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{"created":"2022-01-31T15:10:45.071251+00:00","id":"lit30090","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 11: 474-475","fulltext":[{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nLitter aturb er ich t.\nK. M\u00f6bius. Die \u00e4sthetische Betrachtung der Tiere. Sitzgs.~Ber. d. kgl pr. Akad. d. Wissensch. zu Berlin.\t14. Novbr. 1895. S. 1005\u20141015.\nDie in diesem Vortrag entwickelten Ansichten lassen sich kurz so zusammenfassen: Die Erkenntnis, dafs es sch\u00f6ne und h\u00e4fsliche Tiere giebt, findet sich bei Zoologen und Nichtzoologen. Der Zoologe kennt mehr sch\u00f6ne Tiere als der \u00c4sthetiker. Die Tierwissenschaft hat andere Aufgaben als die Tier\u00e4sthetik. Die \u00e4sthetische Beurteilung setzt Gattungsbegriffe voraus. Der darstellende K\u00fcnstler verwirklicht sein Gattungsideal; sein Werk mufs aber auch einen individuellen Eindruck machen. Wir bewundern am Tiere Symmetrie, leicht aufzufassende Proportionen, gewandte Bewegungen. Auch durchsichtige Tiere sind oft reizend. Der Unterschied der Gr\u00f6fse wirkt auf den \u00e4sthetischen Genufs ein: \u201eDer Trab eines Ponys sieht anders aus, als der eines grofsen Pferdes.\u201c Je verschiedener Tiere sind, desto schwerer lassen sie sich \u00e4sthetisch vergleichen.\tKarl Groos (Giefsen).\nCh. F\u00e9r\u00e9. Le langage r\u00e9flexe. Rev. philos. Bd. 41. S. 39\u201443. 1896. Ko. 1.\nH\u00f6rbare Reflexbewegungen der Sprach organe k\u00f6nnen auf rein mechanischem Wege, z. B. durch einen pl\u00f6tzlichen Schmerz, ausgel\u00f6st werden. Die Reflexbewegung braucht dann bekanntlich nicht unartikuliert zu sein, sondern kann die Form eines jener W\u00f6rter annehmen, die man \u201eunechte Interjektionen\u201c genannt hat. Es kann aber die sprachliche Reflexbewegung auch in der unwillk\u00fcrlichen \u00c4ufserung von W\u00f6rtern bestehen, die mit denen eines Vorredners assoziiert sind. So h\u00e4ufig bei Schwachsinnigen, wo z. B. das Wort Lisbonne den Kranken veranlafst, zu sagen Lisbonne bonne d\u2019enfant u. s. w., gelegentlich aber auch bei geistig Gesunden. Auch von jemand, den k\u00f6rperliche Schmerzen plagen, erh\u00e4lt man wohl auf die Frage: \u201eWie geht es Ihnen?\u201c die unwillk\u00fcrliche Antwort: \u201eDanke, gut; und Ihnen?\u201c Diese nicht neuen Beobachtungen sollen dem Verfasser wohl nur dazu dienen, die Mitteilung eines merkw\u00fcrdigen Falles vom Typus jenes (Lis)bonne d\u2019enfant einzuleiten. Ein 65 j\u00e4hriger Bl\u00f6dsinniger, der nur noch im Falle dringenden Bed\u00fcrfnisses und nur noch in einsilbigen W\u00f6rtern spricht, h\u00f6rt eines Tages jemand mit den Worten sich verabschieden: \u201eMonsieur, je vous salue.\u201c Darauf beginnt er den englischen Grufs herzusagen: \u201eJe vous salue, Marie, pleine de gr\u00e2ces\u201c u. s. w., setzt nach einer Pause hinzu: \u201eMaman, maman\u201c und bricht schliefslich in Thr\u00e4nen aus. Hier scheinen also die infolge einer sprachlichen Reflexbewegung hervorgebrachten W\u00f6rter f\u00fcr einen Augenblick einen ehemals damit assoziierten Gem\u00fctszustand hervorgerufen zu haben.\tSkutsch (Breslau).\nAlexander T. Ormond. Freedom and Psycho-Genesis. Princeton Contributions to Psychology. Vol. I. No. 1. S. 31\u201443. 1895.\nIn der vorliegenden Abhandlung sucht der Verfasser das Problem der Willensfreiheit zu Gunsten der letzteren durch die Annahme des","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n47 5\nPrinzips der Psychogenese zu l\u00f6sen. Der Mensch, handelt erstens nach freier Wahl, und Wahl schliefst Selbstbestimmung in sich. Zum anderen aber ist das w\u00e4hlende Individuum infolge des Einflusses von Vererbung und Milieu mechanischen Gesetzen unterworfen. Diese Gegens\u00e4tze sind nur durch die Anwendung des erw\u00e4hnten Prinzips vereinbar. Die Seele ist \u201eein selbstth\u00e4tiges Prinzip, dessen Gesetz Entwickelung eines selbst-bewufsten und selbstbestimmenden Lebens von der blofsen Potentialit\u00e4t zur Aktualit\u00e4t ist\u201c. Alle seelische Th\u00e4tigkeit ist im wesentlichen teleologischer Natur, und von diesem Gesichtspunkte aus ist der genannte Mechanismus nur das zweckm\u00e4fsige Mittel der selbstbestimmenden Seele.\nFriedrich Kiesow.\nC. S. Freund. \u00dcber psychische L\u00e4hmungen. Neurol Centralbl. XIV. No. 21. S. 938\u2014946. 1895.\nDie Bezeichnung psychische L\u00e4hmung ist f\u00fcr viele F\u00e4lle von sog. funktioneller, resp. dynamischer L\u00e4hmung zutreffender, als die \u201ehysterische L\u00e4hmung\u201c, die zwar auch eine psychische ist, bei der es sich aber nicht um intellektuelle St\u00f6rung, sondern um abnorme Reizbarkeit und j\u00e4hen Stimmungswechsel handelt, hinter welchen Zust\u00e4nden\n\u2014\t\u201edem eigentlichen Wesen der Hysterie \u2014 eine unbegrenzte Zahl k\u00f6rperlicher Erscheinungen sich verbirgt\u201c.\n\u201eDie psychische L\u00e4hmung ist eine zentrale und als solche eine L\u00e4hmung bestimmter Bewegungsformen, aber nicht einzelner Muskeln\u201c\n\u2014\twobei die Bewegungen in der Form ausfallen, wie sie durch die Erfahrung erworben wurden. \u2014 Willk\u00fcrliche Bewegungen sind eben nichts anderes, als der \u00e4ufsere Ausdruck gewisser Vorstellungen, d. h. Erfahrungen.\nBez\u00fcglich der Erwerbung der letzteren folgt Verfasser der Darstellung von H. Sachs \u00c7Bau und Th\u00e4tigkeit des Grofshirns u. s. w. 1893) von der Assoziation der \u201eRindeneinheiten\u201c und dessen Gesetz von der konstanten Menge der psychischen Energie, dem auch die Bewegungs vor Stellungen unterstehen, als Glieder jener unz\u00e4hligen Assoziationsketten, wTelche die verschiedenen Teile unseres Gehirns verbinden. (Lediglich der Assoziation dienende Felder giebt es, beil\u00e4ufig gesagt, nicht). \u2014 Ist die Beeinflussung der Bewegungsvorstbllung, d. h. der ihr zu Grunde liegenden assoziativen Verbindungen eine gen\u00fcgend kr\u00e4ftige, so fliefst eine Erregung in die k\u00f6rperw\u00e4rts ziehenden Nervenfasern ab, und es kommt zur thats\u00e4chlichen Ausl\u00f6sung der betreffenden Bewegung, \u2014 Durch Hemmung im Bereich der Assoziationsbahn, durch ung\u00fcnstige Verteilung des begrenzten Vorrates psychischer Energie k\u00f6nnen Bewegungen unterbleiben und dementsprechend auch dauernde psychische L\u00e4hmungen sich entwickeln.\nBei anderen L\u00e4hmungsformen handelt es sich um den Ausfall anatomisch vorgebildeter Bewegungsmechanismen.\nDie lokalisierte psychische L\u00e4hmung kommt auf demselben Wege zu st\u00e4nde, wie der Erwerb der Vorstellung, also auf einer \u201eausgeschliffenen\u201c","page":475}],"identifier":"lit30090","issued":"1896","language":"de","pages":"474-475","startpages":"474","title":"Alexander T. Ormond: Freedom and Psycho-Genesis. Princeton Contributions to Psychology. Vol. I. No. 1. S. 31-43. 1895","type":"Journal Article","volume":"11"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:10:45.071257+00:00"}