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{"created":"2022-01-31T15:08:17.866199+00:00","id":"lit30118","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groos, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 155-156","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbcricht.\n155\nand Neues aufdeckenden Vergleiches wurden aufserdem als Ged\u00e4chtnis-material Taubstummenbuchstaben genommen : so dafs jeder Buchstabe in jeder Reihe zu zehn nur einmal und in je zehn Reihen in gleicher Anzahl vor kam. Das Lernen fand durch Gesichtsaufnahme statt, ferner durch Gesichtsaufnahme zugleich mit Tasten, sohlt \u00a9Mich durch Gesichtsaufnahme zugleich mit automatischem Z\u00e4hlen, w\u00e4hrend die Reproduktion durch Tasten der Hand stattfand. Aus allen diesen Kombinationen ergiebt sich folgende Stufenfolge der Verh\u00e4ltnisse: der mittlere Fehler war bei Lesen der Silben und gleichzeitigem Z\u00e4hlen gr\u00f6fser als bei Lesen der Silben ohne gleichzeitiges Z\u00e4hlen, letzterer wiederum gr\u00f6fser als bei Gesichtsaufhahme des Taubstummenalphabets und motorischem Reproduzieren, letzterer wiederum gr\u00f6fser als bei Gesichtsaufnahme des Taubstummenalphabets und Hinzuziehen des Betastens und dann motorischem Reproduzieren, letzterer wiederum gr\u00f6fser als bei Gesichts-aufn&hme des Taubstummenalphabets und gleichzeitigem automatischem Z\u00e4hlen und motorischem Reproduzieren: Verh\u00e4ltnisse, die im allgemeinen verst\u00e4ndlich sind. Der letztgenannte Fall ist als Beg\u00fcnstigung der Aufmerksamkeit durch das Z\u00e4hlen anzusehen, der mittlere Fehler war hier indessen nur wenig geringer, doch war zugleich geringerer Wechsel und geringere Variation vorhanden. Wenn in diesem Falle aber das Z\u00e4hlen unterst\u00fctzendes, nicht hemmendes Element war, so darf man doch noch nicht den Schlufs ziehen, wie Verfasser, dafs auch beim Lesen der Silben die Aufmerksamkeit dadurch nicht abgelenkt wurde, denn wenn es sich hier auch theoretisch um Hemmung des motorischen Elementes oder Ablenkung der Aufmerksamkeit als Ursache der Vergr\u00f6fserung des mittleren Fehlers um 18\u201418% handelt, so liegen doch hier andere Verh\u00e4ltnisse vor. Ein wirkliches Ausschalten oder sicheres Isolieren des motorischen Elementes ist, wie der Verfasser selbst sagt, auch durch dies\u00a9 Versuche nicht m\u00f6glich. Bei den Versuchen mit Silben war die Anzahl der verstellten Silben, was allgemein theoretisch nicht unwichtig ist, bedeutend geringer als die der falschen (\u201e\u00e4hnlichen\u201c, fr\u00fcheren, \u00fcberhaupt falschen) und \u00fcberhaupt vergessenen. Andererseits sind Konso-nantenfehler am Anfang und Ende der Silben fast gleich und, was hierf\u00fcr die Erkl\u00e4rung giebt, h\u00e4ufiger als Vokalfehler. Man wird hier die gr\u00f6fsere Vielfachheit der Konsonanten und die vorzugsweise Konzentrierung der Aufmerksamkeit auf die Vokale in Betracht ziehen m\u00fcssen.\tP. Memtz (Leipzig).\nColin A. Scott. Sex and Art. The Americ. Joum, of Peychol Vol. VII.\nNo. 2. S. i\u00f6S-226. 1896.\nVon der allgemeinen organischen Reizbarkeit ausgehend sucht der Verfasser die mehr intellektuellen Instinkte der Kunst und Religion mit der sexuellen Erregung in Zusammenhang zu bringen und aus ihr abzuleiten. Die sexuelle Erregung hat entwickelungsgeschicbtlich die Tendenz, sich immer mehr \u00fcber den Organismus aus zu breiten, und dabei k\u00f6nnen Erscheinungen, die zun\u00e4chst nur Neben\u00e4ulserungen des","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLitteraturbericht\nsich erweiternden geschlechtlichen \u201eErethismus\u201c sind, bis zu einem gewissen Grade verselbst\u00e4ndigt (dissociated) werden. Bei der sexuellen Auslese ist in der Tierwelt die Irradiation des Paarungstriebes nach h\u00f6heren Gebieten hin bis zu ausgesprochen \u00e4sthetischen F\u00e4higkeiten fortgeschritten. Beim Menschen entspricht dem zun\u00e4chst das T\u00e4ttowieren, die Kleidung, der Schmuck etc. Es handelt sich dabei um eine relative Verselbst\u00e4ndigung; denn solche Erscheinungen bedeuten als indirekte Mittel der Anziehung eine Verz\u00f6gerung der sexuellen Klimax \u2014 sie bilden Symbole eines verfeinerten Empfindens. Dieselbe F\u00e4higkeit, ein Objekt als Symbol zu verwenden, zeigt sich im Fetischismus; dabei Ist die Symbolisierung des Sexuellen vor allem in den phallischen Be-ligionen zu suchen. Ebenso herrscht der Symbolismus bei den Beispielen von pathologischer Sexualit\u00e4t vor, wo oft ganz heterogene Dinge zum selbst\u00e4ndigen Fokus der Erregung gemacht werden. Die Extase ist das eigentliche Bindeglied zwischen Sexualit\u00e4t und Kunst. Sie ist dem Vorstadium der Kopulation im tierischen Liebesieben nahe verwandt. Nur ist in der Extase, diesem Kern der \u201eKunst-Psychose\u201c, das, was urspr\u00fcnglich Vorstadium ist, noch mehr verselbst\u00e4ndigt, so dafs auf diese Weise die Sexualit\u00e4t in der Liehe zum Sch\u00f6nen und in den Werken der Kunst sich selbst die wirksamste HemmungsVorrichtung bereitet hat \u2014 ein\u00a9 f\u00fcr di\u00a9 Erziehung der heranreifenden Jugend wichtige Thatsache. \u2014 Aus dem an interessanten Einzelheiten reichen Aufsatz sind hiermit nur einige Hauptgedanken wiedergegeben. Dafs der Standpunkt des Vei-fa8sers etwas einseitig ist, scheint mir die Kinderpsychologie wahrscheinlich zu machen, da das sexuell noch unentwickelte Kind schon Keime aller \u00e4sthetischen Th\u00e4tigkeiten aufweist, Keime, die auch auf andere Weise biologisch erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen.\nK. Groos (Giessen).\nK. Ueberhorst. Das Komische. Bd. I : Das Wirklich-Komische. Leipzig.\n1896. Wigand. 562 S.\n\u201eLe secret d\u2019ennuyer, c\u2019est celui de tout dire\u201c; besonders aber Alles zu sagen, mit alleiniger Ausnahme Desjenigen, was zur Sache dienlich und notwendig w\u00e4re.\nDas vorliegende Buch will folgenden Satz beweisen: \u201eKomisch erscheint uns ein Zeichen einer schlechten Eigenschaft einer anderen Person, wenn uns an uns selbst keines eben derselben schlechten Eigenschaft zum Bewusstsein kommt, und das keine heftigen unangenehmen Gef\u00fchle in uns bervorruft\u201c (S. 2-3). Nach einigen einleitenden Bemerkungen (S. 1\u201412) werden nun zun\u00e4chst \u201edie guten und schlechten Eigenschaften der Menschen\u201c, an und f\u00fcr eich, ausf\u00fchrlich er\u00f6rtert (S. 13\u2014204). Der Verfasser ist offenbar von der Meinung ausgegangen, dafs niemand wisse, was mit den einzelnen in der Umgangssprach\u00a9 als gut oder schlecht bezeichneten Eigenschaften gemeint ist; daher denn s\u00e4mtliche Vorz\u00fcge des K\u00f6rpers, des Geistes und des Charakters (etwa 70 an der Zahl) einzeln vorgeftihrt, durch Nominaldefinitionen erkl\u00e4rt und aufserdem","page":156}],"identifier":"lit30118","issued":"1897","language":"de","pages":"155-156","startpages":"155","title":"Colin A. Scott: Sex and Art. The Americ. Journ. of Psychol. Vol. VII. No. 2. S. 153-226. 1896","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:08:17.866205+00:00"}