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{"created":"2022-01-31T15:07:51.593148+00:00","id":"lit30115","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 152-154","fulltext":[{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLitteraturbericht.\ndas Erkennen einzelner Worte erforderte Expositionszeit und die mini* male das Lesen erm\u00f6glichende Beleuchtungsintensit\u00e4t* Es wurde gefunden, dafs bei einer Buchstabenh\u00f6he von weniger als 1,5 mm, bei Herabsetzung der Lichtst\u00e4rke unter 8 Normalkerzen und bei Ersetzung des weifaen Papiere\u00ab durch graues oder farbiges die Erschwerung sich in hohem Grade bemerklich macht.\tHitmans (Groningen).\nSantb de Sanctis. Emosionl 6 sogni. Btv. di frcniatr. XXII. 3. S. 566 bis 590. 1896.\nIn seinem Werke I sogni e il sonno, Rom 1896, hat Verfasser \u00fcber die Ursachen des Traumes gehandelt; die vorliegende Arbeit hat das Verh\u00e4ltnis des Anteils, den das Gem\u00fct beim Tr\u00e4umen und ebenso beim Wachen hat, zum Gegenst\u00e4nde, und zwar beschr\u00e4nkt Verfasser sich auf di\u00ae zwei Fragen : 1. ob und welchen Finflufs voraus gegangene Gem\u00fctsbewegungen des wachen Zustandes auf den Traum aus\u00fcben; 2. ob und wie Gem\u00fctsbewegungen w\u00e4hrend des Tr\u00e4umens auf den wachen Zustand zur\u00fcckwirken. Das reichhaltige Beobachtungsmaterial,1 dessen er sich bedient hat, erlaubt ihm f\u00fcr die erste Frage vier gr\u00f6fsere Gruppen aufzustellen.\nGruppe 1. Wach stimm ungen erscheinen selten im Traume wieder. Die hierher Geh\u00f6rigen tr\u00e4umen \u00fcberhaupt selten und dabei nicht lebhaft, h\u00f6chstens etwas sexuell erregt. Von 150 erwachsenen Normalen geh\u00f6ren 70 (46,66%) hierher, von 50 Frauen 10, darunter 4 \u00fcber 60 Jahre. Somatische Verh\u00e4ltnisse, auch Witterungseinfl\u00fcsse, besonders bei den Alten, scheinen ihre Tr\u00e4ume zu beeinflussen.\nFerner geh\u00f6ren 41 von 60 psychisch Kranken (23 Idioten, 18 Imbezille) hierher \u2014 alles faule Tr\u00e4umer \u2014 Hysterische, Epileptische, die meisten Verbrecher und viele Prostituierte. Das an Verdrufs und Gem\u00fctsbewegungen reiche Leben derselben spiegelt sich in ihren Tr\u00e4umen nicht wieder, am h\u00e4ufigsten tr\u00e4umen sie von Lottonummern.\nGruppe 2. Gem\u00fctsbewegungen im W ach zustande erscheinen im Traume wieder oder auch nicht. Es h\u00e4ngt das von der Beschaffenheit jener ab. So wiederholt sich das Gef\u00fchl der Furcht gew\u00f6hnlich, nicht aber das der Freude ; sexuelle und mystische Empfindungen gew\u00f6hnlich, nicht aber solche von Piet\u00e4t und Teilnahme, und umgekehrt ; die Traumstimmung ist eben systematisch getrennt (dissociate).\nDas Vorherrschen gewisser Gem\u00fctsbewegungen im Wachen wie im Traume ist sicherlich eine physiologische Erscheinung, indem die urspr\u00fcngliche Gem\u00fctsverfassung gewisse Typen herstellt, pessimistische, mystische und sexuelle, furchtsame und verfolgungss\u00fcchtige. Von einem Hundez\u00fcchter erfahrt Verfasser, dafs eine Bulldogge von Verteidigung und Freude, eine Bracke von schmerzlichen Dingen tr\u00e4umt.\nZu dieser Gruppe geh\u00f6ren 23 M\u00e4nner (15,3%) und 10 Frauen (20%)\n1 150 normale M\u00e4nner, 50 Weiber, 60 Geisteskranke, 125 Verbrecher, inkl. 24 Weiber; 48 Prostituierte, 10 Hypochonder; 14 Melancholische; ferner viele Hysterische, Epileptische; endlich Kinder und Tiere.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Liiteraturbericht\n153\nunter Normalen, 16 psychisch Kranke (26,6\u00b0/\u00ab). Bei den Normalen kamen sexuell\u00a9 Empfindungen, Furcht und Angst zum \u00f6ftem wieder zum Vorschein. \u2014 Hierher geh\u00f6ren auch viele Verbrecher und Prostituierte. Ihre Tr\u00e4ume \u2014 traurige wie freudige \u2014 charakterisieren sich dadurch, dafs sie h\u00f6chst selten an die begangenen Verbrechen, an die Trennung von ihren Familien u. dergl. m. erinnern.\nGruppe 3. Gem\u00fctsbewegungen d es Wachzustandes wiederholen sich unver\u00e4ndert im Traume. 57 normale M\u00e4nner (33,5\u00b0/0 und 30 Frauen (60\u00b0/o). Viele Hysterische geh\u00f6ren hierher. Bei den letzteren kn\u00fcpft der Traum vorzugsweise an asthenische Gem\u00fctsbewegungen (Schrecken und Furcht) und an die Ereignisse an, die den ersten Anfall zuwege gebracht haben. Pl\u00f6tzlich auftretende Gem\u00fctsbewegungen erscheinen jedoch im Traume seltener wieder, als die chronischen Leidenschaften (Liehe, Hafs, Rachegef\u00fchl, Neid, Hochmut), die, wie die Furcht vor Verfolgern, vor dem Fallen u, s. w. nichts als die Fortsetzung von Vorstellungen wacher Zust\u00e4nde bilden. Hysterische, Hypochonder, Melancholische und Halluzinanten sind dergleichen Zust\u00e4nden unterworfen. Aber nicht die gr\u00f6fsere St\u00e4rke der Gef\u00fchle giebt den Ausschlag, sondern vielmehr die minder intensive. Es gilt das indes nur Mr die Tr\u00e4ume der Erwachsenen. Bei Eiindern und Hunden spielt die Lebhaftigkeit der Tageseindr\u00fccke die Hauptrolle.\nGruppe 4. Auch hier spiegeln sich die Tageseindr\u00fccke im Traume wieder, aber meist im verkehrten Bilde. Depression verwandelt sich in Exaltation, Abneigung in Sympathie u. s. w. Es sind das die Kontrastempfindungen, auf die schon Griesinger und Lombroso aufmerksam gemacht haben ; heitere Traumstimmungen bei Gefangenen, gl\u00e4nzende Visionen sogar bei Sterbenden.\nFrage II. \u201eOb und wie emotive Traumbilder im Wachen sich widerspiegeln?\u201c\nVerfasser h\u00e4lt daf\u00fcr, dafs w\u00e4hrend des Tr\u00e4umens versp\u00fcrte Empfindungen im Wachen Spuren hinterlassen, \u00e4hnlich den Nachbildern von Smneseindr\u00fccken w\u00e4hrend des wachen Zustandes. Ein ber\u00fchmtes derartiges Beispiel sei der Neger, der im Wachen den bitteren Geschmack eines ertr\u00e4umten Giftes versp\u00fcrt habe. Ferner komme es vor, dafs Farben, von denen man getr\u00e4umt hat, entweder als solche (positiv) oder in ihren Komplement\u00e4rfarben (negativ) heim Erwachen wieder erscheinen. Ebenso verhalte es sich mit den Gem\u00fctsbewegungen, die nicht blos als \u00a9in verl\u00e4ngerter Traumzustand (wor\u00fcber \u00fcbrigens die Entscheidung schwierig sei), sondern auch als im wirklichen Wachzustand\u00a9 l\u00e4ngere Zeit sich fortspinnen. Dieses Nachtr\u00e4umen findet statt bei Alkoholisten, Epileptischen, Halluzinanten und chronisch Verr\u00fcckten, wie schon Brierre de Boismond angegeben hat.\nDie wesentlichsten Ergebnisse der vorliegenden Thatsachen sind:\n1. Um im Traume wiederzuerscheinen, m\u00fcssen die Gem\u00fctsbewegungen von den Wachenden wirklich und tief empfunden werden, d. h. das Muskel-, vasomotorische und Nervensystem m\u00fcssen bei dieser psychophysischen Erscheinung sich beteiligen, und ist es nicht eine blofse Erscheinung des Intellekts oder von Reflexen. Die Traumstimmung (emotivit\u00e0","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLit tan turberkh t\noneiric\u00bb) ist dar sichere Hinweis auf die wahre organische Stimmung (Temperament? Bef.), die das Subjekt von der Natur erhalten oder durch Verh\u00e4ltnisse und Krankheit erworben hat.\n2.\tWo die organische St\u00f6rung und der Kr\u00e4fte verbrauch zu m\u00e4chtig ist, reproduzieren sich die Gem\u00fctsbewegungen im Traume weniger oder langsamer.\n3.\tDie Gem\u00fctsbewegung verl\u00e4uft oftmals ganz unabh\u00e4ngig von der\nVorstellung. Die Traumstimmung lehnt sich entweder an ein phantastisches Bild, das ihm im Wachen vorschwebte, oder an ein solches entgegengesetzter Art, oder, wie es bei den emotiven Traumnachbildern vorkommt, an keinerlei Vorstellung'an.\tFraenzkl.\nShrpherd Ivory Franz and Henry E. Houston. The Accuracy of Observation and of Recollection in School Children. Psych. Rev. III. (5). & 631-635, 1896.\nSch\u00fclern verschiedenen Alters und Geschlechts werden eine Anzahl von Fragen vorgelegt, die di\u00a9 Genauigkeit ihrer Beobachtung und Erinnerung pr\u00fcfen sollen, z. B. nach dem Wetter vor 8 und 14 Tagen, nach der Entfernung des Schulhauses von der Strafsenecke in Fu\u00a3g und Sekunden, nach dem Gewicht eines Buches. Die Antworten sind statistisch geordnet in Tabellenform, mitgeteilt. Unter den Ergebnissen f\u00e4llt besonders eine allgemeine Neigung zur Untersch\u00e4tzung von L\u00e4ngen und Gewichten auf. M\u00e4dchen scheinen das Wetter richtiger zu behalten als Knaben, in quantitativen Sch\u00e4tzungen aber hinter diesen zur\u00fcckzustehen.\nJ. Cohn (Berlin).\nTheodate L. Smith. On Mtuscular Memory. \u00c4merie. Jourtu of l**ychoLy VH, 4. 8. 458\u2014490. 1896.\nDer motorische Faktor, den bereits Ebbinghaus und M\u00fcller und Schumann bei Ged\u00e4chtnis versuchen als schwer zu vermeidende Fehlerquelle hingestellt haben, wurde hier durch gleichzeitiges automatisches Z\u00e4hlen 1,2,3, zuerst auch durch anhaltendes Singen ein und derselben Note, was aber Nichtmusikalischen Schwierigkeiten bereitete, zu beseitigen versucht; gleichm\u00e4fsiger Rhythmus beim Auffassen des Ged\u00e4chtnismaterials und regelnder Metronomrhythmus wurden als hier zu komplizierend nicht eingef\u00fchrt. Sowohl der mittlere Fehler bei normalem Lesen der f\u00fcnf Reagan ten als bei dem durch gleichzeitiges automatisches Z\u00e4hlen motorisch inhibierten Lesen zeigte, dafs die freiwillig gew\u00e4hlte Anzahl der Wiederholungen zu der G\u00fcte des Behaltens nicht in direkter, sondern umgekehrter Proportionalit\u00e4t steht, woraus zu folgern w\u00e4re, dafs man auch das Zeitmoment f\u00fcr jede Silbe als wichtig in Erw\u00e4gung ziehen m\u00fc\u00fcste, falls sich dies in Zukunft bei Versuchen bei nur einem Reagenten best\u00e4tigen w\u00fcrde. Jedenfalls findet hier eine obere und eine untere Grenze und eine beste Zeit f\u00fcr die G\u00fcte des Behaltens statt, und es braucht diese von vorneherein nicht mit der subjektiv zusagendsten Geschwindigkeit zusammenzufallen. Um den sprachlich - motorischen Faktor m\u00f6glichst auszuschliessen, und zum Zwecke eines naohpr\u00fcfenden","page":154}],"identifier":"lit30115","issued":"1897","language":"de","pages":"152-154","startpages":"152","title":"Sante de Sanctis: Emozioni e sogni. Riv. di freniatr. XXII. 3. S. 566 bis 590. 1896","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:07:51.593153+00:00"}