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{"created":"2022-01-31T12:32:27.063845+00:00","id":"lit30153","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"L\u00fcckerath","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 14: 318-320","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"818\nLiUeraturbmricht,\nsind, zwei Eigenschaften, die man manch anderem Mittel nicht nachsagen kann.\nDas Buch von L\u00f6winfild ist unter den beiden das umfassendere\u00bb es enth\u00e4lt \u201edie erste Darstellung des ganzen Gebietes der Psychotherapie.0 Von der Beichhaltigkeit seines Inhaltes m\u00f6ge die Einteilung Zeugnis ablegen: 1. Geschichtliches; gegenw\u00e4rtiger Stand der Psychotherapie, 2. die Hauptthatsachen der medizinischen Psychologie, 8. die Psyche des Kranken, 4. allgemeine Psychotherapie (a, psychische Behandlung im weiteren Sinn, b. besonder\u00a9 psychotherapeutische Verfahren: psychische Gymnastik, Suggestivbehandlung, die BEBUER-Faiimsche kathartische Methode, Emotionstherapie, Wunder-, Glaubens- und Gebetkuren), 5. spezielle Psychotherapie (mit zahlreichen Unterabschnitten).\nDie Suggestivbehandlung, speziell die Hypnose, der hier also nur ein verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleiner Abschnitt gewidmet ist, nimmt in dem STADBLUAKvachen Buch den Hauptteil ein. Eine Kasuistik von 87 Krankengeschichten illustriert die Wirksamkeit der Methode. Bei aller Vortrefflichkeit des Buches sollen einige kleine Bedenken nicht verschwiegen werden. In Fall 86 scheint es sich mir nicht um epileptisches, sondern hysterisches Irresein zu handeln. Fall 85 schildert den Schwund von Krebskn\u00f6tchen in der Brust durch hypnotische Beeinflussung. Verfasser sagt selbst, er enthalte sich absichtlich einer weiteren Kritik dieses Falles. Ich w\u00fcrde ihn \u00fcberhaupt nicht mitgeteilt haben. Die Hypnose ist immer noch eine Behandlungsweise, die sich keineswegs des ungeteilten Wohlwollens von seiten der Fachgenossen erfreut; man soll deshalb alles vermeiden, was geeignet ist, den Gegnern Waffen in die Hand zu liefern*\nBeide B\u00fccher sind klar und leicht verst\u00e4ndlich geschrieben. M\u00f6ge ihnen der Erfolg nicht ausbleiben !\tScholz (Bonn).\nRudolf Arndt. Biologische Studien. II. Artung mai Entartung. Greifswald. Verlag von Julius Abel. 1805. (S. 312).\nEhedem wiegten sich die meisten Menschen in dem tr\u00f6stlichen Be-wufstsein. sich einer guten Gesundheit zu erfreuen, und man war geneigt, in der Natur das Streben nach Vervollkommnung als das Herrschende anzunehmen, so dafs in diesem Sinne jedes Talent freudig be-gr\u00fcfst und das Genie als ein besonders edles Reis an dem Baume der Menschheit angesehen wurde; wer aber das Buch Arndts gelesen hat, mufs diese Anschauungen als unrichtig bezeichnen, denn nach Arndt ist eigentlich kein Mensch ganz gesund, und das Genie ist keineswegs ein veredeltes Reis, sondern vielmehr ein Zeichen der Entartung.\nIn eingehender Weise \u2014 eine grofse F\u00fclle interessanter Details bietend \u2014 schildert Arndt die Artung und Entartung im Pflanzen- und Tierreich. Als ein sehr wichtiges Moment f\u00fcr dieselbe spricht er neben der Vererbung den Einflufs der \u00e4ufseren Verh\u00e4ltnisse an. Sicherlich nicht mit Unrecht. Ern\u00e4hrung, Klima, Bodenbeschaffenheit, Luft etc. sind nicht ohne Einflufs auf das Wachsen und Gedeihen des Organismus und damit auch auf die Entwickelung seiner Nachkommenschaft.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Li tteraturbericht\n319\nIst der Organismus nicht im st\u00e4nde, sich den Verh\u00e4ltnissen anzu-pasten und, wenn erforderlich, den \u00e4uiseren Einfl\u00fcssen den n\u00f6tigen Widerstand entgegenzusetzen, so entartet er. Die Entartung ist somit ein Zeichen von Schw\u00e4che, und da diese y on Geschlecht zu Geschlecht zunimmt, so stirbt er, wofern keine Regeneration eintritt, aus.\nDer Weg, den die Degeneration einschl\u00e4gt, ist durch das PpL\u00fcOBRsche Zuckungsgesetz vom erm\u00fcdeten und abaterbenden Nerven gegeben. Zuerst tritt ein Stadium erh\u00f6hten Kraftgef\u00fchls und vermehrter Leistungsf\u00e4higkeit auf \u2014 hierhin w\u00e4re das Talent und das Genie zu rechnen \u2014 dann folgt das Stadium der Atrophie und Aplasie, in welchem die im ersten Stadium schon angedeuteten Schw\u00e4chen sich steigern, w\u00e4hrend die F\u00e4higkeiten abnehmen, und diesem Stadium folgt der Tod.\nDem Fachmann und bis zu einem gewissen Grade dem Laien ist die Degeneration kenntlich durch ihre Zeichen oder Stigmata, die morphologischer und physiologischer Art sind. Sie Anden sich im Pflanzen-und Tierreich ebensowohl wie beim Menschen.\nDie Zahl der Stigmata ist Legion. Die morphologischen sind die auff\u00e4lligeren, weil sie als Formver\u00e4nderungen mehr in Erscheinung treten, w\u00e4hrend die physiologischen die wichtigeren sind.\nZu den morphologischen geh\u00f6ren die zahlreichen Hemmungs- und Missbildungen etc. Nat\u00fcrlich sind nicht alle gleichwertig.\nDas Genie ist als ein physiologisches Stigma der Entartung anzusehen. In der That finden sich neben den hervorragenden Eigenschaften, die das Individuum eben zum Genie stempeln, auch solche, die deutlich eine Schw\u00e4chung desselben kund thun. Die Reizbarkeit, die Launenhaftigkeit, die Widerstandslosigkeit und andere geh\u00f6ren hierhin. \u201eNullum ingenium nisi quadam stultitia mixtum\u201c, sagt Seneca ; und wir selbst sind geneigt, die Schw\u00e4chen um der guten Eigenschaften willen zu \u00fcbersehen, und pflegen zu sagen, dafs da, wo viel Licht ist, auch viel Schatten sein m\u00fcsse. Diesem ersten Stadium der Hypertrophie folgt dann die Atrophie. Damit steht die Thatsache in Einklang, dafs die Nachkommen eines genialen Menschen diesen nicht zu erreichen, vielmehr das Durchschuitts-m&fs nicht zu \u00fcberschreiten pflegen, wofern sie nicht sogar noch tinter diesem bleiben.\nVon den vielen sonstigen physiologischen Zeichen seien die Psychosen, die moral insanity, die sich auch bei vielen Tieren findet, die kontr\u00e4re Sexualempfindung und die verbreiteten Neurosen, die Hysterie, Epilepsie und die Neurasthenie erw\u00e4hnt. Letztere f\u00fchrt durch die Reihe der minderwertigen, Imbecillen, der kretinoiden Menschen und der Halb-kretins hindurch zur tiefsten Stufe der Entartung, dem Kretinismus. Hier zeigt sich zwischen dem Anfangs- und dem Endglied der Kette eine so enorme Verschiedenheit, dafs ohne Kenntnis der ganzen Kette ein innerer Zusammenhang gar nicht als denkbar erscheint.\nBei all diesen Individuen finden sich mehr oder weniger zahlreich auch die morphologischen Stigmata, die mit den physiologischen Hand in Hand gehen.\nAuch die Sozialdemokraten und die Verfechterinnen der Frauen-emanzipation z\u00e4hlt Aehdt zu den Degenerierten.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLitieratwrbtri&i*\nGeatmet ist also eigentlich niemand mehr; mehr oder weniger degeneriert sind wir alle. lat die Menschheit darum dem Unterg\u00e4nge geweiht? Keineswegs. Denn die g\u00fctige Natur hat in den Organismus die F\u00e4higkeit gelegt, der Degeneration Einhalt zu thun und durch Regeneration wieder zu physischer und geistiger Gesundheit zu gelang\u00ab. Der Weg der Regeneration w\u00fcrde im umgekehrten Sinne des Pfuugkr-sohen Gesetzes zu erfolgen haben. Auf diese Weise k\u00f6nnte die Menschheit wieder gesunden. Und welches sind die Kennzeichen der Gesundheit? \u201eDas Mafsvolle, das in stetiger Kraft ruhig Fortwirkende, das in allen seinen Aufserungen, materiellen wie funktionellen, sich Entsprechende, das Harmonische, das sind ihre Kennzeichen.a\nL\u00fcckerath (Bonn.)\nM. Nord au. Entartung\u00ab 8. Aufi. 1. Bd. VIH u. 427 8. \u2014 2. Bd. 559 S. Berlin 1896. Carl Duncker.\nDer vor vier Jahren erschienenen ersten Auflage dieses Buches (siehe diese Zeitschrift Bd. V S. 141 u. Bd. VI S. 412) ist nunmehr berate die dritte gefolgt. Die vielen Schw\u00e4chen und Entartungszeichen der modernen Str\u00f6mungen fordern zu einer Kritik heraus, und wer diese in so geistvoller und fesselnder Weise zu schreiben versteht, wie es bei Nord au der Fall ist, mufs seine Leser finden. Auf den Inhalt des Werkes nochmals einzugehen Hegt f\u00fcr uns keine Veranlassung vor.\nArthur Koma.\nE. Fbrrx. Das Verbrechen aia soziale Erscheinung. Qnmds\u00fcgt der Krimmair Soziologie. Autorisierte deutsche Ausgabe von H. Kubkula. XV u. 497 8. Leipzig 1896. Georg H. Wigand\u2019s Verlag.\nFerris Sociologies Criminate erscheint in dem vorliegenden Werk\u00ae in deutscher Bearbeitung. Hierbei sind die Ver\u00e4nderungen und Zn,sitae bereite verwendet worden, welche die in Vorberatung begriffene vierte Auflage des Originals enthalten wird. Eine Verringerung des \u00dcmfhagpi im Vergleich zum Original ist dadurch bewirkt worden, dais der bibliographische Anhang sowie auch einige rein polemische Abschnitte fort-gelassen sind.\nAuf den Inhalt des Werkes n\u00e4her einzugehen, liegt keine Veranlassung vor, da an einer fr\u00fcheren Stelle in diestr Ze\u00e4schrt\u00df Bd. VUL S. 816\u2014820 bei Gelegenheit des Erscheinens einer franz\u00f6sischen \u00dcbersetzung das Buch bereite ausf\u00fchrlich besprochen worden ist.\nArthur Koma.","page":320}],"identifier":"lit30153","issued":"1897","language":"de","pages":"318-320","startpages":"318","title":"Rudolf Arndt: Biologische Studien. II. Artung und Entartung. Greifswald. Verlag von Julius Abel. 1895. S. 312","type":"Journal Article","volume":"14"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:32:27.063851+00:00"}