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{"created":"2022-01-31T15:11:07.387291+00:00","id":"lit30127","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 284-285","fulltext":[{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\ni\u00c0Ueraturbencht\nzu werden verdient, im Gegensatz zu anderen Instinkten, wie Nachahmungstrieb, Spiel trieb u. s. w. Gegen\u00fcber der Arterh<ung steht die Neigung zum Variieren, zur Abarten- und R&ssenbildung. Hierzu kommt es, wenn ein Element oder eine Elementengruppe des Organismus unter abnorme Lebensbedingungen ger\u00e4t und nun das ganze Individuum dank der innigen Beziehungen seiner Teile zu einander sich abweichend weiter entwickelt. In einem Staate verl\u00e4uft der entsprechende Vorgang so, da\u00a3s zun\u00e4chst einige Glieder der Gesellschaft einem ver\u00e4nderten Lebensmodus folgen und allm\u00e4hlich die \u00fcbrigen mit sieb fortreifsen. \u00dcbrigens ist die Bildung einer sozialen Vereinigung, eines Staates, nicht etwa ein entwickelungsgeschichtlicher Fortschritt \u00fcber das Individuum hinaus, wie es z. B. ein aus Organen zusammengesetzter Organismus gegen\u00fcber ein*>m einzelligen Wesen ist Der K\u00f6rper, der einen Komplex von Organen darstellt, stirbt mit der Vernichtung eines der letzteren, nicht so der Staat mit dem Tode des Einzelnen. Er bildet in diesem Sinne nur eine Summe von gleichwertigen Summanden, weswegen man auch nicht von einem sozialen Bewufstsein als einer h\u00f6heren Stufe des menschlichen\nEinzelbewufstseins sprechen kann.\tSchaefer (Rostock).\t.\n\u00ab\nH. Ebkr. Zur Kritik der Kinderpsychologie, mit R\u00fccksicht auf neuere Arbeiten. Wundts Ph\u00dcos. Stud. Bd.XII. 1896. S. 587\u2014628.\n_____\ti\nDie Forschungsmethode der Kinderpsychologie mufs eine genetische sein; denn ihre Aufgabe ist di\u00ae Analyse der Entwickelung der menschlichen Seele. Eine objektive Darstellung an der Hand von Beobachtungs-thatsachen wird freilich erst von dem Zeitpunkt an m\u00f6glich sein, wo das Kind sprachlicher \u00c4ufserungen \u00fcber sein geistiges Leben f\u00e4hig ist. Vorher bietet das Kind dem Beobachter nur k\u00f6rperliche Bewegungen dar, und die etwaigen seelischen Begleitprozesse derselben festzustellen, ist sehr schwierig, jedoch nicht hoffnungslos. Einerseits n\u00e4mlich kommen gewisse psychische und physische Vorg\u00e4nge so regelm\u00e4fsig koordiniert vor, dafs man von dem Auftreten der einen auf die anderen schliefsen darf; andererseits wird man mit Erfolg versuchen k\u00f6nnen, aus einer psychisch besser charakterisierten sp\u00e4teren Periode auf die dem Vor- \" st\u00e4ndnis weniger zug\u00e4ngliche vorgehende R\u00fcckschl\u00fcsse zu machen. (So ** erweisen sich z. B. die mimischen Bewegungen im allgemeinen als symptomatisch f\u00fcr Gef\u00fchlsregungen, die pantomimischen f\u00fcr Willensprozesse.) Die Hauptsache ist jedoch, zun\u00e4chst empirisches Material zu ^ sammeln und aus diesem heraus nach den Normen der allgemeinen * Psychologie die psychogenetischen Gesetze zu entwickeln. Dieser Punkt ^ giebt Verfasser Anlafs, die bekannten Werke und Arbeiten von Pkrkz, Pretbr und Baldwin zu kritisieren. Pkrkz (Les trois premi\u00e8res ann\u00e9es de *3 T en font. 1892) bringt zwar wenig Thats\u00e4chliches, ist aber in der psycho- ^ logischen Bearbeitung desselben sehr vorsichtig. Prbybrs \u201eSeele des ;i Kindes11 ist in sachlicher Beziehung aufserordentlich wertvoll; seine ^ Deutung des kindlichen Bewusstseins leidet jedoch an dem Fehler, dafs sie aus logischen Gesichtspunkten heraus erfolgt und Elemente bereite \u00dcberwundener psychologischer Systeme, wie z. B. der Verm\u00f6genstheorie und selbst der Vulg\u00e4rpsychologie enth\u00e4lt. Baldwin (Mental Dmdopmm\u00ea -Ifj","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"LUteralurbcrkhL\n28o\nm the Child and the Race. 1895) dagegen geht riel weiter, als unsere noch su geringen positiven Kenntnisse rechtfertigen, wenn er auf biologischer Basis darob Deduktion die der psychologischen Entwickelung immanenten Gesetze ableiten will, wenn er phylogenetische und ontogenetische Psychogen es is in einander genau entsprechende Abschnitte teilt und die geistige Entwickelung des Einseinen und der V\u00f6lker in weitgehendste Analogie zu einander bringt.\nIm Gegensatz zu diesen beiden und einigen anderen Autoren,\u00bbwelche die Gef\u00fch le von den Empfindungen trennen und erstere als die aktiven Faktoren des Bewusstseins, letztere aber als deren psychisches Material betrachten wollen, weist Verfasser darauf hin, dafs sowohl in der kindlichen wie in der entwickelten Seele Gef\u00fchl und Empfinden etwas untrennbar Einheitliches sind. Beim Kinde ist anf\u00e4nglich die Gef\u00fchls-seit\u00a9 (Affekt, Phantasie, personifizierende Apperzeption) besonders betont, erst allm\u00e4hlich entwickeln sich die Verstandesth\u00e4tigkeiten. Es ist falsch, dem Kinde einen angeborenen Varstand zuzuschreiben. Ebensowenig darf man das Ged\u00e4chtnis als eine besondere psychische Kraft auffassen, w\u00e4hrend es doch nur ein Ausdruck daf\u00fcr ist, dafs immer mehr oder weniger der gesamte Bewu\u00dftseinsinhalt sich an den psychischen Vorg\u00e4ngen der Gegenwart beteiligt. Was die Entwickelung des Willens anlangt, so lassen sich Schl\u00fcsse dar\u00fcber erst ziehen, wenn absichtliche pantomimische Bewegungen auftreten. Der von Preybr und Baldwik schon ab ovo am Kinde beobachtete \u201eWille*4 ist k\u00fcnstlich konstruiert.\nSchab fi a (Rostock).\nJams Rowland Anosll and Addison W. Moor*. Reaction-Time: A Study in Attention and Habit. Psychol. Ree. III. (8), S. 246\u2014 258. 1896.\nDie rein physiologisch genommenen Reaktionen mancher Physiologen ohne Anstreben wirklich sensorischer Deutlichkeit werden hier wie letzthin bei Baldwin wieder hervorgeholt, und es zeigt sich bei zunehmender \u00dcbung demgem\u00e4\u00df zunehmender Hirnreflex und zunehmende Verk\u00fcrzung beider Zelten und der Differenz der Zeiten der angeblich sensoriellen und muskul\u00e4ren Reaktionsform. Auch hier ist, wie letzthin bei Cattrll, bei Flournoy, hei Baldwin wieder ein durchg\u00e4ngiger Fall urspr\u00fcnglich k\u00fcrzerer, angeblich sensorieller Reaktion vorhanden. Streben nach wirklich sensoriellem Erfassen wurde hier durchweg vermieden, ja bringt wie bei Baldwin f\u00fcr diese Versuche nach einmal stattgefundener Ein\u00fcbung nur Verwirrung hervor. Die unter Anregung von Dbwiy gegebene Erkl\u00e4rung, fier in derselben Zeitschrift auf die ganze Kompliziertheit schon des psychisch voran lass ton Reflex Vorganges hinweist und bei ihm, wie bei jedem Auffassen, neben der zentripetalen \u00fcberall zentrifugale Th\u00e4tigkeit, .n\u00e4mlich entsprechende Th\u00e4tigkeit der Muskeln, nach weist, hebt die aktive Th\u00e4tigkeit schon des aufnehmenden Sinnesorgans und Herstellen entsprechender Koordinationen hervor. Bei solchem Teil Verh\u00e4ltnis ist diejenige Reaktionszeit k\u00fcrzer, bei welcher die Aufmerksamkeit auf den weniger ge\u00fcbten Teil gerichtet ist, dagegen gr\u00f6\u00dfer, wenn auf den bereits ge\u00fcbten Teil gerichtet, weil hier schon bestehende Koordinationen aufl\u00f6send, welches letztere indessen augenscheinlich nur f\u00fcr diesen Vor-","page":285}],"identifier":"lit30127","issued":"1897","language":"de","pages":"284-285","startpages":"284","title":"H. Eber: Zur Kritik der Kinderpsychologie, mit R\u00fccksicht auf neuere Arbeiten. Wundts Philos. Stud. Bd. XII. 1896. S. 587-628","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:11:07.387297+00:00"}