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{"created":"2022-01-31T12:38:51.117680+00:00","id":"lit30138","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 301-304","fulltext":[{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n301\nInteressant ist, dais in allen Versuchen doch noch eine ziemlich\n\u2022 \u25a0\nerhebliche Ubungsf\u00e4higkeit hervortrat. Die Leistung war unter dem Einflufs des Alkohols mit einer Ausnahme (unter acht Versuchen) ge\u00bb ringer als an den Normal tagen. Bo sank z. B. unter dem Einflufs des Alkohols die Zahl der pro Viertelstunde gesetzten Lettern an einem Versuchstage bei einem Setzer auf 452 gegen 649 in der ersten Viertelstunde, w\u00e4hrend z. B. am vorausgegangenen Normal tage nur ein Abfall von 677 auf 557 erfolgte. Besonders ung\u00fcnstig fiel die Leistung bei dem letzten Alkohol versuche aus. Trotz der sonst bei dem Alkoholgenu is festgestellten Neigung zu vorschnellen motorischen Beaktionen waren die Satzfehler nicht vermehrt.\nDie Einbu\u00dfe der Leistungsf\u00e4higkeit ist von A. auch nach einer von Bitbrs-Krabpelin angegebenen Methode berechnet worden (vergl. die Besprechung der Bivebs-BbASPELiNschen Arbeit). Danach betr\u00e4gt sie 10,6 bis 18,9% derjenigen Leistung, welche ohne Erm\u00fcdung und ohne \u00dcbungs-. Verlust h\u00e4tte erwartet werden k\u00f6nnen.\tZiehen (Jena).\nH. Munk. \u00dcber die F\u00fchlsph\u00e4re der Gro\u00dfhirnrinde. 5. Mitteilung.\nSitzungsber. d. Kgl, Preufs. Akad. d, Wm. 1896. XLXV. S. 1131\u20141159.\nM. rekapituliert zun\u00e4chst die fr\u00fcheren Untersuchungsergebnisse. Durch partielle Exstirpationen der Extremit\u00e4tenregionen hat er enge Beziehungen zwischen der Hautoberfl\u00e4che und der F\u00fchlsph\u00e4re nachgewiesen. Exstirpiert man beim Affen die mediale, der Falx zugew&ndte Partie der Extremit\u00e4tenregionen und einen schmalen anstofsenden Streifen der dem Mantelrand zun\u00e4chst gelegenen Partie der Konvexit\u00e4t, so findet man die Ber\u00fchrungsempfindlichkeit an den oberen, proximalen Segmenten vom Arm und Bein der Gegenseite aufgehoben, an den unteren (distalen) unversehrt. Tr\u00e4gt man ebenso bei dem Hunde beispielsweise die vordere H\u00e4lfte der Vorderbeinregion ab, so bleibt die Ber\u00fchrungsempfindlichkeit von Zehen und Fufs am gegenseitigen Vorderbein unversehrt, und nur, diejenige der proximalen Segmente des gegenseitigen Vorderbeins ist gesch\u00e4digt. Es bestehen also auch inperhalb jeder motorischen Beginn und jedes zugeh\u00f6rigen K\u00f6rperteiles zwischen den kleineren Abschnitten der F\u00fchlsph\u00e4re und der Bautsinnesfl\u00e4che feste Verbindungen durch die sensiblen Nervenbahnen, deren Erregung die Ber\u00fchrungsempfindung zur Folge hat, und diese Nervenbahnen finden, wie sie in der Haut eines K\u00f6rperteiles neben und nach einander ihren Ursprung nehmen, ebenso regelm\u00e4\u00dfig neben und nach einander in zentralen Elementen der zugeh\u00f6rigen Begion ihr Ende. M. glaubt, da\u00df damit das anatomische Substrat f\u00fcr die Lokalzeichen der Ber\u00fchrungsempfindungen gegeben ist. Bemerkenswert ist, dafs, wie die Projektion der Netzhaut auf die Sehsph\u00e4re, auch die Projektion der Haut auf die F\u00fchlsph\u00e4re sehr ungleichm\u00e4\u00dfig ist. So ist z. B. bei dem Affen fast die ganze laterale H\u00e4lfte der Armregion nur der Haut der Hand und der Finger zugeordnet. Daraus, dafs nach partiellen Exstirpationen die Ber\u00fchrungsempfindlichkeit allm\u00e4hlich in den anfangs unempfindlichen Teilen wiederkehrt, schlie\u00dft M,, da\u00df innerhalb der Haut oder hinter den Nervenendigungen oder im V erlauf der Bahn der Nervenfasern irgendwo Anastomosen bestehen,","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"durch welche es der peripherischen Erregung m\u00f6glich wird, unter Umst\u00e4nden auch auf Umwegen andere zentrale Elemente der Region, als die urspr\u00fcnglich korrespondierenden, zu erreichen. Auch die bekannte Thatsache, dafs bei der klinischen Hemianopsie die Gesichtsfeldgrenze nicht vertikal durch den Fixationspunkt geht, sondern nach der Seite des Defekts ausbiegt, m\u00f6chte M. in .dieser Weise erkl\u00e4ren.\nDie motorischen Funktionen des Scheitellappens ergeben sich aus der Beobachtung, dafs nach jeder Exstirpation in dem zugeh\u00f6rigen K\u00f6rperteil alle isolierten Bewegungen mit Ausnahme der gemeinen Reflexe sowie die Regulierungen der Gemeinschaftsbewegungen verloren gehen (vergl. die fr\u00fcheren Berichte.). Den Aufbau der motorischen Zentren stellt sich M. folgendermafsen vor. Er unterscheidet:\n1.\tMuskelzentren, welche im wesentlichen den Kernen der modernen Hirn- und R\u00fcckenmarksanatomie entsprechen.\n2.\tReflex- oder Markzentren, d. i. Gruppen von Muskelzentren eines K\u00f6rperteils, welche durch besonders leitungsf\u00e4hige Bahnen verbunden sind. Die Erregung, die von der Peripherie her auf sensiblen Bahnen zum ersten Muskelzentrum gelangt, durchl\u00e4uft von diesem aus in bestimmter Reihenfolge die Muskelzentren der Gruppe. Solcher Gruppen giebt es eine bestimmte Anzahl f\u00fcr jeden K\u00f6rperteil. Sie erm\u00f6glichen die geordneten und zweckm\u00e4fsigen Reflexbewegungen (Greif, Stofs-, Kratzbewegungen u. s. f). Von den Markzentren der verschiedenen K\u00f6rperteile sind wiederum einige durch besonders gute Leitungsbahnen, welche die ersten Muskelzentren des einen und des anderen Markzentrums verbinden, in engere Beziehung gebracht. So entstehen zweckm\u00e4fsigd Bewegungen .mehrerer K\u00f6rperteile, z. B. Beugung des gereizten und Streckung des anderen Beins u. s. w.\n3.\tPrinzipalzentren, d. i. unterhalb der Grofshimrinde gelegene Ganglienzellenkomplexe, welche durch eigene Leitungsbahnen mit Markzentren verschiedene K\u00f6rperteile verbunden sind. Die Erregung, welche von der Peripherie her auf sensiblen Bahnen zu einem Prinzipalzentrum gelangt, zieht durch Vermittelung des Prinzipalzentrums die gleichzeitige oder gesetzm\u00e4fsig in der Zeit einander folgende Erregung der mit dem Prinzipal Zentrum verbundenen Markzentren verschiedener K\u00f6rperteile naoh sich. Gehen, Laufen, Springen, Aufrichten sind Prinzipalbewegungen.\n4.\tDie Grofshirnrinde, welche durch Leitungsbahnen mit den Muskel-, Mark- und Prinzipalzentren verbunden ist. Aus ihr entspringen die Rindenreflexe und die sog. willk\u00fcrlichen Bewegungen.\nIm ganzen unterscheidet M. daher dreierlei Modalit\u00e4ten der Bewegung: willk\u00fcrliche Bewegung, Rindenreflexbewegung und gemeine Reflexbewegung. Lediglich letztere ist von der Grofshimrinde unabh\u00e4ngig. Bei dem unversehrten Tier spielt sie eine geringe Rolle. Die willk\u00fcrlichen Bewegungen werden ausschliefslich von der Scheitellappen-rinde angeregt, die Rindenreflexbewegungen hingegen jedesmal von zentralen Elementen derjenigen Sinnessph\u00e4re, in welche infolge der peripherischen Reizung die Erregung gelangt. Die Prinzipalbewegungen k\u00f6nnen im Groben ganz ohne Zuthun der kortikalen Region erfolgen,","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberkht\n303\nwelcher die beteiligten K\u00f6rperteile zugeh\u00f6ren, indem die Prinzipal-sentren auf eigenen Leitungsbahnen seitens der Grofghirnrinde erregt werden; lediglich ihre feinere Regulierung wird auf dem Wege des Rindenreflexes von der zugeordneten Region geleistet. Die Erregung der Prinzipalzentren kann von verschiedenen Stellen der Grofshirnrinde aus herbeigef\u00fchrt werden. Es liegt kein Anlafs vor, anzunehmen, dafs die F\u00fchlsph\u00e4re bez\u00fcglich der Verbindungen mit den Prinzipalzentren vor der Seh- oder H\u00f6rsph\u00e4re bevorzugt sei. Nach Exstirpation einer motorischen Region bleiben dem zugeordneten K\u00f6rperteil von den bisherigen Rindenbewegungen lediglich die willk\u00fcrlichen Prinzipalbewegungen erhalten. Dazu k\u00f6nnen nunmehr unter den abnormen Verh\u00e4ltnissen noch die fr\u00fcher beschriebenen sekund\u00e4ren Bewegungen hinzukommen, d, h. der bez. K\u00f6rperteil kann unter Umst\u00e4nden noch dadurch willk\u00fcrlich bewegt werden, dafs seine Markzentren durch die Vermittelung der Markzentren eines anderen K\u00f6rperteils von der dem letzteren zugeordneten kortikalen Region aus erregt werden.\nIm allgemeinen ist jedes Muskelzentrum an einer bestimmten Stelle der F\u00fchlsph\u00e4re vertreten. Beispielsweise beobachtet man bei dem Affen nach Exstirpation der verbreiterten lateralen Partie der linken Armregion, dafs nur die isolierten willk\u00fcrlichen Bewegungen der unteren (distalen) Segmente des rechten Arms f\u00fcr immer verloren sind. Diese Segmente beteiligen sich nur noch in Gemeinschaft mit den oberen (proximalen) Segmenten an den isolierten willk\u00fcrlichen Bewegungen des Arms, aber auch da nur durch einfache, nicht verwickeltere Bewegungen. Aus dieser und mannigfachen analogen Beobachtungen schliefst M., dafs \u00e4hnlich wie die Muskeln im K\u00f6rperteil neben' und hintereinander gereiht sind, auch die motorischen Rindenelemente, welche mittelst der Muskelzentren die Muskeln beherrschen, in der Rinde neben- und nacheinander gelegen sind. Die n\u00e4mliche Partie der Arm- oder Beinregion, welche der Haut gewisser Segmente des Arms bezw. Beins zugeordnet ist, f\u00fchrt zugleich die isolierten, willk\u00fcrlichen Bewegungen ebenderselben Segmente herbei. Weil bei den kortikalen Ber\u00fchrungsreflexen stets das ber\u00fchrte Segment sich zuerst bewegt, m\u00fcssen die ber\u00fchrungsempfindenden Elemente f\u00fcr die Haut eines Segmentes am besten leitend verbunden sein mit denjenigen motorischen Elementen der zugeordneten Region, welche die dasselbe Segment bewegenden Muskeln beherrschen. Dieses \u00dcbergewicht der Leitung meint M. durch die K\u00fcrze der Leitungsbahnen zwischen den beiderlei Elementen, also durch ihr r\u00e4umliches Zusammenliegen erkl\u00e4ren zu m\u00fcssen. Referent f\u00fcrchtet, dafs dies letztere Argument sich kaum stichhaltig erweisen wird, und betont daher ausdr\u00fccklich, dafs es f\u00fcr die Gesamtauffassung nicht wesentlich ist. Das r\u00e4umliche Zusammenliegen der sensiblen und motorischen Elemente ist anderweitig genugsam bewiesen.\nDie Markzentren werden, wenn sie bei dem gemeinen Reflex th\u00e4tig sind, stets von ihrem ersten Muskelzentrum aus erregt. Ebenso wird bei den Prinzipalbewegungen die Erregung stets dem ersten Muskelzentrum der beteiligten Markzentren zugeleitet. Demgem\u00e4fs wird auch die Arm- und Beinregion der Rinde, um die Markzentren in Th\u00e4tigkeit","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nJA tteraterbtrichL\nzu setzen und eine Greif-, Stofs-, Kreisbewegung etc. herbeizu\u00c4hren, lediglich die ersten Muskelzentren der bez. Markzentren zu erregen haben. Diese ersten Muskelzentren sind diejenigen, welche die obersten Segmente der Extremit\u00e4t bewegen. Es werden also die motorischen Bindenelemente f\u00fcr diese obersten Muskelzentren zugleich die motorischen Element\u00a9 f\u00fcr die Markzentren sein. Die Beobachtung best\u00e4tigt, dies, insofern nach der Exstirpation der medialen Partie der Arm- oder Beinregion alle diejenigen isolierten willk\u00fcrlichen Bewegungen des Arms bezw. Beins, welche mittelst der Markzentren zu st\u00e4nde kommen, f\u00fcr immer aushleihen, w\u00e4hrend nach Exstirpation der lateralen, den distalen Extremit&tensegmenten zugeordneten Blndenpartie die distalen Segmente welche isolierter willk\u00fcrlicher Bewegungen beraubt sind, sich doch noch au denjenigen isolierten willk\u00fcrlichen Bewegungen, weiche durch Vermittelung von Markzentren zu st\u00e4nde kommen, beteiligen.\nIn den Markzentren scheint sich die Erregung \u00fcberhaupt nur in distaler Richtung, d. h. vom ersten oder obersten zum letzten oder untersten Muskelzentrum fortpflanzen zu k\u00f6nnen. Di\u00a9 Ausbreitung des kortikalen Ber\u00fchrungsreflexes in umgekehrter Richtung (von unten nach oben, also proximalw\u00e4rts) bei Verst\u00e4rkung des Reizes erkl\u00e4rt M. aus Anastomosen der motorischen Rindenelemente durch Assoziationsfasern\nDie Reizungsversuche von Beeto\u00bb und Horsley sowie die eigenen Munks stimmen hiermit \u00fcberein. Die Deutung der beiden englischen Forscher wird von M. verworfen. Di\u00a9 Thatsache, dafs bei Reizung der medialen Rindenpartie au\u00a3ser dem direkt abh\u00e4ngigen obersten Segment der zugeordneten Extremit\u00e4t auch di\u00a9 distalen unteren Segmente \u2014 auch bei schw\u00e4chster und kurzdauernder Reizung \u2014 sich mit Bewegungen beteiligen, erkl\u00e4rt sich nach M. aus der bevorzugten Stellung der medialen Rindenpartie : insofern sie die obersten Extremit\u00e4tensegment\u00a9 beherrscht, wirkt sie auch auf die Markzentren und daher indirekt auch auf die Muskelzentren der unteren Extremit\u00e4tensegmente.\nZiehen (Jena).\nA. Lobwald. \u00dcber die psychischen Wirkungen des Broms. Psychol Arb. herausgeg. von Kraepelin. Bd. 1, Heft 4. S. 489\u2014566. Leipzig. 1896.\nDie Versuche wurden mit Natrium bromatum angestellt. Das Salz wurde in 66 ccm Wasser gel\u00f6st: selten wurden mehr als 4 g verabfolgt-Die Methoden waren die gew\u00f6hnlichen der KraEPELiNschen Schule. Um die Schnelligkeit der zentralen \u201eAusl\u00f6sung von Willensantrieben\u201c zu studieren, wurde auf Vorschlag Kbaepelins auch folgende fortlaufende Methode verwendet: die Zahlen 21 bis 160 wurden mit m\u00f6glichst gleich m\u00e4fsiger Geschwindigkeit hergesagt, \u201eziemlich schnell\u201c, jedoch so, dafs die Deutlichkeit der gesprochenen Silben kein\u00a9 Einbufse erlitt; die Zahlen 80, 40, 50 etc. bis 100 wurden zweimal genannt, die Zahlen 2?, 87 etc. bis 97 viersilbig ausgesprochen. Auf dies\u00a9 Weise wurde \u00a9in\u00a9 Reihe von 80 viersilbigen Worten hergestellt. Jede bis 100 zu Ende gez\u00e4hlte Reihe wurde durch einen Strich markiert und dann eine neue begonnen ; nach Ablauf von 5 Minuten wurde die letzte Zahl notiert 'und alsbald mit 21 wieder begonnen. Die Berechnung geschah einfach in der Weise, dafs","page":304}],"identifier":"lit30138","issued":"1897","language":"de","pages":"301-304","startpages":"301","title":"H. Munk: \u00dcber die F\u00fchlsph\u00e4re der Gro\u00dfhirnrinde. 5. Mitteilung. Sitzungsber. d. Kgl. Preu\u00df. Akad. d. Wiss. 1896. XLIV. S. 1131-1159","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:38:51.117686+00:00"}