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{"created":"2022-01-31T14:27:16.360487+00:00","id":"lit30151","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 315-316","fulltext":[{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c2ttera turberich t\n815\neinzelne Note nicht m\u00eet Zuverl\u00e4ssigkeit aus der Kurve ersehen l\u00e4fst, sie mufs immer durch Abz\u00e4hlen von links nach rechts festgestellt werden, Eine zuf\u00e4llig ausgelassene Note macht also unter Umst\u00e4nden die ganze Kurve unsicher. Es sei mir endlich gestattet, zu erw\u00e4hnen, dafs die Versuche der Verfasser sich derart mit meinen eigenen, sowohl den ver\u00f6ffentlichten, wie den nicht ver\u00f6ffentlichten begegnen, dafs ein Wunsch, meine Versuche, die den Verfassern bekannt sind (vergl. L\u2019arm\u00e9e psychoL 1896. S, 868ff.), erw\u00e4hnt zu sehen, vielleicht nicht ganz unberechtigt ist, zumal da die Verfasser (S. 201) bem\u00fcht sind, ihre Priorit\u00e4t zu beweisen, Speziell die Idee der Verfasser, die Genauigkeit der Notenschrift zu kontrollieren, bezw. derselben nachzuhelfen, die Analyse der Rhythmuskurven, die Kontrolle der Schreibhebel mit dem Crescendo und Decrescendo sind von dem Referenten schon seit einigen Jahren ausgef\u00fchrt worden.\tMkumann (Leipzig).\nC. Wernicke. Grundrlfs der Psychiatrie in klinischen Vorlesungen.\nTeil H. Leipzig, G. Thieme, 1896. S. 81\u2014178.\nDer zweite Teil des Grundrisses behandelt in neun Vorlesungen die \u201eparanoischen Zust\u00e4nde\u201c. Als solche bezeichnet W. nach Ausscheidung aller Defektzust\u00e4nde alle diejenigen psychopathischen Zust\u00e4nde, welchen bei wohl erhaltener Bewufstseinsth\u00e4tigkeit das gemeinsame Merkmal einer krankhaften Ver\u00e4nderung des Bewufstseinsinhalts zukommt. Diese inhaltliche Bewufstseinsf\u00e4lschung ist entweder residu\u00e4r (nach abgelaufener Psychose) oder Ausdruck einer chronisch progressiv verlaufenden Geisteskrankheit. Die Bewufstseinsf\u00e4lschung ist \u201eautopsychisch\u201c, wenn sie die Pers\u00f6nlichkeit, \u201eallopsychisch\u201c, wenn sie die Aufsenwelt, und \u201esomatopsychisch\u201c. wenn sie die K\u00f6rperlichkeit betrifft. Die residu\u00e4ren P\u00e4lle bezeichnet W. als \u201echronische residu\u00e4re Geistesst\u00f6rung\u201c, die noch im Ablauf befindlichen P\u00e4lle als \u201eeigentliche chronische Psychose\u201c, und zwar als Autopsychose, Allopsychose, Somatopsychose, kombinierte Autallopsychose u. s. f., je nach dem die Bewufstseins-f&lschung auto-, allo-, somatopsychisch, zugleich auto- und allopsychisch ist u. s. f. Umfafst die Bewufstseinsf\u00e4lschung alle drei Bewufstseins-gebiete, so schl\u00e4gt W. vor, von \u201etotaler Psychose\u201c zu sprechen.\nEine besondere Bedeutung mifst W., nicht nur bei den paranoischen Zust\u00e4nden, sondern bei allen Geisteskrankheiten, einem Vorgang zu, den er als Sejunktion bezeichnet. Er versteht darunter die Losl\u00f6sung einzelner Vorstellungskomplexe aus dem durchg\u00e4ngigen Zusammenhang der Vorstellungen, welcher in der Einheit des Ichs gegeben ist. Diese Losl\u00f6sung beruht auf dem Ausfall bestimmter Assoziationsleistungen. In ihr erblickt W. das eigentliche Wesen der akuten Geistesst\u00f6rungen. Von dem Umfang der Sejunktion h\u00e4ngt der Ausgang in sekund\u00e4re Demenz ab. Auch die Halluzinationen beruhen oft auf einer solchen Sejunktion. W. vermutet, dafs durch die Sejunktion eine \u201eR\u00fcckstauung11 der Nerven-energie (infolge St\u00f6rung des Abflusses) in den Sinneszentren zu stand\u00a9 kommt, und dafs diese R\u00fcckstauung zu Reizsymptomen, also Halluzi-","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"816\nLittcraUmrbtrieki.\nnationen, fahrt. Boi den Zwangsvorstellungen liegt ein Reizvorgaag bei erhaltener Kontinuit\u00e4t, bei den autochthon en Ideen ein Beizvorgang bei partiell gel\u00f6ster Kontinuit\u00e4t vor. Bei den autochthonen Ideen findet die Sejunktion innerhalb der Yorstellungsreihe selbst statt, bei den Halluzinationen auf der Bahn, welche die Sinnessph\u00e4re mit der Ausgangs Vorstellung verkn\u00fcpft. Beide sind also innerlich verwandt.\nGanz besonders m\u00f6chte Beferent im Folgenden auf die Er\u00f6rterung der akustischen Bprachhalluzinationen (Phoneme) hin weisen (S. 126 ff.), ferner auf die Besprechung der speziellen Entstehung der Beziehungswahnvorstellungen (S. 130 ff), des retrospektiven Erklftrungs- und Beziehung\u00bb wahn es, der ErinnerungsfUlachungen (8. 138 ff.). Als negative Modifikation der letzteren beschreibt W. das Auftreten zirkumskripter Ged\u00e4chtnisl\u00fccken, ohne dafs eine Tr\u00fcbung des Sensoriums oder ein Verlust der Meflf\u00e4higkeit zur Zeit des in Frage kommenden Erlebnisses bestanden h\u00e4tte. Die Erkl\u00e4rungswahnvorstellungen stellt W. als normale \u00c4u\u00dferungen der Bewufstseinsth\u00e4tigkeit den vorher genannten direkt psychotischen Symptomen gegen\u00fcber. Die \u00fcberwertigen Ideen werden in der bereits aus fr\u00fcheren Ver\u00f6ffentlichungen bekannten Weise besprochen.\nAuf eine Einteilung 'und eine vollst\u00e4ndige Aufz\u00e4hlung der paranoischen Zustande verzichtet W. vorl\u00e4ufig und beschr\u00e4nkt sich darauf, zun\u00e4chst vier Verlaufstypen etwas genauer darzustellen. Beferent wird, wenn die folgenden Teile des Grundrisses vorliegen, auf die psychologisch besonders interessanten Lehren des Verfassers ausf\u00fchrlicher zur\u00fcckkommen.\tZiehen (Jena).\nL. L\u00f6wenfeld. Lehrbuch der gesamten Psychotherapie etc. Wiesbaden Verlag von J. F. Bergmann. 1897. (264 S.)\nH. Stadklmakn. Der Psychotherapeut. W\u00fcrzburg, Verlag der Stabelschen K. B. Hof- und Univers!t\u00e4tsbuch- und Kunsthandlung. 1896. (230 S.)\nWenn Str\u00fcmpell mit seiner Ansicht Recht hat, dafs \u201edie Zahl der durch prim\u00e4r psychische Vorg\u00e4nge entstandenen, scheinbar rein k\u00f6rperlichen Erkrankungen mindestens ebenso grofs ist als die Zahl der wirklich rein k\u00f6rperlichen Krankheitszust\u00e4nde\u201c, so bed\u00fcrfen B\u00fccher wie die beiden vorliegenden gewi\u00df keiner besonderen Rechtfertigung, ja im Gegenteil, die D\u00fcrftigkeit unserer Litteratur \u00fcber psychische Therapie, wie sie wenigstens bis vor kurzem herrschte, mufs beinahe befremdend erscheinen. Freilich sind gleichzeitig die Gr\u00fcnde daf\u00fcr nicht schwer zu finden. Solange der m\u00e4chtige Aufschwung der Naturwissenschaften w\u00e4hrend der letzten Dezennien Forscher und Arzt im Bann hielt und der Mensch nur als komplizierte Maschine galt, deren Bau und Getriebe sich rein mechanisch erkl\u00e4ren lasse, solange konnten auch therapeutische Bestrebungen, denen anscheinend jede exakte Grundlage abging, keinen Anklang finden. Jetzt, in einer Zeit, wo sich ein Umschwung langsam bemerkbar macht, wo die Psychologie nicht l\u00e4nget., ein Stiefkind bleiben, sondern sich der Physiologie als ebenb\u00fcrtiger Forschungszweig zur Seite stellen will, da weht auch durch die Therapie ein frischer neuer Zug, und man beginnt auch hier, dem Einflu\u00df geistiger","page":316}],"identifier":"lit30151","issued":"1897","language":"de","pages":"315-316","startpages":"315","title":"C. Wernicke: Grundri\u00df der Psychiatrie in klinischen Vorlesungen. Teil II. Leipzig, G. Thieme. 1896. S. 81-178","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:16.360492+00:00"}