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{"created":"2022-01-31T12:33:58.720232+00:00","id":"lit30152","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Scholz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 316-318","fulltext":[{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"816\nLittcraUmrbtrieki.\nnationen, fahrt. Boi den Zwangsvorstellungen liegt ein Reizvorgaag bei erhaltener Kontinuit\u00e4t, bei den autochthon en Ideen ein Beizvorgang bei partiell gel\u00f6ster Kontinuit\u00e4t vor. Bei den autochthonen Ideen findet die Sejunktion innerhalb der Yorstellungsreihe selbst statt, bei den Halluzinationen auf der Bahn, welche die Sinnessph\u00e4re mit der Ausgangs Vorstellung verkn\u00fcpft. Beide sind also innerlich verwandt.\nGanz besonders m\u00f6chte Beferent im Folgenden auf die Er\u00f6rterung der akustischen Bprachhalluzinationen (Phoneme) hin weisen (S. 126 ff.), ferner auf die Besprechung der speziellen Entstehung der Beziehungswahnvorstellungen (S. 130 ff), des retrospektiven Erklftrungs- und Beziehung\u00bb wahn es, der ErinnerungsfUlachungen (8. 138 ff.). Als negative Modifikation der letzteren beschreibt W. das Auftreten zirkumskripter Ged\u00e4chtnisl\u00fccken, ohne dafs eine Tr\u00fcbung des Sensoriums oder ein Verlust der Meflf\u00e4higkeit zur Zeit des in Frage kommenden Erlebnisses bestanden h\u00e4tte. Die Erkl\u00e4rungswahnvorstellungen stellt W. als normale \u00c4u\u00dferungen der Bewufstseinsth\u00e4tigkeit den vorher genannten direkt psychotischen Symptomen gegen\u00fcber. Die \u00fcberwertigen Ideen werden in der bereits aus fr\u00fcheren Ver\u00f6ffentlichungen bekannten Weise besprochen.\nAuf eine Einteilung 'und eine vollst\u00e4ndige Aufz\u00e4hlung der paranoischen Zustande verzichtet W. vorl\u00e4ufig und beschr\u00e4nkt sich darauf, zun\u00e4chst vier Verlaufstypen etwas genauer darzustellen. Beferent wird, wenn die folgenden Teile des Grundrisses vorliegen, auf die psychologisch besonders interessanten Lehren des Verfassers ausf\u00fchrlicher zur\u00fcckkommen.\tZiehen (Jena).\nL. L\u00f6wenfeld. Lehrbuch der gesamten Psychotherapie etc. Wiesbaden Verlag von J. F. Bergmann. 1897. (264 S.)\nH. Stadklmakn. Der Psychotherapeut. W\u00fcrzburg, Verlag der Stabelschen K. B. Hof- und Univers!t\u00e4tsbuch- und Kunsthandlung. 1896. (230 S.)\nWenn Str\u00fcmpell mit seiner Ansicht Recht hat, dafs \u201edie Zahl der durch prim\u00e4r psychische Vorg\u00e4nge entstandenen, scheinbar rein k\u00f6rperlichen Erkrankungen mindestens ebenso grofs ist als die Zahl der wirklich rein k\u00f6rperlichen Krankheitszust\u00e4nde\u201c, so bed\u00fcrfen B\u00fccher wie die beiden vorliegenden gewi\u00df keiner besonderen Rechtfertigung, ja im Gegenteil, die D\u00fcrftigkeit unserer Litteratur \u00fcber psychische Therapie, wie sie wenigstens bis vor kurzem herrschte, mufs beinahe befremdend erscheinen. Freilich sind gleichzeitig die Gr\u00fcnde daf\u00fcr nicht schwer zu finden. Solange der m\u00e4chtige Aufschwung der Naturwissenschaften w\u00e4hrend der letzten Dezennien Forscher und Arzt im Bann hielt und der Mensch nur als komplizierte Maschine galt, deren Bau und Getriebe sich rein mechanisch erkl\u00e4ren lasse, solange konnten auch therapeutische Bestrebungen, denen anscheinend jede exakte Grundlage abging, keinen Anklang finden. Jetzt, in einer Zeit, wo sich ein Umschwung langsam bemerkbar macht, wo die Psychologie nicht l\u00e4nget., ein Stiefkind bleiben, sondern sich der Physiologie als ebenb\u00fcrtiger Forschungszweig zur Seite stellen will, da weht auch durch die Therapie ein frischer neuer Zug, und man beginnt auch hier, dem Einflu\u00df geistiger","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Littcraturbericht.\n317\nPh\u00e4nomene auf k\u00f6rperliche Vorg\u00e4nge erh\u00f6hte Aufmerksamkeit zu schenken, Nicht, dafs heutzutage B\u00fccher \u00fcber psychische Therapie geschrieben werden, ist so bemerkenswert, sondern, dafs man sie wirklich fordert und liest; denn vereinzelte Schriften dieser Gattung gab es auch fr\u00fcher, aber sie fanden keine Beachtung.\nPsychische Behandlung existiert so lange, wie es Krankheiten giebt. Sie hat eine so ausserordentlich grofse Bolle gespielt zu allen Zeiten und bei allen V\u00f6lkern, im grauen Altertum und in den j\u00fcngsten Tagen, bei den Wilden Afrikas und den Kulturmenschen Europas, dafs sich die bescheidene Stellung, die sie immer noch unter den medizinischen Lehrf\u00e4chern der Hochschule einnimmt, kaum l\u00e4nger rechtfertigen l\u00e4fst. Zwar spricht man viel vom Individualisieren, aber es ist meist nur eine dunkle Vorstellung, die der junge Arzt davon in die Praxis mitnimmt, und sie l\u00e4uft bei manchem auf nicht mehr hinaus als auf Ber\u00fccksichtigung der k\u00f6rperlichen Konstitution bei der Anwendung von Arzneimitteln. Ke Lehre: nicht der kranke K\u00f6rper, sondern der kranke Mensch sei Gegenstand der Behandlung \u2014 ist gut und sch\u00f6n, aber mit ihr ist so lange nicht gedient, als sie nicht zugleich das Wo und Wie erkl\u00e4rt. Das Wenige, was der Student vielleicht im Kurs f\u00fcr Nervenkrankheiten oder in der psychiatrischen Klinik \u00fcber seelische Therapie erf\u00e4hrt, reicht h\u00f6chstens aus, um ihn einen kleinen Einblick in die Gewalt des Geistes \u00fcber den K\u00f6rper tkun zu lassen. Wie m\u00e4chtig diese indessen ist, wie zahlreich die Erkrankungen sind, selbst die scheinbar rein k\u00f6rperlichen, bei denen suggestive Einwirkung mehr ausrichtet als physikalisch und chemisch wirkende Mittel, das weifs jeder Praktiker, selbst wenn er nicht gerade Nerven- oder Irrenarzt ist.\nMan st\u00fctzt sich gern auf den Ein wand, psychische Behandlung k\u00f6nne nicht gelehrt werden, weil sie auf angeborener, nicht erworbener F\u00e4higkeit beruhe. Aber diese Anschauung ist doch nur zum Teil richtig. Gewifs, \u2014 wer es nicht f\u00fchlt, der wird es nicht erjagen; indessen das Taktgef\u00fchl ist ein unsicherer F\u00fchrer und ger\u00e4t leicht selbst auf falsche Bahnen. Wir sind eben zu sehr gewohnt, unsere eigene Art des Empfindens unwillk\u00fcrlich auch auf andere zu \u00fcbertragen, und vergessen, dafs ein krankhaft afflzierter Seelenzustand anders reagiert als ein gesunder. Die Gabe psychologischer Beurteilung f\u00e4llt uns nicht m\u00fchelos in 4en Schoofs ; auch das Geistesleben in gesunden und kranken Tagen bat seine Gesetze, die erlernt werden m\u00fcssen. Lehrt uns nicht schon die Geschichte der Psychiatrie deutlich genug, wie manche Fehler in der seelischen Behandlung der Geisteskranken gemacht worden sind? Und steht nicht der Anf\u00e4nger so h\u00e4ufig nerv\u00f6sen und hysterischen Zust\u00e4nden machtlos gegen\u00fcber, weil er de nicht psychologisch zu begreifen und noch weniger nachzuempfinden vermag? Was n\u00fctzt ihm hier sein noch so guter Wille und sein noch so lebhaft entwickeltes Taktgef\u00fchl?\nAus diesen Gr\u00fcnden sind Schriften wie die beiden hier vorliegenden von Wert. Sie zeigen dem Arzt, was er bei richtiger Fachkenntnis zu leisten vermag, de erweitern den Kreis seiner Anschauungen und geben ihm HtUfsmittel in die Hand, die wirksam und unsch\u00e4dlich'","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"818\nLiUeraturbmricht,\nsind, zwei Eigenschaften, die man manch anderem Mittel nicht nachsagen kann.\nDas Buch von L\u00f6winfild ist unter den beiden das umfassendere\u00bb es enth\u00e4lt \u201edie erste Darstellung des ganzen Gebietes der Psychotherapie.0 Von der Beichhaltigkeit seines Inhaltes m\u00f6ge die Einteilung Zeugnis ablegen: 1. Geschichtliches; gegenw\u00e4rtiger Stand der Psychotherapie, 2. die Hauptthatsachen der medizinischen Psychologie, 8. die Psyche des Kranken, 4. allgemeine Psychotherapie (a, psychische Behandlung im weiteren Sinn, b. besonder\u00a9 psychotherapeutische Verfahren: psychische Gymnastik, Suggestivbehandlung, die BEBUER-Faiimsche kathartische Methode, Emotionstherapie, Wunder-, Glaubens- und Gebetkuren), 5. spezielle Psychotherapie (mit zahlreichen Unterabschnitten).\nDie Suggestivbehandlung, speziell die Hypnose, der hier also nur ein verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleiner Abschnitt gewidmet ist, nimmt in dem STADBLUAKvachen Buch den Hauptteil ein. Eine Kasuistik von 87 Krankengeschichten illustriert die Wirksamkeit der Methode. Bei aller Vortrefflichkeit des Buches sollen einige kleine Bedenken nicht verschwiegen werden. In Fall 86 scheint es sich mir nicht um epileptisches, sondern hysterisches Irresein zu handeln. Fall 85 schildert den Schwund von Krebskn\u00f6tchen in der Brust durch hypnotische Beeinflussung. Verfasser sagt selbst, er enthalte sich absichtlich einer weiteren Kritik dieses Falles. Ich w\u00fcrde ihn \u00fcberhaupt nicht mitgeteilt haben. Die Hypnose ist immer noch eine Behandlungsweise, die sich keineswegs des ungeteilten Wohlwollens von seiten der Fachgenossen erfreut; man soll deshalb alles vermeiden, was geeignet ist, den Gegnern Waffen in die Hand zu liefern*\nBeide B\u00fccher sind klar und leicht verst\u00e4ndlich geschrieben. M\u00f6ge ihnen der Erfolg nicht ausbleiben !\tScholz (Bonn).\nRudolf Arndt. Biologische Studien. II. Artung mai Entartung. Greifswald. Verlag von Julius Abel. 1805. (S. 312).\nEhedem wiegten sich die meisten Menschen in dem tr\u00f6stlichen Be-wufstsein. sich einer guten Gesundheit zu erfreuen, und man war geneigt, in der Natur das Streben nach Vervollkommnung als das Herrschende anzunehmen, so dafs in diesem Sinne jedes Talent freudig be-gr\u00fcfst und das Genie als ein besonders edles Reis an dem Baume der Menschheit angesehen wurde; wer aber das Buch Arndts gelesen hat, mufs diese Anschauungen als unrichtig bezeichnen, denn nach Arndt ist eigentlich kein Mensch ganz gesund, und das Genie ist keineswegs ein veredeltes Reis, sondern vielmehr ein Zeichen der Entartung.\nIn eingehender Weise \u2014 eine grofse F\u00fclle interessanter Details bietend \u2014 schildert Arndt die Artung und Entartung im Pflanzen- und Tierreich. Als ein sehr wichtiges Moment f\u00fcr dieselbe spricht er neben der Vererbung den Einflufs der \u00e4ufseren Verh\u00e4ltnisse an. Sicherlich nicht mit Unrecht. Ern\u00e4hrung, Klima, Bodenbeschaffenheit, Luft etc. sind nicht ohne Einflufs auf das Wachsen und Gedeihen des Organismus und damit auch auf die Entwickelung seiner Nachkommenschaft.","page":318}],"identifier":"lit30152","issued":"1897","language":"de","pages":"316-318","startpages":"316","title":"L. L\u00f6wenfeld: Lehrbuch der gesamten Psychotherapie etc. Wiesbaden Verlag von J. F. Bergmann. 1897. 264 S. / H. Stadelmann: Der Psychotherapeut. W\u00fcrzburg, Verlag der Stahelschen K. B. Hof- und Universit\u00e4tsbuch- und Kunsthandlung. 1896. 230 S.","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:33:58.720238+00:00"}