ph\u00e4nomene zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht, kann wegen des Charakters der Zweckm\u00e4fsigkeit nicht rein mechanisch erkl\u00e4rt werden, und der Begriff des Fortschritts und der Entwickelung ist unvereinbar mit dem Prinzip der Notwendigkeit, das die Unver\u00e4nderlichkeit der Natur der Dinge aussagt. Machen alle diese Wissenschaften nur die mefsbaren Bewegungserscheinungen zum Gegenst\u00e4nde ihrer Untersuchung, indem sie ganz von den Zust\u00e4nden des Bewufstseins abstrahieren, so bleiben diese der Psychologie \u00fcberlassen, \u00fcber deren Entwickelung von Descartes bis Spencer, Helmholtz und Wtundt der Verfasser, analog der Behandlung der \u00fcbrigen Wissenschaften, eine kritische \u00dcbersicht giebt, um daran eine Untersuchung \u00fcber die philosophische Bedeutung der psychologischen Gesetze anzukn\u00fcpfen. Zwei Typen werden besonders unterschieden, der \u201eideologische\u201c (Berkeley, Hume, Stuart Mill), der das Prinzip der nach Assoziationsgesetzen sich verbindenden Vorstellungsatome aufstellt, und der \u201ephysische\u201c (zuerst bei Descartes, dann bei Bain, Spencer, Fechner, Wundt), der die Seele in ihrer Beziehung zum Organismus betrachtet. Beide sind nach dem Verfasser unzureichend, notwendige Gesetze aufzustellen. Die sog. Eeaktionen","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLitteraturbericht.\nsind keine reinen Reflexe, um das Leben zu erhalten, sondern \u201esie sind derart, dafs sie die Erkenntnis der Dinge und durch diese die Herrschaft \u00fcber dieselben vermitteln\u201c. Das speziell Subjektive, G-eistige als Th\u00e4tiges und Reflektierendes kann nicht eliminiert werden. Ebensowenig vermag auch die Soziologie alles durch das \u201emilieu\u201c zu erkl\u00e4ren, der einzelne Mensch mit allen seinen psychischen Eigenschaften mufs hinzukommen. So ergiebt sich f\u00fcr den Verfasser der Schlufs, dafs die sog. Naturgesetze nur die Gesamtheit der Methoden sind, welche der Mensch aufgefunden hat, um die Dinge seinem Verst\u00e4nde zu assimilieren, und dafs eine richtige W\u00fcrdigung derselben ihm die Freiheit wiedergiebt, die der scheinbar allgemeine Determinismus ihm genommen hatte. Auf wesentlich neue Gedanken kann die Schrift kaum Anspruch erheben.\nKarl Kiesow (Leipzig).\nHerbert Nichols. The Motor Power of Ideas. Philosophical Review. Vol. IV. No. 2. S. 174\u2014185. 1895.\nVerfasser unterzieht die in der Psycholog. Review, Vol. I. No. 5, unter gleichem Titel von M\u00fcnsterberg und Campbell ver\u00f6ffentlichte Abhandlung einer eingehenden und sehr beachtenswerten Kritik. Unter Hinweis auf Prof. James\u2019 Psychology, Vol. II. S. 379, sowie auf die Arbeiten von Haller, Mosso, Fer\u00e9, Danxlewsky, Tarchanoff, Sanvers, Pellicani, Bowditch, Mitchell, Lombard u. A. sucht Verfasser zu zeigen, dafs das in Rede stehende Problem nicht nur in fr\u00fcheren Arbeiten diskutiert, sondern bereits in umfassenderer Weise, als dies durch die \u201eneue Methode\u201c geschehen sei, studiert wurde. Sodann aber und haupts\u00e4chlich richten sich die Angriffe gegen die Arbeitsweise der Verfasser selbst. Nichols sucht den Nachweis zu f\u00fchren, dafs die Verfasser nicht nur von falschen Voraussetzungen ausgingen, sondern auch in der ganzen Ausf\u00fchrung ihrer Untersuchung kritiklos und sorglos verfuhren, und dafs sie sich in ihren Schlufsfolgerungen, statt die Thatsachen zu erkl\u00e4ren, hinter allgemeine Begriffe verbergen. Doch d\u00fcrfte die Verantwortlichkeit f\u00fcr diese Ver\u00f6ffentlichung, welche N. mit besonderem Nachdruck hervorhebt, zum weitaus gr\u00f6fsten Teile wohl auf M\u00fcnsterberg allein zur\u00fcckfallen. Referent verweist im \u00fcbrigen auf die bereits von ihm eingelieferte Besprechung dieser Abhandlung und f\u00fcgt diesem nur hinzu, dafs ihm die vorliegende NiCHOLSche Kritik bei der Abfassung derselben nicht bekannt war.\tFriede, Kiesow.","page":320}],"identifier":"lit30052","issued":"1896","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"Emile Boutroux: De l'id\u00e9e de loi naturelle dans la science et la philosophie contemporaines. Paris, Lec\u00e8ne, Oudin & Co. u. F. Alcan. 1895. 143 S.","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:14:42.222645+00:00"}