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{"created":"2022-01-31T14:27:49.064852+00:00","id":"lit30084","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Tawney, Guy","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 469-470","fulltext":[{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n469\nEmpfindungen nur in einem sehr indirekten Zusammenhang stehen. \u2014* Ob diese Interpretation des Falles im Sinne W.\u2019s ist, weifs ich nicht; er macht dar\u00fcber, wie er ihn versteht, keine Andeutung. Daf\u00fcr verwendet er ihn und, wie ich glaube, mit Recht als Beweis f\u00fcr die Ansicht, dafs das Organ des Bewegungssinnes nur im Kopfe liegen und nicht durch das gesamte vasomotorische System dargestellt sein k\u00f6nne.\nWitasek (Graz).\nJames Maek Baldwin. The Origin of a \u2018Thing\u2019 and its Nature. Psychol. Bev. Bd. II. S. 537-574. 1895.\nVerfasser er\u00f6rtert den Begriff eines Dinges von den Standpunkten der Vergangenheit und der Zukunft der Entwickelung dieses Begriffes aus. Er behauptet, dafs die historischen oder retrospektiven Kategorien nicht gen\u00fcgen, die Bedeutung des Dingbegriffes zu ersch\u00f6pfen. Dazu mufs man die teleologischen oder prospektiven Kategorien den historischen hinzuf\u00fcgen. Zun\u00e4chst unterscheidet der Verfasser den Ursprung von dem Wesen des Dinges, wir fragen nicht nur Wie und Woher, sondern auch Was. Die Frage, was ist ein Ding, ist nur durch eine Analyse des Handelns des Dinges zu beantworten, und wenn die Frage eine Organisation betrifft, m\u00fcssen wir, um Antwort zu bekommen, nicht nur das vorangegangene, sondern auch das zuk\u00fcnftige Handeln der Organisation in Betracht ziehen. Die letztere Betrachtungsweise ist nat\u00fcrlich nicht analytisch, und der Naturforscher l\u00e4fst sich von dem Vertreter der Geisteswissenschaften dadurch unterscheiden, dafs jener analysiert, um zu erkl\u00e4ren, w\u00e4hrend dieser der teleologischen und synthetischen Betrachtungsweise bedarf. \u201eDie Organisation\u201c, schrieb Aristoteles, \u201emacht sich in der Erfahrung allein niemals bekannt.\u201c Der Naturforscher konstruiert die Dinge retrospektiv und betrachtet eine Organisation als ein Ding, das einen Verlauf schon erfahren hat und gegenw\u00e4rtig als ein totes Ding der Vergangenheit angesehen werden kann. Ebenso sind alle durch die Thatbest\u00e4nde eines Dinges allein sich vollziehenden Erkl\u00e4rungen unzul\u00e4nglich, insofern sie nur die retrospektiven Kategorien des Denkens gebrauchen k\u00f6nnen. \u201eEntweder beruht der Begriff der Realit\u00e4t nicht auf ihrem Handeln, oder die problematischen, auf eine progressive Entwickelung begr\u00fcndeten Urteile sind der Organisation ebenso wesentlich, wie die Urteile, die auf den Ursprung und die Geschichte der Realit\u00e4t begr\u00fcndet werden\u201c.\nDer Verfasser gebraucht als Beispiel das kosmologische Argument f\u00fcr das Dasein Gottes. Wenn wir einmal zugeben, dafs die Natur des Dinges in seinem vorangegangenen Handeln vollst\u00e4ndig ausgedr\u00fcckt ist, dann ist die Vermutung ebenso wahrscheinlich, dafs eine Organisation ohne einen Planmacher Vorkommen kann, wie die Thatsache, dafs sie schon vorgekommen ist. Der Intuitionist behauptet, dafs auf der Basis der Allgemeing\u00fcltigkeit gewisser Kategorien wir das zuk\u00fcnftige Handeln des Dinges vorher wissen k\u00f6nnen. Dagegen leugnet der Evolutionist, dafs wir intuitiv von etwas, was in der Zukunft geschehen mufs, mit","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nLitter atur bericht.\nHinzuf\u00fcgung zu dem, was schon geschehen ist, denken k\u00f6nnen. Beide aber setzen voraus, dafs die Natur des Dinges den retrospektiven Kategorien vollst\u00e4ndig unterworfen ist, und diese Voraussetzung, meint der Verfasser, ist falsch. \u201eDie Wirklichkeit ist\", wie Lotze behauptet, \u201ereicher als das Denken\", und wenn dies nicht der Fall w\u00e4re, k\u00f6nnten wir uns gar nicht vorstellen, wie eine Entwickelung \u00fcberhaupt geschehen soll.\tGuy Tawney (Leipzig).\nW. M. Urban. Something More about the Prospective Reference of Mind. Psychol. Pev. Bd. III. S. 73\u201489. 1896.\nDie Abhandlung von Urban bezieht sich auf die vorstehend besprochene von Baldwin. Um die Funktionen des (leistes recht zu erkennen, m\u00fcssen wir nicht nur ihre historische Evolution und ihre gegenw\u00e4rtige erkenntnis-theoretische Bedeutung ber\u00fccksichtigen, sondern auch das ideale Ziel, nach welchem sie hindeuten. Das Verh\u00e4ltnis zwischen den retrospektiven Kategorien und der teleologischen Betrachtungsweise wird folgenderweise gefafst: Das, was wir unter Teleologie verstehen, ist eine Formulierung in historischen Ausdr\u00fccken derjenigen Elemente in den historischen Kategorien selbst, welche unserer Beschreibung \u00fcberall entgehen. Die Teleologie wird aber auch genannt \u201eeine unbestimmte Verweisung auf das Endlose und das Absolute\", und der Verfasser hat uns nicht gesagt, was das Endlose und das Absolute in dieser Beziehung bedeuten sollen. Diese unbegrenzte, prospektive Referenz soll das feststellende Element in der Th\u00e4tigkeit der Kategorien sein. Das teleologische Prinzip des G-eistes soll die in einem beschreibenden Ausdrucke zusammengefafste Hindeutung der historischen Kategorien auf das Unendliche sein. Der Verfasser analysiert die historischen Kategorien, Raum, Zeit, Kausalit\u00e4t und Identit\u00e4t, um das teleologische Moment in jeder nachzuweisen. Im Gebiete desWollens sei dieses Element auffallend. Kausalit\u00e4t z. B. ohne die \u201eprospektive Referenz\u201c w\u00e4re blofs eine besondere Art r\u00e4umlicher und zeitlicher Beziehungen und Identit\u00e4t blofs \u00c4hnlichkeit.\nDer Wille soll nach dem Verfasser im Sinne Schopenhauers als eine blinde und ziellose Kraft aufgefafst werden, deren Wirkung durch \u00dcberzeugung (belief) in der Richtung des sich entwickelnden Selbst eindeutig bestimmt wird. Es ist also schwer zu ersehen, wie aus dem Zusammenhang zwischen dieser Kraft und der Umgebung des Organismus, wie der Verfasser meint, eine solche \u00dcberzeugung entstehen kann, und auch, wie diese \u00dcberzeugung, wenn sie doch entstehen konnte, die Wirkung der blinden Willenskraft bestimmen soll. Das Grundmotiv des selbstbewufsten Lebens soll die \u00dcberzeugung sein, dafs jedes Element des Bewufstseins eine Bedeutung f\u00fcr das Ganze besitzt, d. h. dafs das Ganze eine Harmonie sein mufs, aber der Verfasser hat das Verh\u00e4ltnis zwischen diesem Grundmotiv und dem Willen nicht klar festgestellt. \u201eEs giebt Grund, zu vermuten, dafs in den historischen Kategorien selbst eine teleologische, d. h. prospektive Referenz liegt, die von der KANTschen Kritik ganz \u00fcbersehen wird.\"\nGuy Tawney (Leipzig).","page":470}],"identifier":"lit30084","issued":"1896","language":"de","pages":"469-470","startpages":"469","title":"James Mark Baldwin: The Origin of a \"Thing\" and its Nature. Psychol. Rev. Bd. II. S. 537-574. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:49.064857+00:00"}