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{"created":"2022-01-31T15:06:43.328430+00:00","id":"lit30058","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 432-434","fulltext":[{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"Erwiderung.\nVon\nGr. Hetmans.\nDer etwas ungest\u00fcme Angriff des Herrn M\u00fcller-Lyer in 33d. X. S. 421 dieser Zeitschrift n\u00f6tigt mich zu einer kurzen Antwort.\nDie Versicherung des Herrn M\u00fcller-Lyer, dafs er an st\u00f6rende Nebenlinien gar nicht gedacht habe, nehme ich selbst-verst\u00e4ndlich bereitwilligst an ; in der That kommt der Ausdruck in seinen Artikeln nicht vor, und hat erst Auerbach in unzweideutiger Weise solche Linien f\u00fcr die vorliegende T\u00e4uschung verantwortlich gemacht. Dafs ich aber die Ansichten beider Forscher f\u00fcr identisch hielt und meine Kritik gegen die \u201eM\u00fcller-Lyer-Auerbachs che Theorie\u201c glaubte richten zu d\u00fcrfen, wird man verzeihlich finden. M\u00fcller -Lyer sagt in seinen fr\u00fcheren Arbeiten zwar dafs, aber nicht in welcher Weise man \u201eeinen Teil des zu beiden Seiten (der Vergleichslinien) abgegrenzten Raumes mit in Anschlag bringt\u201c ; im \u00fcbrigen spricht er konsequent nur von \u201eExtensionen\u201c, welche parallel laufen, in entgegengesetzter Richtung liegen oder senkrecht zu einander stehen; es lag gewifs am n\u00e4chsten, solche Extensionen, um so mehr da sie mit Lineargr\u00f6fsen konfluieren sollen, auch selbst als lineare, also als \u201ehinzugedachte Nebenlinien\u201c, aufzufassen. Zum \u00dcberflufs erkl\u00e4rte aber M\u00fcller-Lyer in seinem zweiten Artikel ausdr\u00fccklich und ohne Vorbehalt: \u201edie Erkl\u00e4rung F. Auerbachs stimmt im wesentlichen mit dem ersten\u201c (eben auf die Konfiuxion sich beziehenden) \u201eTeile meiner Erkl\u00e4rung vollst\u00e4ndig \u00fcberein\u201c (diese Zeitschr. IX. S. 16). Wo eine so unzweideutige authentische Interpretation vorlag, konnte ich kaum vermuten, was sich jetzt herausstellt, dafs n\u00e4mlich die AuERBACHsche Theorie f\u00fcr Herrn M\u00fcller-Lyer nur \u201eeine","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Erwiderung.\n433\nModifikation\u201c der seinigen bedeutet, welche ihm \u201evollst\u00e4ndig fremd\u201c ist, und welche er \u201eebenfalls f\u00fcr leicht zu widerlegen\u201c h\u00e4lt [diese Zeitschr. X. S. 422).\nNach dieser neuesten Erkl\u00e4rung M\u00fcller-Lyers gelten nun selbstverst\u00e4ndlich meine Bedenken, sofern sie die Annahme st\u00f6render Nebenlinien voraussetzten, nicht mehr seiner Theorie, sondern nur noch derjenigen Auerbachs. Fraglich bleibt nur, ob eine Ansicht, welche auf \u201edie wirklichen optischen Beize, wie sie in der Figur unleugbar vorhanden sind\u201c, so grofses G-e wicht legt, von der that s\u00e4chlichen Ausf\u00fcllung der Nebenr\u00e4ume durch Parallellinien nicht eine Zunahme der T\u00e4uschung erwarten m\u00fcfste ; auch ist nicht leicht einzusehen, warum das mit meiner (auch M.-L.\u2019s) Figur 7 erhaltene Resultat weniger gegen seine als gegen die AuERBACHsche Erkl\u00e4rung beweisen sollte. \u2014 Des weiteren f\u00fchrt nun M\u00fcller-Lyer die mit meinen Figuren 13 und 14 (16 und 17 bei M.-L.) erhaltenen Resultate auf ein accessorisches, allerdings in dieser Ausdehnung etwas hypothetisches Moment zur\u00fcck, dessen Mitwirkung ich jedoch nicht bestreiten will; die Ergebnisse in Bezug auf meine Figuren 5 und 6 (12\u201415 bei M.-L.) will er \u201elieber vorl\u00e4ufig unerkl\u00e4rt lassen\u201c ; und diejenigen, welche sich auf meine Figuren 3 und 4 (5 und 6 bei M.-L.) beziehen, erkl\u00e4rt er, indem er sich den Baum oberhalb und unterhalb der Yergleichslinien, statt durch die fortgelassenen Schenkel, durch vertikale Striche eingeteilt denkt, in einer m. A. n. durchaus willk\u00fcrlichen Weise. Wenn man sich in der That auf diejenigen Beize, welche in der Figur vorhanden sind, beschr\u00e4nken will, so k\u00f6nnen die \u00fcbriggebliebenen Schenkel in Figur 4 (6 bei M.-L.) nichts weiter als zwei Parallelogramme einschliefsen, deren Fl\u00e4cheninhalte genau gleich sind, und welche also im Sinne M\u00fcller-Lyers eine T\u00e4uschung schwerlich zu begr\u00fcnden verm\u00f6gen. -\u2014 Was schliefslich das Maximumgesetz betrifft, so glaubt Herr M\u00fcller-Lyer mich auf das sechste Kapitel seiner zweiten Arbeit verweisen zu m\u00fcssen, wo er nachgewiesen habe, dafs bei Verl\u00e4ngerung der ausw\u00e4rts gekehrten Schenkel die Verbindungslinie durch Kontrastwirkung k\u00fcrzer erscheint. Ich bin so gl\u00fccklich, Herrn M\u00fcller-Lyer auf das n\u00e4mliche sechste Kapitel seiner zweiten Arbeit zur\u00fcckverweisen zu k\u00f6nnen, wo er gleichfalls nachgewiesen hat, dafs bei Verl\u00e4ngerung der einw\u00e4rts gekehrten Schenkel die Verbindungslinie durch Kontrastwirkung\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XI.\t28","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"484\nG. Heymans.\nk\u00fcrzer erscheint (diese Zeitschr. IX. S. 14. Figg. 22\u201423). Ich konnte doch schwerlich vermuten, dafs Herr M\u00fcller-Lyer einen Faktor, welcher ihm zufolge beide Vergleichslinien bei Schenkelverl\u00e4ngerung kleiner erscheinen l\u00e4fst, zur Erkl\u00e4rung einer Ver\u00e4nderung verwenden wollte, welche das scheinbare Verh\u00e4ltnis der beiden Linien bei Schenkelverl\u00e4ngerung erleidet. Sollte aber Herr M\u00fcller-Lyer vielleicht annehmen, dafs die Kontrastwirkung der ausw\u00e4rts gekehrten Schenkel bedeutender sei als diejenige der einw\u00e4rts gekehrten Schenkel, so bemerke ich, dafs eine solche Annahme sich doch noch auf andere als die eben zu erkl\u00e4renden Erscheinungen m\u00fcfste st\u00fctzen k\u00f6nnen, um wirklich Beachtung zu verdienen.\nZum Schlufs erkl\u00e4re ich gern, dafs nichts mir ferner lag, als die Priorit\u00e4tsanspr\u00fcche des Herrn M\u00fcller-Lyer in Sachen der vorliegenden T\u00e4uschung schm\u00e4lern zu wollen. Darum habe ich auch Brentano nichts weiter zugeschrieben, als die Einf\u00fchrung derselben in die psychologische Besprechung, sowie diejenige Anordnung der Figuren, welche ich bei meinen Versuchen verwendete; dagegen ausdr\u00fccklich die M\u00fcller-LYERsche Arbeit als die \u00e4lteste und die BRENTANOsche als die chronologisch darauffolgende bezeichnet.","page":434}],"identifier":"lit30058","issued":"1896","language":"de","pages":"432-434","startpages":"432","title":"Erwiderung [auf \u00dcber Kontrast und Konfluxion: Zweiter Artikel von F. C. M\u00fcller-Lyer, Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane, Bd. X, S. 421-431]","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:06:43.328437+00:00"}